Das Gebet - "die Intimität der Transzendenz"
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Werner Schüßler. Das Gebet - "die Intimität der Transzendenz"
Das Gebet. „die Intimität der Transzendenz“
Inhalt
Vorwort
Das Gebet – zwischen Konkretheit und Unbedingtheit Gottes. Eine philosophische Annäherung
1. Hilft beten? – Eine Hinführung
2. Metaphysische Rahmenbedingungen sinnvollen Betens
3. Erkenntnistheoretische Rahmenbedingungen sinnvollen Betens
4. Das Gebet in der Spannung zwischen Konkretheit und Unbedingtheit des religiösen Anliegens
5. Die mystische Überhöhung des Gebets
6. Resümee
Modell und Maßstab. Das Vaterunser als Gebetsschule. 1. Fragen und Beispiele: das Beten lernen
2. Text und Tradition: die Überlieferung der Worte Jesu
3. Poesie und Rhythmus: das Ohr betet mit
4. Anrede und Haltung: ins Gebet kommen
5. Bitten und Beter: Girlanden um die großen Worte
a) Geheiligt werden soll dein Name (Mt 6,9c)
b) Kommen soll dein Reich (Mt 6,10a)
c) Geschehen soll dein Wille, wie im Himmel auch auf Erden (Mt 6,10b-c)
d) Unser nötiges Brot gib uns heute (Mt 6,11)
e) Erlass uns unsere Schulden, wie auch wir erlassen haben unseren Schuldnern (Mt 6,12)
f) Nicht führe hinein uns in Versuchung (Mt 6,13a)
g) Rette uns von dem Bösen (Mt 6,13b)
6. Horizonte und Impulse: was Beten ist
a) Alltagsrelevant und alltagstauglich
b) Begegnungsraum und Beziehungspflege
c) Eine leistungsfreie Zone
d) Eine ökumenische Chance
„Aufmerksamkeit in ihrer reinsten Form“ Systematisch-theologische Überlegungen zum Gebet. 1. Gebet und Aufmerksamkeit. a) Allgemeine Verbindungslinien
b) Erschwerte Bedingungen: Beten inmitten einer (Un-) Kultur der Zerstreuung
2. Offen und bereit für Gott – Anregungen im Werk von Simone Weil. a) Biographische Annäherung
b) Aufmerksamkeit: ein Schlüsselbegriff
c) Unglück und Schönheit
3. „Schulung“ der Aufmerksamkeit: zwei konkrete „Übungen“ a) Ein „Vater unser“ mit nachhaltiger Wirkung
b) Betender Tagesrückblick in dreifacher Aufmerksamkeit
4. Schlussgedanke: Gebet als Aufmerksamkeit – eine „mystische Erfahrung“?
„Dein Sehnen ist dein Gebet“ Gebet als Ausdruck existentieller Sehnsucht nach dem Ewigen
Augustinus und die Sehnsucht
Gib deiner Sehnsucht Raum
Sehnsucht und Wünsche
Sehnsucht in den Psalmen
Sehnsucht in weiteren Gebetsformen
Sehnsucht und Verantwortung
Sehnsucht und Eucharistie
Spannung auf Vollendung hin
Personenregister
Sachregister
ANMERKUNGEN
Отрывок из книги
Johannes Brantl, Hans-Georg Gradl, Mirijam Schaeidt, Werner Schüßler
WERNER SCHÜSSLER
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Auch der Religionsphilosoph und protestantische Theologe Paul Tillich (1886-1965) kommt in einer Ontologie-Vorlesung aus dem Jahre 1951 auf dieses Problem zu sprechen, wenn es dort heißt: „Man macht ihn [sc. Gott] logisch zum Objekt. Wenn man ihn aber logisch zum Objekt macht, kann man nicht verhindern, dass man ihn auch ontologisch zum Objekt macht, [...] d.h. er wird ein Seiendes, dem ich als Subjekt gegenüberstehe, das mir als Objekt gegenübersteht. In dem Augenblick, wo das geschieht, liegt etwas vor, was zugleich wieder zurückgenommen werden muss.“58 Denn, so schreibt Tillich weiter, „Gott kann nie Objekt werden, weil er seinem Wesen nach das ist, was jenseits von Subjekt und Objekt liegt. Machen wir ihn doch zu einem Objekt, tun wir etwas, was seinem Wesen widerspricht, und müssen es im Augenblick, in dem wir das getan haben, wieder zurücknehmen.“59 Tillich sucht das mit einem Verweis auf die Liebe zu plausibilisieren, wo es sich ähnlich verhält: „Die Liebe kann nicht aufrechterhalten werden, die Liebe ist innerlich zerbrochen in dem Augenblick, wo der andere zum Objekt für mich wird. Ein Objekt kann ich behandeln, managen, kann ich so und so dirigieren, den Geliebten kann ich nicht so und so dirigieren, er ist etwas, mit dem ich Gemeinschaft haben kann oder von dem ich in Hass getrennt sein kann. Aber das ist eine völlig andere Haltung.“60 Mache ich den anderen dagegen zum (bloßen) Objekt, dann kommt darin zum Ausdruck, dass ich ihn eben gerade nicht liebe.
Zurück zum eigentlichen Thema: Zwar spreche ich beim Beten nicht über, sondern mit Gott, aber das Problem bleibt das gleiche. Das heißt, beim Beten tun wir eigentlich etwas, was vom Menschen her unmöglich ist: „Wir sprechen mit jemandem, der nicht irgendein anderer ist, sondern der uns näher ist, als wir uns selbst sind. Wir wenden uns an jemanden, der niemals Objekt unserer Hinwendung werden kann, weil er immer Subjekt ist, immer der Handelnde, immer der Schaffende. Wir sagen ihm etwas, obwohl er nicht nur schon weiß, was wir ihm sagen, sondern auch all die unbewußten Antriebe kennt, aus denen unsere bewußten Worte stammen.“61 So ist das Gebet eigentlich vom Menschen aus unmöglich. Aus diesem Grunde kommt Tillich zu dem paradoxen Satz: „Es ist Gott selbst, der durch uns betet, wenn wir zu ihm beten.“62 Das Gebet hat somit paradoxen Charakter, weil im Gebet zu jemandem gesprochen wird, mit dem man nicht sprechen kann, weil es kein Jemand ist. Im Gebet wird an Jemanden eine Bitte gerichtet, von dem man nichts erbitten kann, weil er gibt oder auch nicht gibt, ehe man ihn bittet. Im Gebet sagt man zu Jemandem „Du“, der dem Ich immer schon näher ist als dieses sich selbst.63
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