Die Bundesrepublik war seit ihrer Gründung 1949 bis heute von Skandalen geprägt. Alte Nazis waren wieder in hohen Ämtern, Politiker und Wirtschaftsbosse verstricken sich im Rotlichtmilieu, Bänker fallen auf Tricks und Lügen herein, die andere Menschen durchschaut hätten, die Justiz fällt Urteile in Größenordnungen, unschuldige Menschen leiden heute noch darunter. Die Wirtschaftslobby nimmt immer mehr Einfluss auf politische Entscheidungen, unfähige Politiker gelangen an die Spitze und missbrauchen ihr «Ehrenwort». Wir könnten über 150 Fälle aufzählen. Das würde aber den Umfang des Buches sprengen. Deshalb haben wir uns entschieden, elf ausgesuchte Fälle hier vorzustellen. In der Wirtschaft Flick, Schneider, Schlecker; bei der Justiz Wörz und Kachelmann; in Steuersachen Peter Graf; Nitribitt im Rotlicht-Milieu; die Politiker Barschel und Wulff; der Spion im Kanzleramt und der Sport-Skandal um den Fußball.
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Walter Brendel. Skandale
Impressum
Vorwort
Skandal um eine ermordete Edelhure (1957)
Skandal im Kanzleramt (1972)
Skandal um Flick-Millionen (1980)
Das skandalöse Ehrenwort (1987)
Der Skandal um den ehrgeizigen Vater der Steffi Graf (1988)
Der Skandal um den Baulöwen Schneider (1994)
Der Justizskandal um Harry Wörz (1998)
Skandal um gekauften Fußball (2006)
Skandal um einen Bundespräsidenten (2010)
Skandal um einen Wettermann (2011)
Skandal um Anton Schlecker (2012)
Отрывок из книги
Walter Brendel
Skandal um eine ermordete Edelhure (1957)
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Eine Prostituierte, die in aller Öffentlichkeit ihre Freier suchte, war eine beispiellose Provokation. Mit dem Gesetz wollte Nitribitt aber nicht mehr in Konflikt geraten. Der berüchtigte Kuppeleiparagraph verbot bis 1969 selbst Eltern noch bei Strafe, unverheiratete Paare im selben Zimmer schlafen zu lassen. Ihr damals hypermodernes, mit weißen Marmorplatten verkleidetes Mietshaus am Eschenheimer Turm schien Nitribitt der ideale unscheinbare Ort für ihr Gewerbe. Es war kein schmutziges Stundenhotel, nein: Rosemarie empfing ihre Kunden im bürgerlichen, fast spießigen Ambiente, das sie „Ernstl“ Sachs’ Wohnung abgeschaut hatte.
In kürzester Zeit hatte sich die Frau, die große Mühe hatte, ihren eigenen Namen zu schreiben, einen Namen gemacht. „Die Nitribitt“ sprach sich herum, in einem erstaunlich großen Einzugsgebiet zu den klangvollsten Namen. Es gibt wenige Bilder von Rosemarie Nitribitt, die meisten sind gestellt. Für einen Freier schnuppert sie in Strapsen an einem enormen Strauß Gladiolen. Für alle Freier posierte sie an ihrem Mercedes.