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Infrastruktur

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Fernverkehr

São Paulo ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Flughäfen, Eisenbahnlinien und Autobahnen. Die Stadt besitzt zwei große Flughäfen, den Aeroporto Internacional de São Paulo/Guarulhos (GRU) und den Aeroporto Internacional de Congonhas/São Paulo (CGH). Letzterer wird ausschließlich für Inlandsverkehr genutzt und auch die „Luftbrücke“ Rio de Janeiro-São Paulo bedient, teilweise im 10-Minuten-Takt. Ebenfalls zum Einzugsgebiet von São Paulo zählt der rund 100 km nordwestlich gelegene internationale Flughafen Viracopos.

Der Flughafen Guarulhos ist der größte internationale Flughafen in Lateinamerika. 39 Fluggesellschaften aus 28 verschiedenen Ländern bieten 500 Flüge täglich an. Insgesamt 370 Unternehmen, darunter 60 Geschäfte, verteilen sich auf einer Fläche von 14 Quadratkilometern. Die beiden Terminals haben eine Kapazität von 29 Millionen Fluggästen pro Jahr. Im Jahre 2007 hat der Flughafen 18,5 Millionen Fluggäste und 230.995 Flugzeuge abgefertigt. Der Flughafen soll im Rahmen des Erweiterungsprojektes direkt ans Metronetz angeschlossen werden.

Der Flughafen Congonhas befindet sich etwas südlich des eigentlichen Stadtzentrums in der Nähe des Ibirapuera-Parks. Hier wird der größte Teil des Inlandverkehrs abgewickelt. Weiter gibt es noch den Flughafen Campo de Marte, unmittelbar nördlich des Rio Tietê, auf den Billigflüge und Charterlinien gerne ausweichen um Kosten zu sparen.

São Paulo soll gegenwärtig den größten Hubschrauberverkehr weltweit haben. Verlässliche Quellen hierzu gibt es jedoch nicht. Wer es sich leisten kann, umgeht die prekäre Verkehrssituation und die hohe Kriminalität per Hubschrauber. Über 200 Helikopter-Landeplätze befinden sich in der Stadt.

Am 1. Januar 1867 bekam São Paulo Anschluss an die Eisenbahn. Die Strecke Santos–Jundiaí verbindet die Stadt heute, die bis dahin durch Flüsse und Gebirgszüge isoliert war, mit der Küste. Hierbei hat sie große Steigungen zu überwinden, wofür früher die Schienenseilbahn Paranapiacaba und heute eine Zahnradbahn verwendet wird. Dadurch ist die Integration einer der ganz wenigen größeren Städte Lateinamerikas, die nicht an der Küste liegen, in die atlantischen Handelsrouten möglich geworden. Die Eisenbahn ist heute wegen geringer Investitionen in die Infrastruktur relativ langsam und wird nur von wenigen Menschen genutzt. So dauert die Fahrt auf der wichtigen 373 Kilometer langen Strecke nach Rio de Janeiro etwas weniger als zehn Stunden; der Bahnbetrieb für den Personenverkehr (trem de prata) ist inzwischen eingestellt worden.

Privater Nahverkehr

Vor schwierigste Probleme ist São Paulo durch die Situation im Straßenverkehr gestellt. Staus und chaotische Verkehrsverhältnisse, die bei Starkregen zum völligen Zusammenbruch des Straßenverkehrs führen können, sind trotz einer Ringstraße um den alten Stadtkern, großen Straßendurchbrüchen, Straßentunnels und dem Ausbau der großen Ausfallstraßen an der Tagesordnung. Der Kraftfahrzeugbestand (PKW, LKW, Omnibus) hat sich im Jahre 2011 seit 1970 auf 7 Millionen mehr als versiebenfacht. Das Netz an befestigten Straßen hat in diesem Zeitraum von 14.000 km auf 17.000 km zugenommen. Stoßstange an Stoßstange würde der Kraftfahrzeugbestand São Paulos eine Kette von 26.000 Kilometer ergeben. Im Jahre 2007 zirkulierten in der Metropole täglich 15.000 Omnibusse und Kleinbusse, 35.000 Taxis sowie 500.000 Motorräder mit hohem Schadstoffausstoß.

Etwa 2,5 Stunden täglich beträgt im Normalfall die durchschnittliche Wegezeit der Beschäftigten in Grande São Paulo. Bei der heutigen Verkehrsdichte und einem hohen Anteil von Schwerlastverkehr brachte auch die Einrichtung großer Ring- und Umgehungsstraßen entlang des Rio Tietê im Norden und des Rio Pinheiros im Westen der Stadt mit der völligen Versiegelung der überschwemmungsgefährdeten Uferbereiche keine spürbare Entlastung mehr. Eine Verbesserung der Verkehrssituation soll der Rodoanel bringen. Die Fertigstellung der neuen Ringstraße, die etwa 30 Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, ist für 2016 geplant. Der Rodoanel wird dann alle Fernverkehrsstraßen miteinander verbinden, um eine Entlastung der inneren Ringstraßen (Marginal Pinheiros und Marginal Tietê) vom Schwerlastfernverkehr zu erreichen. Der erste 32 Kilometer lange Bauabschnitt im Westen São Paulos wurde am 11. Oktober 2002 fertiggestellt. Die Einweihung des zweiten 61 Kilometer langen Bauabschnitts im Süden der Stadt erfolgte am 1. April 2010.

Unter besten Bedingungen dauert die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen São Paulo-Guarulhos zum Stadtzentrum etwa eine Stunde, in der Hauptverkehrszeit kann die Fahrt leicht über zwei Stunden dauern.

1997 wurde der „Wechsel der Kraftfahrzeuge“ (rodízio municipal de veículos de São Paulo) zur Verringerung des Kfz-Aufkommens in den Stoßzeiten in den zentralen Stadtteilen eingeführt. Zwischen 07:00 und 10:00 Uhr sowie zwischen 17:00 und 20:00 Uhr an allen Werktagen dürfen alle Kraftfahrzeuge mit zwei bestimmten Endnummern des Kennzeichens nicht das erweiterte Stadtzentrum befahren (montags beispielsweise betrifft dieses Verbot alle Fahrzeuge mit den Endnummern 1 und 2). Dadurch wird das Fahrzeugaufkommen etwas verringert.

Vermögende Bürger fliegen oft mit dem Hubschrauber, um dem Stau auf der Straße zu entgehen. 450 Helikopter sind offiziell zugelassen, zahlreiche Hochhäuser besitzen einen Landeplatz. Nach Angaben der Stadtverwaltung liegt São Paulo beim Hubschrauberverkehr weltweit auf Platz zwei.

Öffentlicher Nahverkehr

Am 24. März 1872 eröffnete die erste Maultierstraßenbahn. Die ersten elektrischen Straßenbahnen fuhren am 17. Februar 1900 in der Stadt. Der Betrieb wurde am 18. September 1968 eingestellt. Am 22. April 1949 wurde der Trolleybusbetrieb eingerichtet. Aus Deutschland wurden hierzu 50 Trolleybusse des Typs ÜHIIIs beschafft. Das Omnibusnetz ist wegen der Größe São Paulos und der Anzahl der Fahrgäste ständig überlastet. Weite Teile der Stadt sind noch nicht ausreichend erschlossen. Die Omnibusse bewegen sich überwiegend auf Vorzugsspuren mit großem zeitlichen Vorteil im Vergleich zum Autoverkehr. Sie sind allerdings in der Hauptverkehrszeit überfüllt.

Insgesamt benutzen pro Tag mehr als drei Millionen Passagiere einen Omnibus und etwa 2,5 Millionen die U-Bahn. 37 Prozent der Bevölkerung fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 42 Prozent benutzen einen PKW, um zur Arbeit zu gelangen. Die Busse befördern 73 % der Passagiere des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).

Die am 14. September 1974 eröffnete Metrô São Paulo – drei Linien mit einer Gesamtstreckenlänge von 49 Kilometern – transportiert etwa 22 Prozent, die Vorortbahnen etwa fünf Prozent der Passagiere im ÖPNV. Die Region hat ein umfassendes Programm zur Erweiterung des Angebotes aufgelegt. So sind zwei Linien, sowie die Verlängerung der Linie 4 zurzeit im Bau. Die U-Bahn ist technisch auf hervorragendem Stand und gilt als sicher. Teilweise fahren die Züge im Abstand von 100 Sekunden. Damit nimmt die Metro in São Paulo nach Paris und Moskau, wo teilweise im 90 und 95 Sekundenabstand gefahren wird, in diesem technischen Bereich weltweit eine Spitzenstellung ein.

Die CPTM bietet einen der S-Bahn ähnlichen Personennahverkehr auf sechs Linien mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten zur Metrô an. In den kommenden Jahren sollen 160 km Bahnstrecken, die bisher fast ausschließlich für den Güterverkehr benutzt werden, für den S-Bahn-Verkehr eröffnet werden.

2014 soll der erste Abschnitt der neuen Einschienenbahn eröffnet werden. Im Endausbau soll 2015 eine Streckenlänge von 27 km im automatisierten Betrieb befahren werden. 54 Fahrzeuge werden 18 Stationen bedienen.

Medien

Die Medien in São Paulo und landesweit sind im Besitz einiger weniger Organisationen. Die Konzerne, denen die beiden größten Fernsehsender gehören, „O Globo“ und „Manchete“ kontrollieren auch einige der bedeutendsten Tageszeitungen und Zeitschriften São Paulos. O Globo, das weltweit viertgrößte private Fernsehunternehmen – nach CBS, NBC und ABC in den USA – gehörte, bis zu seinem Tod am 6. August 2003, dem Dollar-Milliardär Roberto Marinho, einer Person mit großem politischen Einfluss.

90 Prozent der Einwohner São Paulos verfügen über einen Fernseher. Die Fernsehsender orientieren sich am nordamerikanischen Vorbild und bevorzugen überwiegend Unterhaltungssendungen und Spielfilme, die hohe Einschaltquoten und Werbeeinnahmen versprechen. Fernsehgebühren werden nicht erhoben.

Das Kabelfernsehen setzt sich in der Stadt immer weiter durch und enthält alle großen nationalen Fernsehsender (Globo, Record, Bandeirantes, Rede TV, TV Cultura) aber auch die Programme von ESPN (Sportkanal), CNN (Nachrichtensender), RAI (Radiotelevisione Italiana), Deutsche Welle, TV5 Monde (französischsprachiger Fernsehsender), NHK (Nippon Hōsō Kyōkai, „Japanische Rundfunkgesellschaft“), TVE (Televisión Española) und MTV sowie alle wichtigen Rundfunkstationen. Dazu gehören unter anderem Rádio CBN (Central Brasileira de Noticias), Jovem Pan, Radiobrás, Rádio Eldorado, Nove de Julho und Rádio Católica.

Eine große Bedeutung in São Paulo haben auch die Printmedien. Deren Niveau ist verhältnismäßig hoch, da sich die Presse vorwiegend an die oberen und mittleren Einkommensschichten richtet. Zeitungen wie der „O Estado de S. Paulo“, „Folha de São Paulo“ und das „Jornal do Brasil“ sowie die politischen Magazine „Istoé“ und „Veja“ brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Daneben kann man in der Stadt auch zahllose Zeitschriften, die der Regenbogenpresse zugerechnet werden, kaufen. Brasilien hat natürlich ein großes Boulevardblatt, die Zeitung „O Povo na Rua“ (Das Volk auf der Straße), die vorwiegend von den Menschen der unteren Einkommensschichten São Paulos gelesen wird.

Seit 2007 gilt in São Paulo ein Werbeverbot in der Öffentlichkeit. Bürgermeister Gilberto Kassab verbot fast alle Werbeschilder per Gesetz. Erlaubt sind auf einer Fassade von bis zu zehn Metern Höhe 1,5 Quadratmeter Werbung, auf einer Fläche bis zu 100 Quadratmetern darf sie höchstens vier Quadratmeter ausmachen. Für jeden illegalen Quadratmeter werden umgerechnet 370 Euro Bußgeld fällig. Von dem Verbot sind auch Hinweisschilder auf Geschäfte, Hotels und Restaurants betroffen.

SOS-Kinderdörfer

In der Nähe von São Paulo befinden sich drei SOS-Kinderdörfer:

SOS-Kinderdorf Poá (35 Kilometer, 1968 eröffnet)

Kapazität: Heim für bis zu 140 Kinder, Einrichtung für bis zu 18 Jugendliche, Ganztagsbetreuung für bis zu 200 Vorschulkinder

SOS-Kinderdorf São Bernardo do Campo (35 Kilometer, Riacho Grande, 1970 eröffnet)

Kapazität: Heim für bis zu 81 Kinder, Einrichtung für bis zu 24 Jugendliche, Ganztagsbetreuung für bis zu 165 Vorschulkinder

SOS-Kinderdorf Rio Bonito (1980 eröffnet)

Kapazität: Heim für bis zu 108 Kinder, Ganztagsbetreuung für bis zu 440 Vorschulkinder, Grundschule

Bildung

São Paulo beherbergt zahlreiche wichtige Bildungsinstitutionen, darunter auch die 1934 gegründete Universität von São Paulo (Universidade de São Paulo), die größte Universität des Landes und zweitgrößte aber die beste in Lateinamerika. Außerdem befinden sich dort die renommierte Päpstliche Katholische Universität von São Paulo (Pontifícia Universidade Católica de São Paulo, eröffnet 1946) und die Mackenzie-Universität (eröffnet 1952). Im Stadtteil Butantan ist im Jahre 1901 ein Seruminstitut gegründet worden, das weltweit bekannt ist für seine Schlangenforschung sowie die Herstellung von Impfstoffen und Heilseren. Dem Instituto Butantan sind drei Museen angeschlossen, wo unter anderem lebende Schlangen zu sehen sind.

Das Schuljahr in São Paulo und ganz Brasilien beginnt Anfang Februar und endet Mitte Dezember. Im ganzen Monat Juli sind Winterferien. Die Grundschulausbildung ist kostenfrei und obligatorisch. Schulpflicht besteht zwischen dem siebenten und fünfzehnten Lebensjahr. Viele der Schüler beenden ihre Ausbildung nicht, da sie schon vorher arbeiten müssen, um sich mit dem erworbenen Geld ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So können über zehn Prozent der Erwachsenen in São Paulo weder lesen noch schreiben. Durch Abendschulen für die arbeitenden Kinder und Fernkurse über Rundfunk und Fernsehen konnten einige Erfolge in der Alphabetisierung erzielt werden.

Die Bildung wird über öffentliche wie auch über private Institutionen vermittelt. Sie gliedern sich in die Bereiche der Vor- und Grundschule, Sekundarschule (Mittel- und höhere Schule) sowie die Universität (mit der Möglichkeit von Studiengängen für Postgraduierte). Auf Grund der hohen Zahl an Studienplatzbewerbern verlangen öffentliche wie auch private Hochschulen eine Aufnahmeprüfung („Vestibular“). Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums wird dem Absolventen der akademische Grad eines Bachelor verliehen. Viele Bildungseinrichtungen bieten Kurse am Vormittag, am Nachmittag und Abends an. Dadurch können die Studierenden entweder halbtags oder ganztags arbeiten. In São Paulo gibt es derzeit mehr als 80 Hochschulen, die vom MEC (Ministerium für Bildung) anerkannt sind.

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