Piano Morte
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Uwe Frankenhauser. Piano Morte
Prelude
Teil: Trauma. Unfall und Zufall
Rimmer
Spätfolgen
Schule
Debut
Beim Psychologen
Mobbing
Entspannungstherapie
Verschlechterung
Remake
Kaffeerunde
Musiktherapie
Beim Klavierhändler
Verstimmung
Etüden
Paraglider
Haustiere
Séance
II.Teil: Inkubation. Kinderfest
Nachhauseweg
Besessenheit
Helmut im Traumtheater
Die Virtuosin
Pandora träumt
Auftritt zu Hause
Schulfeier
Wilde Jagd
Vorahnung
Ein Genie
Konservatorium
Die Verwandlung
Besessenheit
Musikantenstadel
III.Teil: Krisis. Banausen
Unberechenbarkeit
Brockmann Rising
Nachforschungen
Digitale Fotorecherche
Spuren eines Klaviers
Bei der Schwester
Lilith beim Pfarrer
Lilith bei Rimmer
Lilith bei Sabine
Das Tagebuch Tertianis
Der Plan
Vorbereitung
Ritual
Aufschub
Bühne
Beerdigung
Katatonie
Im stygischen Theater
Nachspiel
Impressum
Отрывок из книги
Titel
Prelude
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Doch dann passierte es: Er war gerade richtig in Fahrt, als auf einmal am Rand der mittleren Reihe ein Mobiltelefon zu klingeln begann. Das war schon ärgerlich genug. Aber was dann kam, setzte dem Ganzen die Krone auf: Der Besitzer des Handey, ein älterer Herr, nahm den Anruf auch noch an! Er wagte es, sich am Telefon zu melden und dann auch noch, leise in das Gerät murmelnd, den Saal zu verlassen! Sein Konzert! So ein Banause! Obwohl, dachte er sich, vielleicht war es ja ganz anders, als er sich vorstellte. Sicher war etwas ganz Schlimmes passiert und der Mann konnte einfach nicht anders. Ein Arzt vielleicht, der einen Notruf engegengenommen hatte. Solange sich das nicht wiederholte! Wenigstens hatte keiner gegähnt. Ein Gewirr irritierter Stimmen erhob sich. Bestimmt, dachte sich der Pianist, war das der Unmut der anderen Zuhörer wegen der Störung. Die meisten Zuhörer waren eben doch Kenner und Kunstgenießer. Das eben war sicher ein Einzelfall und die Unruhe würde sich bald legen, sagte sich der Meister. Doch leider blieb es nicht dabei. Im Gegenteil: Weitere Zuhörer schlossen sich dem Mann an und die Reihen leerten sich. Erst langsam, dann immer schneller. Unaufhaltsam. Als ob der „Notarzt“ einen Sog ausgelöst hätte, der nun die anderen bis dahin interessierten Zuhörer erfasste. Der Saal leerte sich weiter, bis nur noch der harte Kern da saß, der aus all den Leuten bestand, die aus persönlichen Gründen nicht gehen konnten. Sie waren alle persönlich eingeladen worden und fühlten sich moralisch verpflichtet, bis zum Ende durchzuhalten.
Verstört brachte der Pianist das Konzert zu Ende. Es wurde keine Zugabe verlangt, wie es sich eigentlich gehörte. Abgesehen davon: Unter diesen Umständen hätte er keine Zugabe gewährt. Das wäre einem schlechten Witz gleichgekommen. Der Mann war fertig mit sich und der Welt. Gebrochen und gedemütigt verließ er den Konzertsaal. Er konnte das nicht verstehen. Er hatte doch meisterhaft gespielt. Sein Scherzando, sein Risoluto und vor allem sein Appassionato waren wirklich hervorragend gewesen. Auf das gemütliche Zusammensein im Restaurant eines gemeinsamen Bekannten, wie er es sonst zu tun pflegte, wollte er heute verzichten. Diese Demütigung würde er sein Leben nicht vergessen können. Das Verhalten des Publikums grenzte für ihn an eine persönliche Beleidigung. Diese Banausen, während des Konzerts reden und auch noch vor dem Ende gehen! Wo blieb denn heutzutage der Anstand? Was verstanden diese Provinzler, diese ungebildeten Banausen, denn schon von echter Musik? Man sollte sie auf den Sitzen festkleben, oder nein, noch besser: man sollte sie alle an die Stühle ketten und den Mund zunähen, damit sie während der Vorführung nicht reden und Lärm machen könnten! Damit sie vor allem konzentriert zuhören würden. Und gehen sollten sie erst dürfen, wenn das Konzert vorüber war. Ganz am Ende. Aber er würde es ihnen heimzahlen, allen von ihnen. Und wenn nicht in diesem, dann in einem anderen Leben.
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