Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt
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Rudolf Steiner. Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriss dargestellt
Inhalt
Vorrede zur Neuauflage 1924
Vorrede zur Neuauflage 1918
Vorrede 1914
Zur Orientierung über die Leitlinien der Darstellung
Die Weltanschauung der griechischen Denker
Das Gedankenleben vom Beginn der christlichen Zeitrechnung bis zu Johannes Scotus oder Erigena
Die Weltanschauungen im Mittelalter
Die Weltanschauung des jüngsten Zeitalters der Gedankenentwicklung
Das Zeitalter Kants und Goethes
Die Klassiker der Welt- und Lebensanschauung
Reaktionäre Weltanschauungen
Die radikalen Weltanschauungen
Einleitende Bemerkungen zur Neuauflage 1914
Der Kampf um den Geist
Darwinismus und Weltanschauung
Die Welt als Illusion
Nachklänge der Kantschen Vorstellungsart
Weltanschauungen der wissenschaftlichen Tatsächlichkeit
Moderne idealistische Weltanschauungen
Der moderne Mensch und seine Weltanschauung
Skizzenhaft dargestellter Ausblick auf eine Anthroposophie
Über den Autor
Отрывок из книги
Erster Band
Vorrede zur Neuauflage 1924
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Die Sophisten sind dabei in ein gefährliches Fahrwasser geraten. In ihnen stellt sich der Geist des Griechentums wie an einen Abgrund; er will sich die Kraft des Gleichgewichts durch seine eigene Macht geben. Man sollte, wie schon angedeutet worden ist, mehr auf den Ernst dieses Versuches und auf seine Kühnheit blicken, als ihn leichthin anklagen, wenn auch die Anklage für viele der Sophisten gewiss berechtigt ist. Doch stellt sich dieser Versuch naturgemäß in das griechische Leben an einem Wendepunkte hinein.
Protagoras lebte um 480-410 v. Chr. Der Peloponnesische Krieg, der an dem Wendepunkte des griechischen Lebens steht, fand statt von 431-404 v. Chr. Vorher war in Griechenland der einzelne Mensch fest in die sozialen Zusammenhänge eingeschlossen; die Gemeinwesen und die Tradition gaben ihm den Maßstab für sein Handeln und Denken ab. Die einzelne Persönlichkeit hatte nur als Glied des Ganzen Wert und Bedeutung. Unter solchen Verhältnissen konnte noch nicht die Frage gestellt werden: Was ist der einzelne Mensch wert? Die Sophistik stellt diese Frage, und sie macht damit den Schritt zu der griechischen Aufklärung hin. Es ist doch im Grunde die Frage: Wie richtet sich der Mensch sein Leben ein, nachdem er sich des erwachten Gedankenlebens bewusst geworden ist? Von Pherekydes (oder Thales) bis zu den Sophisten ist in Griechenland innerhalb der Weltanschauungsentwicklung das allmähliche Einleben des schon vor diesen Persönlichkeiten geborenen Gedankens zu beobachten. An ihnen zeigt sich, wie der Gedanke wirkt, wenn er in den Dienst der Weltanschauung gestellt wird. Doch ist diese Geburt in der ganzen Breite des griechischen Lebens zu bemerken. Die Weltanschauung ist nur ein Gebiet, auf dem sich eine allgemeine Lebenserscheinung in einem besonderen Falle auslebt. Man könnte eine ganz ähnliche Entwicklungsströmung auf den Gebieten der Kunst, der Dichtung, des öffentlichen Lebens, der verschiedenen Gebiete des Handwerks, des Verkehrs nachweisen. Diese Betrachtung würde überall zeigen, wie die menschliche Wirksamkeit eine andere wird unter dem Einfluss derjenigen Organisation des Menschen, die in die Weltanschauung den Gedanken einführt. Die Weltanschauung »entdeckt« nicht etwa den Gedanken, sie entsteht vielmehr dadurch, dass sie sich des geborenen Gedankenlebens zum Aufbau eines Weltbildes bedient, das vorher aus anderen Erlebnissen sich gebildet hat.
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