Ein Großteil alltäglicher Fehlleistungen, wie das Versprechen, Vergessen, Verschreiben, Vergreifen, Verlegen von Gegenständen und anderen Fehlhandlungen und Irrtümern sind nach Freud Ausdruck unbewusster Absichten – nur auf den ersten Blick zufällige oder sinnlose Fehlleistungen bzw. Versehen, tatsächlich sind es aber sinnvolle Mechanismen des Unbewussten. Mit psychoanalytischer Methodik deckt Freud auch weniger offensichtliche psychische Motive von Fehlleistungen auf. Dabei kommt er bei der Analyse von Unfällen teilweise zu dem Ergebnis, es handle sich um unbewusst angestrebte Selbstbeschädigungen. Das Buch Zur Psychopathologie des Alltagslebens gehört bis in die Gegenwart zu einem Grundlagenwerk der Psychoanalyse.
Оглавление
Sigmund Freud. Zur Psychopathologie des Alltagslebens
Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Über Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum
I. Vergessen von Eigennamen
II. Vergessen von fremdsprachigen Worten
III. Über die Deckerinnerungen
IV. Das Versprechen
V. Verlesen und Verschreiben
A. Verlesen
B. Verschreiben
VI. Vergessen von Eindrücken und Vorsätzen
A. Vergessen von Eindrücken und Kenntnissen
B. Das Vergessen von Vorsätzen
VII. Das Vergreifen
VIII. Symptom- und Zufallshandlungen
IX. Irrtümer
X. Determinismus. – Zufalls- und Aberglauben. – Gesichtspunkte
Impressum: André Hoffmann - Dammweg 16 - 46535 Dinslaken
Отрывок из книги
Von Prof. Dr. Sigm. Freud
in Wien
.....
Wenn ich nicht sehr irre, würde ein Psycholog, von dem man die Erklärung forderte, wie es zugehe, dass einem so oft ein Name nicht einfällt, den man doch zu kennen glaubt, sich begnügen, zu antworten, dass Eigennamen dem Vergessen leichter unterliegen als andersartiger Gedächtnisinhalt. Er würde die plausibeln Gründe für solche Bevorzugung der Eigennamen anführen, eine anderweitige Bedingtheit des Vorganges aber nicht vermuten.
Für mich wurde zum Anlass einer eingehenderen Beschäftigung mit dem Phänomen des zeitweiligen Namenvergessens die Beobachtung gewisser Einzelheiten, die sich zwar nicht in allen Fällen, aber in einzelnen deutlich genug erkennen lassen. In solchen Fällen wird nämlich nicht nur vergessen, sondern auch falsch erinnert. Dem sich um den entfallenen Namen Bemühenden kommen andere – Ersatznamen – zum Bewusstsein, die zwar sofort als unrichtig erkannt werden, sich aber doch mit grosser Zähigkeit immer wieder aufdrängen. Der Vorgang, der zur Reproduktion des gesuchten Namens führen soll, hat sich gleichsam verschoben und so zu einem unrichtigen Ersatz geführt. Meine Voraussetzung ist nun, dass diese Verschiebung nicht psychischer Willkür überlassen ist, sondern gesetzmässige und berechenbare Bahnen einhält. Mit anderen Worten, ich vermute, dass der oder die Ersatznamen in einem aufspürbaren Zusammenhang mit dem gesuchten Namen stehen, und hoffe, wenn es mir gelingt, diesen Zusammenhang nachzuweisen, dann auch Licht über den Hergang des Namenvergessens zu verbreiten.