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Thomas Oberender. Hybridtheater
Hybridtheater. Neue Bühnen für Körper, Politik und virtuelle. Gemeinschaften
Hybridtheater
Spiele, von denen wir nicht wissen, dass wir sie spielen. Gespräch über This Is Not a Game
Technologische Räume
Destruktion als Therapie
Parakünstlerische Praktiken von Netzakteur*innen
Mediales Mordtheater
Eine Art Verständniskunst
truther schaffen Figuren
Es zählt nur das geschriebene Wort
Dunkle Dialektik
Community Drive
Die Plattform-Kommunikation schafft ein Kollektivsubjekt
Die Gefräßigkeit von Q Anon und seine Parteiähnlichkeit
„Natürliche Personen“ statt Figuren
Magische Formeln
Änderungen im Verhältnis zu unserer politischen Wirklichkeit
Wo gehen all die Versprecher hin? Zwei Gespräche über Es ist zu spät
Erstes Gespräch
Auf der Schwelle zwischen Offline- und Onlinetheater
Das Feedback von Darstellung
Theater und Melancholie
Das Reale ist der Kampf mit dem Medium
Die Performance von Ehrlichkeit
Das Publikum als Figur
Trauerarbeit
Stücke mit einer Rolle für das Publikum
Zweites Gespräch
Sich selbst ein Bein stellen
Dem Publikum Verantwortung geben
Koproduzierende Beziehungen
Der Glitch als Ausweg
Devianz
Das Soziale selbst ist das Medium
Profilbilder
Bildnachweis
Отрывок из книги
Hybrides Theater basiert auf digitalen Technologien, die physische und virtuelle Räume zeitgleich adressieren. Die Darstellung auf der Bühne bezieht sich dabei nicht selten auf Material und Vorbilder aus dem digitalen Raum. Dem entspricht das Bestreben hybrider Theaterformen, die eigene Präsentationsform für Publikums-Feedback und Interaktion zu öffnen. Wie ein Ethnologe sammelt und studiert der Performer Arne Vogelgesang die unterschiedlichsten Netz-Communitys und -Phänomene und erschafft gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen von internil aus diesem theatralischen und politischen Material hybride Theaterformate. Fluchtpunkt seiner Arbeit sind die Situation des biologischen Körpers und die Evaluation der Gefühle im digitalen Raum. In seinen Gesprächen mit Thomas Oberender, dessen experimentelle Arbeit als Kurator und Vordenker neuer Formate sich stark mit neuen Raumkonzepten verbindet, diskutieren beide die Auswirkungen des Plattformkapitalismus auf die Kunstproduktion sowie alternative Konzepte von Authentizität, Skript, Figur und politischer Aktion.
Drei Gespräche
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Symptome des digitalen Zeitalters
Es ist also vieles „hybrid“ an dieser Aufführung – gebündelt, gekreuzt und durchmischt ist nicht nur das zeitgleiche Geschehen auf der physischen und digitalen Bühne. In unseren Gesprächen beschreibt Arne Vogelgesang verschiedene Merkmale des digitalen Zeitalters, wie sie sich in seiner Arbeit zeigen. Zum einen formalisieren sie das Verhältnis zwischen Werk und Publikum anders und bieten dafür partizipative Regeln an. Diese Regeln sind systemisch organisiert – sie verknüpfen die Akteur*innen untereinander und mit den unterschiedlichen Protokollen, die in der technologischen Einrichtung der Mise en Scène wirksam sind, um das Wort „Inszenierung“ an dieser Stelle bewusst zu vermeiden.5 Hybride Aufführungen entwickeln so ein anderes Theaterdisplay, das seine eigene mediale Konstruktion und „Scheinhaftigkeit“ offen zeigt. Als reflektiertes Spiel ist es auf einer Ebene seines Geschehens stets reaktiv, nicht nur auf der sozialen Ebene der Begegnung mit dem Publikum, sondern auch hinsichtlich des Inputs von Komponenten, die von digitalen Protokollen bestimmt werden. Die Aufführung organisiert dafür ein symbiotisches System, in dem der Performer mit seiner Figur, aber auch die Zuschauer*innen im Chat mit ihm und auch untereinander kommunizieren können. Sie werden aktiv wahrgenommen und können sich zwischen unterschiedlichen Sichtweisen des Geschehens entscheiden. Eine solche Option, das lineare „Sendegeschehen“ der Performance zu durchbrechen, hat Vogelgesang in früheren Arbeiten bereits rein analog hergestellt, indem er ritualhafte Performanceregeln aufstellte, die dem Publikum die Möglichkeit gaben, die Dauer der Aufführung gruppendynamisch selbst zu bestimmen. Auch solch ein analoges Verfahren für multilaterale Partizipation ist für ihn ein Symptom des digitalen Zeitalters.
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