Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.
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Томас Бабингтон Маколей. Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.
Einundzwanzigstes Kapitel. Wilhelm III
Eindruck von Mariens Tode auf dem Continent
Luxemburg’s Tod
Wilhelm’s Schmerz
Parlamentsverhandlungen; Emancipation der Presse
Halifax’ Tod
Parlamentarische Untersuchungen wegen der Corruption in den öffentlichen Aemtern
Tadelsvotum gegen den Sprecher des Hauses der Gemeinen
Foley zum Sprecher erwählt
Untersuchung der Rechnungen der Ostindischen Compagnie
Verdächtiges Treiben Seymour’s
Bill gegen Sir Thomas Cook
Untersuchung durch einen vereinigten Ausschuß der Lords und Gemeinen
Anklage gegen Leeds
Leeds’ Entlassung
Lords Justices ernannt
Aussöhnung zwischen Wilhelm und der Prinzessin Anna
Jakobitische Verschwörungen gegen Wilhelm’s Leben
Charnock
Porter
Goodman
Parkyns
Fenwick
Session des schottischen Parlaments
Untersuchung des Gemetzels von Glencoe
Krieg in den Niederlanden; der Marschall Villeroy
Der Herzog von Maine
Jakobitische Complots gegen die Regierung während Wilhelm’s Abwesenheit
Belagerung von Namur
Uebergabe der Stadt Namur
Uebergabe des Kastells von Namur
Verhaftung Boufflers’
Wirkung der Emancipation der englischen Presse
Wilhelm’s Rückkehr nach England; Auflösung des Parlaments
Wilhelm unternimmt eine Reise durch das Land
Die Wahlen
Beunruhigender Zustand der Geldverhältnisse
Zusammentritt des Parlaments; Loyalität des Hauses der Gemeinen
Polemik über die Valuta
Maßregeln des Parlaments in Bezug auf die Valuta
Annahme der Acte zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen
Parlamentsverhandlungen wegen der Verleihung von Kronländereien in Wales an Portland
Zwei jakobitische Complots geschmiedet
Berwick’s Complot
Das Ermordungscomplot; Sir Georg Barclay
Berwick’s Complot scheitert
Entdeckung des Mordanschlags
Parlamentarische Schritte bezüglich des Mordanschlags
Stand der öffentlichen Stimmung
Prozeß Charnock’s, King’s und Keyes’
Hinrichtung Charnock’s, King’s und Keyes’
Prozeß Friend’s
Parkyns’ Prozeß
Hinrichtung Friend’s und Parkyns’
Prozesse Rookwood’s, Cranburne’s und Lowick’s
Der Verein
Bill zur Regulirung der Wahlen
Acte zur Errichtung einer Landbank
Zweiundzwanzigstes Kapitel. Wilhelm III
Militärische Operationen in den Niederlanden
Handelskrisis in England
Finanzkrisis
Anstrengungen um dem Geldmangel abzuhelfen
Noth des Volks; seine Stimmung und sein Verhalten
Unterhandlungen mit Frankreich; der Herzog von Savoyen fällt von der Coalition ab
Nachforschungen nach jakobitischen Verschwörern in England; Sir Johann Fenwick
Ergreifung Fenwick’s
Fenwick’s Bekenntniß
Wilhelm’s Rückkehr nach England
Zusammentritt des Parlaments; Lage des Landes
Rede König Wilhelm’s bei Eröffnung der Session
Beschlüsse des Hauses der Gemeinen
Rückkehr des Wohlstandes
Einfluß der Maßnahmen des Hauses der Gemeinen auf die auswärtigen Regierungen
Besserung der Finanzen
Folgen des Fenwick’schen Bekenntnisses
Godolphin’s Rücktritt
Stimmung der Whigs über Fenwick
Wilhelm verhört Fenwick
Verschwinden Goodman’s
Parlamentarische Maßnahmen in Bezug auf Fenwick’s Geständnisse
Bill zur Verurtheilung Fenwick’s
Debatten der Gemeinen über die Verurtheilungsbill
Die Verurtheilungsbill den Lords überreicht
Monmouth’s Kunstgriffe
Debatten der Lords über die Verurtheilungsbill
Schritte gegen Monmouth
Stellung und Gesinnung Shrewsbury’s
Die Verurtheilungsbill angenommen
Versuche, Fenwick zu retten
Fenwick’s Hinrichtung
Bill zur Regulirung der Wahlen
Bill zur Regulirung der Presse
Bill zur Abschaffung der Vorrechte von Whitefriars und dem Savoy
Schluß der Session; Beförderungen und Ernennungen
Zustand Irland’s
Zustand Schottland’s
Eine Parlamentssession in Edinburg
Acte zur Errichtung von Schulen
Der Prozeß Thomas Aikenhead’s
Militärische Operationen in den Niederlanden
Von Frankreich offerirte Friedensbedingungen
Verhalten Spanien’s
Verhalten des Kaisers
Congreß von Ryswick
Wilhelm eröffnet eine bestimmte Unterhandlung
Zusammenkünfte Portland’s mit Boufflers
Die Friedensbedingungen zwischen Frankreich und England werden festgesetzt
Schwierigkeiten, durch Spanien und den Kaiser veranlaßt
Versuche Jakob’s, einen allgemeinen Friedensschluß zu verhindern
Der Tractat von Ryswick unterzeichnet
Spannung in England
Ankunft der Friedensnachricht in England
Schrecken der Jakobiten
Allgemeine Freude
Einzug des Königs in London
Der Tag des Dankgottesdienstes
Отрывок из книги
Auf dem Continent machte die Nachricht von Mariens Tode einen sehr verschiedenen Eindruck. Die Hugenotten beweinten in allen Gegenden Europa’s, wohin sie verschlagen waren, die Auserwählte, die ihren königlichen Aufwand beschränkt hatte, um dem verfolgten Volke Gottes Brot und Obdach zu geben.1 In den Vereinigten Provinzen, wo sie genau gekannt und immer populär gewesen war, wurde ihr Tod aufrichtig bedauert. Matthias Prior, dem seine Talente und Kenntnisse die Gönnerschaft des freigebigen Dorset verschafft hatten und der jetzt der Gesandtschaft im Haag attachirt war, schrieb, daß die kälteste und für Gefühlsaffecte unempfänglichste aller Nationen berührt sei. Der Marmor selbst, sagte er, weine.2 Die Klagen von Cambridge und Oxford fanden in Leyden und Utrecht Wiederhall. Die Generalstaaten legten Trauer an. Auf allen Kirchthürmen Hollands ertönte jeden Tag Trauergeläute.3 Inzwischen verbot Jakob in Saint-Germains jede Trauerfeier aufs Strengste, und bestimmte Ludwig, ein gleiches Verbot auch in Versailles zu erlassen. Einige der vornehmsten Edelleute Frankreich’s, unter andern die Herzöge von Bouillon und von Duras, waren mit dem Hause Nassau verwandt und hatten jedesmal, wenn der Tod dieses Haus heimsuchte, die schicklichen Trauerceremonien genau beobachtet. Diesmal wurde ihnen untersagt, sich schwarz zu kleiden, und sie fügten sich; aber die Macht des großen Königs ging nicht so weit, daß er seine hochgebildeten und geistreichen Höflinge hätte verhindern können einander zuzuflüstern: es liege doch etwas Erbärmliches in dieser Rache, die der Lebende an dem Todten, ein Vater an seinem Kinde nehme.4
Die Hoffnungen Jakob’s und seiner Exilgefährten waren jetzt größer als sie seit der Schlacht von La Hogue je gewesen. Die Staatsmänner, sowohl bei uns, als auch auf dem Continent, waren in der That allgemein der Ansicht, daß es Wilhelm nicht möglich sein werde, sich noch lange auf dem Throne zu halten. Ohne den Beistand seiner Gemahlin, sagte man, würde er sich nicht einmal so lange haben halten können. Ihre Leutseligkeit habe Viele gewonnen, die sein kaltes Benehmen und seine kurzen Antworten abgestoßen hätten. Ihr englischer Accent, ihre englischen Gesinnungen und Neigungen hätten Viele bezaubert, denen sein holländischer Accent und seine holländischen Gewohnheiten zuwider gewesen seien. Obgleich sie der Hochkirchenpartei nicht angehört, habe sie doch dieses Ritual geliebt und sich gern und ehrerbietig einigen Ceremonien anbequemt, die er zwar nicht als sündhaft, doch als kindisch angesehen und an denen Theil zu nehmen er schwer habe über sich gewinnen können. So lange der Krieg daure, müsse er nothwendig fast die Hälfte des Jahres außerhalb England’s zubringen. Bisher habe sie in seiner Abwesenheit ihn vertreten, und gut vertreten. Wer solle ihn jetzt vertreten? In welchen Stellvertreter könne er gleiches Vertrauen setzen? Welchem Stellvertreter werde die Nation gleiche Achtung zollen? Alle Staatsmänner Europa’s stimmten daher in der Ansicht überein, daß seine zum mindesten schwierige und gefährliche Lage durch den Tod der Königin noch schwieriger und gefährlicher geworden sei. Aber alle Staatsmänner Europa’s täuschten sich, und merkwürdigerweise war seine Regierung nach dem Ableben Mariens entschieden glücklicher und ruhiger als zu ihren Lebzeiten.
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Wharton war nicht der Mann, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. In White’s Kaffeehause, unter den jungen vornehmen Herren, die in Politik und Ausschweifung seine Schüler waren, würde er gewiß herzlich gelacht haben über die Wuth, mit der die Nation plötzlich Leute deshalb zu verfolgen begann, weil sie etwas thaten, was Jedermann stets gethan hatte und stets zu thun versuchte. Aber wenn die Menschen einmal Thoren sein wollten, so war es Sache eines Staatsmannes, ihre Thorheit zu benutzen. Die Sprache der politischen Reinheit war den Lippen Wharton’s nicht so geläufig als gotteslästerliche und unzüchtige Reden; aber seine Manieren waren so geschmeidig und seine Unverschämtheit so groß, daß er vor der Welt als ein sittenstrenger Patriot aufzutreten wagte, der über die Feilheit und Treulosigkeit eines entarteten Zeitalters trauerte. Während er, von dem heftigen Parteigeiste beseelt, der bei rechtschaffenen Männern für einen Fehler gegolten haben würde, der aber bei ihm fast eine Tugend war, seine Freunde eifrig aufstachelte, eine Untersuchung über die Wahrheit der circulirenden schlimmen Gerüchte zu verlangen, wurde der Gegenstand plötzlich und nachdrücklich in den Vordergrund gedrängt. Der Zufall wollte, daß, als eine Bill von geringem Interesse bei den Gemeinen berathen wurde, der Briefträger mit zahlreichen Briefen an Mitglieder ankam, und die Vertheilung erfolgte an der Schranke unter einem Gemurmel, das die Stimmen der Redner übertäubte. Seymour, den sein gebieterischer Character beständig antrieb zu befehlen und zu moniren, verwies den Plaudernden die anstößige Ordnungswidrigkeit ihres Benehmens und forderte den Sprecher auf, es zu rügen. Es erfolgte ein heftiger Wortwechsel und einer der Schuldigen ließ sich so weit hinreißen, daß er auf die über Seymour und den Sprecher umlaufenden Geschichten anspielte. „Es ist allerdings unpassend zu plaudern, während eine Bill berathen wird; aber noch viel schlimmer ist es, Geld anzunehmen, um eine Bill durchzubringen. Wenn wir eine leichte Formverletzung so streng rügen wollen, wie streng sollten wir dann erst gegen die Corruption auftreten, welche das Wesen unserer Institutionen selbst untergräbt!” Das war genug; der Funke war gefallen, der Pulverfaden lag bereit, die Explosion erfolgte augenblicklich und mit furchtbarer Heftigkeit. Nach einer stürmischen Debatte, in der sich zu wiederholten Malen der Ruf: „der Tower!” vernehmen ließ, traf Wharton Anstalt, sein Vorhaben durchzusetzen. Bevor das Haus die Sitzung aufhob, wurde ein Ausschuß zur Prüfung der Bücher der City von London und der Ostindischen Compagnie ernannt.15
Das schottische Parlament war bei dieser Gelegenheit unzweifelhaft am unrechten Orte streng und am unrechten Orte nachsichtig. Die Grausamkeit und Schändlichkeit Glenlyon’s und seiner Kameraden erregen noch heute, nach Verlauf von hundertsechzig Jahren, eine Entrüstung, die es schwer macht, unbefangen zu urtheilen. Wer es jedoch über sich gewinnen kann, das Verfahren dieser Leute mit richterlicher Unparteilichkeit zu betrachten, wird wahrscheinlich der Ansicht sein, daß sie nicht ohne großen Nachtheil für das Gemeinwohl als Mörder hätten behandelt werden können. Sie hatten Niemanden getödtet, dessen Tödtung ihnen nicht von ihrem commandirenden Offizier auf das Bestimmteste anbefohlen war. Es würde mit der Subordination, ohne die eine Armee der schlimmste Pöbelhaufen ist, vorbei sein, wenn jeder Soldat für die Gerechtigkeit jedes Befehls, in dessen Befolgung er sein Gewehr abfeuert, verantwortlich sein sollte. Der Fall in Glencoe war allerdings ein extremer Fall; aber im Prinzip dürfte er schwer von Fällen zu unterscheiden sein, wie sie im Kriege ganz gewöhnlich sind. Grausame militärische Executionen sind zuweilen unerläßlich; die Humanität selbst kann sie gebieten. Wer hat zu entscheiden, ob ein Fall vorliegt, der Strenge zur wahren Barmherzigkeit macht? Wer hat zu bestimmen, ob es nothwendig ist oder nicht, eine blühende Stadt in Asche zu legen, eine zahlreiche Schaar von Meuterern zu decimiren, eine ganze Räuberbande zu erschießen? Lastet die Verantwortlichkeit auf dem commandirenden Offizier oder auf dem Gliede, dem er befiehlt, sich fertig zu machen, anzulegen und Feuer zu geben? Und wenn es die allgemeine Regel ist, daß die Verantwortlichkeit auf dem commandirenden Offizier und nicht auf Denen lastet, die ihm gehorchen, läßt sich dann ein Grund dafür angeben, den Fall von Glencoe für eine Ausnahme von dieser Regel zu erklären? Es ist bemerkenswerth, daß kein Mitglied des schottischen Parlaments darauf antrug, einen der Gemeinen von Argyle’s Regiment wegen Mordes in Anklagestand zu versetzen. Jedem unter dem Range des Sergeanten Stehenden wurde völlige Straflosigkeit gewährt. Doch nach welchem Prinzip? Wenn der militärische Gehorsam keine haltbare Entschuldigung war, so war gewiß jeder Mann, der in jener fürchterlichen Nacht einen Macdonald erschoß, ein Mörder. Und wenn der militärische Gehorsam ein haltbarer Entschuldigungsgrund für den Musketier war, der auf Befehl des Sergeanten Barbour handelte, warum dann nicht auch für Barbour, der auf Befehl Glenlyon’s handelte? Und warum nicht auch für Glenlyon, der auf Befehl Hamilton’s handelte? Es kann wohl schwerlich behauptet werden, daß der Gemeine seinem Unteroffizier mehr Gehorsam schulde als der Unteroffizier seinem Hauptmanne oder der Hauptmann seinem Obersten.
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