Seine schönsten Erzählungen und Biografien
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Stefan Zweig. Seine schönsten Erzählungen und Biografien
Declaracão
A. uf dem großen Passagierdampfer, der um Mitternacht von New York nach Buenos Aires abgehen sollte, herrschte die übliche Geschäftigkeit und Bewegung der letzten Stunde. Gäste vom Land drängten durcheinander, um ihren Freunden das Geleit zu geben, Telegraphenboys mit schiefen Mützen schossen Namen ausrufend durch die Gesellschaftsräume, Koffer und Blumen wurden geschleppt, Kinder liefen neugierig treppauf und treppab, während das Orchester unerschütterlich zur Deckshow spielte. Ich stand im Gespräch mit einem Bekannten etwas abseits von diesem Getümmel auf dem Promenadendeck, als neben uns zwei oder dreimal Blitzlicht scharf aufsprühte – anscheinend war irgendein Prominenter knapp vor der Abfahrt noch rasch von Reportern interviewt und photographiert worden. Mein Freund blickte hin und lächelte. „Sie haben da einen raren Vogel an Bord, den Czentovic.“ Und da ich offenbar ein ziemlich verständnisloses Gesicht zu dieser Mitteilung machte, fügte er erklärend bei: „Mirko Czentovic, der Weltschachmeister. Er hat ganz Amerika von Ost nach West mit Turnierspielen abgeklappert und fährt jetzt zu neuen Triumphen nach Argentinien.“
Vorwort
Ein Schiff wird ausgerüstet
Der Mann in der Kiste
Gefährlicher Aufstieg
Flucht in die Unsterblichkeit
Unvergänglicher Augenblick
Gold und Perlen
Selten gewähren die Götter ..
Der Untergang
Erkenntnis der Gefahr
Die Messe der Versöhnung
Der Krieg beginnt
Die Mauern und die Kanonen
Noch einmal Hoffnung
Die Flotte wandert über den Berg
Europa, hilf!
Die Nacht vor dem Sturm
Die letzte Messe in Hagia Sophia
Kerkaporta, die vergessene Tür
Das Kreuz stürzt nieder
Georg Friedrich Händels Auferstehung. 21. August 1741
Das Genie einer Nacht
Die Weltminute von Waterloo. Napoleon, 18. Juni 1815
Grouchy
Die Nacht in Caillou
Der Morgen von Waterloo
Der Fehlgang Grouchys
Weltgeschichte in einem Augenblick
Der Nachmittag von Waterloo
Die Entscheidung
Rücksturz ins Tägliche
Die Marienbader Elegie. Goethe zwischen Karlsbad und Weimar. 5. September 1823
Der Europamüde
Der Marsch nach Kalifornien
Neu-Helvetien
Der verhängnisvolle Spatenstich
Der Rush
Der Prozeß
Das Ende
Heroischer Augenblick. Dostojewski, Petersburg, Semenowskplatz. 22. Dezember 1849
Der neue Rhythmus
Die Vorbereitung
Der erste Start
Mißgeschick
Noch einmal Mißgeschick
Die dritte Fahrt
Das große Hosianna
Das große Crucifige
Sechs Jahre Schweigen
Einleitung
Gestalten des Epilogs
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Der Kampf um die Erde
Scott
Universitas antarctica
Aufbruch zum Pol
Der Südpol
Der sechzehnte Januar
Der Zusammenbruch
Die Briefe des Sterbenden
Die Antwort
Der Mann, der bei dem Flickschuster wohnt
Erfüllung ..
... und Enttäuschung
Durch Deutschland: Ja oder nein?
Der Pakt
Der plombierte Zug
Das Projektil schlägt ein
ROMAIN ROLLAND
Drei Dichter ihres Lebens
Отрывок из книги
Stefan Zweig
Ein Land der Zukunft
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Der neue Kaiser Pedro II., o imperador menino, dem Blut nach zugleich ein Habsburger und ein Bragança, ist bei der Abdankung seines Vaters fünf Jahre alt. José Bonifácio übernimmt für ihn die Regentschaft, und nun beginnt vor und hinter den Kulissen ein wildes Politisieren und Intrigieren. Für Brasilien, das dreihundert Jahre unselbständig und mundtot gewesen, sind die parlamentarischen Rechte und die Pressefreiheit zu neue Dinge, als daß sich nicht alle daran berauschten. Unablässig gehen die Debatten; die politische Erregung bleibt aus bloßer Rede- und Politisierfreude eigentlich ohne äußeren Anlaß – ständig in Hochspannung, eine Partei arbeitet für die Errichtung einer Republik, eine andere sucht den persönlichen Regierungsantritt Pedro II. zu beschleunigen, dazwischen überkreuzen sich persönliche Intrigen. Keine Regierung, keine Partei scheint wirklich stabil. Viermal in sieben Jahren wird der Regent gewechselt, ehe endlich die konservative Partei, um eine gewisse Beruhigung zu erzwingen, 1840 die vorzeitige Majorennitätserklärung Pedro II. durchsetzt. Mit fünfzehn Jahren wird der bisherige imperador menino am 18. Juli feierlich zum Kaiser von Brasilien gekrönt.
Wie wenig Vertrauen die Welt den ständigen Bündeleien und Zänkereien der südamerikanischen Politiker entgegenbringt, zeigt die kühle Aufnahme des geheimen Botschafters, der sofort nach der Thronbesteigung nach Europa abgesandt wird, um für den jungen Kaiser eine Gemahlin von fürstlichem Rang zu suchen. Sein erster Weg geht nach Wien zu den Habsburgern, den nächsten Verwandten des jungen Kaisers. Aber während seinerzeit seinem Vater Pedro I. ohne Zögern eine Erzherzogin aus dem immer reichen Bestände der kaiserlichen Familie zugeteilt wurde, bleibt diesmal der allmächtige Kanzler Metternich abwartend und kühl. Die südamerikanischen Staaten haben durch die Unstabilität ihrer Regierungen, die fortwährenden Putsche ehrgeiziger Generäle und leidenschaftlicher Politiker in Europa viel an Kredit verloren. 1840 denkt man nicht mehr daran, eine Erzherzogin über das unruhige Meer in ein noch unruhigeres Land zu schicken, und selbst unter den Prinzessinnen minderer Kategorie zeigt keine einzige Neigung zu dieser überseeischen Kaiserkrone. Nachdem er ein ganzes Jahr vergeblich in Wien antichambriert, muß der Brautwerber sich zufriedengeben, eine napoletanische Prinzessin mit wenig Schönheit und wenig Geld, dafür aber reicher an Jahren als ihr zukünftiger Gatte, für den jungen Monarchen heimzubringen.
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