Bahnfahring
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Die Bahn stellt mich wieder ins Gleis. Was anderswo großspurig als Downsizing verkauft wird, praktiziert die Bahn schon längst. Das Essen im Bordbistro will nicht kommen? Das ist slow-food im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem bist du fett genug. Die Bahn ist nicht nur für Wellnesser geeignet, sondern auch ideal zum Auspendeln. Wenn jetzt noch die unbequemen ICE-Sessel durch Lotussitze ersetzt werden und man dem Dalai Lama die Standardansagen überlässt, werden sich meine Chakren nicht mehr einkriegen, und mildester Stimmung darf ich in meinem Tagebuch diesen Satz der chinesischen Geschwindigkeitsphilosophin Tai Ming zitieren: «Die Bahn kann mir keinen Unmut bereiten / Ich hänge mein Herz nicht an Abfahrtszeiten.»
Thomas C. Breuer, geboren 1952 in Eisenach, lebt als freier Schriftsteller in Rottweil und in Zügen von DB und SBB, seit 40 Jahren auch als Kabarettist unterwegs auf Kleinkunstbühnen (Deutschland, Schweiz, Nordamerika). Über 3.300 Auftritte, regelmäßige Rundfunkarbeit für WDR, SWR und Schweizer Radio SRF1. Diverse Preise und Auszeichnungen, darunter der Salzburger Stier 2014, der bedeutendste Radio-Kabarettpreis im deutschsprachigen Raum. Thomas C. Breuer möchte sich – trotz teils grotesker Erlebnisse – keinesfalls einreihen in den Chor der Bahnverächter. Tausendmal lieber sitzt er lieber im Zug statt im Auto. Davon erzählen seine Bahnerlebnisse in u.a. Skandinavien, Spanien, Tschechien, Österreich, Kanada, USA und Costa Rica.
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für Beatrice
Thomas C. Breuer, 1952 in Eisenach geboren, lebt als freier Schriftsteller in Rottweil und den Abteilen von DB und SBB. Seit 1977 auch als Kabarettist unterwegs auf Kleinkunstbühnen in Deutschland, der Schweiz und Nordamerika. Über 3.000 Auftritte, 31 Bücher, regelmäßige Rundfunkarbeit für WDR, SWR und Schweizer Radio SRF. Preisträger 2014 des Internationalen Radio-Kabarettpreises „Salzburger Stier“.
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Gleich am Bahnhof wartet die Multisportanlage Topfit auf Kundschaft. Wenn ich die Körperumfänge der Menschen auf den Bahnsteigen betrachte – große Umsätze können sie nicht tätigen. Solange „Promis“ wie Reiner Calmund, der längst über eine Postleitzahl verfügt, als Vorbilder durch die Privatsender walzen, und leider nicht nur dort, darf man sich nicht wundern. Von Landstuhl nach Hauptstuhl, was mich wiederum an meine Cola erinnert. Bruchmühlbach-Miesau. Vor Selbstbewusstsein strotzen die Ortsnamen nicht gerade. Die Westpfalz wird darin nur übertroffen vom Großraum Bad Hersfeld mit so aufbauenden Gemeinden wie Sieglos, Stärklos und Machtlos. Auffällig in dem Zusammenhang die Schlurferei und Schleicherei, mittels derer sich vor allem Jugendliche durch die Gänge bewegen, mit meist herabhängenden Schultern.
We are now entering the Saar Sektor, mithin ein Gebiet von der Größe des Saarlandes. Begeistert hat mich einmal im Saarbrücker Hauptbahnhof der Hinweis auf der Herrentoilette: „Urinal 25 Cent, mit Händewaschen 40 Cent.“ (Am Landauer Hauptbahnhof erfreut den Reisenden ein kleines Täfelchen: „Vorsicht Zugverkehr.“ Überraschung. In Koblenz warnt ein Schild: „Ende des Bahnsteigs. Bitte nicht weitergehen!“ Koblenzer benötigen das.) Den Saarländern sollte man generell nicht ohne Vorbehalt begegnen, schließlich waren sie es, die sich 1956 unbedingt den Deutschen anschließen wollten, freiwillig weg vom Franzos’, da ist Argwohn angebracht. Gerne steigt man in diesem Bundesland auch gruppenweise zu, und circa zwei Minuten nach Abfahrt geht auch schon einer mit der Schnapsflasche und einem kleinen Gläschen rum, das er jedem vollschenkt, und alle trinken aus dem gleichen Gefäß, knapp zwanzig Jahre Sozialdemokratie gehen nicht spurlos vorüber, aber streng genommen ist das die Nichtraucherversion der Haschpfeife. Der Tipp des Tages: Grundsätzlich meide man die Gesellschaft von Personen, die große Kühltaschen in den Waggon wuchten. Einheitliche T- oder Sweatshirts signalisieren ebenfalls Gefahr.
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