MidlifePunks
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Uschi Ballboa. MidlifePunks
MidlifePunks
Intro
Er gehört zu mir
Freu dich bloß nicht zu früh
Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund
Girls just want to have fun
Wie schön, dass Du geboren bist
Du kannst nicht immer siebzehn sein
Beim ersten Mal tat’s noch weh
Der wilde Wilde Westen
Schöner fremder Mann
Tell me why I don’t like mondays
Ave Maria
The winner takes it all
Zugabe! Zugabe!
Over and Out
Отрывок из книги
Wo soll das alles bloß enden? Dabei hat es noch nicht einmal begonnen.
Und überhaupt ist es irre, wie viele Fragen ich mir stelle, seit der Musiker mich zu seiner Freundin gemacht hat. „Gemacht“ ist hier die richtige Wortwahl. Ein Musiker kommt nicht einfach mal so zu einer Freundin. Das ist knallharte Arbeit – für die Freundin! In so einem Casting muss man sich schon bewähren und das bedeutet nicht, dass man ihm jedes Wochenende von Auftritt zu Auftritt hinterher reist, weil man es kaum erwarten kann ihn wiederzusehen. Man muss nicht weit vor Beginn der Veranstaltung da sein, sich die ganze Zeit vor dem Backstage-Bereich rumdrücken, um irgendwie an ihn ranzukommen. Erfahrungsgemäß ist es so, dass sich das Objekt der Begierde ohnehin als doch eher scheues Wesen hinter der Bühne verschanzt. Kurz vor einem Auftritt hat der Musiker ganz andere Dinge im Kopf als man selbst. Er wartet und wartet, aber leider eben nicht auf Dich. Kommt der Musiker dann endlich auf die Bühne, versuchst du ständig Blickkontakt herzustellen und zwinkerst ihm zu, sobald er auch nur grob in deine Richtung guckt. Er wird Dich in den meisten Fällen nicht einmal wahrnehmen und wenn es noch halbwegs gut läuft, höchstens denken, die hat ja aber auch jedes Wochenende was im Auge. Sowas frustriert auf Dauer und macht durstig. Und so endet es meist damit, dass man rotzebreit vor der Bühne steht und langsam anfängt, lautstark über die vermeintliche Konkurrenz herzuziehen. Ach ja, was waren das damals doch hormonell zerschossene und anstrengende Zeiten als Groupie.
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„Mit 50 habe ich eh ausgesorgt“, ist seine Antwort auf meine, wie ich finde, relativ klare Frage, ob wir das Haushaltsgeld zu Weihnachten aufstocken wollen. Ist das jetzt ein Ja oder doch ein Nein? Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir einfach keine gemeinsame Sprache sprechen. „Was heißt das jetzt?“, frage ich und will auf den eigentlichen Punkt zurückkommen. „Ich war mal bei einer Wahrsagerin. Die hat das gesagt.“ Als ob damit alles klar wäre. Er merkt wohl, dass ich stocke und legt nach: „Der Erfolg kommt im Ausland.“ „Okay“, sage ich, „aber das ist ja noch ein bisschen hin“, in der Hoffnung er würde jetzt selbst bemerken, dass ich gedanklich immer noch beim Haushaltsgeld-Etat für das nahende Weihnachtsfest bin. „Aber nicht mehr lange – viel Zeit bleibt mir wirklich nicht mehr.“ Oha, er hat wieder innerlichen Künstler-Stress. Offenbar zieht es den Musiker an sich grundsätzlich auf eine richtig große Bühne, mit jubelnden Massen davor und eine Gage, die endlich das honoriert wofür man das ganze Leben geübt und geschuftet hat. Ist auch wieder was, was ich gar nicht verstehe: schon allein bei dem Gedanken, dass ich auf einer großen Bühne stehe und tausende Augenpaare darauf warten, dass ich ihr Leben für einen kurzen Moment verschönere, stockt mir der Atem. Da könnte ich direkt kotzen vor Aufregung.
Aber was seins ist, muss ja auch nicht meins sein. Hauptsache die Aufteilung stimmt. Das kenne ich schon aus alltäglichen Lebenslagen. Er liebt es zu kochen, ich nicht. Das Sportthema hatten wir ja schon. Er hat Hausstauballergie, ich nicht. Wer bei uns putzt, ist damit auch geklärt. „Und Weihnachten?“, versuche ich, nochmal aufs Thema zurückzukommen. „Das machen wir dann natürlich im ganz großen Stil: Wir beide auf dem Bärenfell vor dem knisternden Kamin mit einer Pulle Schampus, während draußen bei tosendem Sturm die peitschende See an unseren hauseigenen Privat-Strand knallt.“ Ja nee, ist klar. Der Herr dreht wieder seinen eigenen Film. „Ich meinte nicht Weihnachten in acht Jahren, sondern jetzt“, versuche ich ruhig zu bleiben. „Jetzt ist erst November, oder? Bis Dezember ist doch noch ewig hin! Ich geh‘ mal üben.“ Und schon isser weg. Ich stehe derweil noch im Flur und wundere mich mal wieder über seine Rechenkünste: Bis er 50 wird, sind es also noch rund acht Jahre, und er hat nicht mehr viel Zeit, aber ein Monat ist noch ewig hin? Komme ich nicht ganz mit, aber wenn es gefühlte Temperaturen gibt dann gibt es bestimmt auch sowas wie gefühlte Zeit.
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