Einführung in die theologische Anthropologie

Einführung in die theologische Anthropologie
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Die Frage nach dem Menschen und dem christlichen Menschenbild steht im Mittelpunkt der theologischen Anthropologie. Im vorliegenden Einführungswerk werden erstmals alle Aspekte dieser anthropologischen Disziplin abgehandelt. Dabei spielt einerseits die Abgrenzung von anderen anthropologischen Deutungsmustern eine Rolle, andererseits die Binnenstruktur anthropologischer Reflexion in der Theologie. Von besonderer Bedeutung ist die Beziehung der anthropologischen Zugangsweise zur Ethik. Anhand großer theologisch-anthropologischer Denker, aber auch an den großen in der Anthropologie behandelten Themen wie Tod, Person, Sünde und Seele entlang entsteht ein Bild dieser zentralen Disziplin. Die didaktische Struktur und die praktischen Beispiele machen das Buch für eine Einarbeitung in die Thematik besonders geeignet.

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Wolfgang Schoberth. Einführung in die theologische Anthropologie

Einführung in die theologische Anthropologie

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Inhalt

Vorwort zur zweiten Auflage

Vorwort

1. Die Fragestellung: Wozu Anthropologie?

1.1 Ein exemplarisches Problemfeld: Die Stammzellenforschung

1.1.1 Anthropologie und der Streit um das Menschsein: Thesen

1.1.2 Die öffentliche Debatte um den Menschen und die Theologie: Thesen

1.2 Der Streit um das Menschenbild

1.2.1 Was sind Menschenbilder‘?

1.2.2 Gibt es ein christliches Menschenbild?

1.3 Die anthropologische Grundfrage: Was ist der Mensch …

1.4 … daß du seiner gedenkst

2. Anthropologie im interdisziplinären Kontext

2.1 Die Konstitution (k)einer Disziplin. 2.1.1 Was ist Anthropologie‘?

2.1.2 Von der Frage nach dem Menschen zur empirischen Anthropologie

2.1.3 Immanuel Kant: Anthropologie als pragmatische Disziplin

2.1.4 Anthropologie als Suche nach dem Ursprung und der biologischen Natur des Menschen

2.2 Die philosophische Anthropologie im 20. Jahrhundert

2.2.1 Max Scheler: Der Mensch als weltoffenes Wesen

2.2.2 Helmuth Plessner: Exzentrizität und Verborgenheit

2.2.3 Arnold Gehlen: Der Mensch als Mängelwesen

3. Das Ende der Anthropologie und die Anthropologie nach ihrem Ende

3.1 Anthropologiekritik

3.2 Was will die Anthropologie eigentlich wissen? Und was hält sie zusammen?

3.3 Von der Schwierigkeit, ‚den Menschen‘ zu bestimmen

3.4 Die anthropologische Unumgänglichkeit des Normativen

4. Thema und Eigenart theologischer Anthropologie

4.1 Theologische Entwürfe zur Anthropologie im 20. Jahrhundert

4.1.1 Rudolf Bultmann: Existenzielle Anthropologie

4.1.2 Emil Brunner: Anthropologie im Widerspruch

4.1.3 Karl Barth: Christologische Anthropologie

4.1.4 Karl Rahner: Transzendentale Anthropologie

4.1.5 Wolfhart Pannenberg: Anthropologie als Fundamentaltheologie

4.1.6 Ansatz beim Subjektbewußtsein?

4.2 Martin Luther: Disputatio de homine

4.3 Die Rede vom Menschen in der Bibel

5. Elemente theologischer Anthropologie

5.1 Sünder und Ebenbild Gottes

5.1.1 Zum Ebenbild geschaffen

5.1.2 Die Macht der Sünde

5.2 Leib und Seele

5.2.1 Das vernünftige Lebewesen

5.2.2 Leiblichkeit und Geschöpflichkeit

5.3 Autonomie und vita passiva

5.4 Zeit und Ewigkeit

6. Bibliographie

1. Hilfsmittel. 1.1 Zur Geschichte der Anthropologie

1.2 Einführungen

1.3 Handbücher

1.4 Überblicksartikel

2. Anthropologie in Wissenschaft und Philosophie. 2.1 Biologie

2.2 Medizin

2.3 Pädagogik

2.4 Philosophie

2.5 Sonstige Wissenschaften

3. Anthropologie-Kritik und Historische Anthropologie

4. Grundstrukturen anthropologischer Reflexion

5. Theologische Anthropologie. 5.1 Anthropologie des Judentums

5.2 Zur Rede vom Menschen in der Bibel

5.3 Theologische Entwürfe

5.4 Theologische Beiträge

5.5 Theologische Anthropologie und Ethik

6. Themen theologischer Anthropologie. 6.1 Sünder und Ebenbild Gottes

6.2 Leib und Seele

6.3 Autonomie und vita passiva

6.4 Zeit und Ewigkeit

7. Personen

8. Begriffe

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

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Wolfgang Schoberth

2. Auflage

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Im literarischen Werk von Max Frisch wird auf eindrückliche Weise dargestellt, wie das Bild eines Menschen, das sich andere von ihm machen, ihn festlegt und gefangen nimmt: Das Menschenbild, nun das Bild eines individuellen Menschen, legt ihn auf seine Vergangenheit fest und auf die Vorstellungen, die man sich von ihm gemacht hat; es stellt das individuelle Leben fest und beengt es. So weigert sich im Roman „Stiller“ die Hauptfigur, die sich „White“ nennt, letztlich vergeblich, mit dem Anatol Stiller identisch zu sein, als den ihn die anderen Personen erkennen – seine Ehe scheiterte wiederum an dem Bild, auf das Stiller seine Frau festlegen wollte. Das Drama „Andorra“ zeigt die politische Konsequenz an der Figur des Andri, der den Bürgern als Jude gilt und schließlich dieses Bild selbst akzeptiert und an der Stigmatisierung zugrunde geht. Gegen solche Bilder opponiert die Liebe: „Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, daß sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. … Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, daß wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertigwerden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben.“ (120: 31) Und in einer Vorstudie zu „Andorra“ schreibt Frisch: „Du sollst dir kein Bildnis machen, heißt es, von Gott. Es dürfte auch in diesem Sinn gelten: Gott als das Lebendige in jedem Menschen, das, was nicht erfaßbar ist. Es ist eine Versündigung, die wir, so wie sie an uns begangen wird, fast ohne Unterlaß wieder begehen – Ausgenommen wenn wir lieben.“ (120: 37)

Wenn aber in der biblischen Tradition die Menschen als Ebenbild Gottes verstanden werden, so folgt daraus, daß das Verbot eines Bildnisses auch hier zur Geltung gebracht werden muß. Der Verweis auf das Bilderverbot kann auch dadurch nicht entkräftet werden, daß die mittelalterliche Katechismustradition und in ihrem Gefolge auch Luther in seinen Katechismen eben dieses Gebot aus der Fassung des Dekalogs strich. Liegt die theologische Begründung dafür weniger in der Anpassung an die Faktizität des Bildgebrauchs in den Kirchen – ein antikünstlerischer Affekt läßt sich in der Tat nicht mit diesem Gebot begründen –, als vielmehr in einer dezidiert christologischen Argumentation, so ist diese von grundlegender anthropologischer Bedeutung. Wenn nämlich etwa in Kol 1,15 sprachlich zugespitzt von Christus als dem „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ die Rede ist, so kommt darin zum Ausdruck, daß in Christus und nicht in einem irgendwie zu bestimmenden natürliches Wesen des Menschen die Ebenbildlichkeit anschaubar wird. Daraus folgt aber, daß ein christliches ‚Menschenbild‘ im Sinne einer abschließenden oder zu verwirklichenden Bestimmung des Menschen eben unmöglich ist, weil erst die in Christus eröffnete Zukunft das ans Licht bringt, was der Mensch ist.

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