Sophia
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Stephanie Tröbs. Sophia
Am Abend traf er in Münster ein. Er hatte sich telefonisch ein Zimmer im Schloss Wilkinghege reserviert. Als er aus dem Bahnhof heraus trat verschlug es Jakob den Atem. Nichts war mehr so wie er es in Erinnerung hatte
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Отрывок из книги
Es war ein regnerischer Abend im Mai 1929 in Münster. Jakobs Eltern hatten sich ausnahmsweise dafür entschieden die Strecke zur Synagoge mit dem Automobil zurück zu legen. Sie besaßen einen alten Austro Daimler aus dem Jahr 1914. Ein Schmuckstück, dass Jakobs Vater wie seinen Augapfel hütete. Es war Luxus in diesen schweren Zeiten ein Automobil zu besitzen. So wurde der Wagen nur zu besonderen Gelegenheiten genutzt oder, wenn das Wetter es erforderte. An diesem Abend wollten Sie sich mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde treffen um den neuen Rabbi willkommen zu heißen. Jakobs Vater trug seinen besten Anzug und die Mutter ihr schönstes Kleid. Die Mutter hatte Knishes gebacken, mit Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch gefüllte Teigtaschen, um nicht mit leeren Händen da zu stehen und weil es so gehörte. Alle anderen würden auch etwas mitbringen.
Jakob musste zuhause bleiben, weil dieses Treffen zu spät am Abend war. Eine Nachbarin hatte sich bereit erklärt auf ihn aufzupassen. Jakob war viereinhalb Jahre alt und das war das erste Mal, dass seine Eltern ohne ihn fortgingen. Er weinte ein wenig. Die Mutter tröstete ihn und versprach ihm, dass sie ihm von den Leckereien, die es dort gab etwas mitbringen würde. Auch wollte sie, wenn sie wieder zuhause wären, noch einmal bei ihm reinschauen. Jakob verabschiedete sich mit einer langen Umarmung einem dicken Kuss von seiner Mama und freute sich insgeheim auf die Leckereien. Sein Vater winkte ihm noch einmal zu und dann waren sie auch schon weg.
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Die nächsten beiden Tage vergingen wie hinter einer Nebelwand. Die Chewra Kadischa der jüdischen Gemeinde übernahm die Vorbereitung und Organisation der Beerdigung. Nach ihrem Glauben musste die Jakobs Eltern innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden. Jakob war bei der Nachbarin untergebracht. Sie sorgte für ihn, achtete darauf, dass er zur Beerdigung ordentlich gekleidet war und sprach immer wieder mit fremden Menschen über ihn. All das bekam Jakob nur verschwommen mit. Er aß und bewegte sich nur motorisch und hatte das Gefühl, dass sein Körper taub sei.
Eine Woche nach der Beerdigung packte die Nachbarin ein kleines Köfferchen von Jakob, nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm zu einem fremden Haus in Münster. Jakob dachte es sei eine Art Schule. Er sollte sich irren. Zusammen mit der Nachbarin saß er in einem Büro eines streng dreinblickenden Mannes, der alle möglichen Fragen stellte über seine Herkunft, die finanzielle Situation, seinen Namen und Geburtsdatum. Danach bat der Mann, dessen Name Herbert Schuster war, die Nachbarin sich schnell zu verabschieden, da das einfacher wäre und nach einer kurzen Umarmung war sie dann auch schon wieder weg.
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