"Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag." Viktor Klemperers Analyse der Sprache des Nationalsozialismus dokumentiert in bewegender Weise auch die Selbstrettung eines Sprach- und Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit. Heinrich Detering hat die zentralen Teile aus Klemperers «LTI» ausgewählt und stellt in einem Nachwort die Brisanz und beunruhigende Aktualität heraus.
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Victor Klemperer. Die Sprache des Dritten Reiches. Beobachtungen und Reflexionen aus LTI
Inhalt
Heroismus. Statt eines Vorwortes
LTI: Sprachkritik als Balancierstange*
Das tägliche Sprachgift*
Freiheit zur Hasspredigt*
Die Herrschaft und das Sprachgesetz*
Januar bis Oktober 1933: Aus dem Tagebuch eines Sprachwandels*
Fanatismus*
Runenzeichen*
Interpunktion
Namen
System und Organisation
Eine Sprache des Glaubens*
Coventrieren*
»Verjudet«: Die Sprache des Antisemitismus*
»Weltanschauung«*
Gleichschalten: Neuformulierung des Behördenstils*
Der Stern
Der jüdische Krieg
Geheimsprachen*
Superlativismus*
Schlagartige Aktionen: Sprache der Bewegung*
Goebbels’ Wechselbäder*
Prostituierung im Dienste der LTI: Köder für Akademiker*
»Wejen Ausdrücken«
Zu dieser Ausgabe
Nachwort: Die entsetzliche Beharrungskraft der Sprachmuster. Der Wissenschaftler und der Schriftsteller: Notizen eines Philologen
Die gespenstische Wiederkehr des Gleichen: Kontinuitäten
LTI heute lesen: Klemperer und die neue Rechte
Fußnoten
Endnoten
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Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Отрывок из книги
Victor Klemperer
Die Sprache des Dritten Reiches
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»Zum Heldentum gehört nicht nur Mut und Aufsspielsetzen des eigenen Lebens. So etwas bringt jeder Raufbold und jeder Verbrecher auf. Der Heros ist ursprünglich ein Vollbringer menschheitsfördernder Taten. Ein Eroberungskrieg, und nun gar ein mit soviel Grausamkeit geführter wie der Hitlerische, hat nichts mit Heroismus zu tun.«
»Aber es hat doch unter meinen Kameraden so viele gegeben, die nicht an Grausamkeiten beteiligt und die der festen Überzeugung waren – man hatte es uns ja nie anders dargestellt –, daß wir, auch im Angreifen und Erobern, nur einen Verteidigungskrieg führten, und daß es auch zum Heil der Welt sein würde, wenn wir siegten. Die wahre Sachlage haben wir erst viel später und allzu spät erkannt … Und glauben Sie nicht, daß auch im Sport wirkliches Heldentum entwickelt werden kann, daß eine Sportleistung in ihrer Vorbildlichkeit menschheitsfördernd zu wirken vermag?«