Dieses Buch behandelt das Schicksal von Prinz Cem Dschem, der für 20 Tage als Sultan über einen kleinen Teil des Osmanischen Reich herrschte. Er lieferte sich selbst den Ordensritter von Rhodos und einem langjährigen Leidensweg aus. Er wurde von der Kirche aus Geisel gehalten und benutzt und musste seine unüberlegte Handlung teuer bezahlen. Nicht erst seit der Borgia-Geschichte ist er bekannt geworden. Die Zeugen dieser Geschichte haben längst das Zeitliche gesegnet, aber bei den heutigen historischen Ermittlungsmethoden ist es nicht schwierig, die Toten reden zu lassen, wenn es sich um einen bedeutenden Fall handelt. Sie werden die Aussage kaum verweigern, denn sie berührt das alles nicht mehr. Das Einzige, was sie zu befürchten haben, ist die Verurteilung durch die Historie. Doch ein solches Urteil schadet niemandem, da es in Abwesenheit gefällt und bedingt ausgesprochen wird.
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Walter Brendel. Ein Prinz als Geisel
Impressum
Der Tod des Eroberers und der Bruderkampf
Die Todesnachricht
Die kurze Zeit als Herrscher
In der Gewalt der Rhodos-Ritter
In der Gefangenschaft der Mächte
Dschems Krankheit
Der Fall Dschem entwickelt sich
Die weibliche Verführung
Die letzte Zuflucht
In den Mauern des Vatikan
Tod bei den Borgias
Das Ende der Anderen
Schlussakkord
Zusammenfassung
Отрывок из книги
Walter Brendel
Ein Prinz als Geißel
.....
Die Zeit der Herrschaft des Sultans war mit keiner anderen Epoche zu vergleichen. Die Menschen in den damals bekannten Teilen der Welt huldigten zwei Propheten - Mohammed oder Christus. Sultan Mehmed der Eroberer aber hatte seinen eigenen Gott - den Sieg. Für ihn tat er bedenkenlos alles. Nicht einmal die Kirche, der sich selbst Herrscher wie Osman und Orhan gebeugt hatten, vermochte ihn zurückzuhalten. Der Eroberer nahm ihr kurzerhand alle Ländereien und gab sie seinen Spahis zu Lehen, wodurch er sich eine Truppe mit ungeahnter Schlagkraft sicherte. Natürlich zog er sich dadurch den unversöhnlichen Hass der Geistlichen zu. Doch er war so mächtig, dass er ihnen unbedenklich den Rücken zuwenden konnte, der, ebenso lang wie breit, ihnen sogar noch Respekt einflößte.
Mehmed der Eroberer machte keinen Unterschied zwischen Rechtgläubigen und Giaurs. Jeder, der ihm dienen wollte und dazu in der Lage war, wurde in Stambul und im Topkapy aufgenommen. Als er vor Rhodos keinen Erfolg hatte, verkündete er in der ganzen Alten Welt, dass er einen Meister suche, der ihm einen Plan für die Belagerung der Ritterinsel entwerfen könne. Unter den Dutzenden Deutschen, Engländern und Franzosen gewann ein gewisser Meister Georg aus Preußen den Preis. Mehmed Chan wog die Zeichnungen reichlich mit Gold auf, und noch einmal so viel Gold schüttete er vor diesen Georg hin, dessen Familiennamen niemand erfuhr.