Bratwurst am Stiel
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Torsten Riedel. Bratwurst am Stiel
Schlüpferfrei und Spaß dabei
Wembley für ganz Arme
Muss (Auto)Liebe schön sein
Freie Bahn für freie Bürger
Bratwurst am Stiel
Mallorca
Der Fressmarathon
Yeti lebt
Alles geht einmal zu Ende
Päckchen zum Glück
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Schlüpferfrei und Spaß dabei
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Als ich von meiner Nahrungsbeschaffung wiederkomme, herrscht auf den Gängen schon wieder ein reges Treiben. Der einzige Ruhepunkt ist mein nachbarlicher Beamter . Der steht gerade ganz tiefenentspannt in der Teeküche und kocht sich einen Kaffee. Sein Mittagessen nimmt er jeden Tag um genau 11.45 Uhr ein. Jegliche Verspätung wird dabei schon fast zu einer lebensbedrohenden Gefahr. Sein Körper ist derart darauf geeimpft, genau nach Protokoll gefüttert zu werden, dass Abweichungen unter keinen Umständen möglich sind. Zur täglichen etwa zweistündigen Mittagszeremonie gehören auch ein Verdauungsspaziergang und der gemeinsame Kaffeeklatsch mit dem Kollegen von gegenüber. Die zwei Männer könnten glatt als eineiige Zwillinge durchgehen. Sie sind beide nicht nur enorm langsam, sie schaffen es auch, durch die Vorspiegelung maximaler Dummheit sämtliche Arbeitsaufgaben von sich fern zu halten. Außerdem hält das Duo jegliche Weiterentwicklung für ein Werk des Teufels. Es grenzt beinahe an ein Wunder, dass es ihnen nach wochenlanger Anleitung endlich gelungen ist, den Powerknopf an ihren PCs zu finden.
Meine Nudelpfanne von Mr. Wan ist genau die richtige Wahl, wenn man einmal davon absieht, dass ich beim Kampf mit den Stäbchen mein heute Morgen frisch angezogenes, ehemals hellblau leuchtendes Hemd von oben bis unten vollgespritzt habe. Dennoch bin ich ein wenig stolz auf mich. Ich erbringe gerade den Beweis dafür, dass auch Männer in der Lage sind, zwei Dinge auf einmal zu erledigen. Neben meinen ausbaufähigen Stäbcheneinlagen stöbere ich durch die Onlineausgaben einiger Tageszeitungen. Bei den Promis und denjenigen, die sich dafür halten, gibt es keine Neuigkeiten. Ich stelle aber fest, dass es inzwischen selbst Menschen zum Promistatus bringen, deren größter Verdienst es ist, ein paar Känguruhoden mit einem feinpürierten Affenanus hinunterzuspülen. Je niedriger die Hemmschwelle, desto größer der Eintrag. Aber irgendwie muss man die Zeiten ja überbrücken, in denen Rihanna gerade nicht kiffend am Strand sitzt und dabei gleichzeitig ihre Fans drei Stunden in irgendeiner Konzerthalle warten lässt. In den Sportteilen der Zeitungen hat sich ein wenig Monotonie breitgemacht. Bayern München dominiert mit Abstand den deutschen Fußball und in Liverpool werden bald wahrscheinlich sogar Schlüpfer mit dem Konterfei von Jürgen Klopp gedruckt, weil „the normal one“ mit seinen schrulligen Sprüchen so wunderbar in die Arbeiterstadt und zum ortsansässigen Fußballverein passt. Zwischendrin stoße ich auf ein paar Artikel zum Wembleytor uns sehe es als Genugtuung an, dass man sich selbst nach 50 Jahren und neuesten technischen Erkenntnissen immer noch uneins ist. Nach der ganzen Kloppmania und dem deutschen Championsleaguefinale vor zwei Jahren im Mutterland des Fußballs hatte ich schon befürchtet, dass wir Deutschen und die Engländer doch eine gemeinsame Fußballsprache sprechen. Wobei es natürlich schon ein ganz besonderes Kompliment war, dass sich gerade die Briten auf das reindeutsche Fußballfinale im Wembley gefreut und uns Willkommen geheißen haben. Man konnte beinahe das Gefühl bekommen, dass unsere Cousins sogar ein wenig anfangen uns zu mögen. Es wirkte fast schon ein wenig befremdlich, dass ausgerechnet die Vorfreude auf ein 90-minütiges Ballsportereignis mit ausschließlich deutscher Beteiligung zwei Nationen näher zusammenrücken lässt als jemals zuvor. Unsere Kanzlerin sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, mindestens einen der Finalhelden als Außenminister in ihr Kabinett zu locken. Bei den heutigen Marktwerten der Spieler könnte es jedoch durchaus möglich sein, dass ein Wechsel an einer viel zu hohen Ablösesumme scheitert.
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