Im «Dritten Reich» wurden durch die SS-Organisation «Lebensborn» zahlreiche Kinder aus den besetzten Ländern Europas verschleppt – um von regimetreuen Familien in Deutschland adoptiert und aufgezogen zu werden. Der Nachwuchs sollte etwaige Kriegsverluste der deutschen Bevölkerung ausgleichen. Ingrid von Oelhafen erfährt erst sehr spät, dass auch sie eines dieser Lebensborn-Kinder war. Nach dem Tod ihrer Pflegemutter macht sie sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität. Über lange Jahre scheitert sie, nicht zuletzt aufgrund der wenig entgegenkommenden Behörden. Endlich findet sie heraus, dass sie einer jugoslawischen Familie entrissen wurde – doch das wirft neue Fragen auf. Eine spannende Spurensuche und zugleich ein Lehrstück über den Umgang mit einem wenig aufgearbeiteten Teil der NS-Geschichte.
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Tim Tate. Hitlers vergessene Kinder
Inhalt
Vorwort
August 1942
Cilli, im von den Deutschen besetzten Jugoslawien. 3.–7. August 1942
1945 – Das Jahr Null
Flucht
Heime
Identität
Mauern
Lebensborn
Bad Arolsen
Der Orden
Hoffnung
Spuren
Nürnberg
Rogaška Slatina
Blut
Pur
Entführt
Auf der Suche
Frieden
Nachwort
Dank
Abbildungsnachweis
Fußnoten
Über Ingrid von Oelhafen und mit Tim Tate und unter Mitarbeit von Dorothee Schmitz-Köster
Über dieses Buch
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Ingrid von Oelhafen / mit Tim Tate / unter Mitarbeit von Dorothee Schmitz-Köster
Hitlers vergessene Kinder
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Der schließlich stattfindende Prozess und die Verurteilung dieser brutalen Kriegsverbrecher waren zweifellos ein Triumph der Justiz, markierten aber auch bereits den Höhepunkt der Zusammenarbeit zwischen den Besatzungsmächten. Nach Nürnberg sollten Amerika, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion jeweils ein völlig unterschiedliches Konzept für die von ihnen kontrollierten Gebiete und Bevölkerungen verfolgen. Das individuelle Schicksal von mehreren zehn Millionen früherer Deutscher hing davon ab, in welcher Zone sie sich nach Kriegsende zufällig aufhielten. Sehr bald sollten diese großen politischen Unterschiede das Leben unserer kleinen Familie für immer verändern.
Die Gegensätze zwischen den vier Besatzungsmächten zeigten sich zunächst im Umgang mit ehemaligen NSDAP-Mitgliedern. ›Entnazifizierung‹ war ein Begriff, der in den letzten Kriegsjahren in Washington geprägt worden war: Präsident Franklin D. Roosevelt und sein Nachfolger Harry S. Truman erkannten, dass die Verästelungen der Partei jeden Bereich des deutschen Lebens durchdrungen hatten, vom politischen bis zum juristischen und vom öffentlichen bis zum privaten. Im Mai 1945 hatte die NSDAP mehr als acht Millionen Mitglieder, das waren etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Wie sollte man diese Verflechtung des Faschismus mit dem Alltagsleben überwinden?