Das Vollkommene Leben. Ein hermeneutischer– amerikanischer Gesellschaftskrimi für Germanisten.

Das Vollkommene Leben. Ein hermeneutischer– amerikanischer Gesellschaftskrimi für Germanisten.
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Der wahre Standort der Philosophie besteht nicht in der Begründung, wohl aber in der Entgründung. Besagte Begründung erfolgt durch den Versuch, das Denken durch den Gegenstand des Denkens zu ersetzen, wobei zweierlei herbeigeführt wird: Die erhabene Unergründlichkeit des Denkens wird übersehen oder verdrängt; zweitens wird obendrein dem jeweiligen Denkgegenstand ein inhalt- und sinnstiftender, daseinsbestimmender ästhetischer Inhalt beigefügt bzw. angedichtet. Dieser Vorgang, in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gesetzt, führt letztendlich zu einer ungezügelten, sprich zerstörerischen Erhabenheitsvorstellung. Das Vorliegende handelt eben von den Folgen, die eintreten, wenn das Denken vermeintlich abdenkt, abdankt.

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Thomas Taylor. Das Vollkommene Leben. Ein hermeneutischer– amerikanischer Gesellschaftskrimi für Germanisten.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Phoenix, Arizona 1992

Kapitel 2 – „Himmelshafen“

Kapitel 3 – Kaffee

Kapitel 4 – Ein Lächeln

Kapitel 5 – Das Lokal

Kapitel 6 – Auszüge aus einem Brief von Keeps-Duggan. des Jahres 1997

Kapitel 7 – Auszüge und Zusammenfassungen aus. Ferngesprächen und Briefen

Kapitel 8 – Studentische Sinnsprüche

Kapitel 9 – Willensfreiheit, Gedankenfreiheit, Wissensfreiheit

Kapitel 10 – Tasse

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Für Sophia

Ein hermeneutischer–amerikanischer Gesellschaftskrimi für Germanisten

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Ich holte aus meiner Schreibstube meine Zigaretten, um, einem festen Entschluß folgend, auf Vorrat meinem mir liebgewordenen Laster tüchtig zu frönen, und das heißt mich beim Kaffeetrinken satt zu schmauchen. Die Aussicht auf einen Aufenthalt in Kalifornien, in dem Land des außer Rand und Band geratenen Kokainkonsums aber dafür des unbegrenzten Rauchverbotes, tat nun ein Übriges, meine ohnehin gedämpfte Stimmung noch ärger zu vermiesen.

Beim Kaffee wendeten sich meine Gedanken wieder zu der bevorstehenden Aufgabe. Ich meine damit nicht meine Lehrtätigkeit als Professor für deutsche Literatur, wo der stillschweigende Auftrag im Grunde heißt, gegen Unwissenheit und Stumpfsinnigkeit ankämpfen, auch wenn die Studenten unwillig oder aber auch geradezu unfähig sind, sondern an die Gerichtsverhandlung und deren Notwendigkeit. Diese Notwendigkeit stellte den Wert und die Erfüllung des ersten Auftrages gründlich und konsequent in Frage und machte ihn dadurch umso kräftezehrend schwerer und aussichtsloser. Denn der volle Auftrag lautet, beseitige die Unwissenheit und ein besserer, stärkerer, anstandsbewußterer Mensch werde sich da schon entpuppen. Sie halten mich wohl für blauäugig, wenn ich sage, daß ich an diesen Grundsatz glauben will. Gleichwohl, daß große herrliche Literatur, mit der die Professoren, mit denen ich mich demnächst würde herumschlagen müssen, bestens vertraut sind, sowenig Wirkung, Niederschlag in deren persönlichem Denken und Verhalten zeigte, wirft die alte sokratische Fragestellung erneut auf, wo die Grenze der Erziehbarkeit des Menschen läge, ob Weisheit oder auch nur ihre niederen Erscheinungsweisen wie Aufrichtigkeit und Höflichkeit überhaupt vermittelbar sei. Ich befürchte, daß die Frage, in diesem Fall wenigstens, entschieden mit einem schallenden Nein beantwortet werden muß. Diese Erkenntnis, daß Bildung nicht unbedingt bildet, ist natürlich nichts Neues und fand ihre extremste Erscheinungsform während des zweiten Krieges in bestimmten Konzentrationslagern mit hauseigenen Orchestern – der Sträfling, der an einem Tag Brahms zum Ergötzen der Henker spielen durfte, hat nicht selten tags darauf durch die von ihm soeben Muntergemachten sein Leben lassen müssen. Bösewichter haben also doch durchaus ihre Lieder und beides muß nicht nur irgendwie zusammenpassen, sondern kann auch sich gegenseitig bedingen.

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