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Pleasure is Medicine and Love has the Power to Heal

Freude ist Medizin und Liebe hat die Kraft zu heilen

Es gibt nichts, was sich als wahrer herausgestellt hätte als dieser Spruch. Es gibt kein besseres Medikament, als sich mit Dingen zu beschäftigen, die uns und unserem Herzen guttun, die uns am Herzen liegen und uns etwas bedeuten. Und die Liebe scheint tatsächlich heilende Kräfte in sich zu tragen. Mit all meinen Erfahrungen kann ich das mit ruhigem Gewissen niederschreiben, aber muss im gleichen Augenblick auch anfügen, dass dies zu erreichen die wohl größte Herausforderung in unserem Leben darstellt.

Je mehr Menschen diese Herausforderung annehmen und es wagen, diesen Egoismus zu leben, in dem sie alles für sich tun, damit sie glücklich, zufrieden und voller Herzlichkeit sind, desto mehr wird die ganze Welt davon profitieren können. Aber die Welt um uns herum wird immer wieder versuchen, uns ein schlechtes Gewissen einzureden und Ansprüche an uns zu stellen – was wir alles tun sollten oder müssten, und dass wir uns in den Dienst der anderen stellen müssten, um ein guter Mensch zu sein. Glauben Sie mir aber eins, ich mache die Welt zu keinem besseren Ort, wenn ich mich für andere aufopfere, dabei aber selber unglücklich, unzufrieden und schon nach kurzer Zeit ausgebrannt bin.

Es gibt Menschen, die sind dafür geboren, für andere da zu sein, die aber werden ihre Aufgabe von Herzen gern tun, in ihr so richtig aufgehen, aus ihr Kraft und Energie schöpfen und dabei einen großen Bogen um ein Burn-out machen. Solche Menschen sind nicht besser als alle anderen, die für eine andere Aufgabe geboren wurden, wie oberflächlich und bedeutungslos diese für die Welt auch erscheinen mag. Jeder hat seinen Platz, an den er gehört und an dem er sich entfalten kann, den müssen wir aber ganz allein finden, nur unser Herz kennt ihn. Damit wir nun nicht unser ganzes Leben das Gefühl haben, am falschen Platz zu sein und das Falsche zu tun, müssen wir den Mut haben, auf unser Herz zu hören, das uns sagt, was uns guttut und was nicht.

Ich bin in dem Bezug sehr egoistisch und froh darüber, denn ich laufe, obwohl ich mit Menschen arbeite, nicht Gefahr, mich im Helfersyndrom zu verlieren, das sehr schnell im Burn-out endet. Mir ist bewusst, und das möchte ich in diesem Buch auch darstellen, dass es nicht wichtig ist, was ich tue, sondern wie ich es tue. Meine inneren Beweggründe, mein Empfinden bei dem, was ich tue, entscheiden über die Qualität meiner Handlungen, und diese bleiben dem Auge des Betrachters meistens verborgen.

Ein kleines Beispiel, was ich damit meine. Wenn ich mich um meine Eltern, die pflegebedürftig sind, kümmere und ihnen helfe, ihren Alltag zu bestreiten, sodass sie weiterhin noch in ihrem Zuhause leben können, würden viele sagen, das ist aber ein guter Mensch. Was hier jedoch im Verborgenen bleibt, ist der Grund, die Triebfeder meiner Handlung. Mache ich es, weil ich es von ganzem Herzen will, mit Freude, Begeisterung und Leidenschaft, weil es mir etwas bedeutet, noch viel Zeit mit meinen Eltern zu verbringen und ich jedes Mal mit einem Lächeln und mehr Energie nach Hause fahre, dann mache ich das Ganze nicht für meine Eltern, sondern für mich, dann hat es einen schönen und gesunden Hintergrund. Ich bin deswegen noch lange kein guter Mensch, sondern eher ein Egoist, der sich etwas Gutes tut.

Mache ich das Ganze aber aus einem Pflichtbewusstsein heraus, weil ich glaube, ich wäre meinen Eltern etwas schuldig und es sei meine Pflicht als Kind, für meine Eltern zu sorgen, weil diese ja – als ich Kind war und ihre Hilfe brauchte – immer für mich da waren. Dann werde ich weder mir noch meinen Eltern einen Gefallen tun, denn jedes Mal, wenn ich gehe, wird es mich viel Energie kosten. Mit der Zeit kann ich einen Groll auf meine Eltern und die Situation entwickeln und meine Energie lässt immer mehr nach. Wenn das über einen längeren Zeitraum so weitergeht, kann mich irgendwann ein Burn-out erreichen oder eine andere Krankheit wird sich zeigen, weil mein Organismus einfach nicht mehr in der Lage ist, diese Belastung auszugleichen. Bin ich jetzt ein guter Mensch, weil ich all das auf mich nehme und mich für etwas aufopfere, was ich nicht wirklich gern tue? Was ich eigentlich gar nicht möchte, sondern nur mache, weil ich das Gefühl habe, ich müsste es tun? Auch wenn ich von außen betrachtet etwas Gutes tue, so ist meine innere Haltung, mein Pflichtbewusstsein, das aus einer Fehlinterpretation einer Gegebenheit entsteht, bei meinem Handeln der ausschlaggebende Faktor für die Qualität dessen, was ich mache. Und mit dieser inneren Haltung tue ich niemandem etwas Gutes.

Noch eine kleine Erläuterung zu der Fehlinterpretation. Nach meiner Weltsicht ist kein Kind auf dieser Welt seinen Eltern irgendetwas schuldig und hat diesen gegenüber daher auch keine Verpflichtung. Das aus dem einfachen Grund heraus, dass die Eltern, als sie erwachsen wurden, eine bewusste Entscheidung getroffen haben, ein Kind zu bekommen. Ihnen war bewusst, auf was sie sich da einlassen. Sie nahmen freiwillig die Pflicht auf sich, für dieses Kind zu sorgen, bis es alt genug ist, um sein Leben selber zu bestreiten. Nicht das Kind hat diese Entscheidung getroffen, sondern die Eltern, somit ist auch klar, wer die Verantwortung trägt und wer nicht. Und egal, was die Eltern für ihre Kinder auch tun, ob sie ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen oder auch nicht, die Eltern können später nicht kommen und sagen: Du könntest jetzt auch mal etwas für mich machen, ich habe schließlich auch so viel für dich getan; wegen dir habe ich auf vieles über Jahre hinweg in meinem Leben verzichtet. Ist das nun die Dankbarkeit für all das, was ich für dich getan habe?

Liebe Eltern, das war freiwillig und Teil der Konsequenzen der Entscheidung, die ihr irgendwann einmal in eurem Leben getroffen habt. Euer Kind hat damit nichts, aber auch rein gar nichts zu tun, ihr wart nicht verpflichtet dazu, ihr habt alles freiwillig gemacht, und deshalb ist euer Kind auch moralisch nicht verpflichtet dazu, eure Erwartungen zu erfüllen. Lasst die Kinder frei, wenn sie alt genug sind, und lasst sie ihr Leben leben ohne die moralische Bürde eurer Erwartungen. Eure Kinder haben ihr eigenes Leben, in dem sie frei sein sollten von den Bürden der Vergangenheit, um selbst entscheiden zu können, was sie tun möchten aus Freude und nicht aus Pflichtbewusstsein. Als Vater gibt es für mich nur eines, das ich mir für meinen Sohn wünsche, dass er glücklich und zufrieden ist und so viele schöne Augenblicke wie möglich in seinem Leben genießen kann. Wenn das auch euer Wunsch ist für eure Kinder, dann lasst sie frei ohne moralische Verpflichtung und ohne dass sie euch etwas schuldig sind und euch auf ewig dankbar sein müssen, denn das ist eine große Bürde, die viele mit sich herumschleppen und die für viel Konfliktpotenzial sorgt.

So, nun wieder zurück zu unserem Beispiel. Mache ich all das Gute für meine Eltern nicht aus Freude und nicht aus einem Pflichtbewusstsein heraus, sondern aus Berechnung, damit ich am Ende ihrer Tage ihr ganzes Erbe einstreichen kann und meine Geschwister und der Rest der Familie leer ausgehen, dann hat das noch einmal eine ganz andere Qualität und zeigt, dass man – wie die Indianer so schön sagen – niemanden be- oder verurteilen sollte, bevor man nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen ist. Noch einmal, unsere innere Haltung entscheidet über die Qualität unserer Handlungen. Das Wie ist wichtiger als das Was, ein Satz, den Sie noch öfter lesen werden in diesem Buch.

Menschen, die schon einmal einen Vortrag von mir besucht haben, werden einige Inhalte dieses Buches bereits kennen. Trotzdem kann es sich auch für sie lohnen, ein Exemplar zu erwerben, da sie hier die Möglichkeit erhalten, den Inhalt in Schriftform bei sich zu tragen, und immer mal wieder einen Blick hineinwerfen können, um das, was im Laufe der Zeit sich vielleicht verflüchtigt hat, wieder aufzufrischen und durch Compounding in ihrem System zu verankern.

Auch dieses Buch ist wie schon mein erstes kein Ratgeber, denn ich bin mit weiteren drei Jahren mehr Lebenserfahrung noch mehr der Überzeugung, dass kein Mensch klug genug ist, um anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben, so wie dies schon Alexander S. Neill, der Gründer von Summerhill, vor langer Zeit erkannt hat. Viel mehr möchte ich auch mit diesem Buch Impulse geben, die zum Nachdenken anregen, und Inspirationen, die zum Träumen beflügeln, denn meine Überzeugung, dass die Welt vor allem mehr zufriedenere, glücklichere und herzlichere Menschen braucht, ist in meinen letzten drei Jahren ebenfalls noch gewachsen.

Ich selbst und viele meiner Kunden haben mir immer und immer wieder vor Augen geführt, dass kein Erfolg – wie groß er auch sein mag – uns im tiefsten Innern glücklich macht, sondern er hält uns immer mehr in dieser Spirale des Tun-haben-Seins fest, die dieses von Kindesbeinen an gelernte Muster noch tiefer in unser Unterbewusstsein einbrennt. Wir haben so das Gefühl, immer mehr schaffen zu müssen, damit wir immer mehr haben, damit wir endlich jemand sind. Doch dieses Muster, das ich schon im Buch Stressfrei glücklich sein beschreibe, führt nie zu dauerhaftem Glück, weil wir immer aus einem Mangelbewusstsein heraus handeln, das die wahre Leere in unserem Innern, die wir mit unserem Tun und Haben füllen wollen, nie erreicht. Weil es auch da nur um die Liebe und Unterstützung geht, die uns in der Kindheit in einigen für das kindliche Bewusstsein wichtigen Momenten gefehlt hat.

»Was für bewegende Worte!

Bei einer Behinderten-Hilfsorganisation in Manresa bei Barcelona packt Bayerns Star-Trainer Pep Guardiola (44) über sein Leben aus. Der Spanier verrät: ›Alles, was ich in meinem Leben tue, tue ich, um geliebt zu werden.‹

Doch Guardiola erzählt noch mehr: ›In meinem Leben und mit meiner Arbeit strebe ich in Wirklichkeit keine Titel an, ich suche Liebe, nichts mehr.‹

Der Bayern-Trainer zählt zu den besten Trainern der Welt. Als Coach holte er bereits 19 Titel (unter anderem DFB-Pokal, Deutsche Meisterschaft, Champions League, Klub-WM), dazu 17 als Spieler.

Liebe ist ihm allerdings viel wichtiger.

Guardiola: ›Ich habe einmal im Artikel einer amerikanischen Pädagogin gelesen, dass ein Kind nicht lernt, wenn es keine Empathie mit dem Lehrenden spürt. Das versuche ich in meiner Arbeit anzuwenden. Oft fühlt sich ein Spieler schlecht, weil er denkt, dass der Trainer ihn nicht mag, und nicht, weil er nicht gut spielt.‹

Und: ›Ich hatte einmal als Trainer einen hervorragenden Spieler, der aber nicht aufs Tor schoss. Wir sind in ein Café gegangen, um zu reden. Nicht über Fußball, sondern übers Leben. Im nächsten Spiel habe der Spieler zwei der vier Tore erzielt.‹ Guardiola: ›Er hat sich als etwas Besonderes gefühlt, weil er sich geliebt gefühlt hat.‹«

Solange uns unsere Muster und die Beweggründe unseres Handelns nicht bewusst sind, können wir nicht wirklich etwas verändern, oder noch deutlicher ausgedrückt, haben wir nicht einmal eine Wahlmöglichkeit. Wenn ein Zug von hinten auf mich zurast und ich nehme ihn nicht wahr, mir ist er nicht bewusst, weder höre, sehe, rieche noch fühle ich den Zug, so wird der Zug mich von hinten überrollen, ich habe keine Chance auszuweichen. Nehme ich den heranbrausenden Zug aber wahr, sehe, höre, rieche oder fühle ich ihn, bin ich mir also bewusst, dass mich bald ein Zug platt machen wird, so habe ich eine Wahl, eine Möglichkeit. Ich kann nun die Entscheidung treffen, zur Seite zu gehen und den Zug an mir vorbeirasen zu lassen. Oder ich treffe die Wahl, stehen zu bleiben und mich von ihm überrollen zu lassen. Erst wenn mir etwas bewusst ist, kann ich eine Wahl treffen, deshalb habe ich auf meiner Businesskarte stehen: »Stressfrei glücklich sein; alles eine Frage des Bewusstseins«.

Bewusstsein ist alles, und die Ironie des Ganzen ist, dass wir in unserer heutigen Zeit immer noch nicht wissen, was Bewusstsein überhaupt ist, wie es funktioniert und wo dieses merkwürdige Ding steckt. Das ist ein Themengebiet, das mich stark interessiert und dem ich schon unglaublich viel Zeit gewidmet habe. Dabei bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es verschiedene Mechanismen gibt, die dafür sorgen, dass uns bei unserem Abenteuer Leben auf der Erde nicht gleich unser gesamtes Bewusstsein zur Verfügung steht, jeder aber die Chance hat, sein Bewusstsein zu vergrößern oder aber auch zu verringern. Aber diese Thematik mit ihren Mechanismen wird in diesem Buch kein Thema sein, frühestens in einem allfälligen nächsten Buch.

Zuerst nehmen wir uns in diesem Buch unser Herz etwas genauer unter die Lupe. Danach soll es in den Kapiteln über Stress und Vergänglichkeit darum gehen, weshalb ich es als sinnvoll und lohnend erachte, wenn wir uns über eine stressfreie Lebensführung Gedanken machen. Dies ungefähr als Kontext für den weiteren Verlauf des Buches.

Danach kommen die fünf Eigenschaften, die es meiner Meinung nach braucht, um stressfrei glücklich und zufrieden mit viel Herzlichkeit durch sein Leben zu gehen. Im hinteren Teil des Buches geht es mit den Kapiteln Herzratenvariabilität/Lebensfeuer und Atmung anhand von Beispielen und Erklärungen darum aufzuzeigen, dass unser Leben eine Herzensangelegenheit ist und alles, was wir aus tiefstem Herzen heraus mit Freude und Begeisterung machen, von unserem Organismus unterstützt und belohnt wird. Am Schluss stelle ich Ihnen noch ein paar Atemtechniken vom HeartMath Institut vor, die Ihnen gute Dienste leisten können bei Ihrem Stressmanagement.

An dieser Stelle noch kurz eine Erläuterung zu den Studien und deren Ergebnissen, die ich in diesem Buch niederschreibe. Wie ich schon in meinem ersten Buch geschrieben habe, wird es den Spruch: Trau keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast, nicht ohne Grund geben. Deshalb haben für mich wissenschaftliche Studien keine so große Bedeutung. Daher werde ich selbstverständlich nur Studien zitieren, die mit meinen eigenen Erfahrungen übereinstimmen, die für mich also einen Sinn ergeben und die den Inhalt dieses Buches unterstützen. Diese sind also sehr selektiv und subjektiv und sollen so einen Sinn und Zweck verfolgen.

Es gibt immer noch viele Menschen, die Informationen aus wissenschaftlichen Ergebnissen für seriös und glaubwürdig halten. Daher benutze ich diese, sodass der interessierte Skeptiker auch vielleicht den einen oder anderen Denkanstoß erhält und vielleicht sogar inspiriert wird, sich weiter mit der jeweiligen Thematik auseinanderzusetzen und zu schauen, was es da draußen in der Welt noch weiteres Interessantes, Wissenschaftliches zu dem Thema gibt. Die Quelle meiner Überzeugungen, was ich hier niederschreibe, beruht nicht auf Studien, sondern auf meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, sowie auf den Erfahrungen mit meinen Coaching-Klienten, die ich im Stressmanagement ihres Lebens seit drei Jahren coache und begleite.

Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen. DIETRICH BONHOEFFER

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