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die zweite

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Frühstück um 10 Uhr mit normahlen Brötchen, die Petra nach dem zuvor allein eingenommenen Morgenschmaus geholt hatte, Hans-Georg beisaß, der wenig ausgeschlafen schien, welchen Gedanken nachhing? die knusperrigen Brötchen mit Johannisbeerzählee ohne Genuss verdrückte, Lorke schlürfte (Warum bloß schmeckt der Kaffee so viel anders als zu Hause?), Petra kaum zuhörte, die wirrklich Aufregendes zu berichten wusste. Aufruhr im Ort, die Spuren am Wasser das Erzeignis. Zeitungsreporter, Radioreporter, auch FS-Reporter, die die Regenfrischler befragten, auf Tr-augenzeugen hofften. Die Spuren oder das, was von ihnen zufüßen noch sei, umlagert von Schaulustigen, kurz, der Ort hatte seine Senschatzion. Ob nicht auch sie zum Strande sollten?

"Wie is'n das Wetter?" Hans-Georg vollschlundig.

"Das Grau möglicherweise eine Spur heller als gestern, aber immerhin trocken - noch."

Nach einem scheelen Blick auf das Notebook Gebrummel: die Zustimmung.

"Haben Sie schon gehört?" Der Nahbar mitsamt seiner Meute abmarschbereit.

Petras Einsatz: Sie kämen nach, müssten vordem etwas besorgen. Hans-Georgs Frage. Sojabohnen: der Bescheid. Hans-Georg lasste nur.

Im Centret eilfriges Geschnatter. Der Sog des Meereignisses, der alle erfasste, die Erst-rudelten zur Stelle trieb, die der sandige Grund für die Haufregung war. Andere Haufen, an denen Hans-Georg sonst nicht vorbeikam ohne sie zu erobern, heute hissachtet von ihm. Petras seltschamer Blick. Der Strand selbst bewest wie kaum. Die Gelbjacken die Majoristeht, die Blau-/Pinkjacken die Minoriseht. Vom oberen Teil des Strandes ein Stück rot-weiß flatternd=knatternd abgesperrt, umtraubt von Scheugierigen. Die ins Wasser führenden Fährten weggespült wohl. Ein Archäologe/Zoologe/Biologe(?), der einen Gipsabdruck nahm. Polizischten mit von der Rartie. Die Mut-maßungen situationsgebrecht: Schaurier in vielen Haariationen, Waalmutationen, Außerwirrdisches, Nessie (zur Freude der beiden), dies die den FS-Intertiefern gegebenen Brutmaßungen. Ein Skeptiker=Gagtiker, der eine Kuchenform aufwarf, ausgemuht. Viele, die den Strand nach frischen Spuren absuchten, einige, die das Klär im Auge behielten, andere, die nach oben blickten. Bellende Hunde, kreischende Kinder noch, die zur Ver(voll)ständigung (der Staffage) beitrugen.

Unser Paar wandte ab sich, ging am Wasser gen Süden, wunderte über entgegeneilende Schauhaie sich nicht, von denen einige es ansprach, die Auskunft erlangten von Petra.

"Hans-Georg, was ist mit dir? Du hast dich hoffentlich nicht übernommen gestern?"

"Iwo, bin bloß müde, habe bis vier gearbeitet."

"Ich sage nur: Schreibmaschinenkurs. Aber bevor du etwas annimmst von mir, muss Pegasus dich abgeworfen haben. Es ist schon ein Kreuz mit so einem wie dir. Kapselst dich ab, vernachlässigst mich, deine Frau, deine Kinder, bist grantig, wenn du nicht vorankommst, gibst uns gar die Schuld, weil wir ja schließlich auch atmen müssen. Wie man es auch wendet, es ist ein zäher Brei, diese, deine mit sieben Siegeln gespickte Geschichte oder was immer es sein mag."

"So schlimm ist das für dich? für euch?" Hans-Georg betr-offen? hob eine Flasche auf, roch an der Mündung, schüttelte den Kopf, sagte: "Ist kein Geist mehr drin", warf sie in den Kamm eines Brechers, druckste, entrang sich zu: "Ist schon vertäufelt verzwackt, ich ochse mich ab, nutze jede freie wie unfreie Minute, drangsaliere euch, mich, falle von einem Selbstzweifel in den nächsten, mit dem Ergebnis, dass es am Ende ohnehin keiner haben will."

"Ja, das ist ein dorniger Pfad. Aber sprich mit Katja darüber, sie arbeitet seit kurzem wieder - als Lektorin."

"Pf!"

"Bist du endlich fertig?"

"So gut wie."

"Wirst du offenbaren, wovon sie handelt?"

"Du lachst nicht?" Hans-Georg mit gestrengem Blick.

"Wie sollte ich über das, was du mit solcher Inbrunst betreibst, lachen können?"

Hans-Georg schaute gequält auf Petra, das Meer, den Sand, in die Gräue. Schließlich nach märetischem Krampf: "Weißt du, vielleicht ist es besser, du liest das Ms, ja, ich denke, es wäre wirklich besser, viel besser!“

"Hans-Georg, du bist der verdammt hoffnungsloseste Fall!!!"

Sprach's, kehrte um, zährte?

"Versteh mich doch!" Der ungehörte Peinruf dessen, der moros hinterdrein japste=tapste, der unzufrieden war mit sich, der sich abp-lackte, seine fleißstige Befriedigung auf einem Feld ausübte, welches in seinen Augen vermint war. Nicht verstanden, das war der Vorantrieb, der Hans-Georg forscher ausschreiten ließ, die Dis-tanz zu Petra zu verringern auf dehnige Meter. Petra, das Gefühl Hans-Georg im Nacken, versuchte zu beschleunigen, vertrat sich (oder war es Absicht?), stürzte, lag ausgeliefert nun dem Anverschmähten.

"Schuft, der du bist, bleib mir vom Leib!!"

"Du hast ja so recht, Petra, ich schufte, schufte, schufte. Aber hier nicht, hier gibt es zu viele Voyeure."

Der Rückweg gemeinscham, Petra schmollend, Hans-Georg um ihre Gunst schnorrend. Die welschen Anmachen ohne Drehsonanz, die tandgreiflichen mit Rettsonanz bei Blassanten, die Hans-Georg bedrengten, ihn nötigten, von Petra abzufassen, hinter ihr zu gehen, bis sie Erbarmen verspürte, ihn gnäsigst abquälifizierte:

"Hans-Georg, sehr originell bist du nicht."

"Spotte du nur, rotte dich zusammen mit allen gegen mich. Wer oder was bin ich schon auch? Ein despoetischer Feierabendstümpferer, der eure Nerven belästigt für nichts gleich wieder nichts."

"Hans-Georg, du übertreibst. Komm her, ruhe dich aus an mir, du Geplagter, du Gejagter. Schau auf das Meer, seit Millionen von Jahren ist es in Bewegung, mal mehr, mal weniger. Stell dir vor, du würdest darin treiben, ganz losgelöst, ganz schwerelos, Hans-Georg, kannst du es?!"

"Worauf zielst du? Ich bin so schläfrig, ich möchte bloß eins, schlafen, schlafen, bloß noch schlafen."

"Für so viel Schlaf ist es zu früh. Komm, lass uns den Weg abkürzen, oder soll ich besser einen Rettungsungswagen alarmieren?"

Also ließ Hans-Georg sich führen, vertraute ganz seinem W-eig, das ihn durch Dünen lotste, die kein Ende nahmen, bis Hans-Georg Zweifel kamen, die Petra zu teilen begann, sie die Spitze einer Düne erklommen, feststellten, dass im Süden des Ortes sie sich befanden, ca. 500 m entfernt von der Straße.

"Sagtest du nicht, du seist Pfadfinderin gewesen, Petra?"

"Ja:" kleinlaut.

"Das also ist das Ergebnis."

"Ja."

"Ich schlage vor, wir kämpfen uns durch bis zur Straße, versuchen es dann per Daumen."

"Hans-Georg, mir ist alles recht."

Die Straße irgendwann erreicht, auch Petra jetzt am Ende ihrer Kraft. Hans-Georgs Daumen in Wraktion. Die Fahrer ohne Einsehen.

"Versuch du es, Petra."

Die Fahrer stur.

"Vielleicht solltest du dich freier machen, Petra?"

"Hans-Georg!!"

"Wann treffen Reinholds ein?"

"Am späten Nachmittag."

"Bisschen lang bis dahin. Wer weiß, ob sie uns mitnehmen würden."

Da war was dran. Also schlappten sie sich weiter, wurden hartnäckig behütet von lachendem Regen, langten ausgepumpt bei ihrer Hütte an, fielen in getrennte Betten.

Nach dem Erwachen einschließlich Luschen machte Petra in der Küche sich zuputze, umtänd/zelt von Hans-Georg, der das Thema Schlafzimmer zur Diskussion brachte. Dies ein heikler P-unkt, das Haus hatte zwei Schlafräume mit je einem Doppeldeckerb(r)ett. Weil Hans-Georg Petras Angaben zugrollke schnarchte, schlief das Paar getrennt. Auch daheim hatten sie prä(se)parierte Schlafgemächer, erstritten von Petra nach zähem Kampf gegen den mit allen Banndagen dawider st-reitenden Hans-Georg, aber weder konnten dessen Ränke Petra den Auszug verleiden noch sein sotivierter Sch-arm den Wiedereinzug ercircen. Claudia wie auch Jens als indirekt Nunbeteiligten wurde läutlich, dass zwischen den Alten etwas bestehen musste, was sie als ihre pureigenste Domähe betrachteten. Das trieben sie noch, hatte Jens völlig ungeniert gesagt, Claudia hatte gar zu kichern begonnen, bis Petra die beiden gefragt hatte, ob sie sich dessen nun schämen oder über ihre Kinder grämen sollten. Die Schlacht indes war verloren für Hans-Georg daheim, aber hier?

"Wenn du darauf bestehst, losen wir, aber als Galan solltest du mir das untere Bett lassen."

"Aber Petra, bedenke, ich wäre dann über dir, könntest du das überhaupt ertragen?"

"Warum nicht? Dazwischen, Hans-Georg, ist ja noch ein Meter Luft."

"Gebongt. Dir ist klar, dass man, um nach oben zu gelangen, unten Zwischenstation einschieben muss?"

"Mein Gott!, hört das denn nie auf?! Ein Adoleszent ist ja nichts gegen dich!"

"Hättest mich mal erleben sollen, Petraschatz."

"Nein, danke. Aber ich warne dich, überziehe es nicht, sonst schlafe ich zusammen mit Katja, ja, Ihr beide könnt dann ungestört um die Wette schnarchen. Am besten führen wir das gleich ein."

"Dürfen die beiden ein Wort dabei mitreden, Petra?" Hans-Georg eine geschälte Mohrrübe stiebitzend. "Hm, lecker, auch so gesund."

"Untersteh dich, Hans-Georg, du weißt, wie ich das schätze."

"Ist das für gleich oder für den Empfang?"

"Wie wär es, Hans-Georg, wenn du einmal die Küche übernehmen würdest?"

"Gern, wenn ich bei den Zutaten freie Hand habe, Petraliebling."

"Komm, deck wenigstens den Tisch."

Im Anschluss an die Hauptmahlzeit, Bohnengenüge mit Gomasio (Hans-Georgs Auslassungen hierüber sind gestrichen.), klarten sie die Küchenzeile auf, wischten die Lusche, säuberten den Wohnraum. 17 Uhr 30 waren sie fertig, harrten, Sch(w)ach spielend, der beiden.

Kurz vor 19 Uhr wehnetrantes Gehupe, Hans-Georg bemühte sich, falscher Alärm. Warten wieder, das Nagen defätistischer Spanntasien, Hans-Georg als Beschwichtigker. Da Fanfarengetöse, Petra war, hoppla, an der Tür. Dreistimmiges "Hallo!", das Hans-Georg hinzutrieb: Petra umhalst von Reinhold, Katja, vorteil-haft schwarz-weiß längsgepull(o)vert, stutzte, kam zu auf Hans-Georg, warf an seine Brust sich, lehnte den Kopf zurück, sagte:

"Meiner Treu, du hast dich ja kaum verändert, Hans-Georg, bis, bei wieviel Dioptrien bist du gelandet?"

"Fünf, aber keine Sorge, ich hätte dich selbst ohne fast wieder erfühlt, Katja."

"Ich bin bei 4,5. Jetzt muss ich aber zu Petra, du Charmeur."

Rollenkeusch, Petra/Katja lagen sich in den Armen, Reinhold, enthaart wie entspeckt, trat steif zu Hans-Georg, reichte die Hand:

"Freu mich, euch wiederzusehen, Hans-Georg, nach so langer Zeit."

"Sind dir die Haare entwurzelt, Reinhold. Was ist die Ursache?"

"Jedes abhanden gekommene Haar ein Schüler, Hans-Georg." Der Blick gehoben: "Das Wetter jedenfalls scheint unverändert zu sein."

Pertra/Katja unterbrachen, drengten die beiden lachend ins Haus. Eine rasche Gesichtigung, bevor Katja sich frisch machte. Hans-Georg half Reinhold beim Ausladen, vergriff sich an dessen Fotokoffer.

"Lass nur, den nehme ich selbst."

"Bist du noch immer ein Fotofex?"

"Nein-nein, wir sind auf Video umgestiegen, haben einige mitgebracht, Fernseher ist doch im Haus?"

"Äh-ja, weiß ich gar nicht:" Hans-Georg angefasst warum? "Sag, drehst du auch scharfe Sachen? Bei Rotlicht oder so?"

"Nein-nein, weißt du, nach 20 Jahren verliert doch manches an Reiz."

"Das sagst du, der tagtäglich am Jungfrauenborn sich tummelt?"

"Am ehesten noch ertrag ich sie zu Beginn der Ferien. Früher, ja, da verstanden sie es, sich zu tarnen, erweckten in uns die Vorstellung, sie wären umgeben von einer überirdischen Aura. Aber heutzutage sind sie mit Eintritt in den Kindergarten entpuppt. Gott, wie beneide ich dich um deinen Beruf, Hans-Georg."

"Bei uns ist leider auch nicht alles so, wie es nach außen scheinen mag, das weißt du doch, Reinhold."

Petra klatschte in die Hände, rief sie zur Sitzgruppe, wo Katja bereits Platz genommen hatte, servierte Fliedertee, fragte:

"Na, schmeckt er euch?"

"Doch-doch, interessanter Geschmack, wirklich, Petra:" Reinhold.

"Früchtemischung, gell?" Katja.

"Holundertee, stimmt's, Petra?" Deren Bestätigung. "Aber der Höhepunkt steht uns bevor, wann essen wir, Petra?" Hans-Georg.

"Zehn Minuten braucht es noch. Ich habe Kartoffel-Tomaten-Gratin gemacht. Hans-Georg versucht selbstverständlich, die Vollwertkost lächerlich zu machen, aber Ihr kennt ihn ja."

"Sabine ist voll darauf abgefahren:" Katja. "Wenn sie zu uns kommt, bringt sie ihre selbst erzeugten oder - notgedrungen - beim Biobauern erstandenen Nahrungsmittel mit, na-ja. Immerhin hat ihre Kost Reinholds Bauch auf dem Gewissen, die Haare seine Schüler."

"So haarig ist das trotz der vielen, trotz der langen Ferien?" Hans-Georg.

"Das Problem ist, die Zeit zwischen den Ferien zu überbrücken. So ergeben viele kleine Brücken die eine, die zum rettenden Ufer führt, zur Pensionierung, Hans-Georg."

"Mann o Mann, da musst du ja noch ca. 80 Brücken zusammenzittern:" Hans-Georg.

"Ja."

"Ich erinnere mich an damals, als du die Stelle bekamst, du hattest ja direkt noch Glück, aber nun das:" Petra mitfühlend. "Ich sehe nur nach dem Auflauf." Petra stand auf.

"Sagt mal, was ist hier für ein Trubel? Der ganze Ort ist verstopft von Autos samt Gefolge:" Katja.

"Habt Ihr nicht gehört? Hier spulkt's:" Hans-Georg.

"Spulkt's?" Reinhold.

"Ein Wortspiel aus spuken/ulken, Herr Deutschlehrer. Seid Ihr noch immer auf dem G-rat? Ist ja toll:" Katja.

Die Erklärung aufgeschoben, alldieweil Petra zu Tisch bat. Die Paare nebeneinander, die Brillenträger vis-á-vis. Reinhold lobte artig den interessanten Geschmack, Katja wollte wissen, ob sie sich ausschließlich von Vollwertkost ernährten. Petra vertrat ihre These, wenigstens zwei Wochen im Jahr auf tierisches Eiweiß zu verzichten.

"Auch keinen Alkohol?" Reinhold zangend wie bangend?

"Die Ausnahme ist erfreulicherweise die Zugabe der Regel, Aquavit? Die Damen auch?" Hans-Georg.

"Gern:" Reinhold erleichtert?

"Für mich nur einen:" Petra.

"Für mich vorerst auch:" Katja.

Kreuzgespräche bei Akvafit. Während die Damen, hauptsächlich Petra, über den Alkovollmißbrauch ihrer schwächeren Hälften sich ausließen, kamen die Herren zu dem Erlegnis, ihre Trinkbelohnheiten seien zwar ähnlich, aber keineswegs schr-eckzessiv.

Reinhold griff den Spulk wieder auf, Petra/Hans-Georg r-apportierten. Die Spuren das Ziel eines Spazierganges, den die vier antraten, nicht bevor Reinhold das Haus, den Auszug, den Aufzug (die farbliche Bereicherung das Weiß seiner wie Katjas Jacke), auf Hans-Georgs Wink hin das Fir-lament, das, in Gräue erstarrt, noch dicht hielt, elektronisch gebannt hatte. Petra/Katja gingen sch-natternd vorweg, Reinhold/Hans-Georg bildeten die k-nack-ernde Nachtut. Der Tenor verwandt: "Weißt du noch? Fast so, als ob wir sie noch einmal einfangen müssten:" bei den Damen; "Kommt mir vor wie damals, als wir sie eroberten:" bei den Herren.

Der Zeitsprung 21 Jahre zurück, die vier demzufolge f-risch, zwei alterdings dementsprechemmt. Die Jungmänner teilten sich eine Wohnung in Göttingen, büffelten fortgeschritten, der eine Archizwecktur, der andere Deutsch/Englisch für das quecksilberst-reifende Wehramt. Die Universitätsbibliotheke ein Ort, der von beiden läufig frequentiert wurde zweier Bibliothekarimmen wegen, die eine bebrillt, Katja, die andere baräugig, Petra. Die Galanterie dergestalt, dass die Herren der Schöpfjung verdächtig oft auftauchten, aber selbst auf wiederholte Ermunderungen seitens der Damen sich nicht trauten, ein Grandevouz zu erbitten. Die Neuphorie über die Werber war im Schwinden begriffen, als der Zufall beispielte. Petra/Katja vergnügten sich eines Samstags im Frühling beim Einkaufen, passierten, bepackt mit vollen Tüten, ein Straßencafé, suchten zwei freie Plätze, entdeckten die einzigen an einem Tisch, an dem Hans-Georg/Reinhold just eine Stratezieh hinsichtlich der Angehimmelten entwickeln wollten. Die Überraschung viererseits, das Eis geschmolzen dann ganz von alleine. Die Verabredung für den morgigen Sonntag, der Besuch einer Skulpturenausstellung in Kassel. Die Fahrt dahin mit Katjas Ente, die Stimmung gelockert, die Herren kaum wiederzuerkennen. Der Besuch selbst leicht verwirrend, die Hexponate vorrangig vor denen ohne H, die zu verdeutlichen Hans-Georg redlich sich mühte, anerkennende Blicke gerntete, den weniger wohlwollenden siegnorierte. Die Rückfahrt in Erschlaffung, Reinhold der Lenker nun. Die Frage, wer mit wem, bislang unausgeprobt. Petra/Hans-Georg indessen kamen im Fond sich ungenant näher, wiewohl Hans-Georg Reinhold gegenüber sein Interesse an Katja, wie auch Reinhold seines an Petra bekundet hatte. Umgekehrt hatten Petra Hans-Georg, Katja Reinhold sich erkiest. Jedoch, die anfängliche Verstimmung Reinholds ward versüßt durch Katja, so schien alles gezahnt. In der Folge die hin(sp)reizend bekannte Entdeckung des jeweils anderen Geschlechztes. Gemeinsame Ausflüge, getrennte Rückzüge. Gemeinsame Essen, getrennte Messen. Gemeinsame Abende, getrennte Abb-lenden. Hans-Georg/Katja, vereint in gelegentlichem Pokulieren, blieben mitmunter länger auf als die "genussunfähigen Abstischränkten". Bei solch einer Nachhitzung war es grassiert, Petra hatte sich aus Trotz über das Trinkunverhalten der beiden angezogen zu dem bereits schlafenden Reinhold gelegt, um sehr bald in hehren Schlaf zu fallen. Als Katja tief in der Nacht zu Bette wollte, fand sie die beiden Kopf an Kopf, holte Hans-Georg, aber anstatt der Sache auf den Grund zu gehen, ertränkten sie ihren Zorn Zug um Zug, ehe sie in das andere Bett fielen. Am späten Vormittag w-eckte sie Petras Gekreisch, auch Reinhold wirkte angestochen. Die Schuldzuheissungen gegenschneidig, worauf Petra/Reinhold beharrten, dass zwischen ihnen nichts vor-gefallen sei, behaupteten auf diegleiche standgeste Art Katja/Hans-Georg, die in der Tat recht verglommene Erinnerungen hatten. Die Gewissheit fastete, das Rebuhltat war dennonch ein engeres Aneinanderrücken der Pa(a)ri. Schließlich die Doppelhochzeit als Zeichen der Vergebung, der Anteil des Vergessens latent mehr, bemerkbar als Abkühlung, die stiekum wirkte, bis ihre Freundschaft vollends eingefroren war. Die Wiederberegung aller vier ein halbes Jahr darauf bei einem Wickelkurzus. Die Geburt Sabines getrennt nur durch wenige Tage von Jensens. Gemeinsames Mutterglück, gemeinsamer Vaterstolz, gemeinsames Organisieren der Notwendigkeiten, die so schl-auch-ten. Anzeichen von Reuphorie gar, die nach einiger Zeit sich einstellten bei Katja wie bei Hans-Georg, die den Umbruch, den die Würmer mit sich brachten, nicht für möglich gehalten hatten. Die örtliche Trennung dann durch Reinholds Referendarstelle in Marburg. Gelegentliche Besuche, zuletzt in Hamburg, wo Hans-Georg eine Anstellung im Bauressort gefunden hatte. Ein gemeinsamer Urlaub noch vor 15 Jahren wie bekannt.

Die Wiederverheimten waren mittlerweile im Centret angelangt, Reinhold bestand auf einer Filmszene vor dem Supermarked. Hans-Georg flunschte spielverderbärisch, hielt Augschau nach papierenen Danebrogs, fing zwei Blicke ein, warnend Petras, garnend Katjas:

"Was habt Ihr? Hans-Georg, du guckst, als ob du etwas suchst. Petra, dein Blick verrät 'hoffentlich nicht!' Also klärt mich bitte auf, mit Reinhold kann es noch dauern."

"Ich tapse enthellt:" Hans-Georg entgaffnend.

"So siehst du aus. Katja, weißt du..." Petra beruchtete über die Beschandtnis mit den Hundehaufen. Katja schalllachte, erzählte es Reinhold, sobald der den Camcorder abgeschaltet hatte. Prompt jähten vier Au(sschau)gen nach den kleinen Danebrogs. Nach schier endlosem Ausäugen das Hilfeversuchen an Petra/Hans-Georg, die mau(l)erten, erstere scharmant, letzterer sparmant.

"Sie haben auch Videos mitgebracht:" Hans-Georg bedeutungsleise zu Petra. "Aber keine Angst, hab den Fernseher maniepuliert."

"Höre, Hans-Georg, ich würde das aber gerne sehen, schon der Kinder wegen."

"Tja, das ist passé, aber vielleicht leihen sie uns die Videos oder ziehen Duplikate."

"Hans-Georg, du bringst das wieder in Ordnung, hörst du!" Gebrummel.

Das Tosen des Meeres: das Krachen der Brandung, das Heulen des Windes, das Schreien der Möwen: Nordsee pur à jour? Katja genoss es, warf gegen den Wind sich, zog die Gummistiefel aus, krempelte die Jeans hoch bis zu den Knien, spurtete ans Wasser, stapfte, bespritzte Reinhold, der das selbstredend filmen musste.

"Sieben noch:" Hans-Georg.

"Ich verstehe dich nicht."

"Sieben lange Tage wie Nächte noch, Petra. War vielleicht doch keine so gute Idee, dieses Treffen zu realisieren."

"Hans-Georg, tu mir einen Gefallen, reiß dich zusammen! Ist ja schlimm, wie du die beiden anmuffst."

"Ist mir gar nicht bewusst, Petra, gut, dass du mich aufmerksam machst. Komm, tollen wir halt auch ein bisserl."

Fasste ihre Hand, zog Petra zu Katja ins Wasser, wo sie alle sich johlend gegenseitig beschwallten, einzig Reinhold verschont noch, bis Hans-Georg einen Grolltreffer auf die Linse wasserte, worauf aus Reinholds Mund ein kotiges Schlingwort erschallte.

Petra mit gurrgelnden Schritten, Hans-Georg äfflegant in den Jahntretern, Katja nafüßlich, Reinhold als einziger trocken besockt, so eilferten sie zur Fundstelle, die entpulkt, aber keineswegs vereinsamt war. Die Abdrücke als solche mehr ahnbar, neue seien inzwischen nicht entdeckt worden: die Auskunft eines Wichtigtuters, der sein Zelt hier aufgestellt hatte. Reinhold unterkroch die k-natternde Absperrung, tat was? Hans-Georg jedenfalls gab sich betont auffällig, so dass Katja interwehnierte:

"Du findest das wohl sehr lächerlich, Hans-Georg?"

"Iwo, aber wie wär's, wenn wir heute Nacht ein wenig nachhelfen würden? Wisst Ihr, die Form war angenähert so." Ritzte mit einem Strandgutgriffel ein nach oben etwas verbreiterte Rechteck in den Sand, wandte an Petra sich, die die Ecken abrundete, die Zehen(?) andeutete, überlegte: "Die Sohle war irgendwie ballig, auf jeden Fall nicht plan, etwa wie konvexe Saugnäpfe, oder besser: wie Polster?" Petra kniete wieder, rührte, stocherte im Sand, hielt inne, schaute auf zu Hans-Georg: "So?"

"Die Form ähnelt entfernt einem Elefantenfuß, aber der Zehenbereich, der passt überhaupt nicht dazu:" der Wichtigsturer.

"Regression eben:" Reinhold.

"Oder Atavismus:" Hans-Georg.

"Evolution verpennt:" Katja.

Der Pflichtigtuer skeptisch, wiewohl mehr nichtigtuerisch.

"Sie bleiben hier die ganze Nacht?" Hans-Georg.

"Ja."

"Keine Angst, dass Sie totgetrampelt werden?" Katja.

"Werde ich ja wohl hören, wenn es aus dem Wasser bricht, oder?"

"Können Sie uns benachrichtigen, wenn..." Hans-Georg gab eine ex(tr)akte Wegbeschreibung zu ihrem Haus.

"Daraus wird nichts, steh schon unter Vertrag, exklusiv."

"Stern?" Hans-Georg hilfflüstiert. "Die haben immer noch was auszuwetzen."

Der Riechsiegtuer zugeknöpft.

"Na, dann gute Wacht:" Petra.

Der Heimweg durch die Dünen. Katjas Anregung, von v. Däniken einzuschalten, der gäbe dem ganzen einen pseudowissenschaftlichen Anstrich. Petra/Reinhold waren ganz angetan davon. Hans-Georg gab sich zungenlahm, daraufhin angesprochen:

"Wenn ich bloß wüsste, wie man eine solche Form bauen könnte."

"Wer ist hier der Diplomingenieur?" Petra spitz.

"Eben, ich bin kein Maurer. Halt, mit Zement ausgießen. Habt Ihr `nen Baustoffhandel gesehen?"

Dreifache Verneinung.

"Na, dann unternehmen wir morgen eine Überlandpartie, wenn's Wetter so ist wie heute."

"Holz ginge doch auch?" Katja. "Würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn die die Form als Strandgut aufgelesen hätten."

"Frau, du bist ja gut:" Reinhold.

"Wollen wir gleich zurück?" Petra.

Der Abhalt der Einfall der Dämmerung. Petra unschlüssig am Scheideweg. Hans-Georgs Beisprung. Petradank.

Die vier gänsemarschierend im Zauderlicht der Dämmerung. Katja enttiefte die zuletzt miteinander verbrachten Ferien. Das Wetter war ät(z)liche Nähte schärrfer gewesen. Sie hatten gezelltet. Ein Horrkan klobte, Regen prasste. Der Schind heulte, beulte=keulte die Zellwände, büttelte=knüttelte, bis es ritz-ratschte=kalt klatschte, der Unge(s)tüme das Zellband entzweigerissen=gebissen hatte. Den Rest der Nacht=Kracht hatten sie bebend=aneinander klebend in dem noch einen Hält's? ausgehaarrt mit Kindern, die in der Überenge=Überlänge immer wieder aufgeweckt=aufgeschreckt waren. Als es dann schändlich=sendlich jämmerte, packten sie ihre Sachen, fuhren ab am selben Morgen noch. Das sei ihre letzte Zeltung gewesen: Petra. Ihre auch: Katja anhängend.

Schotter abstelle Sand wider die Füße, durch die Niedlung ihrer Hütte zu. Das Losen, wer als Erste luschen konnte, Petra die glückliche. Katja/Reinhold spannten die Laken, bedeckten die Bezüge, bedickten die Pfühle. Reinhold frühbte schon mal, nach oben zu gelangen, stieß den Schedel sich, mosehrte. Hans-Georg, der gespannert hatte, entdeckte sich, fachgimpelte über den Schundfug von Re(!)tagenbetten. Katja meinte, sie seien ersonnen worden, um die Schnarchgeräusche zu dämpfen. Hans-Georg pfte, fragte die beiden, Hand auf's Herz!, ob sie ein gemeinsames Schlaf-gemach belägen, gerade als Petra auftauchte, eingewickelt in ein Frotteetuch, die Ohren spitzte, Katjas Ausführungen lauschte, die darin zipfelten, dass sie es bedauert hätte, dass Sabine nicht früher ausgezogen, weil sie dann bereits früher in den Genuss wohlverdienten Schlafes gekommen sei. Hierüber müssten sie unbedingt reden: Petra erfreut, was die Herren leicht verschnupfte.

Nach dem Luschdurchgang aller trautes Beieinandersitzen. Die Damen tauschten die beim Auszug aus dem ehe-maligen Schlafzimmer gemachten Erwahrungen aus, derweil die Herren bedeckt sich hielten, bei Bier nebst Akvafit Weiß zieht, sieht aber schwarz spielten, die And-rohung, falls ihr Schnarchen in der ersten N-acht zu lästig würde, zögen die Damen zudammen, steinern abmienten. Katja zog als Erste sich zurück, wünschte allen eine gute Nacht. Petra machte Anstalten, es ihr nachzutun, Hans-Georgs Einwurf, sie seien gleich fertig, blieb ohne Reponanz, so musste, als auch Reinhold das Weiße gefunden hatte, justablend der Akvafit herhalten.

Das Komp(l)ott

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