LTI

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Автор книги: id книги: 1547680     Оценка: 0.0     Голосов: 0     Отзывы, комментарии: 0 953,06 руб.     (9,77$) Читать книгу Купить и скачать книгу Электронная книга Жанр: Документальная литература Правообладатель и/или издательство: Bookwire Дата добавления в каталог КнигаЛит: ISBN: 9783159607092 Скачать фрагмент в формате   fb2   fb2.zip Возрастное ограничение: 0+ Оглавление Отрывок из книги

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Описание книги

"LTI"? die Analyse der Sprache des Nationalsozialismus und ihrer Wirkungsmacht, ist sowohl ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung als auch ein menschliches Dokument von der Selbstrettung eines Sprach- und Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit. Elke Fröhlich hat den Text auf der Basis der von Victor Klemperer autorisierten Ausgaben von Irrtümern und Fehlern gereinigt, die sich im Lauf der Druck- und Erfolgsgeschichte des Buches eingeschlichen haben, und ihn um einen umfangreichen Kommentar ergänzt, der sowohl den zeitgeschichtlichen Kontext aufschließt als auch den immensen Bildungshintergrund des Romanisten Klemperer.
E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Victor Klemperer. LTI

Inhalt

LTI

[7]MEINER FRAU EVA KLEMPERER

[9]Heroismus

[19]I LTI

[27]II Vorspiel

[29]III Grundeigenschaft: Armut

[35]IV Partenau

[40]V Aus dem Tagebuch des ersten Jahres

[53]VI Die drei ersten Wörter nazistisch

[58]VII Aufziehen

[62]VIII Zehn Jahre Faschismus

[70]IX Fanatisch

[76]X Autochthone Dichtung

[80]XI Grenzverwischung

[86]XII Interpunktion

[89]XIII Namen

[100]XIV Kohlenklau

[105]XV Knif

[110]XVI An einem einzigen Arbeitstag

[114]XVII System und Organisation

[120]XVIII Ich glaube an ihn

[138]XIX Familienanzeigen als kleines Repetitorium der LTI

[144]XX Was bleibt?

[148]XXI Die deutsche Wurzel

[162]XXII Sonnige Weltanschauung (aus Zufallslektüre)

[169]XXIII Wenn zwei dasselbe tun …

[180]XXIV Café Europe

[188]XXV Der Stern

[194]XXVI Der jüdische Krieg

[205]XXVII Die jüdische Brille

[213]XXVIII Die Sprache des Siegers

[225]XXIX Zion

[241]XXX Der Fluch des Superlativs

[252]XXXI Aus dem Zug der Bewegung …

[259]XXXII Boxen

[265]XXXIII Gefolgschaft

[276]XXXIV Die eine Silbe

[282]XXXV Die Wechselbrause

[290]XXXVI Die Probe aufs Exempel

[318]»Wejen Ausdrücken«

Zu dieser Ausgabe

Kommentar

Nachwort

Fußnoten

Hinweise zur E-Book-Ausgabe

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Victor Klemperer

Notizbuch eines Philologen

.....

»Den Hitlerjahren nicht – im Gegenteil, die haben reinsten Heroismus gezeitigt, aber auf der Gegenseite sozusagen. Ich denke an die vielen Tapferen in den KZ, an die vielen verwegenen Illegalen. Da waren die Todesgefahren, waren die Leiden noch ungleich größer als an den Fronten, und aller Glanz des Dekorativen fehlte so gänzlich! Es war nicht der vielgerühmte Tod auf dem ›Felde der Ehre‹, den man vor Augen hatte, sondern günstigstenfalls der Tod durch die Guillotine. Und doch – wenn auch das Dekorative fehlte und dieses Heldentum fraglos echt war, eine innere Stütze und Erleichterung haben diese Helden doch auch besessen: auch sie wußten sich die Angehörigen einer Armee, sie hatten den festen und wohlbegründeten Glauben an den schließlichen Sieg ihrer Sache, sie konnten den stolzen Glauben mit ins Grab nehmen, daß ihr Name irgendwann einmal um so ruhmreicher auferstehen werde, je schmachvoller man sie jetzt hinmordete.

Aber ich weiß von einem noch viel trostloseren, noch viel stilleren Heldentum, von einem Heroismus, dem jede Stütze der Gemeinsamkeit mit einem Heer, einer politischen Gruppe, dem jede Hoffnung auf künftigen Glanz durchaus abging, der ganz und gar auf sich allein gestellt war. Das waren die paar arischen Ehefrauen (allzu viele sind es nicht gewesen), die jedem Druck, sich von ihren jüdischen Ehemännern zu trennen, standgehalten hatten. Wie hat der Alltag dieser Frauen ausgesehen! Welche Beschimpfungen, Drohungen, Schläge, Bespuckungen haben sie erlitten, welche [16]Entbehrungen, wenn sie die normale Knappheit ihrer Lebensmittelkarten mit ihren Männern teilten, die auf die unternormale Judenkarte gestellt waren, wo ihre arischen Fabrikkameraden die Zulagen der Schwerarbeiter erhielten. Welchen Lebenswillen mußten sie aufbringen, wenn sie krank lagen von all der Schmach und qualvollen Jämmerlichkeit, wenn die vielen Selbstmorde in ihrer Umgebung verlockend auf die ewige Ruhe vor der Gestapo hinwiesen! Sie wußten, ihr Tod werde den Mann unweigerlich hinter sich herzerren, denn der jüdische Ehegatte wurde von der noch warmen Leiche der arischen Frau weg ins mörderische Exil transportiert. Welcher Stoizismus, welch ein Aufwand an Selbstdisziplin war nötig, den Übermüdeten, Geschundenen, Verzweifelten immer wieder und wieder aufzurichten. Im Granatfeuer des Schlachtfeldes, im Schuttgeriesel des nachgebenden Bombenkellers, selbst im Anblick des Galgens gibt es noch die Wirkung eines pathetischen Moments, das stützend wirkt – aber in dem zermürbenden Ekel des schmutzigen Alltags, dem unabsehbar viele gleich schmutzige Alltage folgen werden, was hält da aufrecht? Und hier stark zu bleiben, so stark, daß man es dem andern immerfort predigen und es ihm immer wieder aufzwingen kann, die Stunde werde kommen, es sei Pflicht, sie zu erwarten, so stark zu bleiben, wo man ganz auf sich allein angewiesen ist in gruppenloser Vereinzelung, denn das Judenhaus bildet keine Gruppe trotz seines gemeinsamen Feindes und Schicksals und trotz seiner Gruppensprache: das ist Heroismus über jeglichem Heldentum.

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