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Erster Band. Vorwort.

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Es ist eines der schönsten Vorrechte des Geschichtsschreibers dieses Königs der Vergangenheit, ist es, dass er bei Durchlaufung eines Reiches mit der Feder nur die Trümmer und Leichen berühren darf, um Paläste wieder aufzuführen, Menschen wieder auferstehen zu lassen; auf feine Stimme, wie auf die Gottes, sammeln sich die zerstreuten Gebeine, lebendes Fleisch bekleidet sie, prächtige Gewänder schmücken sie, und in dem ungeheuern Josaphat, in welches drei Jahrtausende ihre Kinder senden, darf der Geschichtsschreiber nur die erwähnen, die feine Laune bezeichnet, ihre Namen nennen, so erheben sie sich im Augenblicke aus dem Grabe, werfen ihr Leichentuch zurück und antworten, wie Lazarus dem Heiland: hier bin ich, Herr, was willst Du von mir?

Freilich bedarf es eines festen Schrittes, um in die Tiefen der Geschichte hinabzusteigen, einer gewaltigen Stimme, um die Fantome zu befragen, einer Hand, um die Worte niederzuschreiben, die sie diktieren. Die Todesfälle sind zuweilen mit furchtbaren Geheimnissen verbunden, welche der Totengräber mit ihnen in das Grab versenkt. Die Haare Dantes erbleichten bei der Erzählung vom Grafen Ugolino, und seine Augen behielten einen finstern Ausdruck, seine Wangen eine solche Totenblässe, dass die Weiber von Florenz, als Virgil ihn wieder auf die Oberfläche geführt hatte, erkannten, woher der sonderbare Reisende kam; sie zeigten in ihren Kindern und sagten: »Seht Ihr den Mann, der so ernst und traurig vorübergeht? Er ist in die Hölle hinabgestiegen.«

Auf uns besonders wird dieser Vergleich mit Dante und Virgil anwendbar: das Tor des Gewölbes von Saint Denis, welches sich vor uns öffnen wird, hat wohl was Ähnliches von dem Höllentor; dieselbe Sünde paßt wunderbar auf Beide, und wenn wir die Fackel Dante's trügen und durch die Hand Virgil's geführt würden, so würden wir nicht lange unter den drei königlichen Geschlechtern, welche die Grabgewölbe der alten Abtei bevölkern, zu suchen haben, um irgend einen Mörder zu finden, dessen Verbrechen eben so verdammenswert ist, des Erzbischofs Roger, irgend ein Opfer, dessen Unglück eben so beweinenswert ist, als das des Gefangenen im Hungerturm von Pisa.

In diesem weiten Beinhause ist besonders ein Grab, vor dem wir nie vorüber gingen, ohne stehen zu bleiben, die Arme zu kreuzen und die Augen zu senken. Es ist in einem Gewölbe zur Linken ein einfaches Denkmal von schwarzem Marmor, auf dem, dicht nebeneinander, zwei Statuen ruhen, die eines Mannes und die einer Frau. Schon seit vier Jahrhunderten ruhen sie so nebeneinander, mit gefalteten Händen betend; denn der Mann bittet Gott um Verzeihung für einen Zorn, die Frau um Gnade für ihren Verrat; denn Ihr müsst wissen, diese beiden Figuren sind die eines Unsinnigen und einer Ehebrecherin; die Narrheit des Einen und die Liebschaften der Andern färbten zwanzig Jahre lang Frankreich mit Blut, und nicht ohne Grund fügte der Griffel den Worten des Grabmales: »Hier ruht König Karl der Vielgeliebte, seines Namens der Sechste, und die Königin Isabelle von Bayern seine Gemahlin« – weiter unten hinzu: »Betet für sie.«

In Saint Denis also, da wir einmal dort sind, wollen wir die geheimnisvollen Archive der sonderbaren Regierung öffnen, welche, wie einer unserer Dichter sagte: »zwischen der Erscheinung eines Greises und der einer Schäferin stand, und als Denkmal für ihre Dauer nichts hinterließ, als einen bitteren Spott auf das Geschick der Reichen und das Glück der Menschen – das Kartenspiel.«

Für einige weiße Blätter, die es in diesem Buche gibt, werden wir viele finden, welche rot von Blut, schwarz von Trauer sind; denn Gott wollte, dass hienieden sich alles mit diesen drei Farben färben sollte, die er dem menschlichen Leben als Wappen mit der Devise gab: »Unschuld, Leidenschaft, Tod.«

Jetzt wollen wir also das Buch, wie Gott das Leben, bei den weißen Blättern öffnen, schnell genug werden wir zu denen des Blutes und der Trauer gelangen.

Isabelle von Bayern

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