Machtspieler
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Ronny Blaschke. Machtspieler
Отрывок из книги
Ronny Blaschke, geboren 1981 in Rostock, studierte Sport-und Politikwissenschaften in Rostock. Als Journalist und Autor beschäftigt er sich mit politischen Themen im Sport, vor allem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche Zeitung und die Deutsche Welle. Die Recherchen für seine Bücher lässt er in politische Bildung einfließen, in Vorträge, Moderationen und Konferenzen. Zudem entwickelt er Themenreihen wie „Fußball und Menschenrechte“ für das Onlineportal 120minuten. Blaschke wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.
mail@ronnyblaschke.de · www.ronnyblaschke.de
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Im Oktober 1991 reiste Ivica Osim mit der jugoslawischen Auswahl zu einem Freundschaftsspiel in seine Heimatstadt Sarajevo, Anlass war der siebzigste Geburtstag seines früheren Vereins, des FK Željeznič ar, zu Deutsch Lokomotive. Zu jener Zeit hatten Slowenien und Kroatien bereits ihre Unabhängigkeit erklärt. In Sarajevo schienen die Menschen noch Hoffnung zu haben: Vor dem Spiel ließen Spieler Friedenstauben steigen. Auf den Tribünen bejubelten 20.000 Zuschauer ihr bereits geschrumpftes Nationalteam. Bosnien und Herzegowina war die einzige jugoslawische Teilrepublik, in der es keine klare Bevölkerungsmehrheit gab. Und das zeigte sich 1991 auch in Sarajevo: Von den 530.000 Einwohnern waren 49 Prozent Muslime, dreißig Prozent Serben, sieben Prozent Kroaten. Keine Gemeinde im Umkreis war ethnisch homogen, gemischte Ehen waren selbstverständlich.
Nach einem Referendum im März 1992 erklärte sich aber auch die Republik Bosnien und Herzegowina für unabhängig. Die bosnischen Serben wollten das nicht akzeptierten, auf ihren Gebieten schlossen sie sich zur „Serbischen Republik Bosnien und Herzegowina“ zusammen, später Republika Srpska. In jener aufgeladenen Atmosphäre sollte der FK Željeznič ar in Sarajevo den Verein Rad Belgrad empfangen. Am selben Tag besetzten serbische Kräfte der verbliebenden jugoslawischen Armee eine Polizeiakademie in der Nähe des Stadions. Sie schossen willkürlich auf Zivilisten, auch auf das Stadion. Spieler und Fans konnten sich in Sicherheit bringen.
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