Offene Grenzen für alle
Реклама. ООО «ЛитРес», ИНН: 7719571260.
Оглавление
Volker M. Heins. Offene Grenzen für alle
Einleitung Eine Freiheitsstatue für Europa
Kapitel 1 Jemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen
Eine kritische Übergangsphase
Der Mensch – eine Migrantin
Zwei, drei, viele Berliner Mauern
Mauern im Kopf
Kapitel 2 Das Recht, woanders zu sein
Die Zweiteilung der Menschheit
Anfänge und Aufstieg der Mobilitätskontrolle
Kolonialismus und Migrationskontrolle
Das Ideal einer »weißen Zivilisation«
Kapitel 3 »Visafrei bis nach Hawaii«
Von der natürlichen Freiheit zu den Menschenrechten
Revolution durch Migration
Noch einmal: das Recht auf Auswanderung
Migration und Demokratisierung
Kapitel 4 Lob des Menschenschmuggels
Die Grenzen des Staates
Die Erfindung eines Verbrechens
Die Realität des Menschenschmuggels
Warum der Menschenschmuggel weitergehen wird
Kapitel 5 Der Rauswurf der Unerwünschten
Staat und Schiebung
Wer soll weg – und wohin?
Die »Schiebbarkeit« des Menschen
Der Staat als Affektkontrolleur
Kapitel 6 Was die Anti-Einwanderungsbewegungen wirklich wollen
Wie Rechte reden
Passiver Faschismus
Schäden durch Migration und Migrationsfeindlichkeit
Entfesselter Utopismus
Kapitel 7 Realismus und Demut
Die Vergeblichkeit der Migrationskontrolle
Was mit der Utopie offener Grenzen nicht gemeint ist
Drei Szenarien
Das Leben der Anderen – ein Fazit
Danksagung
Anhang. Literatur
Fußnoten
Endnoten
Über Volker M. Heins
Impressum
Отрывок из книги
Volker M. Heins
Offene Grenzen für alle
.....
Dieses unnötige Leid wird oft heruntergespielt. Die Leichen an den neuen Todesstreifen werden als Kollateralschaden einer alternativlosen Politik betrachtet, als Unfallopfer oder als Opfer von kriminellen Schleusern. In Leserbriefen rechter Zeitungen heißt es oft, dass die Migranten selbst schuld seien. Warum steigen sie auch in diese Schlauchboote. Warum bleiben sie nicht da, wo sie hingehören. So wird die Aufmerksamkeit von dem Preis abgelenkt, den andere für die Migrations- und Grenzschutzpolitik wohlhabender Länder zahlen müssen.
Hinzu kommt noch etwas anderes: Je unüberwindbarer Grenzen sind, desto mehr werden diejenigen, die draußen bleiben sollen, zur Projektionsfläche von Angst- und Gewaltphantasien. Alle Mittel scheinen recht zu sein, um die »Barbaren« von den Toren der »Zivilisation« fernzuhalten. Im März 2020 wurde bekannt, dass Griechenland nicht nur geschlossene Lager betreibt, in denen Migrantinnen unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten werden, sondern auch geheime Gefängnisse, sogenannte black sites, die keinerlei rechtlicher Kontrolle unterliegen. Wir haben in den vergangenen Jahren gelernt, dass die Staaten der Europäischen Union in Libyen Milizen finanzieren, die afrikanische Migranten in Lagern foltern oder als Geiseln festhalten, um Schutzgelder von Verwandten zu erpressen. Derweil haben Flüchtlinge in Lateinamerika lange Zeit versucht, in Mexiko auf einen Güterzug in Richtung USA zu springen, den sie La Bestia nennen, weil immer wieder Menschen von dem fahrenden Zug stürzen und dabei zu Tode kommen oder verstümmelt werden. Wer es dennoch über die Grenze schafft und vielleicht mit seiner Familie reist, dem kann es passieren, dass er oder sie in die Fänge der US-amerikanischen Grenzpolizei gerät, die im Frühjahr 2018 dazu überging, irregulär einreisende Familien zu trennen. Daraufhin gingen Bilder von Kindern in Käfigen um die Welt, von denen einige sogar zur Adoption freigegeben werden sollten. In Europa und den USA gibt es inzwischen eine ernsthafte öffentliche Debatte darüber, ob die Flüchtlingslager, für die westliche Länder verantwortlich sind, »Konzentrationslager« genannt werden dürfen oder »nur« den Internierungslagern des Vichy-Regimes im besetzten Frankreich während des Zweiten Weltkriegs ähneln.[6]
.....