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Beatrice Medo, Star des Ballettensembles von Julian Petterson, tanzt ihre letzte Rolle, die Doppelrolle Odile/Odette in «Schwanensee» – aber nur sie selbst weiß, dass sie danach aufhören wird. Sie ist auf dem Höhepunkt ihres Könnens, sie spürt ihren Körper, sie will nicht weitermachen, bis er sie im Stich lässt. Sie liebt Julian, aber er weiß es nicht. Er liebt sie, aber sie weiß es nicht. Sie hofft, ohne es sich einzugestehen, auf die Zeit nach ihrer Bühnenkarriere. Die Premiere wird ein glanzvolles, außergewöhnliches Ereignis, weil Beatrice über sich hinauswächst – und dann passiert, buchstäblich in der letzten Sekunde, ein Unglück auf der Bühne!
Julian Petterson beobachtete das junge Paar am Rande der Bühne unauffällig. Er studierte mit seinem Ballettensemble «Schwanensee» von Tschaikowski ein, zur Abwechslung wieder einmal ein klassisches Ballett. Sie brachten vornehmlich moderne Stücke zur Aufführung, aber das Publikum liebte nun einmal die Klassiker, und er konnte das sogar verstehen. Die Musik von ›Schwanensee‹ war betörend, die Tänze waren es auch. Dabei fand er eigentlich, dass auch eine Kunst wie das Ballett die Gegenwart abbilden sollte, aber diese war eben nicht so verführerisch wie das Märchen von der in einen Schwan verzauberten Prinzessin, die schließlich durch die Liebe erlöst wird. Seine Idee für die nächste Produktion war hingegen eher bedrückend: Ihm schwebte eine Liebestragödie zwischen einem schwarzen Flüchtling und einer weißen Frau vor, die in gesicherten Verhältnissen lebte. Er sah die Bilder bereits vor sich … Sie würden eindrucksvoll sein, aber eher verstörend als verzaubernd. Mit dieser Verstörung waren sein Ensemble und er berühmt geworden. Aber gelegentlich machten sie Ausflüge in die Klassik, um zu beweisen, dass sie diese ebenfalls beherrschten und auch, um sich ein größeres Publikum zu erschließen, was ihnen regelmäßig gelang. Sein Ensemble war dasjenige mit der größten Bandbreite, sie traten in der ganzen Welt auf. Er stellte sehr hohe Anforderungen, bevor er jemanden aufnahm. Wenn er vortanzen ließ, kam es regelmäßig zu Zusammenbrüchen abgelehnter Bewerberinnen und Bewerber. Aber der Erfolg gab ihm Recht. Es gab keine zweite Ballettkompanie wie seine. Er versuchte, diese Gedanken abzuschütteln und sich wieder auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Es würde eine glanzvolle Aufführung von ›Schwanensee‹ werden. Er hatte, wie jeder Künstler, natürlich auch Kritiker, und denen würde er schon zeigen, dass er nicht nur verstören, sondern auch verzaubern konnte. Die Premiere war schon in zwei Wochen, bis dahin lag noch viel Arbeit vor ihnen, aber er hatte ein klares Ziel vor Augen, und er gedachte, es zu erreichen. Das Paar, auf dem seine Augen noch immer ruhten, bestand aus Jana van Eyck, einer zwanzigjährigen Tänzerin mit vermutlich großer Zukunft und dem ebenfalls sehr talentierten André Baum, der zwei Jahre älter war als sie.
Julian Petterson beobachtete das junge Paar am Rande der Bühne unauffällig. Er studierte mit seinem Ballettensemble «Schwanensee» von Tschaikowski ein, zur Abwechslung wieder einmal ein klassisches Ballett. Sie brachten vornehmlich moderne Stücke zur Aufführung, aber das Publikum liebte nun einmal die Klassiker, und er konnte das sogar verstehen. Die Musik von ›Schwanensee‹ war betörend, die Tänze waren es auch. Dabei fand er eigentlich, dass auch eine Kunst wie das Ballett die Gegenwart abbilden sollte, aber diese war eben nicht so verführerisch wie das Märchen von der in einen Schwan verzauberten Prinzessin, die schließlich durch die Liebe erlöst wird. Seine Idee für die nächste Produktion war hingegen eher bedrückend: Ihm schwebte eine Liebestragödie zwischen einem schwarzen Flüchtling und einer weißen Frau vor, die in gesicherten Verhältnissen lebte. Er sah die Bilder bereits vor sich … Sie würden eindrucksvoll sein, aber eher verstörend als verzaubernd. Mit dieser Verstörung waren sein Ensemble und er berühmt geworden. Aber gelegentlich machten sie Ausflüge in die Klassik, um zu beweisen, dass sie diese ebenfalls beherrschten und auch, um sich ein größeres Publikum zu erschließen, was ihnen regelmäßig gelang. Sein Ensemble war dasjenige mit der größten Bandbreite, sie traten in der ganzen Welt auf. Er stellte sehr hohe Anforderungen, bevor er jemanden aufnahm. Wenn er vortanzen ließ, kam es regelmäßig zu Zusammenbrüchen abgelehnter Bewerberinnen und Bewerber. Aber der Erfolg gab ihm Recht. Es gab keine zweite Ballettkompanie wie seine. Er versuchte, diese Gedanken abzuschütteln und sich wieder auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Es würde eine glanzvolle Aufführung von ›Schwanensee‹ werden. Er hatte, wie jeder Künstler, natürlich auch Kritiker, und denen würde er schon zeigen, dass er nicht nur verstören, sondern auch verzaubern konnte. Die Premiere war schon in zwei Wochen, bis dahin lag noch viel Arbeit vor ihnen, aber er hatte ein klares Ziel vor Augen, und er gedachte, es zu erreichen. Das Paar, auf dem seine Augen noch immer ruhten, bestand aus Jana van Eyck, einer zwanzigjährigen Tänzerin mit vermutlich großer Zukunft und dem ebenfalls sehr talentierten André Baum, der zwei Jahre älter war als sie.