Zur Selbstprufung der Gegenwart empfohlen

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Soren Kierkegaard. Zur Selbstprufung der Gegenwart empfohlen

Vorwort zur zweiten Auflage

Leben und Charakteristik des Verfassers

Vorwort

Eine Vorbemerkung

Was erforderlich ist, um sich mit wahrem Segen im Spiegel des Wortes zu betrachten

Christus ist der Weg. (Am Himmelfahrtstage)

Der Geist ist es, der da lebendig macht. (Am ersten Pfingsttage)

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Zur Verdeutschung des vorliegenden Büchleins ist der Übersetzer von dem Wunsche bewogen worden, daß der ebenso tiefsinnige als beredte, ebenso philosophisch und christlich durchgebildete als originelle Verfasser auch in Deutschland etwas bekannter werde und die empfänglichen Gemüter an seinem Teile zur Wahrheit weise. Wenn deutsche Leser durch die in einer schlechten Übersetzung unter dem Titel »Christentum und Kirche« erschienenen Flugschriften aus den letzten Lebenstagen Kierkegaards vielleicht den Eindruck empfangen haben sollten, als gehöre dieser Schriftsteller zu den bloß niederreißenden, feindseligen Geistern, so möchten die vorliegenden Reden (die übrigens nicht wirklich gehalten worden sind) geeignet sein, ihn von einer andern, wahreren und besseren Seite zu zeigen, und in einem engen Rahmen ein Bild seiner ganzen Eigentümlichkeit zu geben, möchten aber auch namentlich helfen können, die wichtigen Momente der Wahrheit, für welche er vorzugsweise Sinn und Augen gehabt hat, einzuschärfen und zur Geltung zu bringen.

Zur Orientierung für deutsche Leser läßt der Übersetzer hier noch einen kurzen Abriß von S. Kierkegaards Leben und Anschauungen vorausgehen, wohl wissend, daß er freilich damit keineswegs die Bedeutung dieses primitiven religiösen Denkers eingehend und in rechter Würdigung darzustellen im stande ist.

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So redet denn K. als ein christlicher Sokrates zu seiner Zeit, in der er wie ein Fremder, wie eine einsame Gestalt dasteht, während er doch an ihren höheren Angelegenheiten sich mit allem Interesse beteiligt und ihre Bewegungen mit dem scharfen Blicke eines Beobachters, mit der allzeit wachen Aufmerksamkeit eines Spähers verfolgt. –

S. Kierkegaard ist ein Meister in allen Arten und Formen der Darstellung. Er unterscheidet scharf zwischen drei eigentümlichen Lebensanschauungen: einer ästhetischen (im weiteren Sinne), der nach außen gerichteten, deren Ziel wesentlich Genuß ist; einer ethischen, deren Aufgabe er wesentlich als Pflichterfüllung und gemütliches Dasein faßt; und einer religiösen, deren absoluter Inhalt der Glaube ist. Jeder dieser Lebensanschauungen entspricht eine eigentümliche Existenz, oder kann ihr wenigstens entsprechen. Nur in einer derselben kann man zu gleicher Zeit existieren. Freilich kann dieselbe Individualität ästhetische, ethische und religiöse Elemente in ihrem Charakter haben, und zwar desto mehr, je reicher ihre Anlage und je allseitiger ihre Entwickelung ist: aber auf einmal beides als Ästhetiker und als Ethiker und als Glaubenszeuge zu existieren, oder, was dasselbe ist, das Zentrum seines Lebens auf einmal im Ästhetischen und Ethischen und Religiösen zu haben, das ist eine Unmöglichkeit, weil es ein Widerspruch ist. – Nun will K. den existentiellen Unterschied zwischen dem genießenden Ästhetiker, dem handelnden Ethiker und dem an Gott sich hingebenden religiösen Menschen durch entsprechende Charakteranalysen in's klarste Licht stellen; und um jedem Standpunkt sein Recht widerfahren zu lassen, entwickelt er nicht nur Stimmungen und Anschauungen, zu denen er sich nicht selbst bekennen kann, sondern läßt auch die fremde Existenz so selbständig auftreten und so das Wort führen, daß er einen fremden Verfasser fingiert und den wirklichen ganz hinter denselben zurücktreten läßt. Dies der Grund, warum so viele seiner Schriften pseudonym sind, andere halb pseudonym (indem er sich als Herausgeber nennt, wo er wohl mit der ganzen dargestellten Geistesrichtung in Übereinstimmung steht, aber nicht geradezu sich die entsprechende Existenz vindizieren und daher nicht wie in seinem eigenen Namen reden kann), während andere endlich seinen eignen Namen tragen.

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