Heimat

Heimat
Автор книги: id книги: 2300672     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 1885,45 руб.     (18,31$) Читать книгу Купить и скачать книгу Электронная книга Жанр: Документальная литература Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783534744213 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Was ist Heimat? Die Antworten sind vielfältig, denn längst ist Heimat zum politischen Kampfbegriff geworden. Die einen verbinden damit das Bewahren deutscher Kultur und Identität, die anderen setzen der vermeintlich überholten Idee neue Werte wie Weltoffenheit, Dynamik und Diversität entgegen. Der Band bietet einen innovativen Überblick über die Kultur- und Debattengeschichte des Heimatbegriffs seit dem 17. Jh. Die meist missverstandene Bewertung der Romantik von Heimat wird ebenso behandelt wie die Propaganda in der Kolonialzeit, im Ersten Weltkrieg und im Nationalsozialismus. Ein systematischer Teil beleuchtet im Kontext von Heimat umstrittene Begriffe wie Kitsch oder Nostalgie. Damit leistet der Band einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung einer ideologisch stark aufgeladenen Debatte und hilft, die oft zu Schlagworten verkürzten Argumente besser zu verstehen.

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Susanne Scharnowski. Heimat

Heimat

Impressum

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Inhalt

Vorbemerkung

Heimat: Schlüsselwort, Reizwort und Kampfbegriff

Heimat in der Ferne: Der Wanderer über dem Nebelmeer

Heimat als Modell: Vormärz und der Beginn der ›Großen Transformation‹

Heimat als Programm: Zivilisations- und Fortschrittskritik um 1900

Heimat als Ideologie und Propaganda: Vom Kolonialismus zum Nationalsozialismus

Heimat in Trümmern: Alte und neue Heimat in West und Ost

Heimat als Kitsch: Das Schweigen im Walde und Der Förster vom Silberwald

Heimat, Heimweh und Nostalgie: Die Sehnsucht nach der ›alten, schönen Zeit‹

›Heimat ist ein Gefühl‹: Nomaden und Touristen

Welt und Erde als Heimat: ›Global denken, lokal handeln?‹

Heimat ist ein Ort: Für einen kosmopolitischen Provinzialismus

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Personenregister

Sachregister

Danksagung

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin

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Susanne Scharnowski

Geschichte eines Missverständnisses

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Die Winterreise, der durch Schuberts Vertonung berühmt gewordene Liederzyklus Wilhelm Müllers, zeigt die Nachtseite der romantischen Sehnsucht und Ruhelosigkeit. Während in Eichendorffs Erzählung permanent Frühling herrscht, malen Müllers Lieder den Kontrast zwischen Frühling und Winter aus: Der Monat Mai mit blühenden Lindenbäumen, grünen Wiesen und lustigem Vogelgeschrei ist nur mehr in der Erinnerung und im Traum präsent. In der Gegenwart hingegen herrscht Winter mit Eis und Schnee, der einzige Vogel ist die Krähe. Die Parallelen zu Nietzsches Gedicht aus dem Jahr 1844, das oft unter dem Titel »Heimweh« zitiert wird, sind unverkennbar: »Die Krähen schrei’n/Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:/Bald wird es schnei’n –/Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!«35

Erscheint das permanente Unterwegssein bei Eichendorff als heitere Unruhe, so ist die Wanderlust in der Winterreise zum düsteren Fluch geworden. Müllers Wanderer mit seiner Todessehnsucht, die etwa in dem Lied »Das Wirthshaus« aufscheint, erinnert eher an Ahasver, den ewig wandernden Juden, dem Müller in einem anderen Gedicht die Zeilen in den Mund legt: »Ich wandre sonder Rast und Ruh,/Mein Weg führt keinem Ziele zu«. Wenn der Wanderer der Winterreise sich im ersten Lied (»Die Liebe liebt das Wandern«36) an eine Liebe erinnert, deren Ende er vermutlich selbst herbeigeführt hat, dann deutet dies allerdings darauf hin, dass der romantische Wanderer sich ganz bewusst gegen Ehe, Bindung und Sesshaftigkeit und für die einsame Wanderung durch den Winter und die Dunkelheit der Melancholie entschieden hat. Aus der Zurückweisung der Heimat und der Bejahung der Rast- und Ruhelosigkeit folgt die Verdammung zu Heimatlosigkeit und Einsamkeit: Dies ist die Tragik der romantischen Ruhelosigkeit.

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