Blinder Spiegel
Описание книги
Paris. Sie und er. Elle und Lui. Sie begegnen sich in einem Café. Lui ist Fluglotse. Er wechselt die Städte und Flughäfen immer dann, wenn ihm das Leben zu eng wird. Sie ist die Frau eines Unternehmers, der in die Politik drängt und sie zu oft über lange Zeit allein zurücklässt. In einer obsessiven Affäre flüchten sie in Tagträume und halten sich gegenseitig in ihrer abgründigen Verlorenheit. Um etwas zu fühlen, suchen sie den Schmerz. Lui, indem er nach Nähe strebt, um dann vor ihr zu flüchten, und Elle in ihrer masochistischen Neigung, die ihr Mann an ihr ausnutzt. Beide ahnen, dass es für sie kein glückliches Ende geben wird, bis ihnen die Realität eine Entscheidung abverlangt.
Salih Jamal zeichnet mit zärtlicher, poetischer und schonungslos ehrlicher Sprache eine tragische Liebe in fünf Akten. Existenziell, grausam und schön. Eine Geschichte, die sich anfühlt wie ein französischer Film.
Triggerwarnung: Dieses Buch enthält eine Beschreibung psychischer Gewalt, ausgehend von einer narzisstischen Mutter.
Отрывок из книги
Salih Jamal
hat seine Wurzeln in Palästina. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf. 2021 erschien sein Roman Das perfekte Grau. Der vielbeachtete Roman kam auf die Hotlist 2021 und zählte zu den 10 besten Büchern Deutschlands aus unabhängigen Verlagen. Schon sein Debüt Briefe an die grüne Fee – Über die Langeweile, das Begehren, die Liebe und den Teufel wurde 2018 auf der Frankfurter Buchmesse mit dem »SKOUTZ Award« für das beste Buch in der Kategorie »Zeitgenössische Literatur« gewürdigt. Blinder Spiegel(2022) ist sein zweiter Roman, der bei Septime erscheint.
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Im Lokal schaute ich mich um, konnte sie aber nicht sehen. Die Spiegel hinter der Bar und an den gegenüberliegenden Wänden warfen die Bilder hin und her, sodass es mir schwerfiel, mich zurechtzufinden. Vielleicht war sie hinter mir im Gedränge wieder hinausgegangen? Ich fühlte inmitten der Menge eine absurde Leere, zwang mich an Rücken, Ellbogen, Schultern, Stimmen, Zeitungsgeraschel und dem Duft von Rasierwasser und frischem Parfum vorbei und suchte die Toiletten. Plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich hier wollte. Einer mir fremden Frau nachgehen? Einem unbestimmten Gefühl? Einer Lust? Es schien mir mit einem Mal sinnlos und kindisch. Meine kleine Euphorie war erloschen, noch bevor sie sich richtig entfachen konnte.
Ich spürte die Lust und fragte mich, ob das, was uns ruft, auch das ist, was wir suchen. Aber haben wir eine Wahl, wenn wir uns nicht ergeben möchten? Auch wenn wir nach Seifenblasen greifen, im Zwang Windmühlen nachjagen, uns im Kreis drehen oder auf ewig das Kap der guten Hoffnung umsegeln müssen.
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