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Ein Mahl, das uns definiert

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Ich glaube, indem Jesus das Passahmahl zum Abendmahl macht, will er zeigen, dass dieses Mahl definiert, wer wir sind. Es erinnert uns daran, dass wir von jemandem erlöst worden sind; dass unsere Freiheit von jemandem erkauft wurde; dass Gott Mensch geworden ist, gelitten hat und für uns gestorben ist. Das ist die Geschichte, an die wir uns erinnern sollen. Es ist eine große, eine wichtige Geschichte, und wir müssen sie wirklich verinnerlichen, wenn wir Jesus Christus nachfolgen wollen. Wir müssen uns selbst bei diesem Mahl und am Kreuz sehen und wissen, dass Jesus für uns gestorben ist. Jedes Mal, wenn wir das Brot brechen und den Wein trinken, erinnern wir uns daran; und dadurch werden wir umgestaltet. Das Mahl erinnert uns daran, woher wir kommen, und es definiert, wer wir sind und wer wir sein werden. Es ist für uns Christen die Erinnerung an unsere Geburt als ein Volk. Wir kommen zu diesem Mahl zusammen und erinnern uns daran, dass wir versklavt waren an die Sünde und den Tod und nur für uns selbst und allein gelebt haben. Und nach dem Mahl sind wir frei, sind wir Menschen, die ihren Erlöser kennen, die beschlossen haben, ihm nachzufolgen, und die seine Gnade und Barmherzigkeit für ihr Leben annehmen. Es ist ein feierliches, freudiges Ereignis, weil es für unsere Befreiung steht. Es wird auch »Eucharistie« genannt, das ist griechisch und bedeutet »Danksagung«. Es ist ein tiefgründiges und heiliges Mahl voller guter Nachrichten. Und genauso wie eine gute Nachricht soll es auf uns wirken.

Von welchen Erinnerungen werden Sie bestimmt? Gibt es Ereignisse oder Worte, die wie in einer Endlosschleife in Ihrem Kopf ablaufen? Ist es die Misshandlung oder der Missbrauch, die Sie als Kind erlebt haben? Sind es Worte, die ein Elternteil, ein Lehrer oder ein Freund gesagt hat? Oder ist es eine Beleidigung oder Herabsetzung, die tief getroffen hat, eine Verletzung, die Sie nicht vergessen können? Eine Gewohnheit oder eine Sucht, die Sie einfach nicht loswerden?

Das alles sind Dinge, durch die Sie nicht bestimmt werden sollen. Es gibt noch etwas anderes, eine umfassendere, größere Geschichte, die Sie definiert. Für das Volk Israel ist diese größere Geschichte, an die jedes Jahr aufs Neue erinnert wird, der Auszug aus Ägypten, der zusammengefasst ist mit den Worten: »Wir waren einmal Sklaven, aber jetzt sind wir frei.« Für Sie und mich als Christen ist die Geschichte, durch die wir definiert sind, ebenfalls von einem Mahl begleitet und von einigen wichtigen Worten:

»In der Nacht, in der unser Herr Jesus verraten wurde, nahm er das Brot dankte Gott dafür, brach es und sprach: ›Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. So oft ihr dieses Brot esst, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe!‹

Nach dem Essen nahm er den Kelch und sprach: ›Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, der durch mein Blut besiegelt wird. So oft ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe. Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr, was der Herr durch seinen Tod für uns getan hat, bis er kommt.‹ «

(1. Korinther 11,23–26)

In einer der ältesten noch erhaltenen christlichen Predigten hebt Bischof Melito von Sardis hervor, dass das Passahfest nicht nur dazu gedacht war, die Israeliten an Gottes Erlösungswerk durch Mose zu erinnern, sondern auch, um sie auf das hinzuweisen, was er 1 200 Jahre später durch Jesus Christus für die ganze Welt tun würde. So, wie wir glauben, dass uns das heilige Abendmahl wieder ans Kreuz zurückführt, um uns daran zu erinnern, was Gott für unsere Rettung getan hat; so weist es auch voraus auf den Tag, an dem wir dieses Mahl im Himmel zu uns nehmen werden. Paulus bringt genau diesen Gedanken zum Ausdruck, wenn er sagt, dass wir dieses Mahl zu uns nehmen, um den Tod Christi zu verkünden, bis er wiederkommt (1. Korinther 11,26).

Und an noch etwas sollen wir denken, wenn wir über das Letzte Abendmahl nachdenken: Als für Jesus der Tod näher rückt, findet er Trost in der Gemeinschaft mit seinen Freunden. Im Lukasevangelium ist nachzulesen, dass Jesus zu seinen Jüngern sagt: »Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Passahmahl zu essen« (Lukas 22,15). Im Bericht des Apostels Johannes spricht Jesus mit den Jüngern über seine Liebe zu ihnen und nennt sie nicht Knechte oder Schüler, sondern Freunde (Johannes 15,15). In den Stunden, bevor Jesus verhaftet, vor Gericht gestellt und zur Kreuzigung verurteilt wird, ist er mit den zwölf Männern zusammen, die seine Gefährten und enge Vertraute sind; mit Männern, mit denen er gebetet, Gott gepriesen und das Leben geteilt hat. Als er in dem Wissen, dass er sterben wird, geht, um zu beten, bittet er die, die ihm am nächsten sind, mit ihm zu beten.

Beachten Sie, dass diese engen Gefährten und Vertrauten nicht perfekt sind. Sie haben Jesus bereits zuvor im Stich gelassen, und sie werden es wieder tun. Einer von ihnen wird ihn sogar verraten. Dennoch sind sie die besten Freunde, die er hat; und sie sind bei ihm, als seine finsterste Stunde naht.

Die ersten Christen kamen in den Vorhöfen des Tempels zum Gebet zusammen und trafen sich in kleineren Gruppen in den Häusern Einzelner, so wie auch Jesus mit kleinen Gruppen zusammengekommen war. In vielen modernen Gemeinden spielen Kleingruppen eine so große Rolle, weil jeder Mensch genau wie Jesus enge Freunde braucht, mit denen er seinen Weg gemeinsam gehen kann, die ihn hinterfragen, ihm helfen und ihn im Glauben unterstützen. Das ist für uns heute genau so wichtig, wie es damals für Jesus war.

Wenn Sie wüssten, dass Sie nur noch einen Tag zu leben hätten, dass es Zeit für Ihr letztes Abendessen wäre, mit wem würden Sie dann an einem Tisch sitzen? Natürlich mit Ihrer Familie. Bei mir wären es LaVon und meine Töchter, und natürlich meine Eltern. Die anderen Leute am Tisch wären aus meiner Kleingruppe. Das sind die Leute, mit denen ich mich jede Woche zum Beten und Bibellesen treffe. Sie haben mich im Laufe der Jahre immer wieder ermutigt und sind mir zum Segen geworden. Wir haben uns gegenseitig im Krankenhaus besucht, und wir haben in schweren Zeiten füreinander gebetet. Wir teilen einfach unser Leben miteinander, und die Folge ist, dass diese Menschen meine engsten Gefährten geworden sind.

Ich frage mich, ob Sie auch solche geistlichen Freunde haben, Leute, die Sie durch schwere Zeiten hindurchbeten, Leute, mit denen Sie über den Glauben reden können, Leute, denen Sie Sünden bekennen können, und die auch Ihnen Sünden beichten können – Leute, die sich gegenseitig vor Jesus bringen.

Jesus brauchte solche Freunde, und Sie brauchen sie auch. Ich muss dabei an einen Mann aus meiner Gemeinde denken, der solche Freunde in unserer Männerbibelgruppe gefunden hatte. Er hatte Krebs gehabt, und nachdem er zwei Jahre krebsfrei gewesen war, war der Krebs jetzt zurückgekehrt. In den letzten anderthalb Jahren seines Lebens, in denen er nicht mehr an der Kleingruppe teilnehmen konnte, trugen diese Männer ihn. Sie beteten für ihn, machten ihm Mut, segneten ihn und liebten ihn bis zum Ende. Bei seiner Beerdigung waren sie alle da, eine Truppe von Brüdern, die gemeinsam gelebt und das Leben miteinander geteilt hatten.

Bei einer Frau aus unserer Gemeinde wurde Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert: Ihre Kleingruppe begann für sie zu beten und ihr Mut zu machen. Als sie durch die Chemotherapie ihr Haar verlor, kam einer der Männer aus der Gruppe eines Abends mit kahl rasiertem Kopf zum Treffen und sagte zu ihr: »Ich werde so lange kahl bleiben, bis dein Haar wieder gewachsen ist.« Das war seine Art zu sagen: »Wir stehen das gemeinsam durch. Ich bin dein Bruder in Christus.« Sie feierten beide, als ihr Haar wieder nachgewachsen war.

Solche Freundschaften passieren aber nicht einfach so, sondern sie wollen gepflegt sein. Sicher gibt es auch in Ihrer Nähe eine Gemeinde mit Kleingruppen. Wenn nicht, dann laden Sie doch ein paar Bekannte, Nachbarn oder Freunde ein und gründen Sie eine solche Gruppe. Treffen Sie sich ein Mal wöchentlich, um zusammen zu beten, in der Bibel zu lesen und sich gegenseitig zu unterstützen. Jesus hat so eine Gruppe gebraucht, und wenn es bei ihm so war, wie viel nötiger haben dann erst wir eine solche Gruppe!

Beim Letzten Abendmahl sitzt Jesus mit seinen Jüngern zusammen, einer Horde von Außenseitern. Es sind Fischer dabei, ein Steuereintreiber, der mit den Römern zusammengearbeitet hat, ein Zelot, der die Römer umbringen will, also eine Mischung aus ungestümen und schüchternen Männern. Einer von ihnen wird Jesus verraten, einer wird ihn verleugnen und alle werden sie ihn im Stich lassen; aber dennoch sind sie seine Freunde. Indem er mit ihnen das Brot bricht, lehrt er sie ein letztes Mal. Er zeigt ihnen seine Liebe. Im Johannesevangelium lesen wir, dass er ihnen die Füße wäscht. Er schenkt ihnen ein Mahl, durch das sie sich für den Rest des Lebens an ihn erinnern werden. Und von damals bis heute verbindet es die Jünger Jesu jedes Mal miteinander, wenn sie Brot und Wein miteinander teilen als seine Anhänger, und es erinnert sie daran, dass er immer da ist.

3Das steht nur im Markusevangelium (11,11) so. Im Matthäus- und Lukasevangelium geht Jesus sofort in den Tempel und verjagt die Händler und Geldwechsler.

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