Hineingeworfen
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Wolf-Rüdiger Osburg. Hineingeworfen
Wolf-Rüdiger Osburg. Hineingeworfen. Der Erste Weltkrieg in den Erinnerungen seiner Teilnehmer
Gerd Krumeich. Vorwort
Prolog
Bekanntschaft mit der Hölle: Verdun
Geschichte des Ersten Weltkriegs. Vorkriegszeit
Kriegsausbruch
Angriff im Westen
Frontverlauf im Westen
Das Jahr 1915 an der Westfront
Verdun
Somme-Schlacht
Das Jahr 1917 an der Westfront
Der Krieg mit Russland
Andere Kriegsschauplätze
Die Kriegsmaschinerie
Das Kriegsjahr 1918
Kriegsende
Die Revolution 1918/19
Auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg
Jugend
Zeugnisse
Kriegsausbruch
Zeugnisse
Der Angriff
Zeugnisse
Zu den Soldaten
Zeugnisse
Der erste Tag im Krieg
Zeugnisse
Schützengraben
Zeugnisse
Kriegsmaschinerie
Zeugnisse
Der Militärapparat
Zeugnisse
Der Feind
Zeugnisse
Kameraden
Zeugnisse
Kriegsalltag
Zeugnisse
Im Gefecht
Zeugnisse
Sterben
Zeugnisse
Fronturlaub
Zeugnisse
Etappe
Zeugnisse
Verwundung
Zeugnisse
Gefangenschaft
Zeugnisse
Das letzte Kriegsjahr
Zeugnisse
Kriegsende
Zeugnisse
Revolution
Zeugnisse
Das Leben danach
Zeugnisse
Epilog
Interviewpartner
Über Hineingeworfen
Autorenporträt
Отрывок из книги
Für Annette, Anna und Daniel
Wolf-Rüdiger Osburgs klug strukturierte und kommentierte Sammlung von 135 ungewöhnlich direkten Selbstzeugnissen hilft uns sehr viel weiter beim Erfassen dieser zentralen Kriegswirklichkeit. Das gilt auch für viele andere Fragen, insbesondere das berühmte »Augusterlebnis« von 1914 und die Frustrationen der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Greise, die er zum Sprechen gebracht hat, reden wahr. Anachronismus, also Dinge und Erfahrungen, die wirklich nicht aus jener Zeit stammen können, habe ich an keiner Stelle gefunden. Diese Erzählungen können wegen ihrer Typik genau wie wegen ihrer überraschenden Individualität und direkten Lebendigkeit als signifikante Zeugnisse des Kriegserlebens gewertet werden. Der Gedächtnisforschung ist ja auch das Phänomen bekannt, dass uralte Menschen plötzlich wieder direkt zurückfinden zu Erfahrungen, die durch das Rad der Zeit verformt worden waren. Auch die politische Auseinandersetzung der 1920er Jahre um Kriegsschuld und Niederlage hat ihre Spuren in der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg hinterlassen: Um die »Dolchstoß«-These kommt kaum eine soldatische Kriegeserzählung herum.
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Sein Nachfolger, gekürt durch die Parteien, wird am 3. Oktober 1918 der Reform-Monarchist Prinz Max von Baden, der allerdings in seinem Amt das Kriegsende auch nicht mehr erleben wird. Von Anfang Oktober datiert das Waffenstillstandsangebot der Mittelmächte an den amerikanischen Präsidenten. Wilson, erst relativ spät auf der traurigen Bühne des Ersten Weltkriegs erschienen, ist seit Ende 1916, d.h. bereits einige Monate vor dem Kriegseintritt der USA, das Medium für einen künftigen Frieden. Es kommt zu einem Notenwechsel, der ganz gezielt Wochen kostet, in denen sich die militärische Situation Deutschlands weiter verschlechtert. Die massiven Forderungen der Alliierten, ihr Streben nach einer deutschen Kapitulation, lassen nun bei der deutschen Militärführung die Nerven durchgehen. Die Oberste Heeresleitung will nun doch bis zum Letzten kämpfen, trifft jetzt aber auf eine deutsche Regierung, die sich gegenüber den Militärs durchsetzen kann und am 26. Oktober 1918 beim Kaiser die Entlassung Ludendorffs erreicht. Sein Nachfolger an der Seite Hindenburgs wird General Groener. Noch wichtiger aber wird, was sich in den folgenden Tagen in der deutschen Flotte abspielt.
Die Seekriegsleitung erwägt in diesen Tagen einen todesmutigen Ausfall auf die Themsemündung und die flandrische Küste. Als der Befehl zum Auslaufen ergeht, kommt es in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1918 auf einigen Schiffen in Wilhelmshaven zu Befehlsverweigerungen eines solchen Ausmaßes, dass die Flotte nicht auslaufen kann. Die Rädelsführer werden verhaftet, ein Teil der Flotte wird nach Kiel verlegt. Am 3. November ereignen sich dort Zusammenstöße zwischen Matrosen und Arbeitern auf der einen und Militärs auf der anderen Seite, in deren Verlauf es die ersten Toten gibt. Die meuternden Matrosen bilden einen »Soldatenrat«. Vom 5. November an gibt es Matrosendemonstrationen in Wilhelmshaven, Cuxhaven, Lübeck, Hamburg und weiteren norddeutschen Städten. Matrosen verbünden sich mit streikenden Arbeitern, örtlichen Funktionären vor allem der USPD und der Gewerkschaften. Überall werden »Arbeiter- und Soldatenräte« etabliert. Jetzt geht es anders als in den ersten Matrosenerhebungen nicht mehr bloß um die Eingrenzung der Rechte der Militärs, sondern allgemein um die Änderung der politischen Machtverhältnisse. Gleichzeitig proklamiert am 7. November 1918 am anderen Ende Deutschlands, in München, der Führer der bayerischen USPD, Kurt Eisner, die Republik. Der König von Bayern tritt zurück. In den Straßen Berlins herrscht zu dieser Zeit noch vergleichsweise Ruhe, allerdings plant der Spartakusbund die Revolution. An seiner Spitze stehen der seit dem 21. Oktober aus dem Gefängnis entlassene Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
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