AfrikAffekt

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Описание книги

2004 jährte sich zum hundertsten Mal der Ausbruch des Deutsch-Namibischen Krieges (1904–1908) im damaligen Deutsch-Südwestafrika, der im Genozid an den Herero- bzw. Nama-Völkern gipfelte. Der Versöhnungsprozess findet langsam und vor allem durch symbolische Gesten statt, während formelle Verhandlungen nur schleppend vorankommen. Die vorliegende Studie untersucht die Aufarbeitung des Völkermords an Herero und Nama in der jüngsten deutschsprachigen Belletristik. Sie betrachtet eine Reihe deutschsprachiger Romane von Timms 'Morenga' (1978) bis Jaumanns 'Der lange Schatten' (2015) nicht nur im Rahmen diskursgeschichtlicher bzw. ideologiekritischer Debatten, sondern analysiert sie außerdem mithilfe der Affekttheorie. Dieser Ansatz erlaubt es zu beschreiben, wie literarische Texte mannigfaltige Rituale und Symboliken mit affektiver Reichweite über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg in die Gegenwart tragen und so zum dringend notwendigen interkulturellen Dialog und zur längst überfälligen Versöhnung beitragen können.

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Russell West-Pavlov. AfrikAffekt

Inhalt

Danksagung

1. Einleitung

1.1 Hendrik Witboois Bibel

1.2 Thesen der Studie

1.3 Struktur der Studie

2. Theoretischer und methodologischer Rahmen der Studie

2.1 Seyfrieds Herero und die Unsichtbarkeit der Herero

2.2 Kontext der Studie

2.3 Stand der Forschung

2.4 Theoretischer Bezugsrahmen

2.4.1 Die gegenwärtige Multikrise

2.4.2 Schnittstelle Deutschland – Afrika

2.4.3 Fachbezogene Transformationen

2.4.4 „Präsentismus“ und affektive Historizität

2.4.5 Affekttheorie

2.5 Methodologie

3. Die Bundestagsdebatte zum Genozid der Herero und Nama

3.1 Lemmers Der Sand der Namib

3.2 Die Anträge im Bundestag und die anschließende Debatte

3.3 Welcher Begriff von (Affekt-)Geschichte gilt im Bundestag?

3.4 Gleichgültigkeit – zwei Bedeutungen

3.5 Performative Affekte

3.6 Nachspiel

4. Timms Morenga und die Methode einer Affektlektüre

4.1 Exemplarische Lektüre: Thesen

4.2 Metatextualität

4.3 Leerstelle und Affekt

4.4 Historiografische Metafiktion als Verortung des Affekts

5. Timms Morenga und der Affekt der Geschichte(n)

5.1 Affektgeschichte / Geschichtsaffekt

5.2 Die Montage-Technik Timms

5.3. Von der Montage zum Affekt: Duft

5.4 Der Duft der Zeit

5.4.1 „Null-Grad“-Geschichtsaffekt: Kognition

5.4.2 Geschichtsaffekt als Besitz

5.4.3 Geschichtsaffekt als Jetztzeit

5.5 Entwurf eines erweiterten Affektbegriffs

5.5.1 Negative Affekte (Affekt I / II)

5.5.2 Ambivalente Affekte (Affekt I / II / III)

5.5.3 Positiver Affekt (Affekt III)

5.6 Der erweiterte Affektbegriff und die Sprache

5.7 Interesse und Affekt

6. Beetz, Flucht vom Waterberg und Hoffmann, Die schweigenden Feuer

6.1 Beetz, Flucht vom Waterberg

6.2 Hoffmann, Die schweigenden Feuer: Zusammenfassung, Voraussetzungen

6.3 Die Fallen des Einfühlungsvermögens bei Hoffmann

6.4 Der Verlauf der Zeit

6.5 Wiedergutmachung?

7. Wackwitz’ Ein unsichtbares Land

7.1 Das Schiff

7.2 Ein unsichtbares Land

7.3 Das sichtbare Land

7.4 Verneinung in der Gegenwart

8. Paluchs / Habecks Der Schrei der Hyänen

8.1 Kolonialgeschichte und / oder Familiengeschichte?

8.2 Abstammung als Ausgrenzung

8.3 Alternative Stammbäume

8.4 „Scramble for Africa“

9. Jaumanns Der lange Schatten

9.1 Zwei Handlungsstränge: Windhoek vs. Berlin

9.2 Fakt vs. Fiktion und die „Enttäuschung“

9.3 Die Gattung des Krimis

9.4 Krimi-Affekt

9.5 Die Zeit des Affekts

10. Schlusswort

11. Literaturverzeichnis. 11.1 Primärquellen

11.2 Sekundärquellen

Fußnoten. 1.1 Hendrik Witboois Bibel

10. Schlusswort

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Russell West-Pavlov

Deutschsprachige Gegenwartsromane zum Herero- und Nama-Genozid 1904-1908. Ein affekttheoretischer Ansatz

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Die vorliegende Studie untersucht acht zwischen 1978 und 2015 veröffentlichte deutschsprachige Romane zum Deutsch-Namibischen Krieg und zum Genozid an den Herero- und Nama-Völkern. Die Romane setzen an verschiedenen geschichtlichen Zeitpunkten an bzw. behandeln die Ereignisse aus sehr weit auseinandergehenden geschichtlichen Perspektiven. Der zentrale Ansatz hier ist jedoch weder die Bewertung der Aufarbeitung historischen Geschehens noch die diskursanalytische Kritik der jeweiligen Ideologien des Kolonialismus bzw. der Aufarbeitung des Kolonialismus, sondern die in den Romanen exponierte Gestaltung der affektiven Verbindungsmodi zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie zwischen Deutschen und den ehemaligen Kolonisierten bzw. den heutigen Namibiern.

Stellvertretend für diese literarische Strömung bzw. Untergattung (gegenwärtige literarische Darstellungen des Deutsch-Namibischen Kriegs) wird der bahnbrechende Montage-Roman von Uwe Timm, Morenga (2000 [1978] / 2020 [1978]) als paradigmatisches Beispiel für die Untersuchungsmethodik behandelt.1 Im Gegensatz zu vielen literaturgeschichtlichen Studien auf diesem Gebiet wird der Roman im Rahmen des allgemein noch relativ kontroversen und umstrittenen – im deutschen Kontext noch wenig bekannten – Ansatzes der Affekttheorie interpretiert. Es wird gezeigt, dass die Montage-Technik Timms nicht nur die kritische „Brechung“ der vermeintlich kohärenten Realität und deren ideologische Konstruktion unterstützt, sondern dass das Nebeneinanderfügen von Fragmenten genauso gut die gegenseitige Interaktion und sogar Anziehungskraft von verschiedenen aneinander geratenen Kulturen suggerieren kann. Genau wie im Falle der Restitution von geraubten Kulturgütern geht es darum, nicht nur einen unabdingbaren kritischen Blick auf die Vergangenheit und ihre noch in die Gegenwart hineinreichenden Diskurse zu werfen, sondern darüber hinaus zu schauen, welche verbindenden Gesten, Rituale und Symboliken dringend notwendige interkulturelle Brücken bauen können und zur längst überfälligen Versöhnung beitragen können.

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