Nocturnia - Die langen Schatten
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Exposé Nocturnia – Die langen Schatten
Nach Jahrhunderten, in denen die alte Ordnung galt, kommt es in der Unterstadt zu einem folgeschweren Aufstand. Die Namenlosen, Knechte der Hochgeborenen, begehren auf und stürzen die gesamte Gesellschaft der Nocturnen, den Wesen der Nacht, ins Chaos. Starre und eingefahrene Regeln, die in der reichen Oberstadt galten, kommen ins Wanken. Für die beiden ungleichen Geschwister Juchata und Naxbil, Kinder des großen Vincus deRovere, ändert sich in dieser Nacht alles. Während Naxbil die Grenzen zwischen Täter und Opfer überschreitet, erfüllt sich der Wunsch Juchatas nach Veränderung schnell und unerwartet. Juchata kann auf die Hilfe der wenigen Freunde ihres Vaters setzen. Elotril, der alte Koch in den Diensten der deRoveres, erzählt ihr von merkwürdigen Geschehnissen um ihre tote Mutter. Juchata beschließt, Antworten auf ihre Fragen zu finden. Aber es wird nicht leicht, denn plötzlich ist sie auf der Flucht vor den Gegnern des Vaters, die ihr ohne Rücksicht und Skrupel zusetzen. Allen voran die Borjas, der mächtige Clan und ewige Feind der deRoveres.
Naxbil hingegen verschwindet von der Oberfläche. Sein Geheimnis bleibt lange Zeit unentdeckt und wird somit zur Rettung vieler Namenloser, die dadurch der tödlichen Rache der Hochgeborenen entkommen. Frei von den Zwängen der Gesellschaft leben die einstmals Namen- und Rechtlosen nun in ihrer eigenen Welt, in der nichts so ist wie früher.
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Die Landschaft lag ruhig vor der weiblichen Gestalt, die aus ihrem Gemach nach draußen schaute. Sie liebte den Ausblick, doch in dieser Nacht rückte er in den Hintergrund, wurde zur unbeachteten Kulisse in dem Stück, das ihr bevorstand und in dem sie die Hauptrolle inne haben sollte. Juchata spielte mit dem schwarzen Dolch, ein Geschenk ihres Vaters zur Weihung. Eine spitze Klinge, wie aus Pech geschmiedet, doch härter und schärfer als alles, was sie bislang gekannt hatte. Gab ihr der Ausblick aus ihrem Gemach sonst Ruhe, konnte sie ihn heute kaum ertragen. Mit einem Ruck zog sie die dunklen, schweren Vorhänge zu, die das Mondlicht vollständig aus dem Zimmer verbannten. Ihr schlanker Körper schmiegte sich an die Dunkelheit um sie herum. Ihre Augen sahen alles, nahmen jeden Winkel wahr, denn in der Finsternis fühlte sie sich wohl. Das Sonnenlicht ertrug sie nicht, denn die Nocturnen, zu deren Rasse sie gehörte, verbrannten unter den sengenden Strahlen.
Heute Nacht sollte sie wählen. Am liebsten hätte sie sich den Dolch in die zarte Brust gerammt, nur um dieser Entscheidung aus dem Weg zu gehen. So viel wusste sie jedoch schon, dass der Stahl nur eine hässliche Narbe hinterlassen würde, denn niemals könnte sie den Mut aufbringen, ihre Tat auch zu vollenden. Zu sehr liebte sie das Leben, auch wenn es momentan unerträglich und aussichtslos schien.
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Gladicus schaute auf den Boden, das war nicht sein Terrain, zu schlüpfrig und ungewohnt. Calavus hingegen schien bester Laune.
„Gladicus, mein Freund, warum so trübsinnig? Jetzt sind wir hier beisammen, warum nicht ein wenig Spaß haben und unsere Gesellschaft genießen? Oder bist du etwa unzufrieden mit uns?“
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