Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.
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Томас Бабингтон Маколей. Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.
Neunzehntes Kapitel. Wilhelm und Marie
Wilhelm’s auswärtige Politik
Die nordischen Mächte
Der Papst
Benehmen der Verbündeten
Der Kaiser
Spanien
Es gelingt Wilhelm, der Auflösung der Coalition vorzubeugen
Neue Arrangements für die Verwaltung der spanischen Niederlande
Ludwig rückt ins Feld
Belagerung von Namur
Ludwig kehrt nach Versailles zurück
Luxemburg
Schlacht von Steenkerke
Verschwörung Grandval’s
Wilhelm’s Rückkehr nach England
Schlechte Marineverwaltung
Erdbeben in Port Royal
Noth in England
Zunahme der Verbrechen
Zusammentritt des Parlaments
Stand der Parteien
Die Thronrede
Privilegienfrage, von den Lords zur Sprache gebracht
Debatten über die Lage der Nation
Bill zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen
Der Prozeß Lord Mohun’s
Debatten über den indischen Handel
Geldbewilligungen
Mittel und Wege; Grundsteuer
Ursprung der Nationalschuld
Parlamentsreform
Die Stellenbill
Die Dreijährigkeitsbill
Die ersten Parlamentsdebatten über die Freiheit der Presse
Zustand Irland’s
Der König verweigert die Genehmigung der Dreijährigkeitsbill
Ministerielle Arrangements
Der König begiebt sich nach Holland
Eine Parlamentssession in Schottland
Zwanzigstes Kapitel. Wilhelm und Marie
Zustand des Hofes von Saint-Germains
Gesinnung der Jakobiten. Die Vergleicher
Die Nichtvergleicher
Ministerwechsel in Saint-Germains. Middleton
Jakob erläßt eine neue Erklärung
Eindruck der neuen Erklärung
Rüstungen der Franzosen für den Feldzug
Gründung des St. Ludwigsordens
Middleton’s Bericht über Versailles
Wilhelm’s Rüstungen für den Feldzug
Ludwig rückt ins Feld
Ludwig kehrt nach Versailles zurück
Manövers Luxemburg’s
Schlacht bei Landen
Vernichtung der Smyrna-Flotte
Aufregung in London
Jakobitische Libelle; Wilhelm Anderton
Schriften und Kunstgriffe der Jakobiten
Verhalten Caermarthen’s
Der Ostindischen Compagnie eine neue Concession verliehen
Wilhelm’s Rückkehr nach England; militärische Erfolge Frankreich’s
Noth in Frankreich
Ein Ministerium nothwendig für die parlamentarische Regierungsform
Allmälige Bildung des ersten Ministeriums
Sunderland
Sunderland räth dem Könige den Whigs den Vorzug zu geben
Gründe für die Bevorzugung der Whigs
Häupter der Whigpartei; Russell
Somers
Montague
Wharton
Häupter der Torypartei
Harley
Foley
Howe
Zusammentritt des Parlaments
Debatten über die Unfälle zur See
Russell erster Lord der Admiralität
Nottingham’s Rücktritt
Shrewsbury will kein Amt annehmen
Debatten über den Handel mit Indien
Bill zur Regulirung des Prozeßverfahrens in Hochverrathsfällen
Die Dreijährigkeitsbill
Die Stellenbill
Bill zur Naturalisirung ausländischer Protestanten
Geldbewilligung
Wege und Mittel; Lotterieanlehen
Die Bank von England
Prorogation des Parlaments; ministerielle Arrangements
Shrewsbury Staatssekretär
Verleihung neuer Titel
Kriegsplan der Franzosen
Kriegsplan England’s
Expedition gegen Brest
Operationen im Mittelländischen Meere
Krieg zu Lande
Klagen über Trenchard’s Verwaltung
Die gerichtlichen Verfolgungen in Lancashire
Zusammentritt des Parlaments
Tillotson’s Tod
Tenison, Erzbischof von Canterbury
Debatten über die gerichtlichen Verfolgungen in Lancashire
Die Stellenbill
Die Bill zur Regulirung des Verfahrens in Hochverrathsfällen
Die Dreijährigkeitsbill angenommen
Tod Mariens
Mariens Leichenbegängniß
Gründung des Greenwich-Hospitals
Отрывок из книги
Während England einestheils durch die Besorgniß einer Invasion, andrentheils durch die Freude über seine durch die Tapferkeit seiner Seeleute erwirkte Befreiung bewegt wurde, fanden wichtige Ereignisse auf dem Continent statt. Am 6. März war der König im Haag angekommen und hatte seine Anstalten für den bevorstehenden Feldzug zu treffen begonnen.1
Die vor ihm liegende Aussicht war trübe. Die Coalition, deren Schöpfer und Oberhaupt er war, schwebte seit einigen Monaten in steter Gefahr, sich aufzulösen. Durch welche unermüdliche Anstrengungen, durch welche sinnreiche Mittel und Wege, durch welche Schmeicheleien, durch welche Lockungen es ihm gelang, seine Verbündeten abzuhalten, sich einer nach dem andren Frankreich zu Füßen zu werfen, läßt sich nur unvollkommen ermitteln. Die vollständigste und authentischeste Aufzählung der Mühen und Opfer, durch welche er acht Jahre lang eine Schaar kleinmüthiger und verrätherischer, das gemeinsame Interesse nichtachtender und auf einander eifersüchtiger Potentaten zusammenhielt, findet sich in seiner Correspondenz mit Heinsius. In dieser Correspondenz ist Wilhelm ganz er selbst. Er hatte im Laufe seines ereignißvollen Lebens einige wichtige Aufgaben zu lösen, für die er nicht besonders befähigt war, und diese Aufgaben löste er unvollkommen. Als Souverain von England zeigte er Talente und Tugenden, die ihm zu einer ehrenvollen Erwähnung in der Geschichte berechtigen; allein er hatte auch große Mängel. Er war bis zum letzten Augenblick ein Fremder unter uns, kalt, zurückhaltend, niemals heiter, niemals sich wohl fühlend. Sein Königreich war ein Verbannungsort, seine schönsten Paläste waren Gefängnisse. Er zählte stets die Tage, welche noch vergehen sollten, ehe er sein Geburtsland, die beschnittenen Bäume, die Flügel zahlloser Windmühlen, die Storchsnester auf den hohen Giebeln und die langen Reihen bunter Landhäuser, die sich in den ruhigen Kanälen spiegeln, wiedersehen sollte. Er bemühte sich gar nicht, die Vorliebe zu verbergen, die er für seinen heimathlichen Boden und für seine Jugendfreunde empfand, und daher herrschte er nicht in unseren Herzen, obwohl er unsrem Vaterlande große Dienste leistete. Auch als General im Felde bewies er einen seltenen Muth und eine seltene Tüchtigkeit; aber als Taktiker stand er manchen seiner Zeitgenossen nach, die ihm in allgemeiner geistiger Befähigung weit nachstanden. Das Geschäft, für das er sich ganz vorzüglich eignete, war die Diplomatie im höchsten Sinne des Worts. Es darf bezweifelt werden, ob er in der Kunst große Unterhandlungen zu leiten, von denen das Wohl der Völkerrepublik abhängt, je übertroffen worden ist. Seine Geschicklichkeit in diesem Zweige der Politik wurde niemals strenger erprobt und glänzender bewiesen als während des letzten Theils des Jahres 1691 und des ersten Theils des Jahres 1692.
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In einer Hinsicht war jedoch das Schicksal der beiden Festungen ein ganz verschiedenes. Mons wurde von seinen eigenen Einwohnern übergeben. Namur hätte vielleicht gerettet werden können, wenn die Besatzung eben so begeistert und entschlossen gewesen wäre wie die Einwohnerschaft. Merkwürdigerweise herrschte in dieser so lange einer fremden Herrschaft unterworfenen Stadt ein Patriotismus ähnlich dem der kleinen griechischen Republiken. Man hat keinen Grund zu glauben, daß die Bürger sich um das Gleichgewicht der Macht kümmerten oder eine Vorliebe für Jakob oder für Wilhelm, für den Allerchristlichsten König oder für den Allerkatholischsten König hatten. Aber jeder Bürger glaubte seine eigene Ehre mit der Ehre der jungfräulichen Festung verknüpft. Die Franzosen mißbrauchten zwar ihren Sieg nicht. Es wurden keine Gewaltthätigkeiten verübt, die Privilegien der Municipalität wurden geachtet, die Behörden nicht gewechselt. Dennoch aber konnte das Volk einen Sieger nicht ohne Thränen der Wuth und Scham in das bis dahin unbezwungene Schloß einziehen sehen. Selbst die barfüßigen Carmeliter, die allen Genüssen, allem Eigenthum, allem geselligen Umgang, allen häuslichen Zuneigungen entsagt hatten, deren Tage lauter Fasttage waren, die einen Monat nach dem andren verlebten, ohne ein Wort zu sprechen, waren heftig ergriffen. Umsonst bemühte sich Ludwig, sie durch Beweise von Achtung und fürstlicher Freigebigkeit zu beschwichtigen. So oft sie einer französischen Uniform begegneten, wendeten sie sich mit einer Miene ab, welche bewies, daß ein Leben des Gebets, der Enthaltsamkeit und des Schweigens ein irdisches Gefühl in ihnen nicht zu ersticken vermocht hatte.24
Dies war vielleicht der Augenblick, wo Ludwig’s Arroganz den höchsten Grad erreichte. Er hatte die letzte und glänzendste Kriegsthat seines Lebens vollbracht. Seine verbündeten Feinde, Engländer und Deutsche, hatten gegen ihren Willen seinen Triumph erhöht und waren Zeugen des Ruhmes gewesen, der ihnen das Herz brach. Seine Freude war grenzenlos. Die Umschriften auf den Denkmünzen, die er zur Verewigung seines Sieges schlagen ließ, die Schreiben, durch welche er den Prälaten seines Königreichs befahl, das Te Deum zu singen, waren prahlerisch und sarkastisch. Sein Volk, ein Volk, zu dessen vielen edlen Eigenschaften Mäßigung im Glück nicht gerechnet werden kann, schien eine Zeit lang trunken von Stolz. Selbst Boileau, durch die herrschende Begeisterung mit fortgerissen, vergaß die Gelassenheit und den guten Geschmack, denen er seinen Ruf verdankte. Er bildete sich ein, ein lyrischer Dichter zu sein und machte seinen Gefühlen in hundertsechzig Strophen geistlosen Bombastes über Alcibiades, Mars, Bacchus und Ceres, die Leier des Orpheus, die tracischen Eichen und die permessianischen Nymphen, Luft. Er sagte, er möchte wohl wissen, ob Namur, wie Troja, von Apollo und Neptun erbaut worden sei. Er fragte, welche Macht eine Stadt bezwingen könne, welche stärker sei als die, vor der die Griechen zehn Jahre lagen, und er gab sich selbst die Antwort darauf, daß ein solches Wunder nur durch Jupiter oder durch Ludwig bewerkstelligt werden könne. Die Feder am Hute Ludwig’s war der Leitstern des Sieges. Vor Ludwig müsse sich Alles beugen, Fürsten, Nationen, Winde und Wasser. Zum Schluß wendete sich der Dichter an die verbündeten Feinde Frankreich’s und ersuchte sie höhnisch, die Nachricht mit nach Hause zu nehmen, daß Namur vor ihren Augen gefallen sei. Doch es waren noch nicht viele Monate verstrichen, als der prahlerische König und der prahlerische Dichter belehrt wurden, daß es eben so klug als anständig ist, in der Stunde des Sieges bescheiden zu sein.
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