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969. Bruder Willigis im Kloster zum Berge.

Das hohe Gras verbarg den Jäger gut.

Jetzt aber stieg hell jubilierend eine Feldlerche dicht vor ihm auf, höher und höher in den Himmel, der langsam aufgehenden Sonne entgegen. Das machte den Fasan unruhig, der schon einige Male zum Jäger hin gesichert hatte, dann aber nur weiter sein ärgerliches Kollern ausstieß und sich schwerfällig aus dem Gras erhob.

Der Jäger hob den Bogen etwas, der Pfeil schnellte von der Sehne, und gleich darauf taumelte der Fasan zu Boden. Mit wenigen, raschen und großen Schritten war der Schütze heran, nahm seine Beute lächelnd auf und befestigte sie an dem Riemen, an dem bereits drei Enten hingen.

Gerade hängte er sich seinen Bogen über die Schulter und schickte sich an, den Heimweg anzutreten, als er den dünnen Klang einer weit entfernten Glocke vernahm. Ein erschrockener Blick zur Sonne, dann raffte der Jäger sein langes, schwarzes Gewand und begann, mit Riesenschritten zur Außenmauer des Kloster St. Johannes der Täufer auf dem Berge zu eilen. Dieses Kloster wurde von den Mönchen bezogen, nachdem das von König Otto I. gegründete St.-Mauritius-Kloster zugunsten des Domneubaus für Magdeburg geräumt werden musste. Diese altehrwürdige Einrichtung vermissten die Benediktiner noch lange Zeit, denn es wurde vom König reich beschenkt, er hatte es auch zur Familiengrablege bestimmt. Seine erste Gemahlin, Editha, Prinzessin aus dem Königreich Wessex, ruhte hier in der Basilika.

Der Mönch mit der seltsamen Leidenschaft für die Jagd kannte das alte Kloster allerdings noch sehr gut, denn eine Weile wurde es noch von den Mönchen neben dem Kloster zum Berge, wie es nur kurz genannt wurde, weiter genutzt.

Er war allerdings sehr zufrieden mit dem Umzug in das neue Kloster und konnte sich zwar vorstellen, hier noch eine Weile zu leben, jedoch nicht sein ganzes Leben lang. Vielmehr hatte er sich gerade erst kürzlich überlegt, dass es nun Zeit für Veränderungen werden müsse. Er war kurz vor dem Erreichen seines dritten Lebensjahrzehnts und bislang nur vorübergehend mit einer kleinen Pfarrei betraut, in der er die Sonntagsmesse las. Durch die günstige Lage des Klosters zum Berge in unmittelbarer Nähe der Elbe konnte er zum Erreichen seiner Pfarrei ein Boot benutzen, das zu diesem Zweck stets fest vertäut an einem kleinen Holzsteg lag. Es verfügte über einen aufstellbaren Mast, und das kleine Segel erleichterte dem körperlich kräftigen Mönch die Fahrt stromaufwärts. Zudem gefiel es ihm, dass er dabei stets an der Dombaustelle vorüberkam. Oft stieg er bei der Flussverengung am später so genannten Domfelsen aus und besuchte die Baustelle, sprach ausführlich mit Steinmetzen und Baumeistern und erfuhr von ihnen viele Einzelheiten über ihre Arbeit. Besonders die Steinmetze hatten ihn in ihr Herz geschlossen, denn der Mönch Willigis konnte ihnen einiges von seiner Arbeit berichten und brachte sogar einmal einen nur faustgroßen Stein mit, in das er sehr kunstvoll mit dem Meißel ein Gesicht geschlagen hatte.

Willigis trabte jetzt im raschen Lauf auf die Mauer zu und erkannte schon von Weitem die etwas rundliche Gestalt eines Menschen, den er sehr gut kannte.

An der Pforte stand der Bruder Portarius und gestikulierte heftig mit den Armen, als er den Jäger erblickte.

„Um des Heilands willen, Bruder Willigis, der Abt hat schon zweimal nach dir gerufen – du bist nicht zur Laudes gesehen worden, und du weißt, wie es um deinen Ruf bestellt ist!“

„Zur Laudes war ich vor meinem Aufbruch ganz allein vor dem Altar, Bruder, und zur Terz ist ja wohl noch Zeit. Warum die Aufregung? Hier, der frühe Morgen hat sich gelohnt, der Bruder Cellarius wird sich über die Bereicherung seines Speiseplans freuen!“

Er deutete auf den Fang an seiner Gürtelseite.

Bruder Portarius hatte keinen Blick für die Beute.

„Willigis, ich bitte dich noch einmal, eile hinüber in den Kapitelsaal, wo alle bereits versammelt sind. Du kennst doch die Sticheleien von Bruder William, der gern jede Gelegenheit nutzt, wenn er dir schaden kann!“

„Ach, William, der alte Neidhammel. Trotzdem verstehe ich deine Aufregung nicht!“, lächelte der Mönch, der sich heimlich aus dem Kloster geschlichen hatte, um wieder einmal seiner Leidenschaft, der Jagd, zu frönen. Das wurde vom Abt geduldet, aber keineswegs unterstützt. Willigis, der eigentlich viel lieber eine ritterliche Ausbildung gemacht hätte, übte sich seit frühesten Kindertagen im Bogenschießen und im Nahkampf. Doch seine Eltern besaßen nur wenige Hufe Land am Rand des Höhenzuges Elm. Sie waren zwar freie Bauern, sogenannte Kotsassen, aber eben nicht von Adel – was den Weg des jungen Willigis vorzuzeichnen schien. Aber schon der Dorfgeistliche zu Scahaningi, der den Jungen getauft hatte und ihn später auch unterrichtete, erkannte die außerordentliche Begabung des Jungen. Er lernte rasch, schrieb besser als mancher Hofschreiber und sprach das Lateinische bald fließend wie ein Pfarrer. So wurde beschlossen, den ungestümen Willigis zur klösterlichen Ausbildung dem Benediktinerorden im Mauritiuskloster bei Magdeburg zu übergeben. Lange Zeit fiel es dem Jungen sehr schwer, sich in das klösterliche Leben zu fügen, bis er eines Tages auf Volkold von Meißen traf. Der erkannte rasch das Talent und förderte ihn, wo es nur möglich war.

Und es schien fast so, als ob alles, was Willigis in Angriff nahm, ihm auch gelang. Er erlernte die Kunst der Illumination beim Ausschmücken der zahlreichen Abschriften, die im Kloster angefertigt wurden. Doch ständig brach aus dem jungen Mönch wieder sein altes Wesen hervor, wenn er ungeduldig wurde. Eine Weile hielt er es beim Bruder Bibliothecarius aus, dann wurde es ihm langweilig, und er wollte etwas Neues lernen. Die Gärtnerei und die damit verbundene Lehre von den Heilkräutern beim Bruder Infirmarius fesselte ihn nur kurze Zeit, weil er bei der Tätigkeit im Klostergarten die Arbeit der Steinmetze bemerkte und sich schließlich zu ihnen gesellte. Auch hier erwies sich Willigis bald als Könner und schuf einen Christuskopf, der die Bewunderung aller Brüder hervorrief und ihm die besondere Gunst des Abtes eintrug. Damit glich er ein wenig sein Abweichen vom klösterlichen Alltag aus, vor allem aber seine regelmäßigen Jagdzüge, bei denen er lediglich darauf achtete, keinen Frevel an einem Feiertag zu begehen. Ansonsten verfügte das Kloster über uralte, verbriefte Jagdrechte, die erst kürzlich von Kaiser Otto bestätigt wurden.

So gesehen schien eigentlich auch alles in Ordnung an diesem herrlichen Frühsommertag, der Willigis mit so reicher Jagdbeute zurückkehren ließ. Aber der Bruder Portarius ließ ihn nicht einfach so über den Innenhof laufen.

„Schau dir nur einmal deine Kukulle an! Du hast das Habit genommen, obwohl du auf die Jagd gehen wolltest! Auch auf der schwarzen Farbe sehe ich sehr deutlich die Spuren von Blut, und von dem Schmutz will ich gar nicht erst reden. So kannst du jedenfalls dem Bischof nicht unter die Augen treten. Komm rasch und zieh dir etwas Frisches an!“

Willigis lachte fröhlich auf, gehorchte aber dem Pförtner und trat in die kleine Pförtnerwohnung ein, wo ihm der Bruder rasch eine saubere Kukulle aushändigte.

„Wo ist überhaupt dein Arbeitshabit? Wofür hat denn Bruder Vestitiarius sein Amt und die Kleiderkammer, wenn du dir keine anständige Kleidung bei ihm besorgst? Ich verstehe dich wirklich nicht, Willigis, du bist ein so begabter Mönch, und doch fügst du dich nur schlecht in die Gemeinschaft! Wie soll das nur werden, denn ich denke doch, dass du dein Leben nicht in unserem Kloster verbringen willst, sondern eines Tages eine eigene Pfarre betreibst wie die, in der du schon seit zwei Jahren regelmäßig den Gottesdienst zelebrierst! Und wie man mir erzählt hat, mit großer Begeisterung, deine Zuhörer sind stets mitgerissen, und deine ...“

„Danke, Bruder Portarius. Ich weiß, du meinst es gut mit mir. Also, sei doch so gut, bringe die erlegten Vögel dem Bruder Cellarius, denn wenn der Bischof anwesend ist, kann ich ihm ja schlecht meine Aufwartung mit der Jagdbeute in der Hand machen.“

Der ältere Mönch musterte ihn verblüfft.

„Du wunderst dich nicht über den Besuch des Bischofs?“

„Nein.”

„Wirklich nicht?”

„Nein, warum sollte ich?”

„Nun...”

„Ich werde ihn fröhlich begrüßen, es kann ja wohl kein anderer sein als der Bischof von Meißen, und wer sollte das wiederum sein, wenn nicht Herr Volkold von Meißen!“

„Der Herr behüte dich, Bruder Willigis, du bist mir ein wenig unheimlich!“, rief der Pförtner, als Willigis bereits über den Hof lief, um dann, mit gemessenem Schritt, die Tür zum Kapitelsaal behutsam öffnete und für einen Moment in der Tür stehenblieb.

Hier vernahm er die Worte seines ewigen Widersachers William, der offenbar dem frisch bestellten Bischof Vorhaltungen wegen ihm machte.

„Da ist noch eine Sache...”

„Was?”

„Exzellenz, verzeiht einem einfachen Mönch, aber für mich ist Bruder Willigis ein Häretiker!“

Ein leises Raunen ging durch die Reihen der versammelten Mönche, und Willigis fand das so interessant, dass er noch für einen Moment im Halbschatten des Türbogens stehenblieb.

Es dauerte eine ganze Weile, bis das Stimmengewirr abebbte.

„Ich bitte dich, Bruder William, um Mäßigung. Was weicht denn deiner Meinung nach von unseren Regeln ab, wenn einer unserer Mitbrüder nicht am gemeinsamen Stundengebet teilgenommen hat? Woher weißt du, ob er nicht für sich allein gebetet hat, bevor er seinen von eurem Abt genehmigten Weg aus den Klostermauern gemacht hat?“

„Die Laudes wird bei uns aber gemeinsam gebetet!“

„Und ich habe sie mit dem ersten, erkennbaren Lichtstrahl vor dem Altar gebetet, Bruder William!“, bemerkte Willigis nun und trat in den Raum. „Exzellenz, hätte ich gewusst, dass Ihr unser Kloster heute besucht, wäre ich allerdings zur Begrüßung und zur Gratulation an der Seite meiner Brüder gewesen!“

Damit war er vor dem Stuhl des Bischofs angekommen, kniete sich vor ihn nieder und küsste den ihm dargebotenen Ring.

Einen Moment war es still – niemand machte eine Bewegung oder ein Geräusch.

„Ich danke dir, Bruder Willigis, erhebe dich und nimm an unserer Tafel Platz, damit du erfährst, was ich beschlossen habe.“

Der junge Mönch durfte auf ein Handzeichen des Bischofs auf dem frei gehaltenen Platz an seiner Seite sitzen, dem Abt gegenüber, der ihn mit strengem Blick betrachtete. Ebenfalls auf der anderen Seite, und unmittelbar neben dem Abt, saß Bruder William, der mit finsterem Blick zu Willigis herüberstarrte.

Willigis bemerkte wohl, wie es im Gesicht des Bruders arbeitete.

William war ungefähr in seinem Alter, nicht ganz so groß und breitschultrig wie Willigis. Wer ihn aber bei seinen Bewegungen beobachtete, erkannte, dass auch in diesem schlichten, schwarzen Habit ein Körper steckte, der durch harte Feldarbeit gekräftigt war. Williams Herkunft unterschied sich so deutlich von der seines Gegenübers wie sein Charakter. Er stammte aus einer alten Adelsfamilie, hatte aber das Pech, als Zweitgeborener auf die Welt zu kommen und damit keine Möglichkeiten, die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Um nicht in die Dienste des Älteren treten zu müssen, wählte er das klösterliche Leben und zeigte sich recht bald als Meister der Handschriften. Wohl niemand konnte die karolinische Minuskel so elegant schreiben wie Bruder William. Diese Schrift, einst im Kloster Crobie entstanden, bewährte sich bald als Schrift des Alltags und wurde in den Scriptorien der Klöster gepflegt.

Auch beim Abschreiben alter Schriften mussten die beiden ungleichen Mönche gemeinsam arbeiten. Während William die Seiten mit seiner eleganten Handschrift füllte, verzierte Willigis anschließend die Anfänge der Kapitel mit wunderbaren Zeichnungen, den Arbeiten des Illuminators. Geschickt fügte Willigis die großen Kapitelbuchstaben, Majuskeln, ein, verzierte die Ränder eines neuen Buches – Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium – mit Ornamenten, Tiersymbolen und kleinen Bildchen und trug mit geschickter Hand anschließend noch Gold und Silber auf. Inzwischen war der Ruf des Klosters, was diese Abschriften betraf, selbst an den kaiserlichen Hof gedrungen und hatte dazu geführt, dass im vergangenen Jahr eine klösterliche Delegation unter ihrem Abt zu Otto I. reiste und ihm ein persönliches Exemplar der Bibel übergab. Aber auch wenn diese beiden Mönche über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügten – sie saßen nur äußerst ungern dicht beieinander und suchten sich nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen, soweit das im Alltag eines Klosters überhaupt möglich war.

„Nun wollen wir noch kurz über die Neuigkeiten sprechen, die ich mitgebracht habe, bevor wir alle zusammen die Terz beten.“

Gespannt richteten sich aller Augen auf den Bischof, der nun mit ernster Miene erklärte: „Es wird meine künftige Aufgabe sein, den Sohn des Kaisers zu erziehen. Natürlich neben meinen übrigen Tätigkeiten, die das Amt eines Bischofs nun einmal mit sich bringt.“

Bischof Volkold von Meißen schwieg und blickte erst zu seinem Nebenmann, dann hinüber zu Bruder William. Während Willigis seinen Blick freundlich erwiderte und sich schon auf die Ankündigungen, die dieser Einleitung folgen würden, freute, erwiderte William den Blick mit finsterem Gesicht.

„Wenn ich in zwei Tagen von hier aufbreche, so werde ich direkt an den Hof unseres Kaisers gehen. Dabei möchte ich euch beide, William und Willigis, an meiner Seite haben. Ihr sollt mir bei der Unterrichtung des jungen Prinzen zur Seite stehen.“

„Das ... das ... kann ich nicht, Exzellenz!“, stammelte William, während Willigis‘ Augen vor Freude zu leuchten schienen.

„Danke, Exzellenz, das ist eine hohe Auszeichnung für einen einfachen Mönch wie mich! Ich freue mich bereits auf die neue Aufgabe, bitte aber um die Gnade, mich von meiner kleinen Gemeinde verabschieden zu dürfen.“

Der Bischof nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an William.

„Du, Bruder William, siehst dich also überfordert mit deiner Aufgabe? Woher kommen diese Zweifel? Ich weiß um deine Fähigkeit beim Schreiben, und genau das sollst du auch bei unserem zukünftigen König übernehmen. Nein, ich lasse keinen Disput zu, William, mein Entschluss steht fest!“

Mit diesen Worten erhob sich der Bischof von seinem Platz, und mit ihm alle Mönche.

„Ich denke, es ist Zeit für unser Stundengebet!“, sagte Bischof Volkold zu dem neben ihm schreitenden Abt Maurus. „Ihr werdet bald feststellen, dass ich mich den Regeln des Heiligen stark zuwende, dem wir unseren Orden verdanken. Ich möchte nämlich, dass die Stundengebete so eingehalten werden, wie er es uns einst vorgegeben hat!“

„Herr Bischof, das ist mir ein persönliches Anliegen!“, antwortete der schon leicht vom Alter gebeugte Abt Maurus. „Ich sehe durchaus, dass eine Lässlichkeit in unserem Leben eingezogen ist, und ich brauche den Rückhalt des Bischofs, um mich durchzusetzen. Leider hat Euer Amtsvorgänger da wenig Gutes bewirkt.“

„Ich weiß, ich weiß, mein Lieber, das soll auch kein Vorwurf sein!“, beschwichtigte der Bischof. Und indem er fortfuhr, zitierte er aus den Regeln des Ordens: „Liebe Brüder, was kann beglückender für uns sein als dieses Wort des Herrn, der uns einlädt? Seht, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg des Lebens. Gürten wir uns also mit Glauben und Treue im Guten, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.“

„In Ewigkeit, Amen!“, antwortete Abt Maurus, und die Mönche wiederholten seine Worte mit leisem Murmeln.

So schritten sie alle gemeinsam in die Kirche und beteten dort.

Als der Bischof Anstalten machte, wieder hinüber in den Kapitelsaal zu gehen, beeilte sich William und passte ihn an der Tür ab.

„Eure Exzellenz, wenn Ihr erlaubt, erbitte ich eine Unterredung.“

„Natürlich, William, ich will nur sehen ...“, antwortete der Bischof etwas zögerlich und blickte sich um.

„Wenn Ihr erlaubt, Exzellenz, unter vier Augen.“

„Meinetwegen, kommt dort hinüber, da sind wir ungestört“, antwortete ihm Volkold und deutete auf den Kreuzgang, der gerade erst vor kurzer Zeit fertig gestellt wurde.

„Eure Exzellenz, was Ihr mir da ... befohlen habt, ist zweifellos eine große Ehre. Aber ich fürchte, dass ich dieser Aufgabe nicht gewachsen bin, zumal ja auch Bruder Willigis ...“

„Ach, da drückt dich der Schuh also!“, antwortete Bischof Volkold, wobei das Lächeln aus seinem Gesicht verschwand. „Du willst nicht gemeinsam mit ihm an den Hof unseres Kaisers ziehen. Denn sonst könnte ich mir keinen Grund vorstellen, weshalb du nicht der Aufgabe gewachsen sein könntest, einem jungen Schüler Lesen und Schreiben beizubringen!“

William wich dem Blick des Bischofs aus. Er suchte nach einer passenden Erklärung und platzte schließlich heraus. „Exzellenz, Bruder Willigis ist in meinen Augen nicht das, was ich unter einem frommen, gottesfürchtigen Mönch und zudem Pfarrer verstehe!“

„Jetzt wird es interessant, Bruder William. Bedenke deine Worte wohl, bevor du weitersprichst!“

Scheu hob William den Kopf, senkte ihn aber sofort wieder vor dem jetzt wirklich finsteren Gesicht seines Bischofs. Er knetete seine Hände und rang erneut nach Worten, bis Volkold ungeduldig mit dem Fuß stampfte und ein lautes „Nun?“ ausrief.

„Er ... er ist ständig zur Jagd unterwegs, und das vereinbart sich nicht mit dem Leben eines Benediktiners, denke ich!“

„Aha. Ist das alles, was du gegen ihn vorbringen willst?“, entgegnete der Bischof.

„Exzellenz, ich möchte doch in aller Bescheidenheit daran erinnern, was uns bereits Erzbischof Bonifatius als Anweisung vor rund zweihundert Jahren gegeben hat. Moment, ich habe es bei mir ...“, erwiderte William und zog unter seinem Habit ein Dokument hervor. Als er es umständlich auseinanderfaltete, erkannte der Bischof mit einem Blick, dass dieser Mönch offenbar vorbereitet war, im geeigneten Augenblick seinen Mitbruder anzuklagen.

Gleich darauf stellte sich der Mönch wichtig in Positur, räusperte sich und begann zu lesen: „Allen Dienern Gottes haben wir es untersagt, Waffen zu tragen, zu kämpfen, ins Feld und gegen den Feind zu ziehen, außer denen, die wegen des Gottesdiensts ... hierzu ausersehen sind. ... Wir haben auch allen Dienern Gottes das Jagen und Herumstreifen in den Wäldern mit Hunden untersagt sowie das Halten von Habichten und Falken ...“ Er wurde durch eine abwehrende Geste des Bischofs unterbrochen.

„Gut, das reicht, ich kenne diese Reformsynode selbst sehr gut. Damals regierte Kaiser Karl der Große, und es ging Bonifatius darum, die Kirche zu stärken. Es sollten auch Güter zurückgegeben werden, die der Adel der Kirche weggenommen hatte. Was ist aus dieser Reform geworden? Wenig, sehr wenig, und selbst unser derzeitiger Kaiser hat diesem Kloster ausdrücklich das Jagdrecht verliehen. Somit erhält heute noch einmal Bruder Willigis von mir ausgesprochen das Recht, für sein Kloster auf die Jagd zu gehen. Was gibt es noch?“

„Da ist vielleicht auch etwas geschehen ... in seiner Pfarrei. Ihr wisst bestimmt, dass man Bruder Willigis mit einer eigenen Pfarrei betraut hat, weil es keinen anderen Pfarrer gab. Es sollte nur zum Übergang sein, aber jetzt ist er dort schon das zweite Jahr. Jedenfalls kam mir zu Ohren, dass ... ich meine ...“

William stockte und schien festzustecken, wagte es auch nicht, den Bischof wieder anzusehen.

„Also, William, dann will ich dir einmal sagen, was du hier wohl andeuten möchtest. Du hast bestimmt nichts von dem Wildbret abgelehnt, dass Bruder Willigis – übrigens mit der ausdrücklichen Genehmigung von Abt Maurus wie jetzt auch der meinen – in die Mauern des Klosters geschafft hat. Habe ich recht? Gut, und das andere, die Geschichte mit der unglücklichen Martha, der Tochter des Dorfschulzen – was du da andeuten willst, ist einfach unglaublich, William.“

Jetzt wagte es der Mönch doch, den Blick zu heben, konnte aber keinen Augenblick den zornfunkelnden Augen des Bischofs standhalten.

„Ihr ... ihr wisst von der Martha?“

„Natürlich! Und ich habe es von Willigis im Gespräch gehört, nicht in der Beichte. Falls es dich interessiert, so kann ich dich doppelt beruhigen. Auch Abt Maurus war bei diesem Gespräch auf Wunsch deines Mitbruders anwesend.“

„Aber ... aber man spricht im Dorf davon, dass er selbst der Erzeuger der Leibesfrucht gewesen ist! Und ich habe doch selbst gehört, wie er zu Abt Maurus gesagt hat, dass es die Frucht einer unzüchtigen Handlung ist, die nun auf die Welt kommt!“

Bischof Volkold richtete sich zu voller Größe auf und donnerte dem verblüfften Mönch entgegen: „Du hast doch bei deinem Eintritt die Regeln des Benediktinerordens gelernt, nicht wahr? Dann wirst du dich auch an diese Worte erinnern: Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute! Such Frieden und jage ihm nach! Und ich will dich gar nicht an das achte Gebot erinnern, in dem es doch ganz deutlich heißt: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten! – Wie stehst du also zu den Regeln deines Ordens und zu dem Wort, dass der Herr, unser Gott, einst Mose gegeben hat?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte sich der Bischof umgedreht und verließ jetzt den Kreuzgang, um die erforderlichen Dinge mit dem Abt zu bereden, die mit seiner Neubestellung verbunden waren.

Der nächste Tag war ein Sonntag, und so verwunderte es den Bruder Portarius nicht, als ein fröhlicher Willigis an ihm vorüberschritt und zur Elbe hinunterging, um sein kleines Boot zu besteigen.

Ja, der Mönch war trotz des bevorstehenden Abschieds von seiner kleinen Gemeinde, die ihm längst ans Herz gewachsen war, in guter Stimmung. Natürlich würde er die Menschen vermissen, die Sonntag für Sonntag die kleine Kirche bis auf den letzten Platz füllten und nicht nur seiner Predigt lauschten, sondern auch seinen Rat wünschten. Er konnte bei dieser Gelegenheit nicht von allen Dorfbewohnern die Beichte abnehmen, dafür hatte er zur Unterstützung den Pfarrer aus dem Nachbardorf. Aber er nahm am Schicksal der Menschen regen Anteil, und das nicht erst seit der Schwangerschaft der unverheirateten Martha.

Willigis löste das Seil und stieß vom Ufer ab, ließ sich mit der Strömung treiben und hatte dabei ihre erste Begegnung wieder deutlich vor den Augen.

Das völlig verzweifelte Mädchen hatte ihn noch am Elbufer abgefangen und schüttete ihm gleich an Ort und Stelle ihr Herz aus, weil sie befürchtete, in der kleinen Kirche bemerkt zu werden, wenn sie darum bat, beichten zu dürfen. Und was sie zu beichten hatte, ließ sich kaum noch durch eine weite Oberbekleidung kaschieren.

„Bitte, Ihr müsst mir helfen!“, war ihre Begrüßung, und dann sank sie in das nasse Gras vor seine Füße.

Rasch griff Willigis zu, hob die junge Frau auf und sagte: „Du musst nicht vor mir knien, knie vor dem Altar und damit vor dem Herrn.“

Ein heftiges Schluchzen erschütterte den Körper, und für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte sie vor ihm fliehen. Aber Willigis hielt sie am Arm, und als ihr jetzt die Tränen aus den Augen stürzten, schloss er sie in die Arme und drückte sie sanft, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.

„Warum heiratet er dich nicht?“, war seine nächste Frage.

Martha sah ihn starr an. Sie überlegte. Eine einzelne Träne rann über die milchige Wange. Sie öffnete den Mund und suchte nach den rechten Worten.

„Er ... er darf nicht!“, stammelte sie schließlich.

„Er darf nicht – oder er will nicht?“

„Er will schon, aber mein Vater ... Ihr müsst verstehen, es ist der Dorfschulze, und mein ... mein Geliebter nur Knecht.“

„Und weiß dein Vater von deinem Zustand?“

Martha schüttelte heftig den Kopf.

„Wenn meine Mutter noch leben würde – sie hätte es ihm beigebracht, da bin ich sicher, aber so ... ich weiß nicht, was ich tun soll und werde wohl in den Fluss springen müssen.“

„Halt, solche Reden will ich von dir nicht hören, Martha! Das ist eine Todsünde und zugleich mit dem Mord an dir auch ein Mord an deinem Kind. Wenn dein Vater dich liebt, wird er auf meine Worte hören!“

„Dann wollt Ihr mit ihm reden?“

„Nach dem Gottesdienst!“

„Oh, du mein Gott – er wird mich aus dem Haus werfen!“, jammerte Martha erneut und brach wieder in Tränen aus.

„Das wird er bleiben lassen. So, nun wisch dein Gesicht ab und komm mit hinüber zur Kirche. Wenn dich die Leute so sehen, gibt es gleich Gerede, und das wollen wir doch beide nicht!“

Martha gelang es, sich zu fassen. Sie ging an der Seite des Mönches zur Kirche, den Blick zum Boden gesenkt, und achtete auf niemand, der verwundert dem seltsamen Paar nachsah, das gleich darauf in der Kirche verschwand.

Das Gespräch nach dem Gottesdienst wurde mitunter recht laut und heftig geführt. Aber es gelang dem Mönch, Marthas Vater zu überzeugen, dass es für sein Seelenheil zuträglicher wäre, der Ehe zuzustimmen. Er würde nicht nur seine Tochter erhalten, sondern noch einen Schwiegersohn und ein Enkelkind dazu bekommen.

Der Schulze war ein harter Mann, aber Willigis gab in keinem Punkt nach und legte schließlich die Hände von Tochter und Vater versöhnend ineinander. Er traute das junge Paar und hielt später das Kind, einen strammen Jungen, über die Taufe.

Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, und als er zu den Menschen blickte, die seitlich aus dem Dorf zur Kirche eilten, erkannte er die junge Familie an der Seite des alten Schulzen.

Martha hob den Arm, und als die anderen ihn ebenfalls sahen, eilten sie auf ihn zu, griffen seine Hände, und dann war es der alte Schulze, der stolz seinen knapp einjährigen Enkel hochhob und ihn dem Mönch präsentierte.

Ich danke dir, Herr, dass ich diesen Menschen helfen konnte. Sehe ich dieses Glück in den Augen des alten Mannes, dann weiß ich, wozu ich so lange an dieser Stelle ausharren musste. Ich bitte dich aber jetzt, Herr, geleite mich auf dem Weg zum kaiserlichen Hof, führe mich und gewähre mir die Gnade, weitere Menschen glücklich zu machen!, betete Willigis in Gedanken. Dann aber wurde er von der Familie umringt und bis zum Altar begleitet.

Nachdem er die Eucharistie zelebriert hatte und den Abschlusssegen aussprach, wollten die Gläubigen die Kirche nicht verlassen. Er hatte ihnen vor dem Abendmahl berichtet, dass der neue Bischof ihn aus dem Kloster angefordert habe und mit ihm nun gemeinsam an den Hof des Kaisers ziehen würde.

Willigis Blick ruhte auf den Köpfen seiner Gemeinde, die ihn mit betrübten Gesichtern ansah. Dann aber klatschte er plötzlich in seine Hände und rief laut aus: „Freut euch, dass eure Namen im Himmel festgeschrieben sind! Gott hat euch nicht vergessen, haltet in Einigkeit in der Gemeinde zusammen und lasst euch nicht von dem Bösen verführen! Höret nun mein Schlusswort aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper: Sorget nichts! sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu! Amen!“

Das gemurmelte Amen der Gemeinde folgte, und dann ging Willigis zum Ausgang, bevor langsam und mit bekümmerten Gesichtern einer nach dem anderen die Kirche verließ und dem Mönch die Hand drückte. Später ruhte sein Blick dann auf den letzten Menschen in einer der mittleren Bankreihen. Ohne Zögern ging er auf dem Mittelgang zu diesen Personen.

Es war Martha mit ihrem Kind auf dem Arm, den Mann und den Vater an der Seite, die ihm den Sohn mit ausgestreckten Armen hinhielt, und Willigis machte über ihm das Zeichen des Kreuzes. Dann schüttelte ihm der Schulze kräftig die Hand, eine Träne schimmerte in seinem Auge, ähnlich auch bei dem Schwiegersohn. Martha hatte das Kind ihrem Mann in die Arme gedrückt, drehte sich noch einmal zu Willigis um, griff seine Hand und streichelte sanft mit der anderen darüber.

„Niemals werden wir Euch vergessen können, Herr! Ich bete zur Heiligen Mutter Gottes, das sie Euch beschützt und vor allem Bösen bewahrt! Lebt wohl, und vergesst nicht Martha!“

Damit machte sie sich rasch los und lief hinaus, wo sie die anderen bereits erwarteten.

Willigis war durch diese Abschiedsszenen so bewegt, dass er die Tür leise schloss, noch einmal zum Altar zurückkehrte und dort in einem langen Gebet versunken stand, bis er sich schließlich zu den Kerzen drehte, sie alle sorgfältig löschte und dann mit langsamen Schritten und gesenktem Haupt hinunter zur Elbe schritt, wo sein kleines Boot bereit lag. Der Wind war günstig für eine rasche Rückkehr stromaufwärts, und als er das Boot an der schmalen Flussbiegung beim Felsen vorüberlenkte, konnte er nicht widerstehen, auch von der Baustelle noch einmal Abschied zu nehmen.

Rasch stand er auf dem Felsen, das Tau in der Hand, und schlang es gleich darauf um einen der Bäume, die dicht am Elbufer standen. Langsam ging er den Hügel zu der Baustelle hinauf, an der am heutigen Tag alle Arbeit ruhte. Aber man bemerkte ihn schon von Weitem, denn sein schwarzes Habit verriet den hier lebenden Männern natürlich, wer sich da ihnen näherte.

„Willigis, heute am heiligen Sonntag unterwegs?“, rief ihm ein stämmiger Baumeister zu, dessen Haupthaar und langer Bart von zahlreichen Silberfäden durchzogen waren.

„Meister Niclas, ja, ich habe gerade meine letzte Sonntagsmesse gelesen und bin gekommen, um mich auch hier zu verabschieden!“, antwortete der Mönch freundlich und schaute in die Runde der hier im Freien zusammensitzenden Schar. Viele von ihnen kannte er, und bei dem Steinmetzmeister, der eine sehr rote Gesichtsfarbe hatte, nickte er. Der gute Mann hatte schon vor dem Mittagessen einen mächtigen Bierkrug vor sich stehen, und Willigis wusste, dass es nicht der erste war. Aber auch der Meister verstand sein Handwerk, hatte einiges an den vorgeführten Arbeiten des Mönches kritisiert und ihm dabei sehr gute Tipps gegeben.

„Was soll das bedeuten? Will uns der Mönch etwa verlassen? Hört einmal, Willigis, wisst Ihr eigentlich, dass Ihr aus dem ganzen Haufen dieser Betbrüder der einzige seid, mit dem man nicht nur vernünftig reden kann, sondern auch gern mal einen Becher Bier geleert hat?“, rief der Steinmetz mit donnernder Stimme.

„Ach, Meister Friedhelm, das ist nicht sehr freundlich von dir meinen Mitbrüdern gegenüber!“

In das allgemeine Gelächter stimmte auch der Steinmetz ein, und hob seinen Becher. „Setzt Euch zu uns, Mönchlein, und labt Euch! Von dem vielen Gerede von der Kanzel herunter müsst Ihr doch vollkommen ausgetrocknet sein! – Heda, Geselle, einen Becher für unseren Bruder Mönch, und voll eingeschenkt!“

Noch bevor Willigis etwas erwidern konnte, stand der Krug schäumend vor ihm auf einem der Steinblöcke. Mit einem unterdrückten Seufzer ließ er sich bei den Männern nieder und erwiderte die guten Wünsche, mit dem man ihm den Krug entgegenhielt. Nach einem tiefen Schluck wischte er sich den Mund sauber und wandte sich an den Baumeister.

„Meister Niclas, es wird nicht einfach sein, etwas über meine Zukunft zu sagen. Ich weiß nur so viel, dass mich unser neuer Bischof als Lehrer an den kaiserlichen Hof bringen will. Aber meine Pläne sind weitreichender, und du weißt ja ebenso wie jeder hier in der Bauhütte, was ich bei euch lernen konnte. Dafür möchte ich einfach Danke sagen, es ist mir immer eine Wohltat gewesen, wenn ich euch bei der Arbeit zusehen durfte!“

„Ach was, hör sich einer diesen Mönch an! Er will bei uns gelernt haben! Zugesehen hat er, auch mal kräftig zugepackt – aber ob man nun mit Fug und Recht behaupten darf, dass er etwas gelernt hat? Ich sage nur eines, Mönchlein: Vergesst die wichtigsten Dinge nicht, wenn es nicht nur Dreiecksbogen werden sollen! Ein wahrer Baumeister weiß, wie ein Bogen entworfen wird, und ich erinnere nur an die etwas jämmerlich ausgefallenen ersten Versuche, die wir beide gemeinsam gemacht haben! Der Kreisbogen gelingt nur dann, wenn seine Scheitelhöhe immer genau die halbe Spannweite beträgt. Und solltet Ihr einmal die verrückte Idee haben, allein einen Dreipassbogen zu probieren, dann rate ich Euch, dass Ihr daran ohne andere Arbeiter mauert. Wenn er zusammenfällt, gibt es nur einen toten Mönch, und nicht nur ein paar der wertvollen Gesellen!“

Erneutes Gelächter, dann leerte Willigis seinen Becher und erhob sich wieder.

„Herzlichen Dank für alles Gute, das ihr mir getan habt. Und nein – ich werde keine Kirche bauen, denn dazu müsste ich zumindest Bischof werden und eine eigene Diözese besitzen, wo ich das könnte. Lebt wohl und – Gottes Segen für Euch!“

„Aber Mönchlein, warum so bescheiden? Wir wir Euch einschätzen, habt Ihr auch das Zeug zum Heiligen Vater! Geht nur nach Rom, dort wird Euer Glück gemacht! Und wenn Ihr dann wirklich eine Kirche bauen wollt – Ihr wisst, wo Ihr uns die nächsten Jahre finden könnt!“

Lachend eilte Willigis nun zum Boot, um den guten Wind weiter zu nutzen und nunmehr endlich das Kloster auf dem Berg wieder aufzusuchen, wo man sicher schon ungeduldig auf seine Rückkehr wartete. Es gab noch einiges zu besprechen und noch nicht vollendete Arbeiten einem der anderen Brüder zu übertragen. Allerdings war sich Willigis auch bewusst, dass er bei den Illuminationen der Buchseiten nahezu alles bis auf winzige Kleinigkeiten fertiggestellt hatte. Abt Maurus würde ihn nur ungern ziehen lassen, aber er hatte ein gutes Gewissen, wenn er an seinen Arbeitsplatz im Scriptorium dachte. Diese noch verbliebenen Kleinigkeiten konnte jeder andere ausführen. Bei diesem Gedanken fiel ihm aber auch Bruder William ein. Der ewige Nörgler, der sich ihm gegenüber oft sogar feindselig verhielt, würde es bestimmt nicht wagen, sich dem Willen des Bischofs ernsthaft zu widersetzen.

Aber ob die beiden Mönche am Hof des mächtigen Kaisers miteinander auskommen würden? Er hatte da so seine Zweifel.

Die Gemahlin des Bischofs: Tore aus Bronze 1

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