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Kapitel 1 – Andere Gesetze

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Mira biss die Zähne zusammen.

Ihre Blase drückte so sehr, dass sie es kaum mehr aushalten konnte. Trotzdem lächelte sie weiter und verbeugte sich leicht, als ihr neuer Ehemann einen weiteren seiner Bekannten vorstellte.

„Und das ist Mustafa“, sagte er mit tiefer Stimme und klar hörbarem Dialekt. „Ein Nachbar.“

Mira verbeugte sich, lächelte und hielt den Atem an. Wie viele Nachbarn, Bekannte und Familienmitglieder musste sie noch begrüßen?

Ihre Hochzeit in Deutschland war gerade erst einmal drei Tage her und jetzt stand sie in seinem Dorf in der Wüste, mitten im Nirgendwo, der Sand fegte um ihre Füße, der Wind riss an ihren blonden Haaren und überall waren fremde Männer und ein paar vereinzelte Frauen, die sie von oben bis unten musterten.

„Ich muss mal auf Toilette“, hauchte sie ihrem Ehemann Abdul ins Ohr und lächelte dabei. „Es ist dringend.“

Er streichelte über ihre Wange, wie er es immer tat, wenn sie Geduld haben sollte. Sie kannten sich gerade zwei Jahre. Die Hochzeit war vielleicht etwas überstürzt gewesen und auch ihre Eltern waren alles andere als begeistert, dass sie einem Tagelöhner verfallen war.

Doch Mira hatte weder auf ihre Freunde, noch auf die Familie gehört und ihn einfach geheiratet. Ihr war egal, dass ihre Eltern einen ganz anderen Weg für sie bereit hielten. Das Studium lag erst einmal auf Eis.

Sie konnte immer noch Lehrerin werden, wenn sie seine Familie besucht hatte. Abdul war der Richtige, selbst wenn er ab und zu mal etwas aufbrausend war.

Leidenschaftlich, nannte sie das.

„Es ist sehr dringend“, flüsterte Mira erneut und sah sich um. Dieses Dorf bestand aus wenigen tausend Häusern, einer Disco, zwielichtigen Läden und lag direkt am Meer. Sie hoffte inständig, dass einer der Häuser eine funktionierende Toilette beherbergte.

„Na gut“, sagte er schließlich, klatschte in die Hände und sagte etwas zu den Anwesenden in seiner Landessprache. Danach lachte er. „Ich zeige dir Klo.“

„Endlich.“ Mira hatte genug vom Lächeln und Verbeugen. Immerhin hatte Abdul ihr gesagt, dass er in seiner Heimatstadt eine große Nummer war, dass sie sich keine Sorgen machte brauchte und sie gut versorgt seien.

Bis jetzt sah es allerdings eher nach Schafzüchter, als nach Luxusurlaub aus.

Er führte sie in ein Haus, von dem sie nicht wusste, wem es gehörte. Irgendwie schien die ganze Stadt miteinander verwandt, verschwägert oder zumindest gut bekannt zu sein.

Zu ihrer Erleichterung besaß die Toilette tatsächlich westliche Standards.

„Viel Spaß“, sagte er noch grinsend und schloss die Tür hinter sich.

Mira konnte nicht mehr an sich halten. Ohne nachzudenken schoss sie zur Toilette, zog ihre Hose herab und erleichterte sich. Es tat unendlich gut, zu spüren, wie der Druck nachließ.

Beinahe bemerkte sie dabei nicht, wie die Tür geöffnet wurde. Es gab keinen Schlüssel, keine Möglichkeit, sich einzuschließen. Also musste sie mit Schrecken feststellen, dass sie nichts anderes machen konnte, als ihre Stimme zu erheben.

Doch das schien den Männern komplett egal zu sein. Sie waren zu dritt, traten ein, als wäre es das normalste der Welt und lächelten dabei.

„Gehen Sie raus!“, schimpfte Mira und kniff ihre Schenkel zusammen.

Den Männern war das egal. Sie kamen näher, stellten sich neben sie und holten ihre Handys hervor. Dabei redeten sie in ihrer Sprache, packten in ihre blonden Haare und streichelten ihren Kopf.

Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein!

Mira wähnte sich in einem Albtraum. „Gehen Sie jetzt!“, schrie sie erneut, doch die Männer filmten sie tatsächlich dabei, wie sie pinkelte.

Ein Schauer aus Demütigung und Erschrecken floss in ihre Glieder. Sie schubste sie die Männer weg, erkannte den Nachbarn Mustafa und boxte ihn leicht gegen den Oberschenkel, doch der lachte nur und hielt mit der Kamera seines Mobiltelefons voll drauf.

Mira konnte nicht glauben, was hier passierte.

Noch ein paar Sekunden fachsimpelten die Männer, steckten dann ihre Handys ein, verließen das Bad und schlossen die Tür, als wäre nichts gewesen.

Zurück blieb eine verstörte Mira, die nicht fassen konnte, was hier passiert war. Vielleicht war es normal, dass die Männer machen konnte, was sie wollten, vielleicht gehörte es einfach dazu.

Doch eins war klar: Hier herrschten andere Gesetze.

Gefährliche Flitterwochen - Dirty Honeymoon

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