Familie, Lebensgefühl und Gesundheit
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Sebastian Viertel. Familie, Lebensgefühl und Gesundheit
Familie, Lebensgefühl und Gesundheit
Familie im Wandel der Zeit
Familie heute – Fakten zu ausgewählten Schwerpunktthemen
Trennung, Scheidung, Familienzerrüttung
Familienpsychologie
Bindung und sozial-emotionale Entwicklung
Die Rolle der Familie für die Entwicklung der Kinder
Familienzerrüttung aus verschiedenen Perspektiven
Familienzerrüttung und Kindeswohlgefährdung
Rechtsgrundlagen
Zweit-, Stief- und Patchwork-Familien als Versuche der Schadensbegrenzung nach vollständiger Familienzerrüttung
Bedeutung der Kommunikation
Das biopsychosoziale Modell und mögliche Auswirkungen von Familienzerrüttung auf die Entwicklung und Gesundheit
Untersuchung zum Zusammenhang Scheidung und Depression
Wenn Scheidung weh tut
Scheidung muss nicht wehtun
Literatur
Impressum
Отрывок из книги
Sebastian Viertel
Familie, Lebensgefühl und Gesundheit
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(Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Bundesministerium für Gesundheit, 2003-2017).
Künftig sollen Kinder aus suchtbelasteten Familien noch stärker unterstützt werden. Denn eine Suchterkrankung oder der Missbrauch von Alkohol und anderen legalen oder illegalen Substanzen durch die Eltern, wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit und die Lebensumstände der Eltern aus, sondern kann auch für die Kinder und Jugendlichen nachhaltige negative Folgen haben: die sozio-demografischen Bedingungen für die Kinder können negativ beeinflusst werden. Das bedeutet, dass die Kindern später, auf Grund der Substanzkonsumstörung der Eltern und den damit verbundenen inner- und außerfamiliären Problemen, möglicherweise einer niederen Einkommensgruppe angehören werden und von Armut betroffen sein können. Weitere Probleme, mit welchen die Kinder und Jugendlichen aus Familien, in denen es zu Substanzkonsumstörungen kommt, konfrontiert sein können, sind soziale Ausgrenzung, Vernachlässigung, wenig Verlässlichkeit, unsichere Bindung oder Trennung von den Eltern. Konflikte, Aggressivität und Gewalt in der Familie sowie psychische Erkrankungen der Kinder, können weitere negative und nachhaltige Auswirkungen einer Substanzkonsumstörung der Eltern sein. Vielleicht lassen sich die Ursachen für diese paradoxen Umstände, dem hohen Bewusstsein über soziale Aspekte einerseits und den gleichzeitig zunehmenden asozialen Verhältnissen in unserer Gesellschaft andererseits, in der Unfähigkeit und den Schwächen des Homo sapiens finden. In Anbetracht einer solchen Entwicklung im beschriebenen Zeitraum, darf man nicht von einer positiven Bilanz sprechen. Die Drogenbeauftragte wünscht sich für die kommenden 4 Jahre eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Rolle des Alkohols und das, was wir als Gesellschaft bereit sind, für die Alkoholprävention zu tun. Bleibt zu hoffen, dass nach weiteren 4 Jahren Diskussion die Gesamtbilanz dann etwas positiver ausfällt. Vielleicht sollte man dazu die gewünschte Diskussion, über die Rolle des Alkohols und mögliche Präventionsmaßnahmen noch ein wenig weiter ausdehnen. Falls nicht schon in den letzten 14 Jahren geschehen, könnten in die Diskussion beispielsweise Bereiche, wie Produktion, Vertrieb und Marketing sowie Kosten und Steuern stärker einbezogen werden, anstatt den Fokus allein auf den Konsumenten und Folgeprobleme zu richten. Symptombehandlung ist wichtig aber Symptombehandlung ist keine Ursachenbehandlung. Offensichtlich liegen die Prioritäten in völlig anderen Bereichen, als beispielsweise dem Wohlergehen der erwähnten Kinder und Jugendlichen, deren Eltern oder Elternteil Substanzabhängig sind. Wie aus dem Kurzbericht Crystal Meth und Familie – Zur Analyse der Lebenssituation und des Hilfebedarfs betroffener Kinder hervorgeht, lag bei den Substanz konsumierenden Eltern zumeist ein niedriger sozioökonomischer Status vor (Klein, Dyba, Moesgen, & Urban, 2015), was natürlich nicht gleichzeitig bedeutet, dass in den höheren sozialen Schichten keine Substanzen konsumiert werden. Ein weiteres zu beobachtendes Phänomen: es besteht seit über 25 Jahren scheinbar ein chronischer Mangel an Plätzen in Kindertagesstätten sowie ein Mangel an ausreichend Personal im Betreuungs- und Bildungsbereich bzw. ein Mangel an finanziellen Mitteln. Bereits 1990 stellt der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge fest, dass zu wenig Ganztagseinrichtungen wie Krippen, Tagespflege, Kindergärten und Horte für alle Altersgruppen zur Verfügung stehen, welche die Vereinbarkeit von Familien-pflichten und Erwerbstätigkeit ermöglichen (Sander, 1999). Ein Trend, der sich bis heute offensichtlich fortsetzt und der, in Anbetracht aktueller Prognosen zu weiter steigenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren, längst überfälliges politisches Handeln zwingend erforderlich macht. Scheinbar wurden auch hier auf politischer Ebene die Herausforderungen im Bereich Bildung und Betreuung verkannt oder aber die Bedürfnisse von Familien in diesen Bereichen sind aus politischer Perspektive ebenfalls von geringerer Priorität. Zu diesem Schluss muss man fast zwangsläufig gelangen, wenn man den beschriebenen Mangelzuständen auf der einen Seite, überhöhte Investitionen in anderen Bereichen gegenüber stellt. Hinzu kommt, dass der vorherrschende Personalmangel in der Sozialwirtschaft, die in den non-profit Bereich fällt, sich nicht nur negativ auf die Qualität der Betreuung und Ausbildung der Kinder auswirkt. Vor dem Hintergrund steigender psychischer Belastungen am Arbeitsplatz und damit einhergehendem zunehmenden Krankenstand, zeigt sich deutlich, dass auch die Gesundheit der in diesem Bereich tätigen Arbeitskräfte offenbar unter den beschriebenen Mangelzuständen leidet. Die Förderung des betrieblichen Gesundheitsmanagements in diesem Zusammenhang ist ein sehr wichtiges und nützliches Instrument der Schadensbegrenzung. Doch auch hier gilt: Symptom-behandlung ist keine Ursachenbehandlung. Die eigentlichen Ursachen, nämlich Personalmangel, Überforderung der Arbeitskräfte und damit einhergehende Leistungseinbußen und Qualitätsverlust, sollten nicht verkannt werden.
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