Verteidigung

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Geradezu stündlich wächst im Westen die Ablehnung des Christentums. John Piper schreibt in seinem Buch „Specacular Sins“ zurecht: „Menschen, die Christen nicht mögen, umgeben uns von allen Seiten. Nur eine seltsame Vorsehung bewahrte unsere Kirchen davor, bombardiert zu werden. Es ist nur eine Sache der Zeit bis die Realität des Restes der Welt auch zu uns kommt.“
Wie bereitet man sich auf diesen wachsenden Druck und die Gemeinde Gottes in ihrem erneuten kulturellen Exil vor? Ein guter Anfang könnte die frühe Christenheit sein. Tertullian schrieb seine Apologie, seine Verteidigung des Christentums mitten in den harten Christenverfolgungen unter Septimius Severus. Es sollte ein großer mächtiger Versuch sein, das Christentum vollständig aus dem römischen Reich zu verdrängen. Umso mehr beeindruckt in dieser Situation diese berühmte Schrift Tertullians. Er schreibt klar und vermeidet es eine Karikatur des Christentums zu verteidigen. Christen wurden als Kannibalen, unmoralisch und inzestpraktizierend verschrien. Würde man das Christentum jedoch wirklich kennen, würde man es nicht verfolgen. Karikiert man das Christentum, weil man von den eigenen Missständen ablenken möchte? Hier erweist sich Tertullian als ein ausgezeichneter Kenner römischer Traditionen, Geschichte, Rechtsprechung und Kultgeschichte. Geschickt deckt er Argumentationsfehler auf.
Liest man den Autor hat man das Gefühl, sowohl mit dem Humor und der Illustrationsfähigkeit Luthers, mit der Argumentationskraft Kierkegaards, wie auch mit der Exaktheit (und vielleicht manchmal auch die Weitschweifigkeit) der ersten Kirchenväter zu tun zu haben. Das macht Tertullian, diesen lebenslangen Streiter für «das reine Christentum» auch für die heute Zeit sehr interessant.

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Тертуллиан. Verteidigung

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Inhalt

Warum Tertullian und warum die Apologie?

1. Unkenntnis des Christentums ist die Ursache, warum es gehasst und verfolgt wird

2. Das von den Obrigkeiten gegen die Christen eingehaltene Verfahren verstößt gegen die Prozessordnung und die Rechtsprinzipien

3. Von dem allgemeinen Hass gegen den Namen "Christ" vermögen sich die Heiden selbst keinen vernünftigen Grund anzugeben

4. Ob das Bestehen der christlichen Religion gegen die Staatsgesetze sei. Der Wert oder Unwert menschlicher Gesetze hängt von ihrer Zweckmäßigkeit und Moralität ab

5. Prüfung der Gesetze gegen die Christen. Der Umstand, dass nur schlechte Kaiser Gesetze gegen die Christen erließen, erweckt eine ungünstige Meinung über deren Wert

6. Geschichte und eigene Erfahrung lehren, dass Gesetze auch aufgehoben werden können und oft aufgehoben worden sind

7. Dass bei den Christen thyesteische1 Mahlzeiten und Blutschande geübt werden, ist noch niemals nachgewiesen worden, sondern reine Erfindungen und Gerüchte

8. Diese Anschuldigungen sind auch in sich unsinnig

9. Bei den Heiden dagegen werden Dinge, wie man sie den Christen aufbürdet, tatsächlich geübt

10. Warum die Christen an der Verehrung der heidnischen Götter nicht teilnehmen wollen. Dieselben sind bloße vergötterte Menschen

11. Logische und physische Unmöglichkeit des Entstehens von Nebengöttern

12. Die sogenannten Götter der Heiden sind verstorbene Menschen und ihre Bilder bloße Materie

13. Dafür spricht auch deren Behandlung seitens ihrer Verehrer selbst und die Art der Verehrung

14. Die verschiedenen Zweige der Literatur haben das gemein, dass sie vieles Unwürdige von diesen Göttern enthalten

15. In den Theatern werden sie öffentlich beschimpft und verlacht und sogar in ihren Tempeln verunehrt und missachtet

16. Die Vulgärvorstellungen der Heiden über den Gott der Christen. Was der Christengott nicht ist

17. Die Christen verehren den Schöpfer der Welt als den einzig wahren Gott. Auch die Heiden huldigen ihm manchmal unwillkürlich

18. Gott hat sich geoffenbart. Die Heilige Schrift

19. Die Schriften des Moses und ihr hohes Alter

20. Erhabenheit und Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift

21. Der Zusammenhang des Christentums mit dem Judentum. Der Logos, seine Gottheit, Menschwerdung, Geburt, Leben, Wunder, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt

22. Über die Natur der Dämonen

23. Die Vermutung, dass die Dämonen, deren Dasein auch die Heiden anerkennen, mit den sogenannten Göttern identisch seien, wird durch Tatsachen bestätigt. Die Macht des Namens Christi und des Exorzismus über sie

24. Da die heidnischen Götter keine Götter sind, so beschuldigt man die Christen, wenn sie dieselben nicht verehren, mit Unrecht des Atheismus; man muss ihnen vielmehr die Religionsfreiheit gewähren, deren sich im römischen Reiche die Kulte anderer Völker tatsächlich erfreuen

25. Dass die Römer die Herrschaft über den Erdkreis der eifrigen Verehrung ihrer Götter zu danken haben, ist ein Irrtum

26. Der wahre Gott allein verleiht die Weltherrschaft nach seinem Wohlgefallen, wem er will

27. Wenn die Christen sich dem Ansinnen der Heiden, den Göttern zu opfern, nicht fügen, so ist das kein bloßer Eigensinn. Denn diese Opfer beziehen sich in letzter Instanz immer auf die bösen Dämonen

28. Selbst in dem Falle, dass nur verlangt wird, für das Wohlergehen des Kaisers den Göttern zu opfern, darf man es nicht

29. Die vermeintlichen Götter sind nicht imstande, den Kaisern etwas zu nützen; sie sind ganz ohnmächtig

30. Die Weigerung, für das Wohl der Kaiser den Göttern zu opfern, kann keine Majestätsbeleidigung sein; denn die Christen beten stattdessen für die Kaiser zum wahren Gott

31. Dieses wird den Christen schon in ihren Heiligen Schriften befohlen

32. Die Christen wünschen den Bestand des römischen Reiches und schwören beim Wohlergehen des Kaisers

33. Wenn sie den Kaiser nicht als ein göttliches Wesen ansehen und ihn nicht "Gott" titulieren, so achten und lieben sie ihn darum doch, und gerade erst in der rechten Weise

34. Fortsetzung

35. Auffallender Eifer, den Kaisern solch sinnlose und schädliche Ehrenbezeigungen zu erweisen, ist noch nicht einmal ein sicherer Beweis treuer und loyaler Gesinnung

36. Auch ist die Pflicht der Nächstenliebe für den Christen eine allgemeine, von der niemand auszuschließen ist, am wenigsten der Kaiser

37. Ein Beweis der Treue der Christen ist es, dass sie, obwohl eine so zahlreiche Partei, doch nicht gegen ihre Unterdrücker die Waffen ergreifen oder in Masse auswandern

38. Dass man den Christenbund unter die staatlich unerlaubten Faktionen rechnet, ist nicht motiviert

39. Näherer Nachweis dessen aus den Zusammenkünften, Gottesdiensten, Einrichtungen und der Organisation der christlichen Genossenschaft

40. Dass die allgemeinen Kalamitäten und Notstände von den Göttern aus Zorn wegen der Christen gesendet würden, ist ein bloßer Wahn, wie schon die Geschichte zeigt. Schuld daran ist in Wirklichkeit die allgemeine Sündhaftigkeit, besonders der Heiden. Den Christen hat man es zu danken, dass es nicht noch schlimmer geht

41. Dass die Christen dabei mitbetroffen werden, liegt an der gegenwärtigen Weltordnung, die Gott nicht zugunsten der Guten umstößt

42. Die Klage, dass die Christen nichts zum gemeinen Besten beitrügen und unnütze Mitglieder der menschlichen Gesellschaft seien, ist grundlos

43. Fortsetzung

44. Unter den Christen findet man keine Verbrecher

45. Das Christentum enthält für seine Anhänger eine moralische Nötigung zum tugendhaften Verhalten

46. Das Christentum ist nicht etwa nur eine neue Art philosophischer Lehre, sondern etwas Göttliches und steht hoch über jeder Philosophie

47. Viele philosophische Ansichten sind weiter nichts als verderbte und verunstaltete Offenbarungslehren

48. Kurze Verteidigung der Lehre von der Auferstehung

49. Wenn man die Lehren des Christentums auch nicht billigt, so hat man doch keinesfalls Ursache, die Christen zu verfolgen, sondern müsste es so gut dulden als jede philosophische Sekte

50. Die Philosophen werden von den Christen an Standhaftigkeit übertroffen. Lob und Würde des Martyriums

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Herausgeber: Sergej Pauli

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24. Da die heidnischen Götter keine Götter sind, so beschuldigt man die Christen, wenn sie dieselben nicht verehren, mit Unrecht des Atheismus; man muss ihnen vielmehr die Religionsfreiheit gewähren, deren sich im römischen Reiche die Kulte anderer Völker tatsächlich erfreuen.

25. Dass die Römer die Herrschaft über den Erdkreis der eifrigen Verehrung ihrer Götter zu danken haben, ist ein Irrtum.

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