Lenesias letzte Reise

Lenesias letzte Reise
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Описание книги

Polen zu Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts – ein Land in Aufruhr: Solidarnosc, Notstand, Kriegszustand … Inmitten dieser Wirren kämpft eine Familie um das Überleben ihres Kindes. Die kleine Magdalena hat einen lebensbedrohlichen Herzfehler. Unmöglich zu behandeln im Polen jener Zeit. Hoffnung auf Rettung gibt es jenseits des eisernen Vorhangs. Und der wird nicht das einzige Hindernis bleiben.

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Stephanie Grün. Lenesias letzte Reise

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Danksagung

Impressum

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Das Gewicht des Buchs auf ihren Oberschenkeln drückte sie tief in das türkisfarbene Sesselleder hinein. Magdalena versank in Meergrün. Was gab es ohne sie zu bereden? Sie kniff die Augen zusammen, so dass wütendes Wasser in den Tränensäcken anstieg, bis der Teppichboden vor den überschwemmten Linsen Wellen schlug. Kleine Tische schwammen wie Holzplanken um das Sesselboot herum. Der Wind trieb eine Wolke in Form eines Kamels über das Wasser. Gemächlich zog sich das Kamel in die Länge, dabei verlor es seinen Höcker. Ein buschiger Schwanz formte sich stattdessen, der nun über einem weißen Pferd auf den Wellen tanzte. Magdalena erkannte das Pferd von Kazimierz. Gewiss! Es war der Schimmel ihres Freundes Kazimierz! Das Tier wurde vom Wasser in einer gleichmäßig ruhigen Bewegung langsam fortgetragen. Magdalena sah ihm nach, hob dann ihren Blick. Am Himmel schwebte das Spiegelbild. Schützend hielt sie die Hand über ihre Augen. Sie sah über das Hafengelände auf das Meer hinaus. Viele Tischchen und Sessel waren an der Barriere gestrandet, hinter der Damen in jadefarbenen Uniformen saßen; vielleicht waren es Matrosinnen. Am Horizont zeigte sich undeutlich ein dunkler Punkt. Magdalena sprang auf und lehnte sich so weit sie konnte über das Geländer. Die harte Metallkante bohrte sich unter dem Rippenbogen in ihren Körper und schnitt ihr beinahe die Luft ab. Oder war es das Schiff in der Ferne, das ihr den Atem verschlug? Noch sah sie es als kleines Spielzeug weit draußen im Blau der See, aber je näher es kam, desto mehr gewann es an Überzeugungskraft, bis es zu einem mächtigen Koloss angewachsen war.

Als es dem Festland bedrohlich nahe war, tauchte sein Kielraum wie ein riesiger Walfischbauch feierlich aus der Gischt auf und taufte Magdalenas weiße Schühchen mit Meerwasser. Die Eisenbeschläge auf dem triefenden Holz strahlten gleißend in der Sonne. Enten schrien um ihr Leben und schwammen aufgeregt davon. Magdalena hörte Männerstimmen. Es hätte jede Sprache sein können, die dumpf und undeutlich an ihr Ohr drang. Oder waren es viele Sprachen gleichzeitig?

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„Das gibt es doch nicht!“ Er fügte das Stethoskop wieder zusammen und fuhr mit der Untersuchung fort. „Tief einatmen! Luft anhalten! Anhalten, habe ich gesagt!“ Er machte eine Pause. „Weiteratmen. Weiteratmen! Dreh dich um!“ Er drückte ihr das Metall auf die durchscheinenden Rippen. „Leg dich da hin!“ Er meinte die Liege, die neben einem großen Gerät stand, das bunte Kabel ausspie.

„Wir sind … In Krakau bekommen wir keine Lanitop mehr“, setzte Ewa von Neuem an. „Wir waren schon ein paar Mal mit ihr hier. Ihnen müsste Magdalena bekannt sein. Das muss doch in der Krankenakte stehen …“ Sie verstummte wieder.

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