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1 Ich folge Jesus, weil

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… ich für immer mit meinen Freunden zusammen sein möchte

Ist ja gut und schön, aber es beantwortet nicht die naheliegendste Frage, nicht wahr? Wer sind meine Freunde? Nun, wenn ich mir diese Frage stelle, denke ich natürlich sofort an meine Frau Bridget und an meine Familie sowie an jene engen Freunde, die mich lieben und die ich liebe. Natürlich möchte ich mit all den Leuten zusammen sein, die in meinem Leben so wichtig sind, aber darüber hinaus gibt es noch allerhand klarzulegen.

Wie wichtig dieser ganze Bereich Jesus ist, können Sie sehen, wenn Sie die letzten Kapitel des Johannesevangeliums lesen. Jesus hört sich fast wie eine Mutter an, die ihrer Familie einzuhämmern versucht, dass irgendjemand die Verantwortung dafür übernehmen muss, den Kanarienvogel zu füttern, während sie weg ist, sonst wird er eingehen, denn normalerweise ist sie es, die sich regelmäßig darum kümmert. Immer wieder und wieder beschwört er die Jünger, einander zu lieben. Wir sind seine Freunde, wenn wir seine Gebote befolgen, und sein Gebot ist, dass wir einander lieben. Und diese Liebe sollen wir, wie er sagt, nicht nur denen entgegen bringen, die uns nahe stehen und zu unserem kleinen Winkel des Reiches Gottes gehören, sondern zu allen Christen in aller Welt.

Sein Beispiel steht uns vor Augen – der allmächtige Gott, der bereitwillig Jesus sandte, damit er sich um unsere offenen Schnürsenkel kümmert. Zufällig verstehen Bridget und ich einiges von offenen Schnürsenkeln. Die Gemeinde Jesu erinnert uns oft an die Wanderungen, die wir mit Heimkindern unternahmen, als wir noch als Sozialarbeiter in einem Heim lebten.

Vorneweg ging bei diesen denkwürdigen Wanderungen unser Kollege Mike, ein Sportler mit mächtigen Schenkeln, ohne jede Phantasie und mit richtiger Wanderausrüstung, begleitet von seinem eifrigen Fanclub von Kindern, die alle aussahen wie ein Werbespot für ein gesundes Frühstücksmüsli.

Dann, im Mittelfeld, kam ich mit den intelligenten, aber problembeladenen, leistungsverweigernden Brillenträgern unter meinen Fittichen. Wir spekulierten stets spöttisch über die poetische, philosophische und künstlerische Bedeutung des Wanderns.

Und ganz hinten sah man Bridget, die den Dicken und Langsamen zur Seite stand, und denen, deren Schuhe niemals zu blieben, denen die Füße weh taten und die nicht daran glaubten, es je schaffen zu können, und denen, die nur mitgekommen waren, weil sie sich vor etwas anderem drücken wollten, und sich nun wünschten, sie hätten lieber das andere auf sich genommen, was immer es war, was sie hatten umgehen wollen.

Wenn Sie so wollen, gingen die Triumphalisten voraus, die Liberalen kamen im Mittelfeld und die Diener machten den Schluss. Ich muss ehrlich sein und sagen, dass meine Sympathien in jedem Fall den Dienern gehören. Sie wissen ja, jede dieser Gruppen ärgert sich hin und wieder über die anderen. Die Triumphalisten an der Spitze ärgern sich über die Gruppe am Ende, weil sie alles aufhält, während sie doch in noch schnellerem Tempo in noch größere Höhen vordringen wollen; und sie ärgern sich über die Gruppe in der Mitte, weil die so unkonzentriert, abstrakt und irrelevant ist. Die Diener am Schluss ärgern sich über die Triumphalisten, weil sie einfach nicht warten wollen und offenbar am liebsten ihre eigene kleine Gruppe bilden würden, und sie ärgern sich über die Gruppe in der Mitte, weil sie so vage und nutzlos zu sein scheint; und die Gruppe in der Mitte ärgert sich über jeden und alles, was sie in eine so vulgär engagierte Position wie vorne oder hinten zu versetzen droht. Könnten wir nur von Zeit zu Zeit die Position wechseln, so würden wir vielleicht erstaunliche Dinge entdecken – nicht zuletzt, dass die Nachhut am Ende der Reise mehr geleistet haben wird als alle anderen, falls sie es schafft, und das wird wahrhaftig ein gewaltiger Triumph sein!

Genau wie diese Kinder sich immer untereinander kabbelten und stritten, müssten viele von uns Christen ehrlicherweise wohl zugeben, dass sich unsere Feinde oft aus dem Kreis unserer Freunde rekrutieren, aus der Gemeinde selbst. In bestimmten Teilen der Welt, die ich besucht habe, sind manche religiösen Gruppen näher daran, einander Feinde zu sein als Freunde. Wo das so ist, täten wir gut daran, uns zu erinnern, dass Jesus nicht nur darauf bestand, dass wir unsere Freunde lieben, sondern ebenso auch unsere Feinde.

Ich folge Jesus, weil ich mit meinen Freunden zusammen sein möchte, und wenn ich im Himmel mit ihnen zusammen sein will, dann muss ich auch jetzt mit ihnen zusammen sein. Ich muss ihre Sünden und Fehler annehmen, denn selbst wenn ich sie nicht mag, sind sie doch Freunde eines gemeinsamen Freundes, und dieser Freund ist Jesus, und er ist der Freund, mit dem ich vor allen anderen zusammen sein möchte. Unsere Gemeinde hier ist sein Leib. Liebe ich ihn? Wie lange brauche ich noch, um endlich mein Kreuz auf mich zu nehmen und zum Ort des Todes zu tragen, meine Rechte und meinen Groll und meine Hintergedanken in den Tod zu geben, um so, wenn es nötig ist, aus der Gruppe heraustreten zu können, die mich anzieht, oder aus der Stimmung, in der ich bin, oder aus dem Charakterzug, der mich gefangen halten will, und das sein kann, was ich an dem Ort sein muss, wo ich am meisten gebraucht werde?

Doch es ist nicht nur die Liebe zum Leib Christi auf Erden, die mich motiviert, ihm zu folgen. Es ist Jesus selbst. Durch ein Wunder der Freundlichkeit Gottes selbst darf ich ihn meinen Freund nennen. Mit ihm möchte ich wirklich für immer zusammen sein.

Warum ich Jesus folge

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