Verstellte Wegzeichen
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Walter Buchenau. Verstellte Wegzeichen
Отрывок из книги
Walter Buchenau
Verstellte Wegzeichen
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Wie lange er dortgeblieben oder später weiter durch die Landschaft gestreift war, die ihm immer neue, überraschende Ausblicke bot, wusste er nicht. Stets war er begleitet von dem sanften Helfer. Aber immer auch auf der Suche nach jemandem oder einem bestimmten Ort, obwohl er keinerlei genauere Vorstellung davon hatte. Dabei wurde er nicht ungeduldig. Nein, wirklich nicht, die Umstände hier bedrückten nicht. In dem braunen Sumpf war das anders gewesen. Er wusste hier instinktiv, dass er eine Bestimmung hatte. Dann erblickte er plötzlich einen Berg, einen einzigen. Groß und unübersehbar, wie ein gewaltiges Ausrufezeichen erhob er sich vor ihm in der Ebene. Auf ihn musste er hinaufsteigen, das war ganz eindeutig. Auch sein lichter Helfer ermutigte ihn dazu. Also ging er es an. Seltsam nur, dass es sich gar nicht wie Bergsteigen anfühlte, sondern eher wie fliegen. Er musste nur wollen, schon funktionierte es. Wenn er sich nicht konzentrierte, fiel er wieder zurück. Lange ging es so bergauf, bis sich irgendwann plötzlich nichts mehr vor ihm befand - buchstäblich nichts, weder oben noch unten oder seitlich, rechts und links – nichts. Null. Nur Schwärze. Ein abgrundtiefes Nichts! Doch das erschreckte gar nicht. Eigentlich haben wir Augenmenschen doch in aller Regel Furcht vor der Dunkelheit und dem, was dort auf uns lauern könnte. Doch zu seinem größten Erstaunen fühlte sich dieses Nichts unglaublich wohl an! Es war Lust, es zu sehen, es lockte ihn dort hinein zu gehen, sich ganz in das Schwarz zu stürzen um aufzugehen in der absoluten Dunkelheit. Es gelang ihm nicht. Sein Begleiter bedeutete ihm - wobei er nicht hätte sagen können, womit oder wodurch, - er wusste einfach, dass er noch warten müsse. Er wäre noch nicht so weit, signalisierte er. Und schon befand er sich wieder unten in seinem Tal.
Wieder verging viel Zeit, die sich trotzdem nicht wie Zeit anfühlte. Er verbrachte sie mit weiteren Erkundungen dieses wunderschönen Parks oder Garten Edens, mit überraschenden Begegnungen, die sich aber nun der Erinnerung entzogen, bis ein Verlangen in ihm aufstieg und er spürte, dass er diesen Bergweg erneut gehen solle. Wieder kam der Aufstieg, die Schwärze, die gleichen Gefühle, die unbändige Freude oben angekommen zu sein, so dass er sich von diesem Ort nie mehr trennen wollte. Es fühlte sich an wie ein einziges, überwältigendes Atemholen. Aber wieder durfte er nicht bleiben. Sein Begleiter drängte ihn unmissverständlich wieder zu gehen, diesmal nicht nur zurück in die hügelige Landschaft oder 'sein' Tal, diesmal sogar zurück zu dem Sumpf, wo der gläserne Kolibri lautlos verschwand. Erneut steckte er in dem zähen Morast wie anfangs. Im Gegensatz zum ersten Mal war sein Ich-Bewusstsein dabei völlig klar und fragte erfolglos nach dem Sinn und Zweck dieses Zustandes.
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