E-Book zur 5. komplett überarbeiteten und aktualisierten Auflage 2021
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Die tiefste Schlucht Europas, der längste Sandstrand des östlichen Mittelmeerraums, der größte Binnensee des Balkans und der längste Fjord südlich von Skandinavien – das kleine Montenegro lockt mit geographischen Superlativen auf engstem Raum.
Outdoor-Sportler finden ungeahnte Möglichkeiten in noch unberührter Natur, Kunstinteressierte entdecken einen uralten Siedlungsraum mit Kulturdenkmälern aus zweieinhalbtausend Jahren Geschichte. Und wer einfach nur am Strand in mediterraner Sonne entspannen möchte, ist ebenfalls bestens aufgehoben.
Inhaltsverzeichnis
Orientiert in Montenegro Montenegro ist … … mehr Monte als Negro … mehr grün als negro … ein Schmelztiegel der Religionen … montenegrinisch, aber was ist das überhaupt? … großartig für Aktivurlauber … ziemlich gemütlich Erlebnis Kultur Die Altstädte an der Adria Ruinen und Relikte Cetinje, die kleine alte Hauptstadt Die orthodoxen Klöster Das Erbe von Titos Partisanen Erlebnis Natur Die Bucht von Kotor Die Schluchten Das Durmitor-Gebirge Biogradska Gora Wassern in Montenegro Baden auf der Halbinsel Viel Sand am Großen Strand Strand brutal Einsam am großen See Gumpenspringen an der Cijevna Schwimmen in der Komarnica-Schlucht Ohne Schirm und Strandmatte
Unterwegs in Montenegro Die Bucht von Kotor und das Hinterland Was anschauen? Was unternehmen? Und was sonst? Die äußere Bucht Herceg Novi Geschichte Sehenswertes Das Orjen-Gebirge Die kleinen Küstenorte Njivice Zelenika Kumbor Đenovići und Baošići Bijela Kamenari Lepetani Donja Lastva und Gornja Lastva Tivat Sehenswertes in Tivat und auf den Inseln in der Tivatski Zaliv Ausflug in die Grbalj-Ebene Praktische Infos Die Halbinsel Luštica Nordseite (Buchtufer) Zwischen Krašići und Rose Rose Žanjice/Mirište Plavi Horizont Luštica Bay Radovići Bigovo Die innere Bucht Radtour um die innere Bucht Zwischen Kamenari und Risan Kostanjica Donji Morinj Lipci Sopot Risan Geschichte Praktische Infos Perast Geschichte Stadtrundgang Praktische Infos Dobrota Kotor Geschichte Sehenswertes Prčanj Praktische Infos Stoliv Das Hinterland von Kotor Njeguši Der Lovćen-Nationalpark Cetinje Geschichte Ein Stadtrundgang Streifzug durchs Diplomatenviertel Ausflug zu den Höhlen von Lipa (Lipska pećina) Praktische Infos Die Adriaküste Was anschauen? Wo baden? Was unternehmen? Budva Sehenswertes Baden Bečići Rafailovići und Pržno Sveti Stefan und Miločer Petrovac (na Moru) Buljarica Čanj Sutomore Klöster zwischen Budva und Petrovac Bar Sehenswertes in Bar und Umgebung Baden Praktische Infos Küste zwischen Bar und Ulcinj Ulcinj/Ulqini Geschichte Sehenswertes Praktische Infos Valdanos Velika Plaža Ada Bojana Ulcinjska Solana Im Hinterland von Ulcinj Jenseits der Grenze – ein Ausflug nach Albanien Der Skadar-See und die Tiefebene von Podgorica Was anschauen? Was unternehmen? Und was sonst? Der Skadar-See Besucherzentren Am Westufer entlang Ostros Murići und seine Inseln Skje Godinje Virpazar Am nördlichen Ausläufer des Sees Lesendro Žabljak Crnojevića Rijeka Crnojevića Karuč Podgorica Geschichte Sehenswertes Die Bjelopavlićko-Ebene und das Kloster Ostrog Manastir Ostrog Nikšić Die Berge Was anschauen? Was unternehmen? Und was sonst? Das Durmitor-Gebirge Anreise ins Durmitor Route von Nikšić nach Žabljak Route über Plužine zum Piva-Stausee Aktivitäten im Durmitor Tara-Rafting Angeln Bergsteigen Klettern Jeep-Safari Mountainbike Skifahren Kletterpark und Flying Fox Wandern Žabljak Praktische Infos Hinter Žabljak Die Tara-Brücke Pljevlja Die Gebirge Bjelasica, Komovi und Prokletije Biogradska Gora Kolašin Sehenswertes Praktische Infos Sonst noch im Nordosten Berane Plav Gusinje Bijelo Polje Rožaje Ausflug nach Dubrovnik Was anschauen? Was unternehmen? Und was sonst? Geschichte Sehenswertes Stadtmauern und Befestigungsanlagen Der Stradun Um den Luža-Platz Sonst noch sehenswert
Nachlesen & Nachschlagen Montenegrinische Landschaften Die Boka Kotorska Die Küste Skadarsko Jezero – der Skadar-See Die Berge Klima und Reisezeit Fauna und Flora Geschichte und Politik Ur- und Frühgeschichte Byzantiner und Slawen Duklija und Serbien Türken, Venezianer und Montenegriner Die Fürstbischöfe Franzosen und Österreicher Balkankrieg, Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit Der Zweite Weltkrieg Die Volksrepublik Jugoslawien Die politische Lage in Montenegro heute Mensch und Gesellschaft Freunde und Familie Frauenbild und -selbstverständnis Die orthodoxe Kirche Anreise Individuell motorisiert Mit der Bahn Mit dem Flugzeug Mit dem Bus Mit der eigenen Jacht Reisen vor Ort Individuell motorisiert Mit dem Bus Mit der Bahn Mit dem Fahrrad Übernachten Zimmer/Appartements Hotels Camping „etno selo“ und „eko selo“ Essen und Trinken Wann isst man? Wo isst man? Was isst man? Was wird getrunken? Aktivurlaub in Montenegro Angeln und Jagen Baden und Wassersport Mit Ball Off-Road und MTB-Sport Wandern und Bergsport Im Winter Reisepraktisches von A bis Z Adressen Ärzte Diplomatische Vertretungen Dokumente Drogen Elektrizität Einkaufen Feiertage Fotografieren Geld Haustiere Hygiene Information Internet Karten Kriminalität Medien Meldepflicht Müll Notrufnummern Polizei Post Preise Telefonieren Verständigung Wasser Zoll
Kleiner Wanderführer Wanderung 1: Rundweg im südlichen Orjen Variante zur Wanderung 1: Auf die Subra Wanderung 2: Über den Vrmac Wanderung 3: Von Dobrota nach Mali Zalazi Wanderung 4: Von Njeguši zum Njegoš-Mausoleum Wanderung 5: Obod und Obodska pećina Wandern im Durmitor Wanderung 6: Um den Crno Jezero Wanderung 7: Zum Zminje Wanderung 8: Savin Kuk Wanderung 9: Ćurevac und Tara-Schlucht Wanderung 10: Zur Crvena Greda Wanderung 11: Zur Ledena Pećina Wanderung 12: Grand Tour um den Međed Wanderung 13: Auf den Bobotov Kuk Wandern in der Bjelasica, im Komovi und im Prokletije Wanderung 14: Von Jezerine zur Crna Glava Wanderung 15: Die Mrtvica-Schlucht Wanderung 16: Zum Hridsko Jezero
Etwas Serbisch
Über dieses Buch Präambel Impressum In eigener Sache Was haben Sie entdeckt? Vielen Dank!
Übersichtskarten und Pläne Zeichenerklärung Montenegro Übersicht Kotor Stadtplan
Index
Alles im Kasten
Porto Montenegro: Ein Parkplatz für Oleg, Roman und die anderen
Ein Trip zu den Tintenfischen
Alcatraz in der Adria
Lichterprozession, Hühnertod und Seemannsgrüße
Die Jugooceanija
Das Beben von 1979
Die drei Schwestern
Wurst und Käse
Des Königs schöne Töchter
Der bürgerliche Petrović
Sv. Nedelja und die SMS Zenta
Die Helikopter-Kirche
Der älteste Olivenbaum Europas
Fruchtbarer Strand – plaža za žene (Plaža Dada)
Inselknast
Weinbau in Montenegro
Die stećci
Milovan Đilas
Einkaufen in Novi Pazar / Serbien
Montenegro kompakt
Ekoloska država Crne Gore – Ökologischer Staat Montenegro
Groß und ansonsten völlig durchschnittlich
Dresscode in orthodoxen Kirchen und Klöstern
Musik beim Essen: ein echter cultural gap
Montenegro für Vegetarier
Wein vs. Film
Kartenverzeichnis
Cetinje
Adriaküste
Budva mit Detailplan
Petrovac
Ulcinj
Skadar-See
Podgorica
Die Berge
Pljevlja
Kolašin
Dubrovnik Altstadt
Übersicht der Wanderungen
(GPS)-Wanderung 1: Rundweg im südlichen Orjen
(GPS)-Wanderung 2: Über den Vrmac
(GPS)-Wanderung 3: Von Dobrota nach Mali Zalazi
(GPS)-Wanderung 4: Von Njeguši zum Njegoš-Mausoleum
(GPS)-Wanderung 5: Obod und Obodska pećina
(GPS)-Wanderungen 10, 11, 12: Zur Crvena Greda, Zur Ledena Pećina, Grand Tour um den Međed
(GPS)-Wanderung 13: Auf den Bobotov Kuk
(GPS)-Wanderung 14: Von Jezerine zur Crna Glava
(GPS)-Wanderung 16: Zum Hridsko Jezero
Stari Bar
Zeichenerklärung
Montenegro Übersicht
Kotor Stadtplan
Tourenverzeichnis
GPS-Wanderung 1: Rundweg im südlichen Orjen
GPS-Wanderung 2: Über den Vrmac
GPS-Wanderung 3: Von Dobrota nach Mali Zalazi
GPS-Wanderung 4: Von Njeguši zum Njegoš-Mausoleum
GPS-Wanderung 5: Obod und Obodska pećina
Wanderung 6: Um den Crno Jezero
Wanderung 7: Zum Zminje Jezero
Wanderung 8: Savin Kuk
Wanderung 9: Ćurevac und Tara-Schlucht
GPS-Wanderung 10: Zur Crvena Greda
GPS-Wanderung 11: Zur Ledena Pećina
GPS-Wanderung 12: Grand Tour um den Međed
GPS-Wanderung 13: Auf den Bobotov Kuk
GPS-Wanderung 14: Von Jezerine zur Crna Glava
Wanderung 15: Die Mrtvica-Schlucht
GPS-Wanderung 16: Zum Hridsko Jezero
Unterwegs mit
Achim Wigand
Jahrgang 1968, mäanderte nach ausgedehntem Studium durch die deutsche Dienstleistungsgeographie und arbeitete als Gastrojournalist, Boxtrainer, Veranstaltungstechniker und in der Öffentlichkeitsarbeit eines großen Unternehmens. Ein erstes Reisebuch - Montenegro, 2006 - entstand als eher ungeplantes Beiprodukt eines Theaterprojekts. Die umfangreichen Recherchen für »München MM-City« diente als Generalqualifikation für seine heutige Hauptbeschäftigung: Achim Wigand ist Tourguide in der bayerischen Metropole.
Am Anfang stand ein Theaterprojekt und jemand im Weg: ein sinisterer Balkanpotentat, der uns, einer nun wirklich harmlosen Mimentruppe, kein Visum für den Restkörper Jugoslawiens erteilen wollte. So fuhren wir dann halt nach Montenegro. Das gehörte zwar eigentlich noch zu Jugoslawien, aber so ganz dann eben doch nicht. Statt im notorisch verrußten Belgrad landeten wir in einem Idyll - in Kotor und seiner gleichnamigen Bucht. Und tatsächlich nur wir: Kurz nach dem Ende der Isolation durch das UN-Embargo war Montenegro zur Terra incognita des europäischen Tourismus geworden. Meine Schauspielkollegen von damals fanden die Episode nett, vergaßen sie jedoch bald wieder. Ich hingegen kam 2005 wieder, nachdem mich einer der zahlreichen Mäander meiner Biografie zielstrebig in eine sehr vertrocknete Gegend geführt hatte. Richtig Zeit hatte ich also und so kam ich auch in die hinteren und letzten Winkel eines Landes voller landschaftlicher wie gesellschaftlicher Schönheiten und Bizarrerien. Na ja, und darüber habe ich dann diesen Reiseführer geschrieben.
Seitdem hat sich in Montenegro vieles verändert - allein ist man z. B. nur noch selten -, aber immer noch staune ich über das Spektakel, das so ein kleines Land in seine engen Staatsgrenzen packt.
Orientiert in Montenegro
Das Land im Profil
Montenegro ist ...
Von den ehemaligen Republiken Ex-Jugoslawiens ist Montenegro die kleinste. Wie klein? Das allwissende World Factbook der CIA nennt als Referenzgröße die ungefähr doppelte Fläche von Delaware. Das hilft aber auch keinem weiter, deshalb sagen wir einfach: ungefähr so groß wie Niedersachsen - 13.000 km².
Der Landesname ist abgeleitet von „montagna negra“. Das ist Venezianisch, also so etwas Ähnliches wie Italienisch, und heißt „schwarzer Berg“. Auf Montenegrinisch (oder Serbisch?) heißt das Land Crna Gora. Was das bedeutet, haben wir beim besten Willen nicht rauskriegen können ...
... mehr Monte als Negro
Wenn es denn einmal in der Tagespresse auftaucht, wird Montenegro gern als Küstenstaat an der Adria vorgestellt, und natürlich stimmt das auch: Im Westen endet das Landes am Mittelmeer, ganz genau eben an der östlichen Adria. Allerdings liegt der größte Teil der Landesfläche auf mittelgebirgiger (ca. 50 %) bis alpiner Höhe (ca. 10 %), schon bei etwas mehr als flüchtiger Draufsicht ist Montenegro also eher ein Bergland. Die 293 km Küstenlinie fallen da in der topografischen Bilanz kaum auf, zumal die Berge gleich hinter der Wasserlinie mächtig in die Höhe schießen.
... mehr grün als negro
Klar, aus der Ferne betrachtet sehen die Berge ganz schön düster aus. Aber ansonsten überrascht Montenegro mit immer wieder anderen Grüntönen - von den Magerwiesen auf den Hochebenen des Durmitor über die fette Fruchtbarkeit um den Skadar-See bis zur immergrünen Macchia auf dem Karst der Küstengebirge. Alles andere ist blau: Das Meer natürlich und der Himmel meistens auch.
... ein Schmelztiegel der Religionen
Seit Jahrhunderten begegnen sich an der östlichen Adria drei Glaubensgemeinschaften, und während in anderen Nachfolgestaaten Jugoslawiens die religiöse Diversität und Toleranz in den Hässlichkeiten des Bürgerkriegs in den 1990er-Jahren weitgehend unterging, ist das Zusammenleben von katholischen Christen, Orthodoxen und Muslimen in Montenegro völlig problemlos. Wie jeder Staat hat natürlich auch dieser seine inneren Konflikte - religiöse Spannungen gehören aber sicher nicht dazu.
... montenegrinisch, aber was ist das überhaupt?
Für den Dichterfürsten Petar II. Njegoš war das zumindest sprachlich überhaupt keine Frage - für ihn war die Sprache seines Volkes Serbisch. Damit machte es sich der Monarch aber schon etwas arg einfach: Auf dem größten Teil des Siedlungsgebiets wurde die längste Zeit Türkisch gesprochen, der lange Arm der Hohen Pforte reichte bis weit an die östliche Adria. Allerdings nie so ganz: Die nördlichen Küstenregionen standen vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit unter der Fuchtel Venedigs, und da sprach man Italienisch, wovon bis heute der international gebräuchliche Name des Landes zeugt. Dann kamen die Österreicher mit ihrer eigenen Interpretation der deutschen Sprache, und schließlich spricht man im Raum Ulcinj bis heute Albanisch. Amtssprache wiederum ist laut der 2007 verabschiedeten Landesverfassung Montenegrinisch, auf Montenegrinisch: crnogorski jezik. Das allerdings ist - womit wir wieder beim mythisch überhöhten Dichterfürsten wären - eindeutig eine Variante des Serbischen. Oder ist es umgekehrt?
... großartig für Aktivurlauber
Mit seiner spektakulären Natur offeriert Montenegro ein riesiges Spektrum für Outdoorsportarten. Ohne Hilfsmittel lässt sich das Land fast auf ganzer Länge und Breite erwandern, und wenn die vertikalen Höhepunkte auch noch dabei sein sollen, packt man Seile, Steigeisen und den ganzen Kletterkram mit ein. Vertikal nach unten geht aber auch: Besonders in der Bucht von Kotor versinken seit Jahrhunderten Schiffe, und so findet auch die Pressluftfraktion ein reiches Betätigungsfeld. Kitesurfer flitzen am großen Strand von Ulcinj durchs Flachwasser, und Paraglider schweben von der Passhöhe über Budva ins Strandgewühl. Landschaftlich unvergesslich sind die Raftingtrips auf der Tara und, etwas fordernder, das Canyoning in der Mrtvica. Rennradler mit Elefantenkondition wuchten sich über die Passstraßen, während sich die Grobstoller auf ihren MTBs auf den Schotterstrecken austoben.
... ziemlich gemütlich
Ganz offensichtlich kann man also seinen Aufenthalt in Montenegro mit jeder Menge Schweiß begießen - die Montenegriner werden dabei interessiert, aber auch ein bisschen ratlos zusehen. Sie, wie die absolute Mehrzahl der Besucher des Landes, lassen es eher geruhsam angehen. Morgens an den Strand, nachmittags ein Kloster oder einen Wasserfall anschauen und dann aber schnell in irgendeine Altstadt ein Bier trinken. Oder, wenn die Sonne in der Adria versinkt, den gegrillten Tintenfisch mit einer Flasche Vranac hinunterspülen.
Klöster und Festungen
Erlebnis Kultur
Die Küstenregionen Montenegros waren über Jahrhunderte der Wanderpokal unter den Großmächten des Mediterrans, im Binnenland beharkten sich die Osmanen und die Orthodoxie. Es ging lebhaft zu im Siedlungsraum Montenegro, und das kann man auch sehen.
Die Römer waren auch schon da: Bodendekoration im antiken Ferienhäuschen.
Die Altstädte an der Adria
Die Juwelen in der montenegrinischen Küstenkette sind die Ensembles der Altstädte, die - kleinen Trutzburgen gleich - die historischen Schnittstellen von Land und Meer bereitstellten. Eine Sonderrolle spielt, schon wegen der einzigartigen Lage am Ende der langen Bucht, das ehedem märchenhaft reiche Kotor. Besonders in den fast 400 Jahren unter venezianischer Herrschaft mauserte sich die Kleinstadt am Fuß des Lovćen-Gebirges zu einem Schmuckkästchen der Renaissance. Verteidigt wurde Kotor vor allem gegen das Hinterland, davon zeugen die mächtigen Mauern, die sich 4,5 km den steilen Bergrücken hinaufziehen.
In Budva, auf einem vorgelagerten Felsen schon in der Antike ins Meer hineingebaut, ist das alles eine Nummer kleiner und wahrscheinlich deswegen auch putziger. Ganz im Süden schließlich prangt das alte Piratennest Ulcinj hoch über einer Bucht.
Ein Sonderfall ist die Insel Sv. Stefan - das war zwar bloß ein Fischernest, mit seiner einzigartigen Lage auf einer Insel im Meer vor den Paštrovići-Hügeln aber wahrscheinlich das Premium-Fotomotiv der montenegrinischen Adria.
Ruinen und Relikte
Ganz sicher trieben sich schon die alten Griechen an der östlichen Adria herum, davon lassen sich aber heute keine Spuren mehr finden. Von der römischen Herrschaft sind hingegen noch einige sehr anschauliche Überreste erhalten. Die Mosaiken in Risan in der Bucht von Kotor sind wahrscheinlich die bekanntesten, die Fundstätten von Duklija die bedeutendsten und größten.
Die eindrucksvollste Ruine Montenegros aber ist das Ensemble von Stari Bar oberhalb der Hafenstadt Bar. Vermutlich 2000 Jahre lang war der Ort besiedelt und wurde von allen möglichen Fremdherrschern immer wieder zerstört und neu aufgebaut, bis Ende des 19. Jh. nur noch eine verwunschene Geisterstadt übrig blieb.
Cetinje, die kleine alte Hauptstadt
Die politische Klasse des Landes besorgt ihr Geschäft heute in der weitgehend gesichtslosen Großstadt Podgorica, für den längsten Teil der Geschichte Montenegros und seiner Vorstaaten war der administrative Mittelpunkt Cetinje im Hinterland. Die Kleinstadt beherbergte diplomatischen Vertretungen aller europäischen Großmächte, was dem etwas verschlafenen Ort eine unerwartet internationale Facette ins Stadtbild geschliffen hat. Außerdem ist Cetinje mit seinen Museen und Akademien das künstlerische Zentrum Montenegros.
Die orthodoxen Klöster
Alle orthodoxen Klöster sind wichtig, manche noch wichtiger, die meisten sind aber die allerwichtigsten - die Hierarchie unter den mönchischen Niederlassungen im Land ist mir auch noch 20 Jahren immer noch unklar. Klar ist aber, dass die intellektuelle und spirituelle Geschichte des Landes ohne die über das ganze Land verstreuten orthodoxen Klöster völlig unvorstellbar wäre. In vorsichtiger Näherung wage ich zu behaupten, dass man die Reliquien des spektakulären Felsenklosters Ostrog, die berühmten Ikonen des Bischofssitzes in Cetinje und die ungeheuer malerisch in der Morača-Schlucht gebaute Anlage unter dem Dreifaltigkeitskreuz einfach einmal gesehen haben muss.
Das Erbe von Titos Partisanen
Der Raubtierkapitalismus Montenegros hat nur ein dünnes Fell, darunter schimmert bei näherer Betrachtung immer noch stark das blutrote Fleisch des Sozialismus. Hier ein fünfzackiger roter Stern, dort ein nur teilweise überwachsener Lobpreis auf den Staatsgründer Tito und Partisanendenkmäler in inflatorischer Menge. Die Ungetüme aus Spritz- und Waschbeton mögen oft von sehr zweifelhaftem künstlerischem Wert und von noch sehr viel mäßigerer handwerklicher Qualität sein, aber wer sich nicht völlig ignorant durchs Land bewegt, wird auch noch im kleinsten Bergdorf daran erinnert, dass der Sieg der Arbeiterklasse einst unmittelbar bevorstand. Noch viel mehr sind diese Relikte aber bitteres Zeugnis der brutalen Vehemenz und unfassbaren Grausamkeit der Auseinandersetzung zwischen Titos Partisanen und ihren verschiedenen Widersachern im Zweiten Weltkrieg: den deutschen und italienischen Besatzern Jugoslawiens, den königstreuen Tschetniks und den Milizen der faschistischen Ustascha.
Die Wundertüte
Erlebnis Natur
Montenegros Landschaften lassen sich prima mit Superlativen beschrieben, aber jenseits der Marktschreierei vom Tiefsten, Höchsten und Einzigen ist die Natur vor allem ungeheuer vielseitig und abwechslungsreich - bis auf Wüste und höchstalpine Todeszone ist so ziemlich alles dabei. Man kann schon auch bloß zum Planschen im Mittelmeer herkommen, aber dann verpasst man doch eine ganze Menge.
Wenn das kein Postkartenmotiv ist!
Die Bucht von Kotor
Der über 40 km tiefe Einschnitt in den dinarischen Rücken gleich hinter der Landesgrenze ist bestimmt die bekannteste Natursensation Montenegros. Ein auch nur vergleichbar großes natürliches Hafenbecken findet man sonst nirgends im gesamten Mittelmeerraum, schon einfach nur drum herumfahren ist ziemlich eindrucksvoll, noch majestätischer ist das Einschweben auf dem Seeweg. Die monumentale Dröhnung der Draufsicht auf die vier Becken der Bucht erschließt sich aber erst von den Höhen des Jeserski Vrh im darüber thronenden Lovćen-Gebirge. Eine runde im privaten Helikopter oder Jet ist bestimmt auch toll, habe ich aber mangels Fluggerät noch nicht ausprobiert.
Die Schluchten
Das häufigste Sujet der Crème der montenegrinischen Landschaftsmaler ist die Schlucht - die Nationalgalerie in Podgorica wirkt wie ein Katalog der tiefen Täler und wilden Flüsse. Prunkstück der Canyons ist die Schlucht der Tara ganz oben im Norden des Landes. Vom oberen Rand des engen Flusstals am Ćurevac beträgt die lichte Fallhöhe bis zum Bett der Tara über 1300 m, das ist der europäische Spitzenwert. Das sieht von oben schon ergreifend toll aus, noch großartiger entfaltet sich die geologische Sensation dann vom Wasser, und so gehört die Rafting-Tour auf der Tara auf jeden Reiseplan. Wem der Spitzenwert egal ist und wer und nicht unbedingt eine Fahrt im Gummiboot braucht: Auch Morača, Mrtvica und Piva haben sich eindrucksvoll tief in die Berglandschaft eingraben, der Preis für den spektakulärsten Canyon gebührt jedoch der superengen Komarnica.
Das Durmitor-Gebirge
Montenegro allgemein ziemlich hügelige Landschaft faltet sich am kräftigsten im Durmitor-Gebirgsstock in die Höhe. Ein halbes Hundert 2000er-Gipfel nimmt dort gerade einmal etwas mehr als die Grundfläche Münchens in Anspruch und hat trotzdem alles, was ein richtiges Gebirge braucht: schroffe Felswände, Hochalmen, Tieftäler, Schneefelder und ein paar Schluchten. Das sieht nicht nur endschick aus, sondern gibt Bergsportlern aller Couleur beste Bedingungen für ihre Aktivitäten: Singletrail und Downhill, Klettern und Bergwandern, im Winter Skifahren - und das alles ohne den Massenauflauf der einschlägigen Alpenregionen.
Der Skadar-See
Für Geologen ist er nicht einfach ein See, sondern eine Kryptodepression. Das ist sachlich korrekt - sein Grund liegt unterhalb des Meersspiegels, der Seespiegel darüber -, klingt aber doch arg nach fieser Krankheit. Romantiker werden sich nicht groß darum scheren, für sie ist der Skandar einzig und allein ein großes, stilles Gewässer inmitten elegischer Landschaften. Doch trotz seiner knapp 170 km langen Uferlinie ist es gar nicht so einfach, an den See ranzukommen. Zum Teil weil knapp ein Drittel auf albanischem Staatsgebiet liegt, vor allem jedoch, weil die riesige Wasserfläche touristisch fast völlig unerschlossen ist, was vor allem die Birdspotter- und Anglerfraktion freut. Erstere können in aller Ruhe ihrem reiche Aussichtsbeute verheißenden Geschäft nachgehen, Letztere müssen sich nicht mit planschenden Schwimmern herumärgern und können beachtliche Mengen von Karpfen aus dem trinkwassersauberen Wasser ziehen - eine sehr athletische endemische Subspezies des Fisches übrigens, die ganz und gar nicht tranig schmeckt. Nicht einmal 20 km Luftlinie entfernt von den proppevollen Ständen an der Adria hat man ein Idyll der ersten Kategorie fast vollständig für sich allein. Melancholische Anwandlungen lassen mit den hervorragenden Weinen aus den fruchtbaren Hängen und Flächen am Ufer bekämpfen.
Biogradska Gora
Von den Gebirgsregionen ist der Nationalpark um den kleinen Hochmoorsee ganz bestimmt die grünste. Ziemlich genau in der Landesmitte wachsen hier die Baumriesen tatsächlich fast bis in den Himmel, und das in einer Dichte, dass dem Nationalpark das Prädikat „Urwald“ verliehen wurde. Weiter oben wird die Vegetation zwar niedriger, aber bis auf Gipfelhöhe sind die Hänge wiesengrün und strauchbewachsen. Wie auch im Rest der weiten Bergwelt sind Wanderer hier ziemlich allein unterwegs, nur in der kurzen Wintersaison wird es um das Hochplateau der Bjelasica kurz recht voll - dann dreht sich hier die einzige echte Skischaukel Montenegros.
In salzig und süß
Wassern in Montenegro
Fast an der ganzen Küste fallen die Berge steil ins Meer, deshalb die Isomatte mitnehmen: Es kieselt an den Stränden, dafür ist das Wasser meist kristallklar. Erst ganz im Süden bei Ulcinj gibt es Sand, dann aber gleich auf ostadriaweit einzigartigen dreizehn Kilometern.
Springen ist vielleicht keine so gute Idee.
Baden auf der Halbinsel
Davon träumt der Strandaficionado: eine abgelegene, menschenleere Bucht mit azurblauem Wasser und pittoresken vorgelagerten Inselchen. In Žanjice gibt es das fast alles noch, bloß völlig menschenleer ist es nicht mehr, dafür sorgt schon der rege Bootsverkehr. Aber immer noch ist hier viel, viel weniger los als an den industriell betriebenen Stränden in Budva und Herceg Novi. Die vergleichsweise lange Anfahrt über die engen Straßen der Halbinsel Luštica ist die Bucht aber unbedingt wert. Ganz toll auch zum Schnorcheln und zum Klippenspringen: einen halben Kilometer bis zur Ruine des Forts Mirište laufen, da hat man auch einen besseren Blick auf die Gruselinsel Mamula.
Viel Sand am Großen Strand
Der feine, dunkle Sand der Velika Plaža soll ja sogar gesund sein, vor allem schmiegt er sich warm um die nackten Füße - mit Kiesgepiekse ist hier endlich Schluss. Außerdem kann man die Kinder endlich auch unbeaufsichtigt schwimmen lassen, der Flachwasserbereich zieht sich sehr weit hinaus. Der Große Strand ist zwar touristisch sehr gut erschlossen, aber auf dem endlos langen und sehr breiten Sandstreifen findet man problemlos auch ein einfaches Plätzchen. Am südlichen Ufer der Buna auf der Nudistensandbank der Ada Bojana geht dann auch FKK.
Strand brutal
Die Hard-Rock-Variante des Strandbesuchs. Oder Tekkno. Oder Speed Metal: auf jeden Fall laut. Die Badestreifen vor den Bettenburgen von Herceg Novi, Budva und Bečići sind ganz gewiss nicht beschaulich, dafür sorgen zuverlässig Jet-Skis, Powerboote und Musikbeschallung; lustig ist es aber schon. So wie Oktoberfest mit Sonne - wer mitfeiert und mittrinkt, hat ganz sicher einen Riesenspaß.
Einsam am großen See
Das komplette Gegenteil der Amüsiermeilen an der Küste: In Murići am Skadar-See ist man ganz allein, und wenn man beim Schwimmen im komfortabel von Mutter Natur temperierten See Wasser schluckt, gleich noch einmal einen nehmen: Die Füllung des riesigen Sees erreicht spielend Trinkwasserqualität. Nur das Bier und das Strandpicknick muss man eben selber den recht langen, aber ungemein spektakulären Weg über die Klosterroute mitbringen.
Gumpenspringen an der Cijevna
Die paar Kilometer, die die Cijevna durch die glühend heißen Felder in der Ebene von Podgorica fließt, reichen nicht aus, um den Gebirgsfluss auf schmusige Temperatur zu bringen: Ein Bad in der Cijevna ist vor allen Dingen erfrischend. Aber nur um zu schwimmen kommt man hier auch nicht her: Hinter dem Wasserfall „Niagara“ (der ist hübsch, die Bezeichnung dann aber doch schon ein bisschen großmäulig) hat sich die Cijevan weit in den Boden gefräst und bietet großartige Möglichkeiten zum 12 m-Sprung in die tief ausgewaschenen Strudeltöpfe. Die Bewunderung der Dorfjugend ist Ihnen sicher!
Schwimmen in der Komarnica-Schlucht
Na ja, schwimmen - so einfach ist es nicht: Ohne ganz dicken Neoprenanzug und einen ortskundigen und qualifizierten Guide geht das nicht, aber die Durchquerung, -schwimmung und -hüpfung des Nevidio-Canyons der Komarnica ist ganz bestimmt das aufregendste Erlebnis, das man in montenegrinischen Gewässern so haben kann.
Ohne Schirm und Strandmatte
Natürlich kann man in der Wassern Montenegros viel mehr als bloß planschen. Für den Anfang reicht schon eine Taucherbrille, um den Reiz der üppig belebten Meeresfauna plastischer zu erleben, mit deutlich mehr Ausrüstung kommt man dann noch weiter und länger unter Wasser: Montenegro, besonders vor und in der Bucht von Kotor, ist ganz sicher ein Tauchrevier der obersten Kategorie.
Fahrten- oder Sportsegler werden die Küste dagegen als wenig herausfordernd finden, dafür weht es einfach zu schwach, eine besondere Spielart des windgetriebenen Vortriebs hat sich aber vor dem großen Strand in Ulcinj etabliert: Das geringe Wassertiefe und ein verlässlicher auflandiger Wind haben Ulcinj als Kitesurfing-Spot der ersten Kategorie in den Katalogen der Spezialanbieter fest etabliert.
Unterwegs in Montenegro
Die Bucht von Kotor und das Hinterland
Gleich nach Überschreiten der nördlichen Landesgrenze haut Montenegro mit einer Natursensation ersten Ranges auf die Pauke: Bewegungen der Erdkruste und das Meerwasser haben ein fast 30 km langes Becken in die Küste getrieben, eingerahmt von fast 1900 m hohen Bergen.
Knapp 87 km² Wasserfläche machen die Bucht von Kotor zum größten Fjord südlich von Skandinavien - auch wenn’s streng genommen gar kein Fjord ist.
Die Bucht von Kotor ist das Cover-Motiv Montenegros und für gar nicht so wenige Besucher des Landes ist sie sogar Montenegro - viel mehr bekommen Kreuzfahrttouristen, die sich den Landgang mit einem Einreisestempel im Pass dokumentieren lassen, vom Land gar nicht zu sehen. Der Sprung ins Salzwasser und die Bergwanderung lassen sich hier spielend an einem Tag realisieren, von Meereshöhe bis zu den wolkenhohen Gipfeln des Orjen und Lovcen liegt an manchen Stellen bloß eine weite Steinwurfdistanz, und das erhebt die erste Begegnung mit dem einzigen Fjord südlich Skandinaviens in den Rang eines echten Naturspektakels mit echtem Wow!-Potenzial.
Die einzigartige Topografie der langen Bucht ist nicht unbemerkt geblieben, und das schon lange vor dem Beginn des modernen Tourismus. Schon vor Jahrtausenden fanden griechische Schiffe in dem riesigen Naturhafen Schutz vor dem Unbill des Mediterrans, die gleiche Feststellung machten kurz darauf die Römer, Venezianer, Türken, Österreicher und wer sonst noch so Kriegs- und Handelsflotten über das Mittelmeer schickte. Deshalb greift der Titel des Weltnaturerbes für die Bucht von Kotor eindeutig zu kurz, und so hat die UNESCO auch gleich noch das Weltkulturerbesiegel mit auf das Typenschild gravieren lassen.
Die Qualitäten der Bucht von Kotor sind erstaunlich lange ein Geheimtipp geblieben, aber jetzt sind sie alle da, ganz besonders die ganz Reichen (gelegentlich auch Schönen). Sichtbarster Ausweis ist die gewaltige Zahl von Liegeplätzen für Urlaubsboote von erklecklicher Länge - in den Jachthäfen von Tivat und jetzt bald auch noch Djenovici können auch Renommierkähne über 100 m Länge problemlos geparkt werden. Auch die lange unberührte Halbinsel Lustica zwischen Bucht und offenem Meer ist mittlerweile von geradezu irrwitziger Investitionstätigkeit überrollt worden. Man findet sie immer noch, die ursprünglichen Orte, aber der Platz wird knapper.
Hinter der ersten Gipfelkette hört Montenegro aber nicht einfach auf, ein Ausflug in die Küstengebirge gehört unbedingt noch in die Reiseplanung. Während das nahezu unbewohnte Orjen-Gebirge in erster Linie für Wanderer und Bergsportler attraktiv ist, führen die 27 legendären Kehren der Passstraße hinauf zum Krstac oberhalb Kotors in die historischen Urgründe des Landes. Gerade einmal eine lange Wanderung entfernt, auf der anderen Seite des Gebirgszugs, liegt mit Cetinje die ehemalige Hauptstadt des Landes (bis 1918), und das kann man der Miniaturversion einer europäischen Metropole auch heute noch gut ansehen.
Was anschauen?
Perast und Kotor: Beide Orte zeugen auf recht unterschiedliche Art vom Reichtum der Bucht - Kotor als schwer befestigte Trutzburg, Perast als weltoffenes Domizil einer Seefahrerelite.
Die Supermarina von Tivat: Die Megajachten von Scheichs und Jet-Set dümpeln friedlich im ruhigen Wasser der Bucht. Milliardäre fast zum Anfassen.
Cetinje: In der alten Kapitale reihen sich Botschaften an Museen an Paläste. Europa des 19. Jh. im Kleinformat.
Was unternehmen?
Orjen und Lovcen: Echte Gebirgserfahrung mit Blick auf das Mittelmeer. Eine Wanderung durch den Karst der Berge an der Küste gehört unbedingt dazu.
Die Strände der Lustica: Noch gibt es sie, die abgelegenen Buchten zum offenen Meer - unbedingt noch beschwimmen, bevor sinistres Hochkapital auch hier alles zubaut.
Tauchen in der Boka: Seit Jahrhunderten herrscht hier reger Schiffsverkehr, entsprechend viel liegt am Meeresgrund herum - unter Wasser gibt es richtig was zu sehen.
Und was sonst?
Karneval: Sowohl Kotor als auch Herceg Novi nehmen den Rang von Karnevalshochburgen für sich in Anspruch. Zum Glück liegt die Betonung nicht so sehr auf „lustig“ als vielmehr auf „lecker“.
Die äußere Bucht
Tivat und Herceg Novi sind die beiden bestimmenden Städte des vorderen Teils der Boka Kotorska, in und um diese beiden Städte konzentriert sich auch die touristische Aktivität mit den meisten Übernachtungsmöglichkeiten.
Sanfter Tourismus ist sicher nicht die Leitmaxime dieses Bereichs: In den Spitzenwochen von Mitte Juli bis Mitte August muss die Rendite für das ganze Jahr erwirtschaftet werden, und da ist man in der Wahl der Waffen nicht zimperlich - im Zweifel schlägt hohe Kapazität jedes ästhetische Argument. Tivat und Herceg Novi sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Familien beliebt, die Gastronomie hat sich auf diese Klientel mit Musikbars und eher einfachen Restaurants eingestellt. Baden ist hier hinsichtlich der Wasserqualität völlig bedenkenlos möglich, freilich ist der Wasseraustausch geringer als an den Stränden hin zur offenen See im weiteren Küstenverlauf. Die Strände sind aufgemauerte Plattformen oder ziemlich schmale Kiesstreifen, und der knappe Platz am Wasser ist in der Hochsaison stets intensivst nachgefragt (etwas ruhiger geht es generell in den Abschnitten am Nordufer zu). Die beiden großen Becken bieten Wassersportlern einigermaßen beständige und kalkulierbare thermische Winde, Starkwindbedingungen sind aber in der geschützten Lage naturgemäß eher selten anzutreffen.
Die Altstadt von Herceg Novi
Mit dem Auto kommt man von Norden im Regelfall über den Grenzübergang Debeli Brijeg (24 Std. besetzt) aus Kroatien ins Land, die Bucht liegt dann nur noch 4 km voraus. Landschaftlich sehr viel eindrucksvoller, aber auch viel länger ist der Weg außen um die Halbinsel Prevlaka (seit Kurzem kroatischer Nationalpark) herum und dann über den kleinen lokalen Grenzposten bei Njivice (nicht rund um die Uhr geöffnet, schon gar nicht außerhalb der Saison). Von Süden erreicht man die Boka über die magistrala, die lange ex-jugoslawische Küstenstraße von Ulcinj bis Rijeka. Möglich ist ebenfalls der Weg von Mostar über Trebinje durch die bosnischen Berge, wegen der schlechten und winkligen Straßen dauert das allerdings sehr lange.
Überland- und Regionalbusse verbinden täglich die Orte in der Bucht mit dem Rest des Landes, und auch Dubrovnik wird angefahren (tägl. 9.30 und 15.30 Uhr, zurück spätestens 20.30 Uhr). Busbahnhöfe haben Herceg Novi und Kotor, von hier in der Hochsaison bis zu sieben Direktverbindungen nach Belgrad - leider keine einzige zum Fughafen Dubrovnik-Čilipi.
Für Kreuzfahrer und Jachtbesitzer ist der Abstecher in die Bucht von Kotor ein unbedingtes Muss. Eine reguläre Fähranbindung besteht derzeit nicht.
Herceg Novi
Die hübsche Altstadt Herceg Novis innerhalb der alten Befestigungsmauern ist klein, sodass der erste Eindruck bestimmt ist von den wenig stimmungsvollen Hotel- und Wohnungsblocks, die sich im spätsozialistischen Stil die Hänge hinaufziehen. So verkaufen sich Herceg Novi und die mit ihm zusammengewachsenen Ortsteile etwas unter Wert, der Beliebtheit bei einheimischen Touristen tut das jedoch keinen Abbruch: Mehr Badegäste als an den Plattformen rund um diesen vordersten Teil der Bucht drängen sich nur noch in Budva.
Herceg Novi ist die Keimzelle des Tourismus in Montenegro, wie so häufig waren es die mobilen Briten, die um die vorletzte Jahrhundertwende im Sommer in die Stadt kamen. Der sportlichere Teil von ihnen richtete den Blick auch schnell nach oben und begann mit der Erkundung des Orjen-Gebirges über der Stadt; damit war der Grundstein für die heute vorbildliche Erschließung dieser Berglandschaft für Wanderer und Bergsteiger gelegt. Die Attraktivität der Stadt wurde zum einen maßgeblich bestimmt von den klimatischen Bedingungen: Hier ist es noch einmal spürbar milder als an der ohnehin sonnigen östlichen Adria, und auch im Winter ist ein T-Shirt oft genug Kälteschutz, während wenige Kilometer weiter schon der Reif von den Autos gekratzt werden muss. Zum anderen ist Herceg Novi - hat man die Bausünden hinter sich im Rücken - ein ausgesprochen gelungenes Ensemble aus alter Befestigungsanlage und Sommerfrischler-Villen. Das finden auch Staatsleute und Künstler: Tito hatte hier einen seiner formidablen Sommersitze, und der aktuelle Präsident lädt ebenfalls zu repräsentativen Anlässen gerne in die großen Hotels nach Herceg Novi. Der immer noch hochverehrte Ivo Andrić, jugoslawischer Literaturnobelpreisträger von 1961, verbrachte die letzten Jahres seines Lebens am Eingang der Boka, und 2005 machte der Regisseur Emir Kusturica mit Immobilienerwerb an der Strandpromenade von sich reden.
Endstation Herceg Novi: Bahnhof der stillgelegten Küstenbahn
Mittlerweile sind mehrere kleine Orte mit dem Kern um die Altstadt zusammengewachsen. Am nordwestlichen Ende der Urbanisation liegt der Kurort Igalo, quadratisch zugeklotzt durch einen riesigen Hotelkasten, das angegliederte Gesundheitsinstitut und mehrere Rehakliniken. Grund für die Konzentration medizinischer Einrichtungen sind die Thermalquellen, die im Uferbereich Igalos dem Meer zufließen. Dieses Wasser und der davon durchtränkte Heilschlamm werden für badetherapeutische Anwendungen eingesetzt. Auf einem blickdicht zugewachsenen Hügel neben den Hochhausbauten befindet sich die riesige Villa Galeb (137 Zimmer!), von Tito zum Angeben vor internationalen Gästen oder zur eigenen Erholung genutzt.
Ein paar Schritte die Uferpromenade weiter beginnt Topla, der Strandrummel (in Igalo noch kurortlich gebremst) setzt hier mit voller Kraft ein. Am Ufer reihen sich Café an Pizzeria und Pizzeria an Eisdiele, den Hügel hinauf ziehen sich Villen und vikendicas (Ahnen Sie noch das englische weekend in diesem Wort?) vor allem wohlhabender serbischer Bürger. Die Vegetation indes gibt einen Aufschluss auf die Ortsbezeichnung: topla heißt nämlich „warm“, und so gedeihen hier Dattelpalmen, Kiwiranken, Granatapfelbäume und Agaven in den zahlreichen Vorgärten. Zu Topla gehört außerdem das Gebäude der ehemaligen Klosterschule, deren Schulbänke dereinst vom Dichterfürsten Petar Petrović Njegoš gedrückt wurden. Heute befindet sich hier das Heimatmuseum Herceg Novis. Ebenfalls zu besichtigen ist das - unaufregende - Wohnhaus von Ivo Andrić.
Hinter dem kurzen Fußgängertunnel am Meer entlang beginnt dann das eigentliche Herceg Novi, die touristische Infrastruktur gleicht der Toplas. Hinter Forte Mare, der unteren Befestigungsanlage, reihen sich noch einige große Hotels am Wasser, dann wird es deutlich ruhiger. Meljine schließlich beherbergte früher ein Ferienheim für Marineangehörige und ihre Familien, jetzt prunkt auch hier ein Luxushotel mit Jachthafen.
Herceg Novis leicht morbider Charme
Als Ausgangspunkt für Exkursionen in das ganze Land ist Herceg Novi sicherlich eine unglückliche Wahl, die Randlage an der Nordgrenze sorgt für erhebliche Fahrzeiten zu eigentlich jedem Ziel außerhalb der Bucht von Kotor. Für Strandferien mit gelegentlichen Exkursionen bietet die Stadt aber durchaus ausreichendes Potential auch für einen längeren Urlaub. Außerdem sind es nur wenige Kilometer in das über der Stadt thronende Orjen-Gebirge mit seinen tollen Wandermöglichkeiten. Wer nur einigermaßen zeitig aufsteht, schafft es spielend morgens auf den Radoštak (1455 m) und kann den ganzen Nachmittag am Strand in der Sonne liegen.
Geschichte
Herceg Novi ist eine der jüngeren Ansiedlungen in der Bucht von Kotor. Die Gründung datiert auf das Jahr 1382, als der bosnische König Tvrtko I. den Eingang zur Bucht mit einer Festung sichern ließ; der in ihrem Schutz entstehenden Ansiedlung gab er den Namen des Heiligen Stefan. Ungefähr 80 Jahre später verstärkte Stjepan Vuksić, der nach dem Untergang des bosnischen Königreichs als Herzog von Hum zum stärksten Regionalfürsten avanciert war, die Befestigung des Stützpunkts erheblich und sorgte damit für den heutigen Namen: Herceg Novi - „die Neugründung des Herzogs“. 1482 besetzten die Türken die Stadt und damit auch den Zugang zur Boka. Mit Ausnahme eines kurzen spanischen Intermezzos 1538/39 behielte sie für gut 200 Jahre die Kontrolle über Stadt und Bucht. In dieser Zeit entstand das Gesicht der heutigen Altstadt mit den großen meer- und bergseitigen Befestigungsanlagen. 1687 bis 1797 durften dann die Venezianer die Stadt ihrem Herrschaftsgebiet einverleiben, es folgten Franzosen (bis 1813), 1813/14 einige Monate der Eigenständigkeit und schließlich die österreichischen Habsburger, die bis 1918 blieben. Seitdem gehört Herceg Novi zu Montenegro.
Sehenswertes
Forte Mare: Nach recht plausiblen archäologischen Vermutungen liegt hier die Keimzelle der 1382 als Sveti Stefan gegründeten Stadt, die sich im Schutz der Uferbefestigung zur heutigen Altstadt entwickelte. Nach der Eroberung bauten die Türken die Anlage massiv aus und gaben ihr die grundlegende Struktur. Mit den Arbeiten am Abba-Pasha-Turm, so der türkische Name des Bauwerks, wurde 1542 begonnen, sein heutiges Gesicht bekam das mächtige Wehr aber erst 1883, als die österreichischen Herrscher der Bucht es mit Zinnen und Kanonenrampen versahen. Der Name Forte Mare stammt aus venezianischer Zeit. Auf der obersten Plattform steht eine große Kinoleinwand, die u. a. zum Kinofestival bespielt wird.
Die Mauern von Herceg Novi
Kanli-Kula: Die „blutige Festung“ (türk. kan = Blut) - woher der schaurig martialische Name kommt, ist heute nicht mehr klar, vermutlich wurden im Innenhof des Festungsbaus Hinrichtungen durchgeführt. An diesem taktisch bedeutsamen Punkt mit dem 85 m hohen Ausblick auf den Buchteingang befand sich das militärische Kommando der Stadt. Der genaue Entstehungszeitraum ist nicht bekannt, aber der türkische Reiseschriftsteller Evliya Chelebi erwähnt das fertige Bauwerk erstmals um 1650. An den aufgemauerten Kalksteinwänden kann man gut die verschiedenen Bauabschnitte ablesen, die Bauzeit scheint sich recht lange hingezogen zu haben. Im Inneren des ca. 60 x 70 m großen Baus befindet sich heute eine große Freiluftbühne für Theater- und andere Kulturveranstaltungen.
Španjola: Die Spanier hielten die Stadt nur für ein Jahr (1538/39), schafften es aber, sich mit dem Ausbau eines kleinen türkischen Forts kulturhistorisch zu verewigen. Nach der Wiedereroberung rissen die Türken 1548 das Bauwerk nieder, um eine deutlich größere Anlage an gleicher Stelle zu errichten. Bis zu Beginn des 20. Jh. wurde der mit mehreren Mauern gesicherte Komplex militärisch genutzt, im Zweiten Weltkrieg unterhielten die italienischen und deutschen Faschisten hier zeitweilig ein Gefängnis.
♦ Zu Fuß erreicht man die Festung, wenn man beim Busbahnhof die Magistrale überquert und dann den Treppensteig 13. Jula bergauf geht. Der Eingang in das Innere der Festungsanlage ist ziemlich versteckt im Nordturm.
Manastir Savina: Der Klosterkomplex bei Meljine ist das wichtigste orthodoxe Baudenkmal in der ansonsten ja katholisch geprägten Bucht. Er besteht aus zwei Kirchen auf dem Hauptplateau, beide der Mutter Gottes gewidmet, dem Wohn- und Versorgungsbau der Mönche und einer dritten, bergseitig etwas abgesetzten Kirche zu Ehren des serbischen Gründungsheiligen Sava. An der Stelle der kleineren Marienkirche stand bereits seit 1030 ein Gebetshaus, der heutige Bau stammt aus der Mitte des 15. Jh., zu dieser Zeit beginnt hier auch das monastische Leben. Die unterste Schicht der Fresken im Kircheninnern stammt von der Hand des jungen Lovro Dobričević, der später mit den Fresken der Kathedralen von Kotor und Dubrovnik sowie mit der Gestaltung der Kirchen auf der Klosterinsel Gospa od Škrplja (→ Perast) sein Meisterwerk ablieferte; in seinem Frühwerk überkreuzen sich byzantinischer und gotischer Stil auf interessante Art. Die größere Kirche wurde 1777-1799 nach einem Entwurf von Nikola Foretić aus der renommierten Schule von Korčula gebaut, hier fusionieren byzantinischer und barocker Stil. Im Kloster Savina verbrachte Dichterfürst Petar II. Petrović Njegoš einen Teil seiner Schulzeit.
Komnenović-Villa (Regionalmuseum): In dem herrschaftlichen spätbarocken Anwesen des großserbischen Patrioten Mirko Komnenović befindet sich heute das Regionalmuseum der Stadt Herceg Novi. Der berühmte Sohn der Stadt überließ testamentarisch sein Haus der Gemeinde, die 1949 eine kleine Sammlung zu den Themengebieten Geschichte, Ethnografie und Archäologie darin unterbrachte. Wie immer in Montenegro sollte man keine museumsdidaktischen Wunderdinge erwarten, aber allein der große botanische Garten auf dem Grundstück ist bestimmt sehenswert.
♦ Savićajni muzej Herceg Novi, Ulica Mirka Komnenovica 9 (hinter dem Andrić-Haus zu Fuß rechts ca. 100 m ins Villenviertel). Mo-Sa 9-18 Uhr. Eintritt 3 €.
Kirchen in der Altstadt: Innerhalb der Mauern der Altstadt eifern eine orthodoxe und eine römisch-katholische Kirche mit ihren prunkvollen Innenausstattungen um die Wette. Betritt man den historischen Kern durch den Torbogen des sat kula (der Uhrturm, auch tora genannt und das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt), stößt man zunächst auf Sv. Arhangela Mihaila, die Kirche des Erzengels Michael aus dem sehr späten 19. Jh. Die Architektur folgt dem fröhlich eklektizierenden orthodoxen Stil und zeigt romanische, gotische, byzantinische und sogar einige arabisierende (die kleinen Türmchen auf den Pfeilern der Schiffe zitieren Minarette) Gestaltungselemente. Im Innenraum dominiert die Ikonostase aus weißem Marmor, ein dafür äußerst selten gewählter Werkstoff.
Die Gassen hinab zum Forte Mare (s. o.) steht auf dem ehemals von einer Moschee eingenommenen Platz die Sv.-Jeronima-Kirche (ca. 1850). Kulturhistorisch ist das einschiffige Gotteshaus mit abgesetztem Glockenturm nicht weiter aufregend, im Inneren ist der hölzerne Hauptaltar von 1678 bemerkenswert: Es handelt sich um eine Schenkung des obersten venezianischen Feldherren anlässlich der Befreiung von den Türken und zeigt eine Mariendarstellung. Einen weiteren Blick verdienen die Gemälde (italienische Schulen) und die aufwendigen Goldschmiedearbeiten (einheimische Meister).
Villa Galeb: Das repräsentativ auf einer kleinen Anhöhe gelegene Refugium des Staatsgründers Tito beherbergte bis 2004 die Luxuszimmer des Hotels Igalo, dann zog sinistres Großkapital ein und sperrte den Urlauberpöbel aus. Dem Neureichtum waren die 5600 m² Wohnfläche aber wohl zu poplig, und deshalb können jetzt auch Besucher der niederen Steuerklassen dem Genius Loci des jugoslawischen Urvaters nachspüren - auch wenn der „Große Blockfreie“ nach der Fertigstellung des Anwesens wohl bloß viermal in dem riesigen blauen Bett geschlafen hat. Die 3 € Eintritt ist der flirrende Trip durch die Ästhetik des sozialistischen Staatsluxus der späten 1970er-Jahre aber allemal wert.
♦ Die Villa Galeb auf dem Hügel neben der Reha-Klinik Simo Milošević ist kaum zu verfehlen und wird von dieser verwaltet. Besichtigungen Mo, Mi, Fr, So 18 und 19.15 Uhr. Eintritt 3 €.
Übernachten
1 Hotel Igalo 2 Camp Zelenika 3 Hunguest Sun Resort 4 Kuça Spinnaker 8 Hotel Perla 9 Hotel RR 11 Vila Aleksandar 12 Hotel Aurora 13 Lazure
Essen & Trinken
5 Gradska Kafana 7 Café Belavista 10 Konoba Skver 12 Bife Žalo 14 Konoba Feral 15 Rest. Aquarius 16 Leut
Nachtleben
Basis-Infos
Information Die turistička organisacija befindet sich in Jova Dabovića 12 in der Nähe des Busbahnhofs (am Weg hinab zur Altstadt) und bietet allgemeine Auskünfte. In praktischen Fragen besser bedient wird man in den Reisebüros auf ungefähr halber Höhe der Njegoševa: Gorbis (br. 64), Rivijera (br. 68), Blue Travel (br. 50) und noch ein paar mehr liegen hier fast Tür an Tür. Hotel- und Privatzimmervermittlung sowie das übliche Exkursionsprogramm (Dubrovnik, Tara-Rafting, Bootsfahrten etc.) bieten sie alle.
Sehr vollständig und mir recht guter Benutzerführung ist der Web-Auftritt des Tourismusbüros unter www.hercegnovi.travel, der auch in englischer Sprache informiert.
Verbindungen Der Busbahnhof (Tel. 31-321225) liegt direkt am jadranski put, der Küstenhauptstraße, von hier mehrmals täglich Regional- und Fernverkehrsbusse zu allen Zielen in Montenegro und den größten Städten in Serbien. Minibusse fahren von hier um die Bucht von Kotor.
Liegeplätze für Segel- und Motorboote bis zu mittlerer Größe gibt es im Jachthafen vor der unteren Festungsmauer (Tel. 31-323015).
Apotheke Medikamente bekommt man bei Farmabella in der Altstadt am Trg Herceg Stjepana, dem oberen Hauptplatz um die Kirche Sv. Arhanđela Mihaila, oder bei Veselin, Njegoševa 92.
Ärzte Im Ortsteil Igalo hat man sich dem Gesundheitstourismus verschrieben, und deshalb finden sich hier zahlreiche Krankenhäuser, Privatkliniken und niedergelassene Ärzte. Medizinische Grundversorgung offeriert der dom zdravlja (Ärztehaus) bergseitig an der Küstenhauptstraße, dem jadranski put (kurz nach dem Abzweig hinunter nach Topla).
Ausflüge An der Uferpromenade nicht zu übersehen sind die zahlreichen kleinen Ausflugsbarkassen, die Fahrten nach Žanjice/Mirišta, zur Plava Špilja (Blaue Grotte), der Festungsinsel Mamula, der alten Zollstation Rose sowie Rundtouren durch die Bucht von Kotor anbieten. Für eine Tagestour sind ca. 15 € zu veranschlagen, werden Getränke und Snacks inklusive angeboten, ungefähr das Doppelte.
Tagestouren mit dem Bus nach Dubrovnik, Kotor, Sv. Stefan, Stari Bar, Cetinje/Njeguši etc. bucht man in den Reisebüros oder über die großen Hotels.
Autovermietungen Die zahlreichen turistički agencije in der Njegoševa vermitteln natürlich auch Leihwagen.
Einkaufen Ein gut sortierter Supermarkt ist der C-market in der Njegoševa 46/2.
Geld Gleich drei Banken mit EC-Automat (CKB), befinden sich rund um den Trg Nikole Đurkovica vor dem Eingang zur Altstadt (am Uhrturm).
Parken In unmittelbarer Altstadtnähe nur sehr wenig Parkplätze, und zum Strand hinunter wird es nicht besser. Im unteren Bereich der Njegoševa finden sich aber fast immer noch ein paar Abstellmöglichkeiten. Achtung: die Abfahrt zum Jachthafen (unmittelbar vor der unteren Tordurchfahrt) ist eine Sackgasse ohne richtige Wendemöglichkeit. Der Parkschein wird mit einer SMS bezahlt (→ „Reisen vor Ort / Parken“).
Polizei Die Hauptwache liegt an der Durchgangsstraße gegenüber vom dom zdravlija (Ärztehaus).
Post Die große Hauptpost befindet sich am Trg Obala Tita (an der Njegoševa) im Ortsteil Topla.
Tanken Den letzten montenegrinischen Billigsprit vor der Grenze nach Kroatien zapft man bei Jugopetrol in Igalo.
Tauchen Exkursionen mit eigenem Boot und Lehrgänge veranstaltet der Diving Club Adriatic Blue in Topla. Plaza Milasinovic, Tel. 069-833043, www.divingmontenegro.com. Die Tauchschule betreibt auch einen Ableger in Žanjice.
Veranstaltungen Der Eventkalender Herceg Novis ist recht reichhaltig bestückt: Mit den ersten Frühlingssonnenstrahlen im Februar zelebriert das auch als „Blumenstadt“ titulierte Herceg Novi das Mimosenfest, im April gibt es ein Theaterfestival. Die Tradition der Musiktage (Sommer und Winter) wurde wieder aufgenommen, des Weiteren trifft man sich zur Buchmesse, einem Filmfestival, dem Schwimmmarathon (offene Teilnahme - wer sich die 8 km zutraut, kann mitschwimmen) und riesigen Open-Air-Konzerten einheimischer Pop- und Folk-Heroen auf schwimmenden Ponton-Bühnen vor der Strandpromenade. Weitere Informationen zu Film-, Musik- und Literaturveranstaltungen unter www.hercegfest.me.
Übernachten Karte
Die relativ lange touristische Tradition und die massive Bautätigkeit in der Boomphase der 70er- und 80er-Jahre haben Herceg Novi ein für Montenegro untypisches Überangebot an Hotelbetten beschert. Den großen Anlagen sieht man ihr Entstehungsjahr allerdings nicht nur von außen an, auch der generelle Erhaltungszustand weist auf ein gewisses Renovierungsbedürfnis hin. Dafür wohnt man relativ preisgünstig. Die neueren und teureren Häuser bedienen den Standard der oberen Mittelklasse, richtige Spitzenhotels gibt es hier aber so wenig wie im gesamten Land. Das Angebot an Privatzimmern - achten Sie auf sobe/apartmani-Schilder - wird mit der Entfernung von der Altstadt dichter.
Hotels **** Hotel Perla 8, neues Hotel zwischen Meljine und Herceg Novi, oberes Segment in Sachen Preis und Leistung. Zimmer in zwei Kategorien, drei externe Appartementhäuser. DZ 150 €, Luxus (mit eigenem Jacuzzi, Terrasse etc.) 280 €, App. (bis 4 Pers.) ab 210 €. Šetalište 5 Danica 98, Tel. 031-345700, www.perla.me.
**** Hunguest Sun Resort 3, tolle Lage direkt an der Uferpromenade, fetziger Pool, umfangreiches Wellness- und Beauty-Programm. Ansonsten einigermaßen charmefreie Hotelkettenatmosphäre, Zielgruppe des ungarischen Betreibers sind zweifelsfrei Pauschalurlauber. Das merkt man auch an der Preisgestaltung. Bei Spontanbuchungen werden Fantasiepreise verlangt, mit einer Vorabreservierung über die Website sind es nur selten über 500 €/Woche pro Person. Sveta Bubala bb, Tel. 031-321422, www.hunguesthotels.hu/de/hotel/herceg_novi.
**** Vila Aleksandar 11, allerfeinster Buchtblick von den Terrassen der seeseitigen Zimmer. Da macht es fast nichts, dass man auch mal wieder teilrenovieren könnte. DZ 100-150 € (HS nur HP). Save Kovačevića 64, Tel. 069-691147.
*** Hotel Igalo 1, riesiges 500-Betten-Haus mit angeschlossenem Gesundheitszentrum am Ende der Uferpromenade in Igalo. Zahlreiche Wellness- und therapeutische Angebote mit ärztlicher Betreuung (im Paket ab 24 €/Tag), die Sauna ist für 5 €/Std. auch für Nicht-Hotelgäste zugänglich. Große Konferenz- und Veranstaltungsräume. DZ 82-114 €. Tel. 031-658555, www.igalospa.com.
*** Hotel Aurora 12, liebevolles Kleinhotel in alten Bahnhof direkt am Jachthafen (s. u. Bife Žalo), das auch noch zu wirklich kompetitiven Preisen. Wo ist der Haken? Es sind nur 10 Zimmer, davon 4 Suiten. Laufkundschaft hat in der Hochsaison wohl keine Chance. DZ ab 130 €, Suite ab 210 €. Šetalište 5 Danica 42, Tel. 067-552139, www.aurorahotel.me.
***** Lazure 13, die alte Quarantänestation abseits des großen Trubels in Meljine ist jetzt ein Top-Hotel mit eigenem Jachthafen. Zwar kann man die Gentrifizierung der Bucht von Kotor auch kritisch sehen, aber wenn schon Luxus, dann so: Was für eine geschmackvolle Umnutzung eines historischen Komplexes! 24 klassisch-moderne Zimmer auf höchstem Komfortniveau. Das kostet natürlich: DZ ab 280 €. Braće Pedišića bb, Tel. 031-781770, www.lazurehotel.com.
** Hotel RR 9, kleines Privathotel am ruhigen östlichen Ende Herceg Novis, schlichte, aber große Zimmer (2-er, 3-er und 4-er) mit Meerblick. Geöffnet Anfang Juni bis Mitte Sept. DZ 70 €. Meljine, Tel. 031-384123, www.rr-hotel.com.
Mein Tipp Kuća Spinnaker 4, Familienpension in Topla mit 3 Appartements (sehr groß!) und 8 Zimmern. Hübsch sind sie alle, nicht zuletzt wegen des Wandschmucks, Bilder und Grafiken einheimischer und internationaler Künstler machen das Haus zu einer Wechselausstellung. Hausherr Dragan war erfolgreicher Regattensegler, heute macht er das beste Frühstück an der ganzen Küste (Patronin Buba ist Deutsche). DZ ab 60 €, App. ab 90 €. Ul. Sv. Bubala 2, Tel. 031-323981, www.spinnaker.co.me.
Camping Camp Zelenika 2, direkt an der Küstenstraße gelegen, aber leicht zu übersehen: buchteinwärts gleich nach dem Tunnel links hoch. Viel Grün, viel Schatten und bei Weitem nicht so laut wie zu vermuten. Ältester Campingplatz Montenegros (seit 1966), vom ADAC empfohlen, 80 Stellplätze. Tel. 031-678631.
Essen & Trinken/NachtlebenKarte
Oberhalb der Badeplattformen entlang der 7 km langen Promenade besteht fast lückenlos gastronomisches Programm. Natürlich kann man hier direkt am Wasser gut Fisch essen, aber die Mehrzahl der Betriebe gehört zur Pizza/Fast-Food-Fraktion oder sind einfache Cafés oder Bars. Ganz ähnlich ist es am Trg Herceg Stjepana in der Altstadt und am Trg Nikole Đurkovica unmittelbar davor, besonders abends sitzt man hier aber sehr schön in historischer Kulisse.
Restaurants Die Konoba Feral 14 am Jachthafen ist mein persönlicher Favorit im Gastroreigen von Herceg Novi. Fisch und Meeresfrüchte ohne alberne Garnituren und Mätzchen, gegart auf den Punkt. Leider teuer, unter 30 €/Pers. erfordert schon Zurückhaltung bei den Getränken.
Restoran Aquarius 15, im unteren Gebäudeteil der Vila Aleksandar (gleicher Betreiber, aber kein Hotelrestaurant). Sehr sachkundig zubereitete und ungeheuer einladend angerichtete Fischplatten bringt ein tendenziell etwas lustloser Service auf die große Terrasse. Nicht billig, Hauptgerichte um 15 €.
Konoba Skver 10, ein paar goldene Sterne auf den blauen Blazer gebügelt und schon fühlt sich auch der Gummibooteigner in dem Restaurant über dem bescheidenen Hafen wie der Kapitän eines Luxuscruisers - der Laden gehört nämlich zum Jacht-Club. Ortsübliches Angebot an Fisch und Seafood, aber sorgfältiger zubereitet als bei den meisten Nachbarn.
Leut 16, richtig gute, authentische Fischküche zu bodenständigen Preisen in Meljine - den Blick auf den neuen Reichtum im benachbarten Lazure-Komplex gibt’s umsonst dazu. Angeblich war der alte Küchenmeister früher ein berühmter Fernsehkoch, und in einer gerechten kulinarischen Welt sollte er das immer noch sein.
Cafés Bife Žalo 12, unmittelbar am Jachthafen. Den alten Endbahnhof der Schmalspurbahn ließ Emir Kusturica 2005 aufwendig und geschmackvoll restaurieren. Im Innenraum hängen Bilder von Schülern seiner Kunstakademie in einem serbischen Retro-Retortendorf. Angeblich hat der etwas schrille Meister - u. a. Konversion vom Islam zur serbischen Orthodoxie - den Laden wieder verkauft, gastronomisch aber ohne Konsequenzen.
Megajachtfreie Zone: der Sportboothafen von Herceg Novi
Mein Tipp Gradska Kafana 5, Njegoševa 31. Der ganze Kaffeehaus-Charme des morbiden österreichisch-ungarischen Fin de Siècle, dazu noch ein toller Blick hoch über dem Wasserspiegel. Gute Obstkuchen und verführerische kleine Cremetorten-Gebirge!
Belavista 7, Trg Herceg Stjepana. Sehr hübsches und authentisches Jugendstil-Ambiente im Innenraum, draußen sitzt man auf dem gelungen proportionierten Hauptplatz der Altstadt.
Nachtleben Epizentrum des Nachtlebens ist erstaunlicherweise der Uferabschnitt Igalos, das doch eigentlich mit seinem Kurortimage renommiert. Aber vielleicht tanzt es sich nach der abgespritzten Fangopackung ja noch enthemmter. Elektro, Turbofolk und Wet-T-Shirt-Contests an jährlich umbenannten In-Adressen, Ende August gehen die Verstärker aber alle aus. In der Altstadt geht es in einigen hübschen Musikkneipen, z. B. dem Portofino 6 hinter der orthodoxen Kirche, deutlich gemäßigter zu.
Das Orjen-Gebirge
Die weißen und zum Teil bizarr geformten Karstformationen des 400 km2 großen Küstengebirges ragen bis zu 1894 m über die nahe gelegene Wasseroberfläche hinaus. Von den Urlauberströmen am Fuß der Berge völlig unbemerkt, kommen hier alpines Erlebnis und mediterrane Entspannung ganz dicht zusammen.
Im Winter könnte man auf dem Orjen sogar Ski fahren, die besonderen Witterungsbedingungen sorgen verlässlich für eine geschlossene Schneedecke, während unten am Meer schon die Mimosen blühen. Ansonsten fällt der Niederschlag als Regen, und das in gewaltigen Mengen: Mit 5600 mm/Jahr hält Crkvice an der Grenze zu Bosnien den europäischen Regenrekord. Das viele Wasser von oben bleibt aber nur ganz kurze Zeit auf den Hängen des Orjen, im porösen Kalziumkarbonatgestein des dinarischen Rückens versickert auch der letzte Tropfen umgehend wieder im Fels. Deshalb sollten Wanderer neben der obligatorischen Regenjacke auch mindestens zwei große Wasserflaschen dabeihaben.
Gründlich bewässert, prunken die Berge über der Boka denn auch mit tiefen grünen Wäldern, ganzen Feldern wilder Bergblumen und im Herbst mit einer enormen Vielfalt an Wildpilzen. Ein dichtes und sorgfältig gepflegtes Netz von Wanderwegen und Klettersteigen eröffnet dieses Bergerlebnis auch Ortsunkundigen und Ungeübten. Aber auch die Extrem- und Spezialistenfraktion findet ihre Betätigungsfelder - die geologische Disposition hat den Orjen über die Jahrtausende mit einem riesigen Netz von Karsthöhlen durchzogen. Speleologen (das sind Höhlenforscher - war mir auch neu) können hier wochenlang durch dunkle Löcher krabbeln.
Die hervorragende Erschließung des Orjen geht vor allem auf die Pionierleistung der Bergsportfreunde „Subra“ aus Herceg Novi zurück, die den Küstengebirgszug seit 1932 fast in Eigenleistung erschlossen haben. Erst 2019 wurde der Orjen in das Gesamtkonzept des Tourismus in Herceg Novi eingebunden und am Fuß des Massivs in Vrbanje ein ständiges Basislager mit gastronomischer Grundversorgung, Kletterseilgarten und wohl auch einigen Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet.
♦ Zum Recherchezeitpunkt lag leider noch Schnee (s. o.), und so konnten die neuen Einrichtungen noch nicht in Augenschein genommen werden. Bevor man sich auf den Weg zur bosnischen Grenze macht, empfehle ich einen Besuch im Informationsbüro in Herzeg Novi, Njegoševa 46 (gegenüber dem Kaffeehaus Gradska Kafana) und einen Blick auf die Website orjen.me.
Wanderung 1: Rundweg im südlichen Orjen
Angenehme Tour ohne Gipfel, für ältere Kinder problemlos machbar
Variante zur Wanderung 1: Auf die Subra
Herausfordernder Gipfelsturm, für Kinder nicht empfehlenswert
Die kleinen Küstenorte
Die steilen Hänge über der kringeligen Uferstraße um die Bucht herum sind noch nicht völlig zugebaut, richtig viel fehlt allerdings auch nicht mehr. Historischer Ballast drückt die wenigsten der kleinen Orte, nett am Wasser sitzen kann man aber schon.
Njivice
Die kleine Feriensiedlung lag bis vor kurzem am toten Ende Montenegros: Das Herceg Novi gegenüberliegende Ufer gehört bereits zur Halbinsel Prevlaka, und die war bis 2003 ein heftig umstrittener Zankapfel zwischen Kroatien und Montenegro. Die Fronten sind nun geklärt, die Randlage ist geblieben, und so ist Njivice heute ein Tipp für alle, die zwar das warme Binnenklima, aber nicht den Rummel an der in Sichtweite liegenden Strandpromenade schätzen (außerdem gibt es einen tollen Blick auf den über Herceg Novi gelegenen Gebirgszug). Um das richtig genießen zu können, sollte man allerdings in Njivice wohnen: Der Zugang zum Wasser ist von den Grundstücken der Ferienhäuser blockiert und Parken auf der sehr schmalen Straße durch den Ort nicht möglich. Alternativ kann man den Badebereich auch mit einem mehrmals täglich zwischen dem Hotel Plaža und Njivice pendelnden Boot erreichen - vor allem für FKK-Adepten attraktiv, da die Strände auf der Seite Herceg Novis entsprechende Areale nicht ausweisen, hier aber ein großer Teil für sie abgetrennt ist. Für die Ganzkörperbräunung steht aber weniger Tageszeit zur Verfügung, denn die Sonnenscheindauer ist hier unten am Nordhang natürlich kürzer, aber in den heißen Sommermonaten kann das sehr erholsam sein.
Übernachten **** Iberostar Herceg Novi, die großen Betonriegel wurden nach der Pleite des ehemaligen Hotels Riviera von der Iberostar-Gruppe übernommen und dem spanischen Bettenburg-Imperium einverleibt. Für Strandaale mit Ruhebedürfnis wahrscheinlich ganz brauchbar - die Randlage hält den Trubel sehr effektiv ab. Der Blick auf Herceg Novi ist super (fast alle Zimmer meerseitig), die Liegeflächen sind gepflegt. Aber besser über einen Pauschalanbieter buchen, bei individueller Buchung schon arg teuer: In der Hochsaison DZ ab 250 €. Tel. 031-340782, www.iberostar.com/de/hotels/herceg-novi/iberostar-herceg-novi/.
An der (entsetzlich engen) Zufahrt zum Riviera gibt es auch noch die Pension Palma, die nicht nur in älteren Reiseführern sehr gelobt, sondern auch von Lesern begeistert empfohlen wird. Ruhig, hervorragende Küche, Dame des Hauses Deutsche usw. Wird schon alles stimmen, aber warum knallt man mir dort immer die Tür vor der Nase zu? Deshalb keine Kontaktangaben.
Zelenika
Der kleine Hafenort mag früher durch seine besonders üppige und dichte Flora bestochen haben (zelen = grün), heute ist die vorherrschende Farbe das Grau der Hafenanlagen - Zelenika ist eine Durchgangsstation. Die Badestrände, natürlich betonierte Liegeflächen und so gut wie an jedem anderen Ort der äußeren Bucht - sind zur Hochsaison dennoch knackvoll. Einige Kneipen und Cafés säumen die Straße, ohne kulinarische Highlights zu bieten. Wer mehr Action will, kommt über die Uferstraße schnell zu Fuß nach Herceg Novi (ca. 3 km).
Der kleine Weiler Kuti einige Hundert Meter oberhalb von Zelenika war übrigens Schauplatz der Entscheidungsschlacht gegen die türkische Besatzung im Jahr 1687. Durch die Beschreibung der Schlacht im Versepos Der Bergkranz des Dichterfürsten Petar II. Petrović Njegoš hat sich der Ort tief im kollektiven Gedächtnis der Montenegriner festgesetzt. Als echter Literaturfreak kann man zur Einfühlung in die Landeskultur hinaufwandern und dabei die schönsten Verse rezitieren - zu sehen gibt es freilich gar nichts.
Kumbor
Man sollte die Eigner von Megajachten ja für eine verschwindend kleine Gruppe halten, aber die wird in Montenegro auf jeden Fall gut umsorgt - nach dem Superhafen in Tivat wird hier gerade mit aserbeidschanischem Kapital die nächste Riesenmarina ins Buchtufer planiert. Liegeplätze für Protzkähne bis 120 m Außenlänge, dazu Luxushotels, Luxusappartements, Luxusrestaurants. Dem Milliardär ist nichts zu schwär.
♦ 2020 waren die ersten Hotelzimmer bezugsfertig, die Preise für ein DZ in der Hochsaison lagen bei 400 € aufwärts. Kaufen kann man auch, hier fängt der Spaß bei einer halben Million an und hört bei 10 Millionen noch nicht auf. Tel. 031-355375, www.portonovi.com.
Đenovići und Baošići
Die zwei am Ufer mittlerweile nahtlos ineinander übergehenden Dörfer im weiteren Verlauf der Küstenlinie der Bucht sind nur in den Sommermonaten bewohnt, dafür dann richtig: Die schmale Uferpromenade mit den vorgelagerten Badeplattformen ist dann lebhaft und wuselig bevölkert. Hier trifft man fast ausschließlich Urlauber aus Serbien und Bosnien, es geht laut und herzlich zu, ohne serbische Sprachkenntnisse dürfte man sich aber etwas verloren fühlen. Gewohnt wird für wenig Geld in Privatzimmern oder kleinen Familienpensionen (bei 10 € beginnt schon die gehobene Klasse), die altserbische Idealgleichung „Entfernung Bett - Strand = 30 m“ kann hier meistens leicht erfüllt werden. Bis zum nächsten Restaurant ist es auch nicht viel weiter, und Selbstversorger finden in Sichtweite zahlreiche Mini-Märkte.
Der schnelle Weg nach Süden: die Fähre Kamenari-Lepetani
Bijela
Die großen Reparaturdocks der Werft dominieren den kleinen Ort völlig. Hier werden die Traditionen des Schiffbaus und der Seefahrt, einst weltberühmte Domänen der Boka Kotorska, noch am Leben gehalten. Und das sogar recht profitabel, denn wegen des niedrigen Lohnniveaus im Lande und der gut ausgebildeten Fachkräfte kann die Werft durchaus im harten internationalen Wettbewerb bestehen. Aus dem Kreis der pittoresken Urlaubsorte ist Bijela damit natürlich ausgeschieden, aber der rege Verkehr der großen Schiffe trägt zum Flair der Bucht durchaus bei. Um die Wasserqualität braucht man sich angesichts des Werftbetriebs übrigens keine Sorgen zu machen: Das Unternehmen ist nach strengen ISO-Normen zertifiziert.
Autokamp Zloković, am Ortsausgang Richtung Kamenari liegt der netteste Campingplatz der Bucht von Kotor. Uroš und seine Frau betreiben den Platz in der zweiten Generation, sprechen Englisch und halten ihr Gelände gut in Schuss. Jetzt ist auch noch das prima Strandrestaurant Bura mit dabei. 3 Camper und ein Wohnwagen kosten in der HS 27 €. Tel. 067-645023.
Kamenari
Der Ortsname ist von serbisch kamen abgeleitet, was so viel heißt wie „Stein“, „Fels“ oder „Marmor“. Er verweist auf die Steinbrüche in der Umgebung, deren rötlicher Stein an prominenten Orten verwendet wurde: Große Teile der Straßenpflasterung Venedigs stammen aus den Brüchen von Kamenari, und auch das Reiterstandbild vor dem Gebäude der UN in New York, ein Werk des kroatischen Monumentalplastikers Antun Augustinčić, steht auf einem Sockel aus dem hiesigen Gestein. Die meisten Reisenden wissen das nicht, ihnen ist der Ort an der schmalen Taille der Boka nur als Anlegepunkt der Autofähre geläufig: Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zum Ostuferhafen Lepetani (s. u.). Die geringe Distanz zwischen den beiden Ufern - an der engsten Stelle gerade einmal 200 m - wurde übrigens bis in die Moderne auch für eine einfache, aber effektive Defensivmaßnahme zur Verteidigung des hinteren Buchtabschnitts genutzt: Eine schwere Eisenkette, die zwischen den Vorsprüngen, auf denen heute die Leuchtfeuer stehen, gespannt wurde, verwehrte potenziell feindlichen Schiffen die Einfahrt nach Perast und Kotor.
Die schönste Aussicht auf die Meerenge zwischen Kamenari und Lepetani und einen geradezu dramatischen Blick auf Perast mit seinen beiden vorgelagerten Inseln hat man von der Kirche Sv. Nedjelje (1867) auf der bewaldeten Anhöhe über dem Ort. Das schöne Panorama wird sich freilich erledigt haben, wenn das ambitionierte Vorhaben einer Brückenverbindung anstelle der Fähre verwirklicht werden sollte. Das Projekt ist jedoch so bizarr teuer und ökologisch dermaßen bedenklich, dass seine Realisierung noch in den Sternen steht.
Traditioneller Haustyp: die Konoba
Lepetani
Am gegenüberliegenden Ufer von Kamenari liegt das kleine Lepetani verträumt am Wasser - wenn nicht gerade wieder eine Fähre ihre Autofracht auf die schmale Uferstraße gespuckt hat. Viele kleine Anlegebuchten für die typischen Fischerbötchen und die hübschen Natursteinhäuser auf dem schmalen Streifen an der Meerenge geben dem Ort das typische Gesicht eines authentischen Fischerorts der Boka. Man kann hier auch seine Ferien verbringen - bei einheimischen Urlaubern ist der Ort durchaus beliebt -, aber der Verkehr besonders in der Tivat zugewandten Hälfte ist schon erheblich: Die kleinen Ro-Ros transportieren immerhin über eine halbe Million Fahrzeuge im Jahr über die Engstelle. Die müssen dann notgedrungen weiterfahren. Sollten Sie zwischen zwei alten, stinkenden Lastwagen hier an Land kommen, warten sie eine Espressolänge in dem kleinen Café an der Anlegestelle auf ruhigere Straßen.
♦ Wer nicht die landschaftlich und kulturell wirklich sehenswerte Route im Gegenuhrzeigersinn rund um die innere Bucht nehmen will, sondern einfach nur möglichst schnell nach Tivat oder weiter die Küste hinunter möchte, der spart mit der Autofähre mindestens 45 Min. Fahrzeit (nach Kotor ist es allerdings auf der engen Straße über Stoliv/Prčanj nicht signifikant kürzer). Der Carrier verkehrt ganzjährig mit bis zu vier Schiffen rund um die Uhr. Fußgänger und Radfahrer zahlen nichts, Autos kosten 4,50 €, mit Caravan 8 €, Motorräder 2 € und Wohnmobile 9 €. Das Ticket kauft man in den kleinen Holzhäuschen am Pier, einen der beiden blassblauen Zettel bekommt der Einweiser bei der Auffahrt auf die Fähre.
Donja Lastva und Gornja Lastva
Ein schmaler Streifen kleiner Fischerhäuser aus dem 18. Jh., die hinter kleinen Bootsanlegestellen auf die Tivatski zaliv blicken, formen den netten, aber unauffälligen Vorort Donja (die Untere) Lastva. Oberhalb, in ca. 300 m Höhe über dem Meeresspiegel, liegt das letzte noch bewohnte Dorf ohne unmittelbaren Zugang zum Meer in der ganzen Bucht: Gornja (die Obere) Lastva ist ein intaktes und authentisches Beispiel für ein typisches Bergdorf im montenegrinischen Küstengebirge. Hier, auf halber Höhe des Vrmac, der äußere und innere Bucht voneinander trennt, leben in den 53 Häusern (nach dem Zensus von 1565) aus dem 14. Jh. noch einige wenige Menschen von Eigenbedarfslandwirtschaft. Die Grundrisse der Gebäude sind Musterbeispiele für ursprüngliche konobe, gleichzeitig als Lager- und Wohnstätte genutzte bäuerliche Anwesen, aus denen sich später die typischen Gasthäuser entwickelten.
Im 19. Jh. begann dann auch in Gornja Lastva der Exodus, die versteckte Lage oben am Hang wurde zum entscheidenden Nachteil und die Bewohner migrierten in die prosperierenden Gemeinden am Wasser. Anders als z. B. in Gorni Stoliv starb das Dorf aber nicht völlig, einige wenige blieben - bis heute. Um die Erhaltung Gornja Lastvas kümmert sich schon seit langer Zeit ein Heimatverein, der die alte Ölmühle restauriert und auch intensiv an der Substanz der alten Häuser gearbeitet hat.
Terrasse über Tivat: die Gostiona in Gornja Lastva
In den letzten Jahren ist die Bautätigkeit allerdings vermehrt bis ausschließlich in Privatinitiative übergegangen: Ganz offensichtlich wohlhabende Bauherren haben den idyllischen Standort für sich entdeckt und richten sich im lyrischen Ruinenidyll formidable Ferienhäuser ein. Ein gastronomisches oder sonst wie touristisch geartetes Angebot gibt es leider nicht, trotzdem lohnt der Weg über die (entsetzlich enge!) steile Straße hier hinauf.
Wenigstens eine Party gibt es: Am 1. Samstag im August steigt um den Dreschboden - traditioneller Mittelpunkt des Dorflebens - vor der Kirche Sv Marija die lastovska fešta, ein Sommerfest mit Wein, Folklore und Gesang. Und dann gibt es da noch die rührende Geschichte von der 80-jährigen Dorfbewohnerin, die, obschon ein Leben lang das Mittelmeer vor Augen, noch nie im Meer geschwommen ist. Wenn mein Serbisch einmal besser werden sollte und ich sie verstanden habe, erzähle ich sie auch weiter.
Veranstaltungen Am ersten Samstag im August wird mit klapa-Musik, Folkloretänzen und viel, viel rakija die Lastovska Fešta gefeiert.
Wanderung 2: Über den Vrmac
Leichte Tour über die Hügelkette zwischen äußerer und innerer Bucht
Tivat
Jahrzehntelang war die Stadt am Südufer der äußeren Bucht so etwas wie die arme Stiefschwester des prunkvollen Kotor und des mondänen Herceg Novi. Tempi passati - das Geld ist da! Ein illuster-sinistres Investorentrio hat den verlotterten Militärhafen zu einem Luxusresort umgebaut. Daneben wirkt die kleine Stadt nur noch wie ein Relikt vergangener Tage.
Aber immer noch scheint die Sonne über Tivat - mehr als über jeder anderen Stadt der Boka Kotorska. Wenn der Himmel über dem Lovćen schon Blitze und Sturzregen auf die Palazzi Kotors schleudert, ist es in Tivat immer noch sonnig und warm, und so blühen und wachsen um das - selbstredend nietennagelneue - Rathaus mit der Rauchglasfassade Mimosen, Palmen und Zitronenbäume. Der Ehrenname „Blumenstadt“ wird ja nicht umsonst verliehen.
Trotzdem ist Tivat den meisten Montenegro-Reisenden wohl eher aus infrastrukturellen Gründen bekannt: Der kleine Flughafen am östlichen Ende der Stadt schlägt den Hauptstadtairport nach wie vor mit seinen Passagierzahlen; hier landen im Hochsommer die Chartermaschinen - nicht nur aus Russland - in geradezu frankfurtschen Taktabständen.
Tivat hat den Urlaubsort in den Genen, seine Substanz geht zurück auf die Bautätigkeit reicher Familien aus Kotor, die hier im 16. und 17. Jh. den im Seehandel erworbenen Reichtum für Sommerhäuschen verjuxten und einige hübsche Renaissancebauten hinterließen. Die Geschichte Tivats reicht kaum weiter zurück, und so gilt die Stadt unter Historikern als die jüngste Ansiedlung der Boka, erst seit dem späten Mittelalter wird Tivat als zusammenhängender Ort in den Annalen geführt. Jenseits der Sommerfrische sind enge Bande zwischen Tivat und Kotor ein Phänomen recht jungen Datums, der Weg über Lepetani und Prčanj am Ufer entlang war relativ weit und über den Berg doch sehr mühsam, erst der Verbindungstunnel durch den Vrmac (1992) hat die nur ca. 5 km Luftlinie entfernten Orte enger zusammengeführt.
In der angrenzenden Grbalj-Ebene haben sich einige mittelständische Gewerbebetriebe angesiedelt, die - neben der Werft in Bjela - die meisten Arbeitsplätze in der Region anbieten. Man lebt also nicht vom Tourismus allein. Wie lange sich aber durchschnittliche Erwerbsbürger - Bewohner wie Besucher - Tivat noch leisten können, ist fraglich. Das schicke Retortendorf um den Prunkhafen entwickelt enorme Strahlkraft, und mittlerweile sind auch die letzten Hotelkästen aus sozialistischer Vorzeit entweder eingeebnet oder luxussaniert worden. Tivat wird teuer.
Sehenswertes in Tivat und auf den Inseln in der Tivatski Zaliv
Ljetnjikovac Buća-Luković: Die Sommerresidenz der Familie Buća aus Kotor ist das einzige erhaltene Renaissancebauwerk in Tivat. Die Inschrift am dominierenden Hauptturm datiert das äußerst stattliche Ferienhäuschen auf das Jahr 1548 und meint damit wahrscheinlich den Baubeginn, da die zuerst fertiggestellten funktionalen Elemente des Anwesens - Turm, Gesindehäuser, Versorgungsbauten - noch einige spätgotische Elemente zeigen. Die Familienkapelle hingegen, zeitlich der Abschluss des Ensembles, ist klar der nachfolgenden Epoche zuzuordnen. Der hohe Stand der Handwerkskunst in der Bucht von Kotor lässt sich unter anderem daran ablesen, dass mit Meister Vincencije aus Lastva ein Architekt aus der Gegend die Bauarbeiten leitete. Die große Gartenanlage mit 130 Reliefsäulen musste im späten 19. Jh. im Wesentlichen einem Trockendock weichen, der verbliebene Teil dient heute als Bühne im Kultursommer von Tivat. Das Familienhaus, ursprünglich zweigeschossig und später um eine Etage erweitert, beherbergt heute eine Galerie. Der Erbauerfamilie Buća gelang der Sprung vom ständisch geprägten Patriziergeschlecht zur Kaufmannsfamilie nicht, verlor deshalb im späten 17. Jh. massiv an Einfluss und Geld und musste ihre Sommerfrische an die aufstrebenden Luković verkaufen. Ein Hauch von Buddenbrooks an der Adria.
Zbirka pomorsko nasleđa: Der Militärhafen ist zwar jetzt weg, aber im Porto- Montenegro-Budget gab es wohl auch einen Kulturposten, und so erinnern in einer sehr aufgeräumten Halle gegenüber des spacigen Purobeach Clubs einige Exponate an die langen, ruhmreichen maritimen Traditionen der Boka Kotorska. Prunkstück ist natürlich ein richtiges und vollständiges U-Boot, die P821 aus der Heroj-Klasse - der einstige Stolz der jugoslawischen Kriegsmarine. Nach dem Untergang des Tito-Staates lag die kleine Unterwasserflotte (drei Schiffe) recht nutzlos in den eigens für sie in die Luštica gefrästen Löchern fest (von der Magistrale in Höhe Baosiči noch gut zu erkennen), dann verzichtete der Nachfolgestaat in ehrenhaftem Pazifismus auf den Unterhalt von Angriffswaffen; das Zähneklappern der Nachbarn vor der gewaltigen Streitmacht unter dem Meeresspiegel hatte ein Ende.
♦ In der Hauptsaison täglich geöffnet, Eintritt 2 €, erm. 1 €.
Manastir Sv. Arhangela Mihajla: Die erhalten gebliebenen Fundamente des orthodoxen Erzengel-Michael-Klosters, das über einer benediktinischen Gründung von ca. 900 erbaut wurde, verweisen auf einen sehr frühen Abschnitt der Geschichte Montenegros: 1346 wurde der Sitz des Metropoliten der Zeta (montenegrinischer Vorläuferstaat, → Geschichte) auf die Prevlaka, die erste der drei Inseln vor Tivat, verlegt. In der turbulenten Zeit nach dem Tod des Kaisers Dušan wurde es dem Kirchenoberhaupt bald zu exponiert, und so zog er mit seinen Mönchen in die weit entfernte Krajna (Kroatien), bereits 1461 war das Kloster völlig verlassen. Dem gut erkennbaren Grundriss der Hauptkirche sieht man den typischen Duklija-Stil der Abtei noch deutlich an; ein großes Mittelschiff, das von zwei innen konkav und außen rechtwinklig geformten Seitenhäusern flankiert wird. Um die Ruinen auf der auch als ostrvo cvijeća (Blumeninsel) bezeichneten Halbinsel gruppieren sich heute zahlreiche Ferienhäuser, die zum großen Teil noch von Flüchtlingen bewohnt werden.
Sveti Marko: Die zweite und größte der Inseln in der Tivatski zaliv war bis zum Beginn des Embargos 1992 eine der großen Hoffnungen auf eine goldene touristische Zukunft. Hier unterhielt der Club Med eine große Ferienanlage, die einzige in Montenegro. Mit dem Beginn des Bürgerkriegs blieben die Gäste von heute auf morgen fern, und der Investor gab das Projekt auf und ist bis heute nicht zurückgekehrt. Die malerisch vor sich hin gammelnden Strohhütten sind nur für Schwimmer zu erreichen: ungefähr 130 m liegen zwischen Prevlaka und Sveti Marko.
Crkva Gospe od Milosrca: Mehr als die Hälfte der kleinsten Insel Otok, insgesamt kaum länger als 200 m, wird von einer Klosteranlage eingenommen. Nachweislich pflegten hier zuerst Benediktiner das monastische Leben (um 1400), kurz darauf übernahmen die Franziskaner das Kloster (bis ca. 1900), auf die, nach vielfachen Zerstörungen im Lauf der Jahrhunderte, auch die heutige Gestalt der Anlage zurückgeht. Anschließend fiel die Sakralinsel an das bischöfliche Ordinariat Kotor, heute gehört es den Jesuiten. Besucherverkehr wird geduldet, aber nicht begeistert begrüßt - gelegentlich steuert ein Ausflugsboot die Insel an. Wer aber Einkehr und Askese sucht, kann sich mit den Mönchen auf die Überlassung einer der kleinen konak (Besucherhütten) auf dem Gelände einigen. Prunkstück der kleinen Kirche ist der mittelalterliche Altar.
Solila: Ein System von Kanälen und Drainagen in der östlich an Tivat grenzenden Ebene diente wahrscheinlich schon in griechischer und römischer Zeit der Salzgewinnung. Heute ist das sumpfige Marschland ein bedeutender Lebensraum für viele Vogelarten (u. a. Flamingos) und seltene Pflanzen. Bei der ehemaligen Salzgewinnungsanlage fällt ein beliebter Sandstrand flach in die Bucht.
Porto Montenegro: Ein Parkplatz für Oleg, Roman und die anderen
Schreckschock! Kein Platz für die Superjacht - so konnte das nicht bleiben. Peter Munk, ein kanadischer Goldmogul, die Rothschilds und der französische Superreiche Bernard Arnault haben den Hut herumgehen lassen, und die Kopfbedeckung muss ziemlich groß gewesen sein, denn die neue Luxusmarina gehört wie von reicher Hand geplant in die Champions League der Ankerplätze am Mittelmeer. An der Jetty A haben Kähne bis 250 m Außenlänge Platz und auch die anderen Molen werden nur vereinzelt aus der Holzklasse des Urlaubsbootsbaus angesteuert. Für den wasserscheuen Geldadel hat man mehrere Appartementanlagen errichtet, die einen Hauch von Heimatgefühl vermitteln: Genau so sieht’s in Oberföhring auch aus! Die dazugehörige Einkaufslandschaft erinnert den westeuropäischen Schnäppchenjäger an die Retortenshoppingdörfer an unseren Autobahnen, und eine Sushibar gibt es auch.
Der Sprit ist steuerfrei, aber trotzdem ist für die Kommune etwas hängen geblieben: Die Feuerwehr hat sieben glänzende neue Löschfahrzeuge bekommen und der ehemals trubelige und billige Grüne Markt ist in eine stimmungsvolle Tiefgarage umgezogen, wo man nun kümmerliche Hummerinfanten für viktualienmarktige 50 €/kg verkauft. Darüber wölbt sich der neue Ortskern in der Ästhetik der Fußgängerzone Mannheims. Das Geld ist da!
Ein detaillierter Überblick über die Einrichtungen des schnieken neuen Resorts sprengt die Möglichkeiten dieses Buches. Durchflanieren kostet aber erstaunlicherweise nichts und die Website www.portomontenegro.com lotst einen natürlich zuverlässig von Prada über Rolex zum Biosupermarkt. Wenn es noch nicht zur feschen Eigentumswohnung im Edelghetto oder zur eigenen Jacht gereicht hat, kann man sich im Regent Hotel ein bisschen wie Graf Koks fühlen - das geht schon ab 225 € pro Nacht.
Ein Superjacht-Haiku: Mein Reichtum ist schön, Mädchenschöße duften, gib immer mehr aus
Ausflug in die Grbalj-Ebene
Hinter dem Flughafen streckt sich zwischen Luštica und Lovćen die fruchtbare, aber für den Reisenden ziemlich ereignislose Grbalj-Ebene. Autofahrer finden hier eine der wenigen Geraden des Landes über 500 m Länge, sollten den dadurch ausgelösten Schnellfahrreflex aber unterdrücken - viele unterbeschäftigte Polizisten mit handlichen Radargeräten lauern am Wegesrand!
Oberhalb des Dorfes Lastva liegen unter den Ruinen des Klosters Podlastva die Überreste einer der ältesten christlichen Kultstätten der östlichen Adria. Von der frühen Basilika (am genauen Alter rätseln die Archäologen noch) ist nur noch ein Teil des Bodenmosaiks erhalten. Der später errichtete Klosterbau stammt in seinen Grundzügen aus dem 14. Jh., wurde aber häufig geplündert und zerstört, sodass der Komplex mehrfach komplett neu errichtet wurde. 1427 fand auf dem Klostergelände die konstituierende Versammlung des grbaljski zakonik statt - die Stämme der Umgebung gaben sich damit ein geschriebenes Statut.
Praktische Infos
Information Seit jeher gut organisiert zeigt sich die TO in der Palih boraca 8 (ca. 100 m oberhalb des Piers). Reichliches und ergiebiges Informationsangebot, kenntnisreiche und freundliche Mitarbeiter.
Verbindungen Der Flughafen Tivat (Kürzel TIV, www.montenegroairports.com, Tel. 032-670960) wird vor allem von Charterfliegern frequentiert, Linienflüge bieten vor allem ost- und südosteuropäische Gesellschaften an, seit 2017 gibt es auch eine Verbindung nach Düsseldorf (Eurowings).
Der Busbahnhof befindet sich auf halber Strecke zwischen Ortskern und Flughafen. Tägl. von 7 bis 21 Uhr 8 Linienbusse nach Podgorica sowie lokale Verbindungen.
Apotheke Ul. 21.Novembra neben dem Restaurant Montenegrino.
Ärzte Der dom zdravlja befindet sich im Stadtpark am jadranski put, Tel. 032-671144.
Ausflüge Vom Hafen starten in den Sommermonaten jeden Morgen um 10 Uhr Ausflugsboote nach Žanjice, Mamula und zu Zielen in der Boka, 15-30 €/Pers.
Einkaufen Tivat lebt immer noch mit und vom Meer, das merkt man an den Fachgeschäften für Tauch- und Bootsausrüstungen in der Moše Pijade (gegenüber Hotel Mimoza).
Fahrradverleih Völlig einzigartig im Fahrradentwicklungsland Montenegro ist biketivat, ein Bikesharing-Angebot (ab 5 €/Tag). Tel. 032-671323, www.tivat.travel.
Geld Mehrere Banken (auch mit EC-Automat) in der Palih Boraca gleich beim TIC.
Post Die Hauptpost befindet sich in der ul. 2. Dalmatinske Brigade am Markt.
Sport Im Stadtpark hinter Porto Montenegro liegen öffentlich zugängliche Fußball, Basketball und Tennisfelder. Der JK Tribelan offeriert Segel- und Surfunterricht und verleiht entsprechendes Material (Tel. 068-373200). Eine Tauchbasis unterhält der Ronilaćki Klub (RK) Neptun-Mimoza, Tel. 069-044225.
Veranstaltungen Während des Kultursommers von Tivat zeigt die Freilichtbühne des ljetnja pozornica (Sommertheater) in der Buća-Luković-Villa Theater- und Ballettaufführungen international renommierter Gruppen, auch Open-Air-Kino gibt es regelmäßig. Anfang August findet in den Straßen Tivats eine große kulinarische Party mit Fisch, Wein und Meeresfrüchten statt.
Übernachten
1 Hostel Anton 6 Hotel La Roche 7 Hotel Aurora 8 Hotel Splendido 9 Hotel Villa Royal
Essen & Trinken
3 Al Posto Giusto 4 Rest. Montenegrino
Nachtleben
Übernachten Tivats Hotelangebot ist wie die ganze Stadt massiv auf dem Weg ins oberste Segment. Die alten Betonschachteln sind jetzt weg, nur noch um den alten (!) Bootshafen gibt es einige nette Privathotels. Für Privatzimmer gilt: In zweiter Reihe oder gar etwas den Berg hinauf sind sie keineswegs schlechter, nur deutlich billiger - der serbische Strand-Aal läuft nicht gern zum Sonnenbad.
**** Hotel Villa Royal 9, gepflegtes kleines Hotel hinter dem Hafen, große Appartements mit Balkon, AC und Sat-TV. Hotelstrand. DZ 110 €, App. (3 Pers.) 160 €. Kalimanj bb., Tel. 032-675310, www.rotortivat.com.
**** Hotel Splendido 8, gehört zur Villa Royal und in etwa die gleiche Leistungsklasse. Die etwas schwächere Lage näher zur Straße begründet den Preisvorteil. DZ 80 €. Tel. 032-671077, www.rotortivat.com.
*** Hotel Aurora 7, 72 Zimmer in relativ neuem Privathotel, etwas von der Uferlinie zurückgezogen und unmittelbar am Bootshafen, Restaurant mit großer Terrasse, Exkursionen, Autovermietung, Reservierungen über eigenes Reisebüro. Zimmer mit AC und Sat-TV. DZ ab 80 € (Halbpension, kein Ü/F). Kalimanj bb, Tel. 069-350799.
Ivans Opa hieß Anton und deshalb hat er seine Herberge Hostel Anton 1 genannt. Dort steigt in den Kernmonaten eine internationale Dauerparty (10 % Ermäßigung für Musiker). Wenn’s auf Ruhe nicht ankommt, also schnell ein paar Gitarrengriffe lernen. Oben am Hang, etwas schwer zu finden, vielleicht besser ein Taxi nehmen. Bett 11 €, Zimmer 27 €. Tel. 069-261182, www.hostelanton.com.
Camping Schlechte Karten: Der nächste Stellplatz findet sich in Bijela (s. dort).
Grandezza aus der Retorte: das Hotel Regent im Porto Montenegro
Essen & Trinken Mit den höheren Weihen des Luxus gesegnet, hat sich natürlich auch die kulinarische Landschaft Tivats recht drastisch geändert. Für den großen Hunger zum kleinen Preis empfiehlt sich eher ein burek aus einer Bäckerei im Stadtkern. Gehobene Gastroansprüche befriedigen natürlich die Restaurants des Porto Montenegro, allerdings mit dem Lokalkolorit einer Starbucks-Filiale.
Auch das ehrwürdige Hotel Palma, über Jahrzehnte in den Katalogen der deutschen Pauschalanbieter, firmiert nach Verkauf und Kernsanierung jetzt als Hotel Roche 6 und operiert auf sehr hohem Niveau. Die Speisekarte besetzt alle Positionen der Topgastronomie von Wagyu bis Stopfleber, die Weinauswahl ist eindrucksvoll. Die Preise sind es auch, mein Tipp für Mietlinge in preiswerten Ferienwohnungen ist das richtig tolle Frühstück - das kriegen auch externe Gäste für nicht eben feile 14 €.
Wenn’s mal wieder schmecken soll wie beim Szene-Italiener zu Hause, dann ins Al Posto Giusto 3 an der Prunkpier des Porto Montenegro. Ist auch genauso teuer, aber der Blick auf die blitzenden Nobelpötte ist mindestens eine Wucht, die Pizza ebenfalls.
Das Restaurant Montenegrino 4, ul. 21. Novembra, offeriert einen Querschnitt der verschiedenen Küchenstile Montenegros auf gutem Niveau, allerdings ist der Gastraum nicht schön, und eine Terrasse gibt es auch nicht. Hauptgerichte 8-12 €.
Nachtleben Am nordwestlichen Ende des Stadtstrands nimmt man seinen Sundowner jetzt im Prova 5, einer Lounge in Schiffsrumpfform, was zu knabbern gibt es auch. Reiche-Leute-Gucken - aber nicht in den Nobelpool hupfen, der ist nur für Mitglieder - geht am besten im Purobeach 2 auf dem Gelände des Porto Montenegro. Die Dependance des wahlweise legendären oder berüchtigten Schicki-Clubs in Mallorca verspricht Events mit, klar, international renommierten Top-DJs. Schon irgendwie dekadent, aber optisch echt der Knaller!
Die Halbinsel Luštica
Schwer zu sagen, wo Montenegro am schönsten ist, aber die lange Hügelkette von der Grbalj-Ebene bis nach Rose ist ganz sicher ein heißer Tipp. Sand- und Felsstrand, tief eingeschnittene Buchten zwischen steilen Bergflanken, kleine Weiler und Einsiedlerhöfe, skurrile Ruinen österreichisch-ungarischer Verteidigungsanlagen und ganz viel grüne und krabbelnde Natur machen die Landzunge zu einem Ausflugsziel der ersten Kategorie.
Die finstere Insel: Hochseeknast Mamula
Allerdings sind die Reize der Luštica auch den Großinvestoren nicht verborgen geblieben, und so ist ein Riesenprojekt - das Retortendorf Luštica Bay - schon recht weit fortgeschritten und ein anderes - die Umgestaltung der Festungsinsel Mamula zum Hyperluxusresort - schwer in Arbeit. Auch um die ungeheuer malerische Bucht von Žanjice hat sich in den letzten Jahren viel getan, der Status „Geheimtipp“ ist nicht mehr wirklich angemessen.
Einsam ist es nur noch in den kleinen Weilern hoch oben am seeseitigen Bergrücken; an den Stränden und in den Buchten der Halbinsel herrscht in der Hochsaison lebhafter Betrieb, dafür sorgen die vielen Ausflugsdampfer und Tauchexkursionen, die die malerische Küstenlinie ansteuern. Einsame Badebuchten findet man, wenn überhaupt, nur noch mit dem eigenen Boot. Immer noch ist es bemerkenswert schön auf der Luštica, aber wie lange die Halbinsel den ungehemmten Bauboom noch unbeschadet übersteht, ist eine der kritischeren Fragen in der Tourismusentwicklung des Urlaubslands Montenegro.
Orientierung Mit der Erschließung der Luštica durch die finanzstarken Player ist der Weg auf die Halbinsel deutlich einfacher geworden, zumindest bis zur Kunstsiedlung Luštica Bay ist er gut ausgeschildert und weitgehend neu asphaltiert. Erst dahinter, auf der Fahrt zur Seeseite, sind es noch die engen und winkligen Sträßchen aus der Frühzeit des altjugoslawischen Straßennetzes, über die man sich durch die dichte Vegetation bis zur offenen See kringeln muss. Das hört sich abenteuerlicher an, als es ist - richtig verfahren kann man sich auf der nur spärlich besiedelten Halbinsel eher nicht. Gehobene Aufmerksamkeit ist trotzdem angezeigt, steht doch immer wieder überraschend Nutzvieh träge wiederkäuend auf dem Fahrweg.
Nordseite (Buchtufer)
Tivat gegenüber liegt eine mittlerweile zusammengewachsene Siedlungskette von Fischer- und Ferienhäusern. Ihren Charme entfaltet die Luštica hier allerdings noch nicht. Für wirklich ganz schlankes Geld kann man hier aber direkt beim Erzeuger Muscheln kaufen - achten Sie auf skolkje- oder mušlje-Schilder an den Hauseinfahrten, für 4-6 €/kg gibt es hier unschlagbar frische Ware direkt von den vorgelagerten Muschelbänken. Die meisten Badeplattformen in diesem Bereich gehören zu den darüber liegenden Wochenend- und Ferienhäusern (einige vermieten auch Zimmer und Appartements) und sind deshalb nicht öffentlich zugänglich.
Übernachten Hotel Anderba, sehr hübsch direkt am Wasser der Bucht gelegenes Kleinhotel. Die Zimmer könnten größer und luxuriöser sein, aber wer interessiert sich für den Grundriss, wenn sich morgens die Gipfel des Orjen im Wasser der Bucht spiegeln? DZ 85-100 €. Krašići bb. (direkt an der Uferstraße), Tel. 067-553363.
Mein Tipp Essen & Trinken Konoba Maestral, das Restaurant in Krašići (an der Straße nach Rose) mit großer Terrasse am Wasser offeriert die gängigen Produkte der Bucht von Tivat und auch die nicht so gängigen: Zubereitet werden auch zabranjeni skolkje, also „verbotene“ Muscheln und damit solche, deren Fang aus landschaftsschützerischen Gründen (sie müssen vom Uferfels gemeißelt werden, vermutlich Entenmuscheln) untersagt ist. Sie sind zwar mit ca. 15 €/Portion (stehen aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf der Karte, nachfragen!) ungefähr doppelt so teuer wie Miesmuscheln, lohnen aber das schlechte Öko-Gewissen. Tel. 032-677814.
Zwischen Krašići und Rose
Am Ortsende von Krašici geht es bis auf 400 m bergauf bis an die Spitze der Halbinsel. Hier oben hat man einen fantastischen Rundumblick auf die Adria, die Becken von Tivat und Herceg Novi und die dicht bewachsenen Hänge der Luštica, aus denen ab und zu ein Kirchlein ragt. Mehr Mittelmeer wäre eine Fälschung.
Rose
Nur wenige Häuser um den winzigen Hafen bilden den Kern des kleinen Orts, der im 18. und 19. Jh. als Zoll- und Quarantänestation für die ganze Bucht von erheblicher administrativer Bedeutung war. Die wunderbaren Kapitänshäuser vor allem im hinteren Teil der kurzen Uferpromenade zeigen, dass bei der Wahrnehmung dieser hoheitlichen Aufgaben durchaus etwas für die Bewohner abgefallen sein muss. Hin und wieder füllt ein Ausflugsboot die beiden konobe an der Mole, wenn sie wieder abgelegt haben, herrscht hier an der Spitze der Halbinsel exklusive Ruhe. Das schätzen wohlhabende Belgrader Kreative und andere Stützen der Gesellschaft, die den Quadratmeterpreis in Rose auf ein montenegrinisches Hoch getrieben haben.
Der lebhafte Schiffsverkehr über Jahrhunderte hat Rose außerdem zu einer beliebten Tauchdestination gemacht: neben den großen Korallenfeldern lockt besonders das in 32 m Tiefe liegende Wrack der die Galja die Pressluftfraktion auf den Meeresgrund in der breiten Buchteinfahrt. Welch enorme strategische Bedeutung die Einfahrt in die Bucht einst hatte, lässt das große Geschützfort der Österreicher etwas außerhalb an der Zufahrtsstraße erkennen. Von hier konnte der gesamte Küstenbereich effektiv kontrolliert werden, zur Durchsetzung des Machtanspruchs lagen Kanonen mit dem gewaltigen Kaliber 520 auf den Lafetten.
Privatzimmer gibt es in Rose nur sehr wenige, die alteingesessenen Gäste sind gerne unter sich. Mit ein bisschen Spürsinn finden sich auf den einschlägigen Websites (airbnb, Tripadvisor) aber einige echte Pretiosen - das schnucklige Kapitänshaus ganz links an der Mole ist zu haben. Billig ist das aber eher nicht, 3000 € pro Woche muss man schon rechnen.
Forte Rose, die kleine Befestigungsanlage am Nordende des Hafens war bis vor Kurzem noch ein überdurchschnittlich komfortables Surfcamp, aber die Gäste in Neopren sind jetzt von einer eher behäbigen Klientel verdrängt worden. Nach eigenen Angaben freut man sich jetzt vor allem auf reiche Russen. Deshalb ist die Anlage auch zum Resort aufgewertet worden und man hat kräftig an- und umgebaut. Die kleinen Strohhütten sind durch Natursteinbauten ersetzt worden (ab 90 €) und für den gehobenen Schlafkomfort gibt es die neue Infinity Fortress (ab 230 €). Optisch ist alles schon noch sehr schnuckelig geblieben, aber in früheren Jahren habe ich mich deutlich mehr willkommen gefühlt. Tel. 067-377311, www.forterose.me.
Im Fort kann man natürlich auch schnieke essen, aber externe Gäste sind im Konzept nur so mittelmäßig vorgesehen. Deutlich billiger und auch recht gut sind die Konoba Aragosta und die Konoba Adriatic wenige Meter hinter der Anlegestelle.
Žanjice/Mirište
Hat man erst einmal hergefunden, weiß man beim Blick auf das kobaltblaue Wasser in dem flachen Meereseinschnitt, warum man sich die Tour über die kleinen Sträßchen samt Nutztierslalom um Kühe, Schafe und Ziegen angetan hat. Vor einem wilden Olivenhain streckt sich ein strahlend weißer Kieselstrand, und zwei vorgelagerte kleine Inseln bewachen den Zugang zur Bucht. Viele halten Žanjice für den schönsten aller Strände Montenegros, und entsprechend ist auch der Betrieb - aller idyllischen Abgelegenheit zum Trotz. Am flacheren östlichen Ufer hat sich eine beträchtliche Menge von Strandcafés und Bars angesiedelt, ein großer Teil der Liegeflächen ist mit - gebührenpflichtigen - Strandliegen und Süßwasserduschen bestückt. Weiter vorne zum offenen Meer wird das Ufer felsiger und die Belegungsdichte geringer.
Die blaue Bucht von Žanjice
In Mirište, einer Landzunge am Buchteingang, steht die monumentale Ruine eines österreichischen Verteidigungs- und Beobachtungspostens. Ein Teil des unteren Treppengangs fehlt, aber mit ein bisschen Klettergeschick kann man bis auf das Dach des Trutzbaus steigen. Das Gemäuer ist aber schon reichlich bröselig und die Tragfähigkeit der Stockwerke eher spekulativ, d. h. völlig gefahrlos ist die Kletterei nicht. Trotzdem: die Aussicht ist toll.
Manchmal (meist ist das Sperrgitter am Zugang verschlossen) dümpeln vor dem Strand Segeljachten, Offshore-Racer und Jet-Skis - Hauptsache geringer Tiefgang: Auf dem Grund der Bucht ist von unachtsamen Kapitänen schon so einiges an Tonnage versenkt worden, unter anderem zwei Patrouillenboote sind wunderbare Ziele für Taucher, das nötige Equipment verleiht der Tauchclub vor Ort.
Žanjice ist ein Pflichtstopp auf der Route aller Tagesausflugsboote aus Budva und der Bucht von Kotor, eine weitere spektakuläre Haltestelle ist die ca. eine Seemeile weiter östlich liegende Plava Špilja (Blaue Grotte). Durch den unterirdischen Lichteinfall leuchtet das Wasser hier noch einmal blauer als in der ohnehin schon schwer postkartenverdächtigen Bucht. Die geräumige Ausspülung im Fels soll früher Küstenpiraten nicht nur romantische Illumination, sondern vor allem Deckung geboten haben.
Ein Trip zu den Tintenfischen
Montenegro sieht auch unter Wasser klasse aus, ganz besonders gilt das für die Tauchspots rund um die Einfahrt in die Bucht von Kotor. Žanjice hat sich als guter Standort etabliert, der Anfahrtsweg zu den Wracks und Höhlen ist einfach schön kurz, allerdings ist das Tauchcenter dort nur in den Monaten der Hauptsaison geöffnet. Betrieben wird es von Adriatic Blue mit Hauptstandort im Hafen Herceg Novis. Der Zustand der Leihausrüstungen bewegt sich irgendwo zwischen neu und leicht gebraucht, und natürlich kann man auch seine eigenen Flaschen auf der zertifizierten Anlage aufpumpen lassen. Für den hohen professionellen Standard sorgt Danijel, der als Militär-, Forschungs- und Rettungstaucher schon so ziemlich alles unter der Wasserlinie gesehen und gemacht hat und auch mit einem dicken Reisebuchautor bei dessen Tauchdebüt sehr geduldig war. Erfahrene Scuba-Jünger fanden sich ebenfalls gut betreut, und auch die Preise bewegen sich auf absolut konkurrenzfähigem Niveau: 80 € für die Tagesexkursion mit zwei Tauchgängen, Anfänger ohne die allfälligen Zertifikate (PADMI, CMAS etc.) können sich für 60 € die Tintenfische im natürlichen Habitat zeigen lassen. Anfängerkurse liegen bei ca. 300 €, erweiterte Touren gibt’s auf Anfrage. Die Sicht unter Wasser ist meistens hervorragend, aber in stürmischen Frühsommern und nach dem Einsetzen der Bura im Herbst können Sedimente und Mikroorganismen das Adriawasser auch kräftig eintrüben - besser vorher nachfragen.
♦ Setalište Pet Danica (unter dem Wasserballstadion), Tel. 069-833043 (Danijel spricht wacker Englisch), www.divingmontenegro.com.
Baden Auf den verpachteten Strandabschnitten stehen Strandliegen und Sonnenschirme (3 bzw. 1,50 €/Tag), eigenes Strandmobiliar darf hier nicht benutzt werden. Die Süßwasserduschen arbeiten mit einem Münzzähler (0,50 €). Am hinteren Ende und im Bereich Mirište darf gebührenfrei gebadet werden. Am schönsten ist es auf den bizarren Terrassenfelsen zum offenen Meer unter dem Turmfort. Das Wasser ist gleich sehr tief - Angeber können also auch von den Klippen springen (sollten sich diese aber vorher aus der Wasserperspektive ansehen, die Steine sind scharf!). Distanzschwimmer mögen Mamula ins Auge fassen, aber das ist sehr weit und die Strömung und der Bootsverkehr sind auch nicht ohne.
Übernachten Der kleine Campingplatz unter den Olivenbäumen hinter den Strandcafés ist vor allem von Tauchern bevölkert. Die Ausstattung ist sehr elementar, der Zeltplatz mit 5 € pro Nacht dafür sehr günstig. Ob ein großes Wohnmobil durch die enge Zufahrt passt, ist allerdings zweifelhaft. Ein kleiner Minimarkt auf dem Parkplatz (Gebühr für Tagesgäste 2 €) erspart weite Besorgungsfahrten, führt aber wirklich nur das Allernötigste.
Lange hat es gedauert, aber nach über einem Jahrzehnt als abgelegener Geheimtipp gibt es in Žanjice jetzt auch ein Hotel. Das Art Media offeriert 14 Studios und Appartements mit Blick auf die blaue Bucht. Die Nacht im Idyll kostet ab 148 €, aber die 158 € für ein Zimmer mit Balkon sind ein sinnvolles Upgrade. Tel. 069-344980, www.hotelartmedia.com.
Plavi Horizont
Hinter Radovići (von Tivat kommend) liegt der einzige Feinsandstrand zum offenen Meer der nördlichen Küstenregion. Inwieweit der gerade bei Familien mit Kindern beliebte Strand (sehr großer Flachwasserbereich!) auch in Zukunft öffentlich zugänglich sein wird, ist allerdings derzeit bestenfalls ungewiss. Der große Hotelkasten hinter dem Strand ist abgerissen worden (angesichts seiner Hässlichkeit muss man sagen: endlich), doch hinter blickdichten Bauzäunen, auf denen in geschwungenen Arabesken das Wort „Qatar“ zu lesen war, wurde hier im Sommer 2019 schon an einem neuen gebuddelt. Das alles stimmt nur mäßig optimistisch, aber als Badeoption bleiben immer noch die glatt geschliffenen Felsplatten etwas weiter westlich zwischen der Bucht und dem nahe gelegenen Radoviči.
Luštica Bay
Nachdem seit Jahren die Gerüchte über ein massives finanzielles Engagement einer russischen Investorengruppe die Runde machten (immer wieder fiel der Name Juryi Lushkov, Bürgermeister von Moskau 1992-2010) und auch des Öfteren überaus robuste Bodyguards den Zugang zu Teilen der Insel versperrten, zeigt sich jetzt, dass an dem ganzen Gemunkel wohl etwas dran gewesen sein muss. In der bis vor Kurzem völlig unbesiedelten Bucht von Trašte hat der Projektentwickler Orascom (auch verantwortlich für die Marina in Tivat und das Projekt Mamula) in beeindruckend kurzer Zeit ein funkelnagelneues Küstendorf, Geschmacksmuster „idyllischer Fischerort“, in den Hang gerammt. Das klingt jetzt furchtbarer, als es tatsächlich aussieht - mögen muss man diese Idee der artifiziellen Tradition aber auch nicht. Natürlich ist alles ganz edel, und wer sich an der Immobiliensause beteiligen möchte, ist derzeit noch mit fünfstelligen Summen dabei. Dazu gibt’s dann auch noch einen Golfplatz, angesichts der furztrockenen Bodenverhältnisse und der zahlenstarken Schlangenpopulation der Luštica vielleicht nur so ein halbguter Einfall, aber für eine Driving Range hat es schon mal gereicht.
♦ Natürlich gehört zu dem Komplex auch ein Luxushotel, im Chedi schläft man in der Hauptsaison ab erheblichen 350 € pro Nacht. Alles Weitere zur natursteinverkleideten Plastikromantik in der Bucht von Trašte unter www.lusticabay.com.
Radovići
Der etwas deprimierende Ort liegt auf dem Hügelkamm unterhalb einer großen Kaserne. Auf dem Weg zum Strand kann man sich hier aber noch mit Keksen, Obst und Getränken im Minimarkt versorgen. Auf den Hügeln um Radovići wachen zwei Kirchen über die Grbalj-Ebene: Auf der flacheren Erhebung westlich steht seit 1594 Sv. Gospode (die heutige Gestalt hat das orthodoxe Gotteshaus aber erst seit 1843), umgeben von einem mit auffällig hohen Mauern eingefassten Friedhof. Sv. Luke, ziemlich genau oberhalb von Plavi Horizont, besetzt den strategisch wichtigsten Punkt der Luštica mit freiem Blick nach allen Seiten. Die Illyrer nutzten diese Position vor 2000 Jahren noch militärisch mit einer befestigten Verteidigungsstellung, auf deren Fundamenten Mitte des 14. Jh. (genaue Bauzeit unbekannt) ein Benediktinerkloster erbaut wurde; heute ist Sv. Luke orthodox. Wertvollster Gegenstand des Kirchenschatzes ist ein prächtiges Phelonion (Gebetshemd) des Fürstbischofs Petar I. Petrović.
Sonnenuntergang in Bigovo
Bigovo
Man erreicht den kleinen Fischerort, wenn man Richtung Budva kurz vor der zweiten Tankstelle von Tivat dem Abzweig nach Bigovo folgt (unauffälliges Schild). Dann geht’s ziemlich lang bergauf und bergab durch unbewohntes Gelände. Auf der kringeligen Asphaltstraße kann man sich eigentlich nicht verfahren, alle anderen Wege nach Bigovo sind nicht asphaltiert. Die einigermaßen umständliche Fahrt lohnt aber, vor allem wegen der Kombination aus kulinarischem Genuss und dramatischem Sonnenuntergang, die einen in Bigovo erwartet. Der lang gestreckte Einschnitt ist genau westlich ausgerichtet, sodass auch noch die letzten Sonnenstrahlen die satten und zufriedenen Gesichter auf der Terrasse des gemütlichen Fischrestaurants golden strahlen lassen. Der Fang des Tages ist meistens noch kurz vorher aus den kleinen Fischerbooten auf den Pier gewuchtet worden und erfüllt auch wirklich avancierte Frischekriterien.
Sicher kann man in Bigovo auch ins Wasser steigen, aber für einen ganzen Strandtag ist der Ort nicht erste Wahl. Die Militärs sahen das freilich anders und bauten auf der Bigovo gegenüberliegenden Seite ein Erholungsheim für Luftwaffenoffiziere; die Anlage wurde mittlerweile an einen Investor vertickt und soll zu einem - was sonst? - World Class Resort umgebaut werden.
Mein Tipp Konoba Grispolis, unmittelbar am Hafen. Toller Fisch, toller Blick, tolles Licht - eigentlich alles da für einen schönen Abend. Leider hat viel russisches Geld die Preise und auch den Service etwas verdorben; trotzdem immer noch ein Tipp. Etwa 30 €/Person. Tel. 032-363617. Etwas günstiger ist es gleich daneben im Pod Volat. Der Fisch ist genauso frisch, bloß der Sonnenuntergang ist nicht so malerisch. Tel. 069-868882
Alcatraz in der Adria
Die Insel Mamula, benannt nach einem serbischen General in Diensten der k. u. k. Armee, ist - außer für sehr konditionsstarke Schwimmer - nur mit dem Boot zu erreichen. Von 1853 bis zu Beginn des 20. Jh. war der Militärkomplex auf einem kleinen Felseiland Teil der südlichen Verteidigungslinie der Österreicher, und gewaltige Geschütze standen in den zur Seeseite ausgerichteten Kasematten. Eine Granate wurde aus ihnen jedoch niemals abgefeuert, und so wurde die Anlage kurzerhand umgenutzt. Nur wenige Modifikationen waren nötig, um aus dem dickwandigen Mauerwerk ein Hochsicherheitsgefängnis zu machen. In beiden Weltkriegen wurden hier Häftlinge mit besonderem Isolationsbedarf inhaftiert und nicht eben gut behandelt: Im Zweiten Weltkrieg wurden 100 Insassen exekutiert und weitere 50 verhungerten, sodass die Bezeichnung „KZ in der Adria“ nicht abwegig klingt.
Der Besuch der dramatischen Vollzugsanstalt war lange der etwas makabre Höhepunkt einer jeden Ausflugsdampferrunde um die Luštica-Halbinsel, aber mit dem wohligen Gruselschauer angesichts der Haftbedingungen aus der Zeit vor den Genfer Konventionen ist jetzt Schluss. Die muffigen Zellen in dem massiven Steinhaufen einen Kilometer vor der Küste werden jetzt Hotelzimmer der Luxusklasse. Auch wenn die montenegrinischen Behörden wegen der erheblichen denkmalschützerischen und ökologischen Bedenken einen Baustopp verordnet haben, rollen munter die Planierraupen, das ägyptische Venture-Kapital schert sich eher wenig um rechtliche Petitessen. Ohne jeden Zweifel wird das 15-Millionen-Euro-Projekt eine der spektakulärsten Herbergen der Welt werden, aber die Nachkommen von über 2000 ehemaligen Häftlingen des Insel-KZ sind von dem Vorhaben doch einigermaßen angeekelt. Luxus finden wir schon auch super, aber Dancefloor, Spa und Sterneküche auf dem Grab von weit über hundert Opfern des Kerkerfelsens sind schon ein sehr gewöhnungsbedürftiges Hotelkonzept.
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