Отрывок из книги
Am 28. April 1947, einem Montag, erlebte Aleppo einen strahlenden Frühlingstag. Die Sonne spendete trotz der dichten weißen Wolkendecke schon so viel Wärme, dass viele ihre Angelegenheiten für diesen Nachmittag ruhen ließen und in den Grünflächen am Fluss spazieren gingen, dort, wo Jahre später nach dem Vorbild der Gärten von Versailles der berühmteste öffentliche Park des Orients entstehen sollte.
Am Nordufer, im Herzen der Stadt, lag das Viertel Azizieh, und dort, wo man zum Bahnhof abbog, stach die elegante Villa aus roséfarbenem Aleppo-Stein des Rechtsanwalts Bahdjat al-Haffar hervor, von deren Balkon aus man den Park überblicken konnte.
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An dieser Stelle konnte ich mich gerade noch zügeln und meine Predigt anhalten. Da ich diese Erfahrungen selbst durchlebt hatte, hielt ich es für tröstlich, darüber zu sprechen. Ich hatte Mitleid mit ihm und war trotzdem überrascht, Schmerz so tief zu empfinden und bei der Überwindung so tapfer zu sein. Und spätestens als Nasser mir deutlich machte, dass er mein langes Festhalten seiner Hand nicht für eine oberflächliche Geste hielt, sondern für einen Ausdruck meines Mitgefühls, war ich erleichtert, ihm diese tröstenden Worte gesagt zu haben.
Bevor wir uns nun jeder für sich einen Weg durch die Reisenden bahnten, fragte mich Nasser nach meiner Telefonnummer. Trotz seiner Trauer war er doch so geistesgegenwärtig! Er tippte die Ziffern in sein Handy und rief sofort durch, sodass seine Nummer auf meinem Display erschien, diese Nummer war alles, was ich in Zukunft brauchen würde. Noch wusste ich nicht, wie abhängig ich von dieser Nummer sein würde, wenn ich erst sehen würde, was das Leben noch für mich bereithielt.
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