Pathos
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Solmaz Khorsand. Pathos
Pathos
Inhalt
Vorwort
Die Heulhierarchie. Des einen normal ist des anderen pathetisch
Eine Frage der Lautstärke
Von hysterischen Frauen und stoischen Männern
Heul doch – aber nur wie ein Mann
Alles nur in deinem Schwarzen Kopf
Die Krise als Privileg
Empathie, aber nur für meinesgleichen
Ohne Identifikation kein Mitgefühl
Bis einer vor laufender Kamera stirbt
Der Elendsolymp. Wer kriegt das größte Stück vom Pathoskuchen?
Der Olymp im eigenen Haus
Das Stockholm-Pathos. Auf der Hut vor dem Pathos der anderen
Unter fremder Befindlichkeitsherrschaft
Die Pathos-PR. Alle Scheinwerfer auf mich
Das Pathosskript für echte Opfer
Der Gamechanger
Der Appell
Danksagung
Anmerkungen
Solmaz Khorsand
Отрывок из книги
Solmaz Khorsand
Die Heulhierarchie
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Schon im alten Ägypten taucht sie auf. Damals erklärte man sich ihre Exzentrik mit sexueller Abstinenz. Eine hungrige Gebärmutter würde unbefriedigte Frauen in den Wahnsinn treiben.15 Auch in der Antike wurde der mentale Zustand einer Frau in ihrem Uterus lokalisiert. So sei hystera – das altgriechische Wort für Gebärmutter – laut Platon „ein Tier, das glühend nach Kindern verlangt. Bleibt dasselbe nach der Pubertät lange unfruchtbar, so erzürnt es sich, durchzieht den ganzen Körper, verstopft die Luftwege, hemmt die Atmung und drängt auf diese Weise den Körper in die größten Gefahren und erzeugt allerlei Krankheiten“16 wie etwa egozentrisches, labiles und ekstatisches Verhalten. Bis ins 17. Jahrhundert hielt sich die absurde Vorstellung von der hysterischen Frau, die besessen sei von ihrer wandernden Gebärmutter, einem nach Sperma lechzenden Tier, das sich aus lauter Hunger gar in ihrem Gehirn verbeißen würde.17
Den Höhepunkt erlebte die hysterische Frau im 19. Jahrhundert, als Tausende Frauen mit Anfällen, Lähmungen und Halluzinationen in Krankenhäuser und Nervenheilanstalten eingeliefert wurden. Sie stellten die behandelnden Ärzte vor Rätsel. Die Männer konnten keine organischen Ursachen für die Zustände der Frauen feststellen. Mit allerlei Praktiken wurde experimentiert, mitunter auch mit Genitalverstümmelungen. So behauptete etwa im Jahr 1882 Nikolaus Friedreich, Ordinarius für Pathologie in Heidelberg, die Hysterie durch die Entfernung der Klitoris heilen zu können. Bis ins 20. Jahrhundert hielt die Medizin im Westen an der Klitoridektomie fest. Erst mit dem zunehmenden Erfolg der Psychoanalyse sah man davon ab.
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