Letzte Liebeslieder
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Stefan Weiller. Letzte Liebeslieder
AUSGERECHNET LIEBE
HENRIS PAPA. Henri, 5 | Paul, 11 | Mama, 38 | Papa, 39 | Gonzo. Schnappi, das kleine Krokodil
VALSE MODERATO, VALSE LENTO. Rainer, 83. Lippen schweigen
LASST DAS STERBEN IN EUER HAUS. Juliana, 69. Voglio una casa
KOSMETIK IST ALLES. Konstanze, das Alter geht niemanden etwas an. Keep Young and Beautiful
BEDENKE, DASS DER ANDERE STERBLICH IST. Veronika, 94. Möge die Straße uns zusammenführen
ALIVE I. Zwei Freunde, 49. Alive
HAAMIT. Erna, 96. Gute Nacht, Mutter
ZEIT ZU SPRINGEN. Monika, 63. Purple Rain
DER TOD IST EIN WICHSER. Jenny, 20. Seeräuber-Jenny, Fields of Gold, Chandelier
HENRIS BRUDER. Paul, 13
SPREZZATURA. Carl, 79, und Karoline, 74. Via con me
MAMA. Leonie, 6. Let it go
ALIVE II. Jens, 49, und Hannah, 46
STERBEN IST WIE BERGSTEIGEN. Beat, 78. La Montanara
EINMAL MUSS ES VORBEI SEIN. Antonie, 87. Deutschsprachiger Schlager
HAPPY END IN TRAURIG. Dora, 38. Hush, no more
HENRIS MAMA
LIED FÜR ZWEI MÜTTER. Roger, 93. Mis Müeti
SAMSTAGNACHT. Aramsha, 48. Samstag Nacht
SCHULD. Sebastian, 52, und Julia, 51. Tanzmusiken
ALIVE III. Erik, 49, und Hannah, 46
GEHT ZUR VORSORGE, IHR PUSSYS! Dirk, 54. Always Look on the Bright Side of Life
WIR KÖNNEN DEM TOD NICHT ENTGEHEN, INDEM WIR AUFHÖREN ZU LEBEN. Sandra, 56. Aber bitte mit Sahne
ÄNGSTLICHE LICHTER. Ingrid, 71. Ostseelied
STILL ALIVE (IV)
OXYTOCIN. Karoline, 74
DUR UND MOLL. Josef, 59, und Susanne, 60. Schubert, Klaviertrio Es-Dur, II. Satz, Andante con moto
DIE WITWE. Nicole, 42. Around the World
HENRIS GEBURTSTAG
NACHWORT
INHALT
Отрывок из книги
Stellen Sie sich vor, Sie wüssten, dass Sie sehr bald sterben müssen, und ein Fremder wollte mit Ihnen ausgerechnet über die Liebe reden. Und das dazugehörige Liebeslied wollte dieser Fremde auch noch kennenlernen, so Sie eines hätten. Zudem wollte er etwas über Ihre Strategien, mit dem Sterben umzugehen, erfahren. Nur eine Stunde, verspricht er. Für ein Kunstprojekt und als Impuls für ein Buch mit Kurzgeschichten über Liebe und Musik, auf dass der Tod kein Tabu mehr sei. Weil kein Aufzeichnungsgerät mitlaufen und er auch nicht mitschreiben würde, hätten Sie dem Fremden Ja gesagt. Sie müssten nicht fürchten, dass Ihr Name oder der Ihrer Angehörigen genannt wird. Und den fremden Autor müssten Sie nie mehr wiedersehen. Was würden Sie erzählen?
Ich bin der Fremde. Und tatsächlich fanden sich Menschen, die sich auf diese Blind Dates über die Liebe am Rand des Lebens eingelassen haben. Für meine hier vorgelegten Erzählungen und Kurzgeschichten habe ich Sterbende in Hospizen und an anderen Orten getroffen, um mit ihnen über Musik, Liebe und den Tod zu sprechen – Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Hochbetagte. Ebenso habe ich Angehörige aufgesucht. Die Recherchen fanden in Deutschland, Schweden und der Schweiz statt und umspannten zehn Jahre. Alle Namen und Geschichten in diesem Buch wurden verfremdet. Eine Ähnlichkeit mit realen Personen ist nicht beabsichtigt. Meine Erlebnisse und Eindrücke habe ich literarisch frei verarbeitet. Ich habe das Gesehene und Gehörte mit Unsichtbarem und Unsagbarem verbunden. Fehlendes habe ich achtsam ergänzt, weitergedacht und in Bilder gebracht. Dieses Buch ist ein Familienalbum. Doch keines, das nur wie üblich lachende Menschen an Feiertagen zeigt: Hochzeit, Geburtstage, Weihnachten, Urlaub. Dieses Buch blickt aus der Perspektive des Sterbens hinter die Fassade, zeigt schöne und ungeschönte Geschichten über Sehnsucht und Liebe am Lebensende – und stellt die Musik vor, die sich in Lebensgeschichten hineingewoben hat.
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Spielen mit anderen Kindern, das will Henri seit einiger Zeit nicht mehr so gerne. Von ihnen wird Henri manchmal gehänselt. Davon und von manchen Wörtern, die er dort lernt, erzählt er daheim lieber nichts. Im Kindergarten verrät er auch nicht, was zu Hause so los ist. Die verstehen doch sowieso nichts. Und er könnte es nicht erklären.
Hinter Henris Haus ist ein Garten, den man von der Vorderseite und von der Rückseite aus betreten kann. In diesem Garten hat Henri eine Schaukel, die hat Papa aufgestellt. Henri schaukelt lustlos, mit den Gedanken woanders. Paul ist beim Sport. Henri denkt darüber nach, dass Paul es so blöd findet, dass Henri das mit dem Krebs gesagt hat, wo es aber doch stimmt: Es ist schön, dass Papa da ist. Und das macht doch der Krebs. Zumindest auch. Also hat der doch sein Gutes, der Krebs. Henri schämt sich und weiß gar nicht so richtig, warum.
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