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Kapitel 3

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Das Telefon klingelte in seinem durchdringendem Ton unaufhörlich während Iris und Tom in ein Pokerspiel vertieft waren.

Iris war schockiert, dass sein bester Freund das Spiel noch nie gespielt hatte und da sie ohnehin nichts zu tun hatten außer auf Streamingportalen unterwegs zu sein, begannen sie zu spielen. Allerdings stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass Tom ein absolutes Naturtalent war. Bereits nach der zweiten Runde hatte er alle Regeln verstanden und nach Runde fünf besiegte er seinen Gegner in jedem Spiel.

Sie begannen nebenbei Mariks Bar zu plündern und sich über Intimeres, was sie beschäftigte, zu unterhalten.

Iris wiederum beichtete, dass er schon so lange keinen Sex mehr gehabt hatte, dass er kaum noch wusste wie das geht. Er erfuhr wiederum, dass Tom insgeheim das Ziel hatte, irgendwann Angel für sich zu gewinnen.

Wenn Iris nicht selbst einmal eine Phase gehabt hätte, in der er in den Jungen verliebt gewesen war, hätte er gefragt, warum. Aber er kannte den Grund. Er war gutaussehend, fast einer Puppe gleich, außerdem war er nett, charismatisch und einnehmend, des weiteren kannte er niemanden, der Angel kannte und ihn nicht mochte.

Im Übrigen waren Vampire alle bisexuell, obwohl es einigen Menschen auch nicht anders erging, allerdings war er nicht so fanatisch wie Tom. Er hatte den Vampir aufgegeben, da Angel sich ohnehin in jemand Anderen verliebt hatte, hatte es ohnehin keinen Sinn.

Da das Telefon weiter klingelte, entschied sich Iris schließlich den Tisch zu verlassen und zum Büro zu gehen um den Hörer abzunehmen.

Am anderen Ende der Leitung meldete sich Famulus. „Hey, ich bin es. Geht ihr eigentlich auch mal ans Telefon. Ich habe es bestimmt hundert Mal klingeln lassen. Ach, auch egal, ich habe was für euch. Im Kongo gibt es ein Bedrohung mit bösen Bäumen.“

Iris war sprachlos und fragte sich, wann sein Gesprächspartner so weit aufgestiegen war, dass er jetzt nicht mehr nur Betthase war, allerdings erwähnte er hierzu nichts und kehrte zum Wichtigen zurück. „Fam. Wie soll ich das verstehen. Es gibt keine Baummonster wie Ents oder so. Nachdem wir Herr der Ringe gesehen haben, haben wir das geprüft.“

Famulus, der gutaussehende Diener der Hexe, rollte mit den Augen. „Ich habe nichts von Baummonstern erzählt. So etwas gibt es natürlich nicht, außer vielleicht in der japanischen Literatur, da lebt doch alles irgendwie, sondern böse Bäume, höchstwahrscheinlich durch eine Hexe verwandelt. Also nehmt ihr jetzt an? Die weiteren Details folgen dann wie immer im Nachhinein.“

Iris raufte seine brauen Haare und stotterte leicht. „Nur Tom und ich sind da und wo ist das im Kongo? Keiner von uns spricht die Sprache, die man dafür braucht. Angel spricht doch fast alles. Er könnte...“

Famulus unterbrach den Vampir mit den brauen Augen rüde. „Ich weiß, dass Angel im Urlaub ist. Der Junge wird jetzt mal in Ruhe gelassen. Der Auftrag ist schließlich für euch. Macht es doch selbst und holt euch einen Übersetzer, wenn es nötig wird. Ich schicke euch alles Weitere an euer Mailfach.“ Mit diesen Worten legte er auf.

Iris wiederum war auch wütend. Sie beide sollten zwar die Stellung halten, aber sie wollten erst einmal keinen neuen Auftrag annehmen. Das komplette Broken Bones war sich einig gewesen, erst einmal seiner eigenen Wege zu gehen und Urlaub zu machen.

Plötzlich noch während er in seinen Gedanken vertieft war, vibrierte sein Handy. Er holte es raus und entsperrte es. Er sah das, was er auch schon erwartet hatte, eine Mail auf ihrem Dienstmailfach und diese war wider Erwarten von Famulus. Er getraute sich eigentlich nicht sie zu öffnen. Es war gerade so schön gewesen, mit seinem besten Kumpel Tom zu spielen.

Er hatte die Mail schon geöffnet, las sie aber noch nicht. Er machte sich auf den Weg zurück zu seinem Kollegen und wollte diese mit ihm zusammen durchgehen.

Tom fragte sogleich, nachdem er bemerkte, dass er zurück war. „Und, wer war es?“

Iris grummelte. „Arbeit.“

Tom sah ihn mit seinen goldenen Augen an und erwiderte darauf. „Ich hoffe, du hast abgelehnt.“

Sein Freund sah schuldbewusst nach unten und antwortete wiederum. „Konnte ich nicht. Kam von der Hexe. Hätte ich abgesagt, würde sie uns nicht mehr helfen, wenn wir sie brauchen.“

Tom spielte an seinem langen, geflochtenen, weißen Zopf und schnaubte. „Na toll, dann müssen wir wohl ran, oder? Hast du schon den Auftrag per Mail erhalten.“

Iris nickte. „Ich kann es dir vorlesen.“

Tom stand auf und winkte ab. „Nein, sag mir nur, wo es hingeht und wen wir ausschalten müssen. Alles andere kannst du mir auf dem Weg sagen.“

Iris nickte und erklärte kurz: „Es geht in den Kongo, nach Afrika also, und wir müssen höchstwahrscheinlich gegen Hexen und böse Bäume kämpfen.“

Tom rollte mit den Augen. „Toll, schon wieder Hexen. Ich kann die nicht ausstehen. Wie kommen wir dahin?“

Iris erwiderte: „In der Mail steht ein Treffpunkt, an dem wir uns in zwei Stunden einfinden sollen. Wir werden mit dem Helikopter dort hingeflogen. Er steht uns dann auf Abruf zur Verfügung und holt uns wieder ab.“

Tom nickte. „Wenigstens was. Ich packe einmal etwas Zeug zusammen. Man weiß ja nie wie lange es dauert. Kontaktiere du Akira und den Teufel. Die müssen für uns übernehmen.“

Tom grübelte., „Soll ich wirklich?“

Tom sagte resolut: „Wir haben uns geeinigt, dass zwei von uns immer da sein müssen und sie sollen die Stellung halten weil sie die Vertretung sind. Außerdem ist Akira nur auf Tour jemanden aufzureißen und der Teufel ist neu. Also was solls.“

Wenige Stunden später waren sie auch schon im Kongo angekommenen. Dort wurden sie in der Nähe des vorbestimmten Waldstückes rausgelassen.

Tom war schockiert wie rückständig es hier auch im zweiundzwanzigsten Jahrhundert immer noch war. „Omg. Wie kann das hier so aussehen? Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter. Lass uns gehen. Ich will nicht länger bleiben als nötig.“

Iris entschuldigte sich. „Ich hätte dich vorwarnen sollen. Schließlich warst du noch nie in diesem rückständigen Teil in der Welt.“

Tom unterbrach ihn. „Nein, alles gut. Ich habe als ich jung war Schlimmeres geschehen. Schließlich bin ich im feudalen Japan aufgewachsen, aber es weckt schon schlimme Erinnerung. Wo müssen wir hin, weißt du das?“, versuchte er das Thema zu wechseln.

Iris schüttelte mit dem Kopf. „Keine Ahnung. Wir müssen in den Wald und zu den Bäumen, diese ausmerzen und warten bis die Hexe kommt um den Zauber zu erneuern und diese dann auch töten. Oder so ähnlich.“

Tom grübelte. „Von Angel habe ich gelernt, dass man sich immer ein Bild von dem Wesen, was man auslöschen will, machen soll, weil es vielleicht nicht böse ist!“

Iris verzog das Gesicht. “Ja, können wir schon machen, aber glaubst du, dass sie wirklich gut ist, nach dem was wir mit Hexen schon erlegt haben? Außerdem steht im Bericht, dass das Baummonster alle, die den besagten Wald betreten haben, umbringt oder verstümmelt.“

Tom hatte davon während des Fluges von Iris erfahren, aber er wollte es trotzdem machen wie Angel. Er wollte so ein besonnener Jäger werden wie er, auch wenn er immer noch eine leichte Abneigung gegenüber den Menschen hatten.

Gemeinsam suchten sie nach dem betreffenden Waldstück und versuchten das unheimliche Wesen aufzuspüren. Allerdings erwies sich dies als schwieriger als gedacht, da sie das gesamte Waldstück durchsuchten und nichts fanden.

Iris schlug vor, sich in einem Hotel einzumieten und zu unterschiedlichen Zeiten des Tages versetzt immer wieder Streife durch den Wald zu laufen.

Tom überlegte kurz, verneinte den Vorschlag dann aber. „Nein, lass uns auf die Lauer liegen und den Wald rund um die Uhr beobachten. Ich sehe da bessere Chancen für unsere Mission.“

Sein Freund widersprach. „Und dann tagelang im Dreck schlafen?“

Tom sah ihn skeptisch an. „Wieso so verwöhnt? Du hast früher doch bestimmt auch überall geschlafen. Ich bin im mittelalterlichen Japan aufgewachsen und die meiste Zeit als Monster angesehen worden und habe auch viel unter freien Himmel geschlafen. Außerdem will ich das schnell beenden. Ich will wieder nach Japan.“

Auch wenn Iris nicht damit einverstanden war, widersprach er nicht weiter und nahm es einfach so hin.

Nachdem die beiden Vampire so unauffällig wie möglich versuchten, den Wald zu überwachen, geschah erst nach einigen Tagen etwas.

Ein Kind hatte sich in den Wald geschlichen,Tom und Iris merkten dies erst zu spät, und wurde von drei verknöcherten Bäumen, die Löcher in Form von Augen und Mund in der Rinde hatten, angegriffen.

Bevor allerdings etwas Schlimmes passieren konnte, griff Iris sich das Kind und schaffte es rechtzeitig nach draußen.

Unterdessen hatte Tom seine Peitsche herausgeholt und schlug die Kreaturen mit mehr Kraft als er gewöhnlich einsetzten musste, um einen Gegner, zu besiegen kurz und klein.

Allerdings tauchten kurz darauf wieder drei neue, gleichartige Wesen auf, die er ebenfalls schnell ausschaltete. Das wiederholte sich erneut als neue Wesen erschienen, diesmal allerdings sechs Kreaturen, und hinter diesen tauchten noch mal sechs weitere auf. So entschied sich Tom diesmal, die Flucht anzutreten.

Iris erschien nach einigen Minuten aber auch wieder neben ihm. „Das Kind ist in Sicherheit. Soll ich dir helfen?“

Tom überlegte nicht lange und verneinte. „Geh und suche das Hexenwesen. Ich kann mich gut allein durchschlagen, aber solange sie im Hintergrund agiert. kann ich die Wesen nicht vollständig ausschalten. Sie kommen immer wieder und werden sogar mehr.“

Iris nickte. „Nun gut, aber pass auf dich auf.“ Mit diesen Worten verschwand Iris und Tom lockte wiederum die Wesen weiter hinter sich her.

Iris versuchte sich in die entgegengesetzte Richtung durchzuschlagen. Er bewegte sich so schnell, dass er für das menschliche Auge fast unsichtbar war und so hatte er binnen von Sekunden mit seinen übernatürlichen Sinnen die Hexe gefunden.

Er schlich sich von hinten an sie heran und hielt ihr seine Waffe an den Kopf. „Wenn du etwas Krummes versuchst erschieße ich dich. Nimm die Hände hoch und lass die Bäume verschwinden. Ich mache keine Witze. Ich bin ein Jäger und habe schon Tausende getötet, die so sind wie du.“

Die Hexe zögerte keinen Moment und erhob die Hände. Dass sie auch ihre Monster zurückrief, merkte er daran, dass Tom nun auch vor ihr stand und sie mit der Peitsche bedrohte, die so viele ihrer Wesen zerstört hatte.

Er fragte sie auf Englisch. „Warum machst du das? Du versuchst unschuldige Kinder zu töten?“

Nun fand die Hexe, die noch sehr jugendlich wirkte, auch ihre Sprache. Sie erinnerte mit ihren schwarzen Haaren und der dunklen Haut an eine Voodoo-Priesterin, mit den geflochtenen Zöpfen und den Blumen im Haar.

Sie antwortete mit starken Akzent. „Ich habe niemals jemanden getötet. Ich hab...“

Iris spannte den Hahn seiner Desert Eagle. „Lüg nicht. Man hat uns Berichte vorgelegt, die aufweisen, dass du hunderte Menschen verstümmelt und getötet hast. Außerdem hast du...“

Sie unterbrach nun ihn. „Ich habe nichts davon getan. Obwohl, vielleicht gab es Verstümmelungen, ich weiß es nicht genau, ich will doch nur diesen Wald schützen. Ich...“

Iris ließ sie auch wieder nicht aussprechen. Mit allen Mitteln. „Was..?“

Bevor sie noch etwas erwidern konnte, ergriff Tom das Wort. „Lass sie doch mal in Ruhe aussprechen. Vielleicht hat sie Recht. Ich kann nichts Böses an ihr wahrnehmen. Etwa du?“

Iris versuchte zu widersprechen, aber Tom schüttelte mit dem Kopf. „Sprich Hexe und sei absolut ehrlich. Wir finden es ohnehin heraus wenn du lügst.“

Die Hexe sprach mit ihrem starken Akzent weiter. „Ich habe niemals jemanden getötet. Vielleicht haben meine Bäume Menschen, die ihren Brüdern wehtaten, verstümmelt, aber nur um sie zu verjagen. Kindern und auch die, die sich verirrten haben, haben sie nie etwas getan, außer Angst einzujagen.“

Tom unterbrach sie. „Moment, diese Bäume, sie sind mit den anderen Bäumen verwandt, also sind sie auch Bäume und nicht komplett durch Magie von dir erschaffen.“

Die Hexe nickte. „Nur weil sie keine Gesichter haben, bedeutet das nicht, dass sie keine gefühlvollen Lebewesen sind. Ich zum Beispiel bin eine Waldhexe und kann die Bäume hören. Ich kann hören, wie sie miteinander reden, spielen und schreien. Ja, Bäume haben auch solche Gefühle und ich konnte es eines Tages nicht mehr ertragen, ihnen beim Sterben zuzuhören und so entschied ich mich, mich im Wald niederzulassen um die Bäume zu beschützen. Der Wald auf der Erde wird immer weniger und wenn wir nichts unternehmen, wird es bald nur noch wenige Bäume eingesperrt zwischen gigantischen Bauten geben.“

Tom blickte zu Iris. „Sie hat recht. Der Mensch ist Schuld, dass die Natur leidet und immer weniger wird.“

Iris schüttelte mit dem Kopf. „Und selbst wenn sie die Wahrheit sagt? Was willst du tun, die Menschen alle töten? Wenn, dann frage ich mich aber, wiegt das Leben eines Baumes wirklich das eines Menschen auf?“

Die Hexe fühlte sich angesprochen. „Und wer hat entschieden, dass ein Baum weniger wert ist? Wenn die Bäume und auch die Natur sterben, stirbt auch der Planet, aber die dummen Menschen verstehen das einfach nicht.“

Von diesen Worten beflügelt steckte Tom seine Peitsche ein und winkte Iris zu sich, der mittlerweile auch seine Waffe eingesteckt hatte. „Wir prüfen deine Geschichte. Wenn du wirklich niemanden getötet hast, bist du aus dem Schneider.“

Tom freute sich, dass Iris es auch endlich verstanden hatte. „Genau. Außerdem werden wir erwirken lassen, dass dein Fleckchen Natur geschützt wird. Vielleicht findest du ja auch Wege, andere Teile der Natur zu schützen, ohne die Bäume in Monster zu verwandeln.“

Die Hexe war sprachlos und ihre Augen wurden immer größer. „Und das wars. Ihr lasst mich dann in Ruhe. Die Vampire machten sich zum Gehen bereit und Tom erklärte: „Wir sind Monsterjäger und damit sind nur die bösen Wesen gemeint, nicht solche wie du.“

Die Hexe war beeindruckend. „Da trifft man zum ersten Mal auf Vampire und dann sind es auch noch nette. Das hätte ich nun nicht gedacht.“

Die beiden Vampire holten Erkundigungen ein und erfuhren, dass die Hexe Recht hatte. Der Bürgermeister der Stadt, der die Monsterjäger beauftragt hatte, wollte den Wald abholzen lassen um dort ein Einkaufszentrum, was in dieser verfallenen Stadt niemand brauchte, errichten zu lassen.

Das verhinderte die Hexe allerdings erfolgreich mit ihrem Aufstand.

Die Vampire führten daraufhin ein energisches Gespräch mit dem Verantwortlichen und dieser entschied sich nach einigen blauen Flecken und Knochenbrüchen, das Gebiet in Ruhe zu lassen.

Nach dem Gespräch gingen sie noch einmal zu der Hexe und erzählten ihr von den Neuigkeiten. Zum Dank gab sie ihnen noch ihre Telefonnummer und versprach ihnen zu helfen, wenn sie sie brauchen würden.



Blutkrieg

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