Die erste Verlobte
Описание книги
"Ein Setting wie bei Jane Austen, das Ruth Berger mit herrlichen Intrigen, scharfen Charakterstudien und einer wohltuenden Portion Ironie ausgestattet hat." (Brigitte)
Im Südengland des späten 18. Jahrhunderts. Vor den Küsten tobt der Krieg, und auch in der Familie des Marineleutnants Thomas Steele steht es nicht zum Besten. Die schäbige Dachwohnung ist alles andere als standesgemäß, jedes Kleidungsstück schon dutzendfach geflickt und gewendet, doch es fehlt eben an Geld. So trauert der Hausherr auf dem Diwan seinem auf See verlorenen Bein hinterher, derweil Mrs. Steele heimlich zur Rumflasche greift. Doch es sind die Töchter, um die man sich wirklich sorgen muss. Vor allem um die Ältere, die nichts im Kopf hat als den Wunsch, mit einem Liebhaber – irgendeinem! – dem Elternhause zu entfliehen. Lucy, die Jüngere, ist zwar vernünftiger, doch es fehlt ihr leider an gesellschaftlichem Schliff. Mutter. Schließlich verliebt sich Lucy in einen Schüler ihres Onkels, den adeligen Edward Ferrars. Von nun an könnte alles so schön sein – wenn nicht Mütter, Schwestern, Schwägerinnen und andere Katastrophen das Leben erheblich komplizieren würden…
Отрывок из книги
Ruth Berger
Die erste Verlobte
.....
Doch ihre Sorgen waren grundlos. Sobald Anne von den unmittelbaren Folgen einer schlaflosen Nacht in Verbindung mit viel Lärm, ungewohnter Bewegung und Bier genesen war, zeigte sie sich außerordentlich gesprächig sowie aufs schönste zufrieden mit sich selbst und ihren Erfolgen in der Ballnacht. Das Erste, was sie erzählte, war: Sie habe zweimal mit Fortescue getanzt! Oder, wie sich herausstellte, fast zweimal, denn beim zweiten Mal, als er sich auffordernd zu ihr gebeugt habe, um sie für den nächsten Tanz einzuhaken, sei Witherspoon, mit Worten bekanntermaßen schneller zur Hand als sein Freund, ihm mit einem rasch dahingemurmelten «Darf ich bitten?» zuvorgekommen, worauf sich auf Fortescues Gesicht ein Ausdruck bitterster Enttäuschung und Verzweiflung ausgebreitet habe. Anne, über die Einmischung Witherspoons empfindlich verärgert, blieb nichts, als den nächsten Tanz ihm zu schenken, wollte sie nicht mehr als unhöflich wirken – und gerade das, betonte sie, wollte sie in Fortescues Gegenwart nicht. «Aber wer sich noch mehr als ich geärgert hat», berichtete sie befriedigt, «war der Pfarrer! Oh, làlà, ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als Witherspoon mich durch den Saal wirbelte – es war regelrecht grün vor Eifersucht!»
«Aber der Pfarrer ist doch seit letztem Jahr verheiratet», bemerkte halblaut Lucy, die ein wenig abwesend schien. «Dummerchen», schalt Anne sie liebevoll, «eine Ehe hat nicht immer etwas mit Leidenschaft zu tun, jedenfalls was den Pfarrer angeht, der eine reiche Witwe genommen hat, die mindestens fünf Jahre älter ist als er! Der Ärmste, gedenke, was er nun Tag für Tag durchstehen muss mit der alten Schachtel, er kann einem fast Leid tun.»
.....