Köche, Agenten und Mätressen sind die Hauptfiguren der unglaublichen Geschichten aus Frankreich, von denen Ulrich Wickert mit Charme und Ironie erzählt. Szenen aus einem Land, das wir zu kennen glaubten … Wer kennt schon das Land, in dem handgepflückte Kartoffeln zum Nachtisch serviert werden oder der Name eines Käses vom Zinsbetrug herrührt? Frankreich – wir meinen es zu kennen und haben doch oft nur die gängigen Bilder und Vorstellungen im Kopf. Ulrich Wickert, der kluge und charmante Causeur, lädt in seinen "unglaublichen Geschichten" dazu ein, (sein) Frankreich mit neuen Augen zu sehen. Auf diesem Streifzug erfahren wir Erstaunliches: Der Innenminister läßt den Staatspräsidenten durch Agenten der politischen Polizei beschatten; dieser wiederum ordnet an, schöne Schauspielerinnen, Journalisten und Schriftsteller abzuhören. Die Chauffeure der Minister müssen dem Innenminister melden, wenn sich ihr Chef zum Mätressenbesuch aufmacht. Und um sich das teure Leben mit einer Geliebten leisten zu können, erschleichen sich Politiker Scheinverträge mit Staatsunternehmen … Es sind unerhörte Episoden, die Ulrich Wickert aus Frankreichs Geschichte und Gegenwart zu erzählen weiß. Er spannt einen weiten historischen Bogen und läßt es sich nicht nehmen, eine Fülle von komischen wie nachdenklich stimmenden Erfahrungen auszubreiten. Mit dem ihm eigenen Witz und mit pointierter Ironie wägt Wickert ab, was die Franzosen so liebenswert macht und weswegen man ihrer bisweilen überdrüssig ist. "Vom Glück, Franzose zu sein" – lauter wahre Begebenheiten, die so unglaublich klingen, als handelten sie von einem unbekannten Land: von Frankreich.
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Ulrich Wickert. Vom Glück, Franzose zu sein
Die liebenswerten Franzosen
Warum wir dennoch an den Franzosen verzweifeln
Köche sind Künstler
Der Camembert unterm Bett
Gepflückte Kartoffeln zum Nachtisch
Sucht nach Privilegien
Die »Wachen des Kardinals«
Frankreichs Stasi
»Le Corbeau«
Die Maîtressen der Republik
Vom Aberglauben an den Sieg der Technik
Chaos auf Korsika
Geld – eine Peinlichkeit
Der Geist und die Mächtigen
Die Macht gegen den Geist
Verkehr als Mutprobe
Wer hat die Katze gekocht?
Fußnoten
Über Ulrich Wickert
Impressum
Отрывок из книги
Ulrich Wickert
Vom Glück, Franzose zu sein
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Marianne hat in den mehr als zweihundert Jahren seit der Revolution nichts an Bedeutung eingebüßt. Auf der Briefmarke prangt ihr Konterfei; eine Büste der Marianne steht in jeder Mairie. Daneben hängt das offizielle Foto des jeweiligen Staatspräsidenten, als bildeten sie ein Paar: sie, die dauerhafte Königin, er, der vergängliche Regent. Und wie nah Marianne dem Volk ist, zeigen ihre Gesichtszüge. Sie drücken keine hehren Ideale aus, sondern sollen Frauen des Volkes sein. Nun gut, auch da gibt es Unterschiede. Doch nicht die politische, kulturelle oder wirtschaftliche Bedeutung einer Frau führt dazu, daß Marianne nach ihren Gesichtszügen modelliert wird.
Die Liebste ist dem Liebenden immer die Schönste. Und das gilt auch für die Marianne. So werden Leinwandschönheiten, wie etwa Brigitte Bardot oder Catherine Deneuve, als Vorbild für die Gipsstatuen in den Rathäusern genommen. Einem Deutschen würde eine Schauer über den Rücken laufen, würde Germania einer Schauspielerin ähneln. Es würde als Sakrileg beklagt oder als Kitsch belacht – schließlich ist Germania für die meisten Deutschen inzwischen auf dem Sperrmüll gelandet.