Die Frau in Blau
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Thomas Nobbe. Die Frau in Blau
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Impressum
Отрывок из книги
Titel
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So sitzt und schaut und träumt der gute Mann also vor uns, auf seinem Stuhl. Ihm gegenüber sitzt und schaut, ebenfalls vor einem 21-Zöller sitzend, auch Katja, seine Assistentin, Katja übrigens mit kollegialem Du und auch ihre Blicke folgen aus beweglichen blauen Augen dem elastischen Gang ihrer Chefin nach, bevor sie dann wieder zurück an ihren Bildschirm wandern, aber sie träumt nicht, weil sie eine mit beiden Beinen in der Wirklichkeit stehende, nüchterne junge Frau ist, deren heitere, entspannten Züge den verträumt dasitzenden Roland Morgen für Morgen mit deutlicher Verlegenheit in die ebenso nüchterne Gegenwart zurückrufen, sobald sie ihm, geradeheraus, über die Kante ihres Schirms hinweg, in sein versunkenes Gesicht blickt. Ertappt wendet er sich dann rasch wieder seiner Arbeit zu, murmelt etwas unverständliches vor sich hin und verbirgt die in seinem Gesicht aufsteigende Röte hinter dem großen Rechteck mit 53cm Schutzdiagonale vor ihm auf dem Tisch.
Weiter hinten in dem großzügigen Raum, nun schon mit einigen Metern Abstand zu Esthers gläsernem Büro, heben und senken sich auch die Blicke von Tanja, der brünetten Buchhalterin mit den gepflegten, schlanken Fingern, die unwillkürlich jedesmal bei dieser Gelegenheit ihre mit großer Mühe vor einem ebenso großem Spiegel herausmodellierte Erscheinung mit der ihrer Chefin vergleicht, die von Klaus, einem solar-gebräunten Mittvierziger mit drahtiger Fitness-Studio Figur, dessen ziemlich glatter Humor und stromlinienförmige Freundlichkeit ihn zu einer idealen Besetzung am Telefon der Auftragsannahme machen und dessen Nase, geradeso wie die Rolands, allmorgendlich, ohne das er es bewusst registriert, dem feinen Duft aus Esthers edlen Flacons nachfolgt, schließlich auch noch die von Petra, der schweigsamen und etwas eigenbrötlerischen Dame für das Bestellwesen, deren strenge Kurzhaarfrisur ebenso pedantisch wirkt, wie die gesamte Person auch tatsächlich ist. Das einzig Anmutige an Petra ist vermutlich ihre Chefin. Und alle, wie sie dasitzen, hängen für ein paar Sekunden an der faszinierenden Erscheinung ihrer Chefin, der Meisterin, der Padronin, ehe sie die Köpfe wieder ihren Schreibtischen zuwenden und dabei unisono denken: Das ist unsere Esther, unsere Esther ist schön!
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