Отрывок из книги
Die rückwirkende Kraft
Essay von Rudolf Nedzit
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So wie die Sprache, die Sprachhandhabung kein Selbstzweck sein darf, so darf auch das Denken sich nicht in sich selbst verlieren, sich im Kreise von Selbstbezügen drehen und winden. Es muss vielmehr diesen Kreis sprengen, aus sich heraustreten und den beflügelnden Duft einer Transzendenz schnuppern; nicht im Sinne eines Jenseits, sondern eines reflektierten Diesseits, welches ungeahnte Höhenflüge erlaubt, wenn man keine Angst vorm Fliegen hat. Da Gott tot ist, bereits seit geraumer Zeit sogar, sollte man die eigene Lebens- und Denkkraft nicht mehr weiterhin damit verschwenden, einem Leichnam zu huldigen, sondern alles daran setzen, das Zepter der Lebensführung, -gestaltung und -steigerung fest in die Hand zu nehmen. Um das erreichen zu können, muss man kein Übermensch sein, es genügt vollkommen, einer werden zu wollen. Dieses Wollen aber muss mit Macht geschehen. Sollte die eigene, die erste Natur davor zurückscheuen, so muss an einer zweiten gearbeitet werden, beständig, kompromisslos, Ziel führend. Das Ziel liegt in der Spitze, nicht in der Breite. Der beschwerliche Aufstieg dorthin muss uns nicht vorneweg entmutigen; alles Gleiche kehrt ewig wieder, immer wieder werden sich neue Chancen auftun – dieser Augenblick aber gehört uns: so nutzen wir ihn denn!
Mit der Sprache wird also über das Denken gesprochen, erst mit dem Geist aber das Denken erhaben gemacht. Nietzsche, der sich seines Geistes frühzeitig dergestalt bewusst ist, dass er damit rechnet, einmal Centauren zu gebären, weiß nur zu gut, wo er anzusetzen hat, um etwas zu bewegen: bei sich, diesem Schwungrad seiner Existenz. Ununterbrochen drehend speichert es Energie und gleicht Antriebe aus, bis hin zu
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