Der Mathematikerblues
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Susanne Daig. Der Mathematikerblues
Tödliche Mathematikarbeit
Polizei im Klassenzimmer
Ein mathematischer Alptraum
Ein Kind wird zu Grabe getragen
Lala alleine zu Hause
Die Referendarin
Auf dem Parkplatz
Ein Mathematiker hängt in der Luft
Lalas Rettung
Wie kommt ein Toter auf den Baum?
Der Abiball
Frau Sorglos ermittelt lieber selbst
Ein Mathematiker steigt aufs Dach
Epilog
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Tödliche Mathematikarbeit
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„Wie ist es denn bei ihnen? Ihr Beruf ist auch nicht ganz ohne?“ frage ich gleich mal zurück. „Wenn ich an das ständige Gewusel in einem Klassenzimmer denke, werde ich richtig neidisch. Sie können ihre Klienten wenigstens auf die Couch legen, da halten sie still. " Der Psychologe lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: „Wissen Sie, das mit der Couch ist ein amerikanischer Mythos und um die Wahrheit zu sagen, seit der Einführung von G8, der Verkürzung der Gymnasialzeit auf 8 Jahre, geht es auch bei uns Psychologen auch drunter und drüber. Ich komme vor lauter Terminen kaum noch aus meiner Praxis raus. Neue Klienten kann ich gar nicht mehr annehmen.“
Ich freue mich mal mit einem Fachmann reden zu dürfen und beschließe meinem Unmut über Ärzte und Psychologen hier ein Forum zu geben. „Wissen Sie, Herr Schneider, das ist die moderne Leistungsgesellschaft. Die Schule hat sich durch G8 stark verändert. Für alle die drinnen sitzen, weht ein rauer Wind. Aber für Ärzte, Psychologen und die Pharmaindustrie ist unser Schulsystem doch ein Gewinn!“ „Wie bitte?“, der kleine Mann schüttelt ungläubig den Kopf über meine tolldreiste Argumentationskette. „Na ihr Ärzte und Psychologen mischt da doch auch fleißig mit. Manchmal denke ich, dass G8 von der Pharmaindustrie gesponsert sein muss.“ Ich stehe auf und laufe dozierend durch den kleinen Raum. Wenn ich laufe, kann ich besser nachdenken. Lehrergewohnheit. „Ich erzähle ihnen jetzt mal, wie eine Schulwoche für einen Zehntklässer aussieht: Montags Matheprobe, dienstags Lateinabfrage, mittwochs Reli-Ex und donnerstags noch ein kleines Englischschulaufgäbchen. Manchen macht das gar nicht aus, aber viele überleben so eine Woche nur mit der Hilfe von kleinen Pillchen. Sie glauben gar nicht was die alles einnehmen. Die Putzfrau erzählt mir jede Woche, wie viele und welche leere Pillenschachteln sie wieder aus dem Abfalleimer geborgen hat. Das ist kriminell. Ich sage nur Drogenhandel. Kopfschmerztabletten, Tranquilizer, Aufputschmittel. Alles da. Deshalb steht für mich fest. G8 ist für die Pharmaindustrie ein Gewinn. Und wer verschreibt den ganzen Unsinn? Die Handlanger der Pharmaindustrie. Und wenn sie alle mal auf Drogen gehoben sind, dann werden Sie diesen ein Leben lang treu bleiben. Das hört nicht mit der Schule auf!“ Ich schnappe nach Luft und mache eine entrüstete Pause. Der Psychologe zeigt auf. Aber ich bin noch nicht fertig! Und nehme ihn einfach nicht dran. Wenn der Lehrer spricht, nennt man das Unterricht. „Und da soll man noch anständigen Unterricht halten! Vor lauter Hetzen von einem Thema zum Nächsten, wird einem doch einfach nur schlecht. Das Ende vom Lied ist, jeder ist mies drauf, überall wird mit ausgefahrenen Ellenbogen gearbeitet, sogar die Lehrer giften sich gegenseitig an. Und in der Oberstufe, da kommt noch der Druck dazu, den wir Lehrer von oben und von Seiten der Eltern abkriegen. Da liegen die Nerven richtig blank!“ Jetzt bin ich richtig grätzig und haue um meinen Diskurs zu unterstreichen mit der Faust auf den Tisch. Aua, das war zu fest, stelle ich fest und reibe mir die Hand.
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